die vornehmſten Tuͤrken nach den Mo⸗ Kadi's zur Herſtellung der Ord nung auffordern, und ſandte Wachen an die Gebaͤude, wo ſich Fluͤchtige vereiniget hatten, durchzog ſelbſt die Straßen, nahm die Unruheſtifter feſt, und ſo gelang es ihm, die Ruhe wieder herzuſtellen. Er richtete ſodann eine Art Buͤr er⸗ wache ein, um ähnlichen Ausbruͤchen vorzubeugen. Die engliſche Fregatte Dartmouth, zur Zeit jenes Vorſalls vor Anker bei Suda, ging, auf die Nachricht hievon, nach Candia unter Segel; der Comnandant derſelben, Capitain Fellowes, trug dem Paſcha Huͤlfe an, um die Wiederho⸗ lung äͤhulicher Auftrirte zu verhuͤthen, „welche als eine Ver⸗ letzung der Stipulationen des Londoner Tractats angeſehen werden koͤnnten“, und erhielt zur Antwort ablehnenden Dank fuͤr ſein Anerbieten, und einen Saͤbel zum Geſchenke. Die Fregatte ſalutirte den Platz, und entfernte ſich. Es

ein Ende zu machen, ſcheen rufen, dort von den

beſteht dermalen keine Blokade der Haͤfen der Inſel Kan⸗

dia; doch erſcheinen von Zeit, zu Zeit dort engliſche Kreuzer. Muſtapha⸗Paſcha mit 4000 Arnauten der Armee des Vice⸗Koͤnigs von Aegypten, ſteht fortwaͤhrend in Kauea; 1000 Mann derſelben Truppen ſtehen auf andern Punkten der Inſel; in der Stadt Kandia ſelbſt nur 150; der Ge⸗ neral⸗Gouverneur Soliman⸗Paſcha hat an 600 Mann ustruppen. An Kandiotiſchen Tuͤrken ſind etwa 2009 ann, welche Dienſt in den Feſtungen thun. Der Auf⸗ ſtand der Griechen beſchränkt ſich auf Orte Amari⸗ Caſtelli, Milap Sfakia und Selino. Die

otamo, S Seessen türkiſchen Plätze auf Kandia ſollen auf ein Jahr ver⸗ pflegt ſeyn.

i die Fortſetzung des geſtern abgebrochenen

Ere 988 eegeres⸗

„Das Kaiſerlich Ruſſiſche Cabinet, uͤberzeugt, daß es in Staatsgeſchäften mit Gefahren verbunden iſt, uͤber Moͤg⸗ lichkeiten einen Schleier zu werfen, und ſich deren wahr⸗ ſcheinliche Folgen zu verhehlen, 23 mit Freimüthigkeit ſeine Anſichten in Bezichung auf die beiden erwähnten Faͤlle dar⸗ gelegt. Es wuͤrde ſich gluͤcklich ſchaͤtzen, uͤber dieſen Gegen⸗ ſtand eine dieſer entgegengeſetzte Meinung annehmen zu koͤn⸗ nen; aber ſomit haͤtten die verbuͤndeten Höoͤfe, ſelbſt wenn jene Meinung plauſibel waͤre, noch andere wichtige Fragen zu bedenken und zu entſcheiden. Kann Rußland in der That mit Gleichgültigkeit die Verlängerung eines Zuſtandes an⸗ ſehen, der ſeinen Verbindungen mit der Levante ihre eigent⸗ liche Bedeutung entzicht, eines Zuſtandes, der dort ſeinen Handel laͤhmt und ſeine theuerſten Intereſſen betheiligt? Die uͤbrigen Maͤchte haben, es iſt wahr, g. ſG ſſtiven Gruͤnde geltend zu machen; wuͤrde es aber der⸗ Peaüteik und der Großmuth, welche deren erſtes Attribut iſt, entſprechen, dem Ungluͤcke, unter welchem ſowohl Griechen⸗ land als die Tuͤrkei ſeufzt, gar kein Ziel zu ſetzen? Dieſe Mächte betrachten es alle als eine heilige Pflicht, zur Er⸗ haltung des allgemeinen Friedens beizutragen; allein ſo lange die Kämpfe der Pforte mit Morea und den Inſeln des Archipels dauern, ſo lange Anarchie und Nevolution dort heerſchen, iſt dieſer Friede, der Gegenſtand ſo⸗ gerechter Wuͤnſche, weder in der Wirklichkeit vorhanden, noch als vollſtändig zu be⸗ trachten. Er iſt es nicht in materieller Hinſicht, denn das Ende des Kampfes, von dem wir ſprechen, ſcheint noch fern zu ſeyn; er iſt es

nicht 5 89-neSeeee. denn * 8 fnährt in allen Geiſtern Europa's eine Unruhe, werden kann. Man hat geſehen, wie die verbuͤndeten Hoöfe Schwierigkeiten uͤberwunden haben, die fuͤr jede andere Kraft, nur nicht füͤr bie ihrer Vereinigung, unuberſteiglich waren; man hat geſehen, wie ſie die Gewalt⸗ herrſchaft und den unheilbringenden Eroberungsgeiſt entthron⸗

ie ſie .

4 mächtiger Hand die geſellſchaftliche Ordnung auf ihren alten Grundlagen wieder befeſtigten. Wuͤrden die⸗ ſelben heute eine der natuͤrlichen Folgen ihres Syſtems von ier Hand weiſen, und ſolche nicht vielmehr mit den Ergeb⸗ niſſen geerint ſehen wollen, welche ihnen ſo vielſgche Anſpruͤche auf die Erkenntlichkeit der Gegenwart und der Jukunft geben?

F 1 beſtgeſinnten Menſchen wuͤrden üͤber dieſe Veraͤnderung troffen ſeyn, und den Verbuͤndeten Mangel an Ausdauer

8 und Muth zum Vorwurfe machen ebnnen. Andererſeits

Waͤrden die Unruheſtifter, welche aus den Staaten vertrie⸗

e ag a ie aur Scmäche und Veratz gheigt haben,

mmehr als je ihre ungluͤckſelige Fhenegea⸗ den Griechen mit⸗

theilen; ſie wuͤrden die Bande befeſtigen, welche ſie moͤglicher Weiſe bereits in dieſem Lande angeknuͤpft haben, ſie wuͤrden ihren zerſtörenden Lehren den Sieg verſchaffen, und vielleicht

zu fuͤhren, indem ſie die Al⸗

dahin gelangen, die Vöͤlker irre zu fuͤr m 1 bchalteham, ſie wolle Griechenland unter ein anarchi⸗

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die Geißel militairiſcher Revolutionen vernichte⸗

Rußlands mit der P

ſches und barbariſches Joch zuruͤckfuͤhren, und den Maho⸗ medanismus auf eine Linie mit der chriſtlichen Religion ſtel⸗

len. Es waͤre uͤberſtuͤſſig, die uͤblen Folgen ſolcher Irrthuͤ⸗ mor der Reihe nach aufzuzuhlen; ſie wuͤrden hinreichen, die Freunde des Guten zu entmuthigen, und jene Unruheſtifter, welche aus glben Ue eln. der Menſchheit Vortheil zu ziehen ſuchen, mit Frende erfuͤllen. Es iſt daher fuͤr die Allianz wichtig, ihre wahren Abſichten an den Tag zu legen, es iſt fuͤr ſie wichtig zu zeigen, daß ſüe allenthalben den Frieden herzuſtellen und zu befeſtigen verſtehen. Um dies bewri⸗

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ſen, moͤge ſie durch ihre vereinigten Bemuͤhungen den gluͤck⸗ lichen Ausgang einer Unterhandlung beſchleunigen, ohne welche man vergedens verſuchen wuͤrde, die Beziehungen

orte auf dauerhaften Grundlagen wie⸗ der herzuſtellen. Durch ſeine Intereſſen und Grundſaͤtze dazu berufen, ein ſo heilſames Reſultat zu erleichter, will das Ruſſiſche Cabinet die Wege zwar andeuten, welche nach ſei⸗ ner Anſicht am ſicherſten zu dieſem Ziele fuͤhren; es muß ſich dabei aber auf allgemeine und ſummariſche Bemerkungen be⸗ ſchraͤnken, und fuͤr eine andere Zeit die Details vorbehalten, weſche eine tiefere Kenntniß der Menſchen, der Dinge und der Lokalitaͤten erfordern. Da eine Unterhandlung, deren Zweck eine Verſoͤhnung Gricchenlands mit der Tuͤrkei iſt, uner⸗ ſaßlich ſcheint, und man ſich daher vorbereiten muß, eine ſolche zu eroͤffnen, ſo ſcheint es natuͤrlich, die Beduͤrfniſſe, Intereſſen und legitimen Wuͤnſche der Tuͤrken wie der Grie⸗ chen zu pruͤfen, um Vorſchlaͤge daraus abzuleiten, welche ſo⸗ wohl dieſe als jene annehmen muͤßten. Es iſt einleuchtend, daß die Tuͤrken nie einwilligen werden, die politiſche Unab⸗ haͤngigkeit Griechenlands anzuerkennen, unter welcher Form es auch ſey. Es leuchtet aber eben ſo ſehr ein, daß die Grie⸗ chen ihrerſeits niemals darin willigen werden, in das vor dem Kriege beſtandene Verhältniß zur Pforte zuruͤckzutreten. In einem Mittelwege liegt alſo die Loͤſung des Problems und ohne allen Zweifel leiſtet man ſich ſelbſt die ſicherſte Ge⸗ waͤhr fuͤr einen guͤnſtigen Erfolg, wenn dieſer Mittel⸗ weg durch Beiſpiele gerechtfertigt wird, wenn er erlaubt, den Tuͤrken vorzuſtellen, daß ſie durch ihre Einwilli⸗ gung nur Conceſſionen machen wuͤrden, die ſie unter gleichen Umſtaͤnden ſchon gemacht haben, den Griechen aber zu Gemuͤthe fuͤhrt, daß ſie durch ihren Beitritt Alles erlangen wuͤrden, worauf ſie ein Recht haben. Vielleicht werden die verbuͤndeten Hoͤfe ſinden, daß der Plan, von dem wir hier einen leichten Abriß entwerſen, einige dieſer Bedingungen vereinigt. Da in dem Ottomaniſchen Reiche abgeſonderte Fuͤrſtenthuͤmer beſtehen, die fruͤher von den Tuͤrkiſchen Herr⸗ ſchern, wenn nicht geſchaffen, doch wenigſtens gern aufrecht gehalten wurden, und da man unter den noͤthigen Vorſichts⸗ maapregeln gegen die Mitbraͤuche, welche das Ungluͤck der Melban und Wallachei veranlaſſen, durch Privilegien, welche urſprünglich dieſen Provinzen garantirt ſind, ihnen Gebei⸗ hen und Ruhe zuſichern koͤnnte, ſo wuͤrde das Cabinet Sr. Kaiſerl. Maj. vorſchlagen, auf dem Continente Griechenlands Fuͤrſtenthamner, wie die an der Donau, zu errichten. Dieſer Fuͤrſten⸗ thuͤmer wuͤrden drei ſeyn, wie es die geographiſe che Lage Griechen⸗ lands anzubeuten ſcheint. Das erſte wuͤrde Theſſalien, Boͤotien, Attika nebſt dem oͤſtlichen Griechenlande umfaſſen; das zweite wuͤrde aus dem Theile des alten Venetianiſchen Littorale, der nicht an Oeſterreich gekommen iſt, ferner aus Epirus, Akarnanien oder dem öͤſtlichen Griechenlande beſtehen; das dritte Morea oder das ſuͤdliche Griechenland umſchließen, wozu man noch Kandien fuͤgen koͤnnte. Was die Inſeln des Archipel betrifft, ſo wuͤrde man dieſe einer Municipal⸗ Verfaſſung unterwerfen, was im Grunde nur die Erneuerung und Regulirung der Privilegien waͤre, die ſie ſeit Jahrbun⸗ derten beſitzen. Dieſe Anordnungen, deren Gruͤnde und Vor⸗ theile das Ruſſiſche Cabinet weiter unten entwickeln wird, muͤßten noch von einigen anderen allgemeinen Stipulationen begleitet ſehn. Die Pforte wuͤtde die Souverainetät uͤber alle dieſe Laͤnder behalten. Sie wuͤrde weder Paſcha's noch Statthalter dahin ſchicken, aber dagegen jaͤhrliche Tribute erhalten, deren Belauf dort mit Ruͤückſicht auf

vie⸗Ausdehnung und die Huͤlfsquellen jeder Inſel und jedes Fuͤrſtenthums zu beſtimmen waͤre. Alle

oͤffentliche Aemter waͤren durch Eingeborne zu beſetzen, und die Pforte wuͤrde uͤberhaupt mit Griechenland und dem Archi⸗ pel in denſelben Verbindungen ſtehen, wie mit der Moldau und Wallachei; die Fuͤrſtenthüͤmer und die Inſeln Griechen⸗ lands wuͤrden eine vollkommene eueis aſs genießen, und von der Pforte Erlaubniß erhalten, die Flagge derſelben zu fuͤhren. Sie wuͤrden ferner gewiſſermaaßen bei dem Groß⸗ herrn durch den Patriarchen von Konſtantinopel repraͤſentirt werden, der in dieſer Hauptſtadt reſidiren und unter dem Schutze des Voͤlkerrechts ſtehen wuͤrde, wie die Agenten der