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zur Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗’Zeit u

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ſchloſſen war, ſo ergriff der Juſtizminiſter das Wort, und Herr von Bruckere antwortete ihm. Man verlangte den Schluß der Debatten, der jedoch mit 54 gegen 51 Stimmen verworfen wurde.

vff Deutſchland.

annover, 2. Dec. Se. Koͤnigl. Hoheit der Gene⸗ ral⸗Gouverneur ſind vorgeſtern im erwuͤnſchteſten Wohlſeyn von Rotenkirchen hieſelbſt wieder angekommen.

Am 2ſten November wurde zu Emden, nach altem Gebrauche, in einem Abend⸗Gottesdienſte dem Allerhoͤchſten der Dank fuͤr die gluͤckliche Zuruͤckkunft der Herings⸗Flotte und deren geſammten Mannſchaft dargebracht. Die 24 Bui⸗ ſen und 4 Jäͤger⸗Schiffe, welche dieſes Jahr ausliefen, ha⸗ ben im Ganzen 351 Laſten Heringe und 58 Tonnen Laber⸗ dan eingebracht, etwas weniger als im vorigen Jahre.

Oeſterreich.

Die Wiener Zeitung enthalt Folgendes: „Am 27ſten Nod. wurde hier auf Hoͤchſten Befehl Sr. Kaiſerl. Hoheit des General⸗Genie⸗Directors, Erzherzogs Johann, der fuͤr den unterirdiſchen Krieg ſo wichtige Verſuch ausgefuͤhrt, Mi⸗ nen durch chemiſche Vorrichtung ſtatt der ſonſt angewendeten Zuüͤndwüͤrſte zu zuͤnden. Zur Löſung dieſer Aufgabe wurde eine, noch in der Vorzeit beſtandene Feſtungs⸗Gallerie auf⸗ gefunden und verwendet. Dieſes Experiment wurde auch ſo⸗ nach mit ſolch wiſſenſchaftlicher Umſicht, Gewandtheit und beifälliger Präͤciſion ausgefuͤhrt, daß dem vorgeſetzten Zwecke, in Hinſicht der proponirten Zuͤndungs⸗Methode vollkom⸗ men entſprochen worden. Um ſich gleich nach dem Zuͤn⸗ dungs⸗Moment von der Ruckwirkung auf die Gallerie gruͤnd⸗ lich und en detail zu uͤberzeugen, drang der von ruͤhm⸗ lichem Dienſteifer und von Wißbegierde beſeelte Ingenieur⸗ Oberſt Lieutenant, Freiherr von Hauſer, ſammt zwei Bber⸗Lieutenants, Reuter, und Kereſtwig, in den ſchon vorher aus Vorſicht beleuchteten Minengang, ohne Hin⸗ derniß, ohne Gefahr zu ahnen, zwar bis zu deſſen Ende vor,

wurde aber von der, durch die recht⸗ und linkſeitige Verdäm,

mung bereits eingedrungenen azotiſchen Gasart ſogleich betaͤuht und beſinnungslos zu Boden gedruͤckt. Das heftige Einſtuͤr⸗ men dieſer tödtenden Maſſe fuͤllte dieſe Gallerie ſo ploͤtzlich, daß ungeachtet der Gegenwart, der gnäͤdigſten Beſorgniß, Aneiferung und Anordnung der Durchlauchtigſten Erzherzoͤge Franz, Karl, Anton und Ludwig, Se. Durchlaucht des Hof⸗ Kriegsraths⸗Präͤſidenten, Prinzen zu Hohenzollern, ungeach⸗ tet der Anwendung aller zu Gebote ſtehenden Mittel, ſelbſt dem Verluſte zweier Mineure, der beiſpielloſen Mitwirkung der Officiere und Mannſchaft, es vor Verlauf zweier Stun⸗ den nicht moͤglich war, dieſe ungluͤcklichen Opfer ihres Beru⸗ fes der ärztlichen Huͤlfe, die aber leider nicht mehr wirken vonnte, zu uͤbergeben.

Die Allgemeine Zeitung meldet aus Wien vom 96. Nov. „Der Koͤnigl. Franzoͤſiſche Botſchafter am hieſigen Hofe, Herzog von Laval⸗ Montmorency, hat nach erhaltener feierlicher Aedienz bei Sr. Majeſtaͤt und Uebergabe ſeines Creditivs, heute zum Erſtenmale, der Etikette gemaͤß, die

emden Diplomaten, die K. K. Miniſter und den zahlreichen del empfangen. Die Leiche der verſtorbenen Frau Fuͤr⸗ in v. Metternich wird heute Abends in der Kirche zum h. Ueaael feiertich beigeſetzt, und dann auf die Fuͤrſtliche Fa⸗ milienherrſchaft Plaß nach Boͤhmen zum Begraͤbniß abge⸗ fuͤhrt werden.“ Daſſelbe Blatt enthaäͤlt ferner Folgendes aus gemberg, 19. Nov. Briefe aus Brody vom 16ten d. mel⸗ den, daß der Feldmarſchall Graf von Wittgenſtein mit ſei⸗ nem Hauptguartiere zu Jaſſy angekommen ſey, wo letzteres für dieſen Winter bleiben ſolle. Der Feldmarſchall fuͤr ſeine Perſon ſey nach St. Petersburg gereiſt. Dieſes Zuruͤck⸗ ziehen des Hauptquartiers auf eine ſo weite Entfernung von arnaund des Belagerungs⸗Corps von Siliſtria hat hier einige Verwunderung erregt; man bringt indeſſen damft das in Brody umlaufende Geruͤcht in Verbindung, daß die Ruſſen, unſtreitig aus wichtigen ſtrategiſchen oder politiſchen Gruͤn⸗ den, die Belagerung von Siliſtria aufgehoben haͤtten. Tuͤ 58 2. * Konſtantinopel, 28. October. Die letzten hier be⸗ kannt Aas alitzitiſchen Ereigniſſe haben in den Be⸗ ſchlüſſen des Sultans keine Aenderung vS2 ob⸗ gleich der. Fall von Varna eine allgemeine Beſtuͤrzung erregt hat. Die Halsſtarrigkeit Mahmuds iſt noch immer dieſelbe,

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die ſie bei der Eroͤffnung des Feldzuges mit Rußland war, und noch heute wie damals iſt er taub fuͤr jede Stimme, 23 die ihm zu einer Ausſöhnung rathen moͤchte; er will lieber einen ungleichen Kampf beſtehen, der fruͤh oder ſpaͤt jeden⸗ 4 falls zu ſeinem Nachtheile endigen muß, als zu einem Ver⸗..—— gleiche die Hände bieten, der ſeinen Stolz kraͤnken koͤnnte. Es laͤßt ſich nicht laͤugnen, daß die Nation ihn in dieſeem Entſchluſſe maͤchtig beſtaͤrkt, denn ſie, die Anfangs mit dem hartnäckigen Sinne ihres Herrſchers ſehr 7,2 rieden war, ſcheint ſich jetzt vöͤllig in ſeinen Willen ergeben zu haben, und die ganze Bevoͤlkerung dieſer Hauptſtadt bietet ihm ihh ren Arm zur Aufrechthaltung des erſchuͤtterten Thrones. Alle Klaſſen des Volkes haben die kriegeriſche Kleidung anaug..— gelegt, ja ſelbſt der Muphti und die Sophtas zeigen ſich 22 dem Volke in der neuen militairiſchen Kopfbedeckung. Troz dieſer Aufregung der Gemuͤther, die, wenn es aufrichtig da⸗ 8 mit gemeint wäre, vielleicht große Reſultate herbeifuͤhren 2 koͤnnte, ſind mehrere wohlunterrichtete Perſonen hier der Meinung, daß das Ganze nur eine Maske ſey, hinter wel⸗ 1 cher die Anhaͤnger des vorigen Militair⸗Syſtems ihre ehr-⸗ geizigen Abſichten geſchickt zu verbergen wiſſen, und die ſe bei der erſten ſchicklichen Gelegenheit abwerfen werden. Leicht mag der Umſtand, daß die Ruſſen die Kriegsoperaa-g tionen fuͤr dieſes Jahr eingeſtellt haben, allein die Feinee der gegenwaͤrtigen Ordnung der Dinge in der Ausführung ihrer aufruͤhteriſchen Plaͤne verhindert, und ſie vera-nk laßt haben, dieſelbe bis auf einen guͤnſtigeren Zeitpunkt u verſchieben. Dem Osman Paſcha, chemaligen Ober⸗Zolll Aufſeher, iſt die Bewachung der beiden Ufer des Bosphorus anvertraut worden, und Abdurrahman Paſcha hat ſich mit einem Corps von 5 bis 6000 Mann nach Miſſevria an der Kuͤſte des Schwarzen Meeres begeben. Die Beſatzungen der Schlöͤſſer ſind nach einer kuͤrzlich ſtattgefundenen Inſpection von Seiten des Seraskiers, des Kaimakans und Osmans Paſcha, S verſtͤrkt worden. Bis jetzt fehlt es hier noch nicht u etreide; Rumelien liefert deſſen taͤglich, und ſelbſt ]n] Alexanbrien ſind einige Zufuhren angekommen. Vor einiger— Zeit klagte man uͤber die ſchlechte Beſchaffenheit des Brodtes; matw hat indeſſen bald dem Unweſen geſteuert. Der Preis des Mehls iſt nur um 3 bis 4 Paras 8b die Oka geſtiegen. Reis giebt es im Ueberfluſſe, und aus zuſſiſchen Haͤfen ſind noch kuüͤrzlich mehrere Schiffe mit Butter, Kaviar, Gemuͤſe u. dergl. hier eingelaufen. Die Gerſte allein wird zu über; triebenen Preiſen verkauft; das Kilo, welches gewöhnlich nur etwa 2 Piaſter koſtet, wird heute mit 8 bezahlt, und man S muß ſich noch gluͤcklich ſchaͤtzen, wenn man es um dieſen Preis erhaͤlt. Die Pforte, welche, ſeit Rußlands Getreide⸗Ausfuhr, Verbot, allen Schiffen ohne Ausnahme die Einfahrt in das Schwarze Meer unterſagt hatte, hat kuͤrzlich mehreren Fahrt zeugen die Erlaubniß dazu ertheilt, und dieſe werden

dem erſten guͤnſtigen Winde unter Segel gehen. Die bei-.— den Telegraphen, womit ſeit etwa 6 Monaten uͤbet den Ka.. nal correſpondirt wird, werden von Tuͤrken von der Admi-. ralitaͤt geleitet; allein, wie alle neue Einrichtungen in dieſem Lande, wird auch dieſe von keinem Beſtand ſeyn. Vor einik-9. hen 2 gab ſich einer der Telegraphen eine halbe Stunde ang alle Muͤhe, Signale zu geben, ohne daß der andere ſolches uͤberhaupt nur geahnet haͤtte. Man ſpricht zwar * von, daß eine telegraphiſche Schule in dem, im Pallaſte des Seraskiers erbauten, neuen Thurme geſtiftet werden ſolle;

es fraͤgt ſich aber, wo man die Lehrer dazu hernehmen will. .

Das Betragen gegen die in Pera angeſeſſenen Franzoſen iit nach wie vor daſſelbe und laͤßt nichts zu wuͤnſchen übrig; Alle gehen frei und ungehindert ihren Geſchaͤften nach. 1““

Die Allgemeine Zeitung giebt folgendes Schrei⸗ ben aus Konſtantinopel vom 10. Nov.: „Man verſichert, daß der neue Groß⸗Vezier, nachdem er das Reichsſiegel von ſei⸗ nem Vorgänger uͤbernommen, das Lager bei Paravadi aufge⸗ hoben und ſeine Operationen begonnen habe. Eine Abthei⸗ lung ſeiner Armee ſoll gegen Siliſtria aufgebrochen ſeyn, waͤhrend eine andere das Ruſſiſche Corps bei Varna beobach⸗ tet. Er ſelbſt ſoll gegen Ruſtſchuk vorruͤcken. Die Pforte und das Volk ſetzen ein ſehr großes Vertrauen in ſeine Fä⸗ higkeiten.

Ein anderes Schreiben aus Konſtantinopel vom ſel⸗ bigen Tage, (ebenfalls in der Allgemeinen Zeitung) enthaält Nachſtehendes: „Der Großherr ſoll den Vertrag, wel⸗ chen, der Vice⸗Koͤnig von Aegypten mit den drei alliir⸗

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