; 4* 8 8 6 . 2
chenlands Freiheit werden? Je mehr man Griechenland ver⸗ gröͤßert, deſto ſchwieriger wird die Wahl einer Verfaſſung fuͤr daſſelbe, und deſto mehr Gefahren und Hinderniſſe tre⸗ ten ſeiner Regeneration entgegen. Ueberlaͤßt man die Grie⸗ chen den Gefahren, die ihnen vom Nachbar drohen, ſo muͤſ⸗ ſen ſie, wenn ſie nicht bald wieder untergehen ſollen, ſich vor Allem kriegeriſch ausbilden, und lernen, wie man Andere be⸗ zwingt, ehe ſie wiſſen, wie der Buͤrger frei und geachtet zu Hauſe lebt; ſie wurden ſonſt eher Soldaten als Geſetze ha⸗ ben, und dem Vöͤlkerrechte Kanonen entgegen ſetzen, ehe ſie die Pflichten kennen, welche ihnen daſſelbe auferlegt. Die Griechen auf ihrem heutigen moraliſchen Standpunkte in eine Lage verſetzen, wo ſie genoͤthigt waͤren, in der Schule der Kriegskunſt alle ihre Gedanken, ihren Gewerbfleiß und ihre Huͤlfsquellen zu entwickeln, das hieße, eine Colonie von Hunnen ſtiften und Ruͤckſchritte in der Civiliſation ma⸗ chen, ſtatt ihre friedliche Herrſchaft zu erweitern. Die Freiheit Griechenlands iſt nicht von Griechenland ſelbſt er⸗ worben worden; ſie iſt das Reſultat eines philantropiſchen Gedankens und in dieſer Beziehung ohne fruͤheres Beiſpiel in der Geſchichte. Warum will man in dieſem an und fuͤr ſich ſo gluͤcklichen Gedanken Ruͤckſichten hineinziehen, die ſein Gelingen hindern und ihn ſogar zum Keim der Zwietracht und des Umſturzes machen koͤnnen? Man moͤchte gern das Alterthum wieder erwecken, aber diejenigen, die davon ſpre⸗ chen, huͤthen ſich wohl, uns ein Bild deſſelben zu geben. Es iſt in der That für die Griechen wuͤnſchenswerth, dieſe glaͤn⸗ zenden Zeiten wieder aufbluͤhen zu ſehen, wo die Zwietracht und der Haß in allen Städten herrſchten, wo jene ſo hoch⸗ geruͤhmten Geſetze doch ſo ſchlecht waren, daß ſie fortwaͤh⸗ rend geändert wurden, wo der Krieg zwiſchen zwei Staaten nur dann endigte, wenn bei dem Beſiegten kein Krieger mehr auf den Beinen ſtand, und kein Stein auf dem andern lag. Wollt ihr die Wohlthaͤter der Griechen ſeyn, ſo gebt ihnen doch jene Verfaſſung wieder, durch welche Ariſtides verbannt, Phocion getödtet und Sokrates verurtheilt wurde, den Giftbecher zu trinken, nachdem Ariſtophanes ihn verhoͤhnt hatte; Verfaſſung, unter welcher die Amphictionen Griechenland an Philipp uͤbergaͤben, weil die einen dem Apollo heiligen Acker gepfluͤgt hatten. as Alles iſt leicht wieder herzuſtellen die Griechen werden; bald dahin kommen, wenn man es wuͤnſcht. Es fraͤgt ſich aber, wie ſie ſich dabei befinden werden. Nach betraͤchtlichem Zeitverluſte und nach ſo vielem vergoſſenen Blute wird man doch wiederum auf den Geiſt des Londoner Vertrags zuruͤck⸗ kommen müͤſſen: eine Municipal⸗Verfaſſung unter dem Schutze einer duldſamen und friedlichen Nachbarſchaft, man wird einſehen, daß ein kleiner Staat, von guten Geſetzen und einem rechtlichen neidloſen Manne regiert, beſſer iſt als ein großes Reich mit einem glaͤnzenden Throne, der aber unaufhoͤrlich durch Zwieſpalt im Innern und Eiferſucht von außen erſchuͤttert wird. Und warum wollte man das Alles nicht heute ſchon einſehen?“
n Archipel und die Inſeln des Weißen Meeres.
(Fortſetzung.) — Adaſſy, Zea oder Zia, Ceos, noͤrdlich von Vaterland des als Dichter und als Erfinder beruͤhmten Simonides. Dieſe Inſel ward
Blicke auf de
Thermia, das der Mnemonik unter der Regierung Suleyman II., Johann Franz von Summaripa, achten und letzten Herzoge von Andros, Schwiegerſohn Jakob Crispo's, letzten Herzoge des Archi⸗
Murted
pels, entriſſen. Sie enthaͤlt heute kaum einige Hundert Seelen, die alle dem Griechiſchen Ritus zugethan ſind; im Alterthum war ſie ſo uͤbervöͤlkert, daß man, wie Strabo be⸗ richtet, alle Einwohner, welche uͤber ſechszig Jahre zaͤhlten, den Schierlings⸗Becher zu leeren zwang, um den Nachge⸗ bornen Platz zu machen. Der Hafen von Zea iſt geraͤumig, aber wenig tief, und bietet nicht hinlaͤngliche Sicherheit ge⸗ en die rauhen Aequinoctial⸗Stuͤrme. Der Boden iſt frucht⸗ — und fleißig bebaut; die Hauptzweige der Cultur ſind Seide, Wein und Velani, eine Gattung Eicheln (pinguiae Ceae Iquercus calice echinato glande majore]), die in den Färbereien und Lohgerbereien verwendet werden und deren ſährliche Ausfuhr ſich auf mehrere Tauſend Centner beläuft. Die in der ganzen Levante gebraͤuchliche Capriſication der Feigen wird dier in ihrer groͤßten Ausdehnung angewendet.
Aus dem Ziegen⸗Haare wird eine Gattung angeblich waſſer⸗ dichter 8.Zreehnet verfertigt, deren ſich die meiſten In⸗ ſulaner bedienen. Orten, wird aber nicht benutzt. unzähliger Menge vorhanden.
Blei und Kreide B Rothe Die Inſel hat einen
eeigt ſich an mehreren e Rebhuͤhner ſind in
iſchof
—
und fuͤnf Moͤnchskloͤſter. Der Gemeinde⸗Rath drei jaͤhrlich beneh 2N— 2
Zea war gleich beim Ausbruch der Inſurrecti Schauplatz ſchrecklicher Grauſamkeiten, 2 dae Eitihder an unbewaffneten Tuͤrkiſchen Gefangenen veruͤbten.
Termiié, Thermta, Cythnus, zwiſchen Zea und Ser⸗ fanto, hat ſeinen Namen von den heißen Quellen ſalzigen Waſſers, welche ſich auf der nordoͤſtlichen Seite befinden, und nach dem Meere ausfließen. Tournefort hat noch Ueber⸗ bleibſel der alten Bader auf Thermia geſehen und meint, die Quellen haͤtten ihre heilſamen Kraͤfte keinesweges verlo⸗ ren; gewiß iſt, daß ſie heut zu Tage nicht mehr im Beſi der fruͤheren Beruͤhmtheit ſind, und ſelbſt von den Ieafl Bewohnern nicht mehr benutzt werden. Thermia enthaͤlt uͤber drei Tauſend Einwohner, die ſich alle zum Griechiſchen Ritus bekennen und deren Seelſorge einem Biſchof uͤbertra⸗ gen iſt. Zwei Haͤfen bieten hinlaͤnglich Raum und Sicher⸗ heit fuͤr Kauffahrtei⸗Schiffe. —
Thermia zeichnet ſich vor allen Eilanden des Archipels dadurch aus, daß ſeine Ufer weniger felſig ſind und eine weniger ſchroffe Abdachung haben. Der ſehr gute Boden erzeugt Gerſte, wenig Weizen, Fruͤchte und Seide. Auch hier iſt Ueberfluß an rothen Rebhuͤhnern. Man findet hier in Menge die Staude (Medicago trifolia frutescens incana), deren Holz die Tuͤrken vorzugsweiſe zu den Griffen ihrer Saͤbel verarbeiten.
Auch hier beſteht die auf allen Inſeln eingefuͤhrte, mehr oder minder beſchraͤnkte Municipal⸗Verfaſſung.
Die Inſel hat an der Inſurrection Theil genommen.
Serfos, Serfo, Seriphus. Nordweſtlich von Si⸗ phanto. Die Menge ſteiler Felſen, welche dieſe kleine Inſel durchſchneiden, haben zu der Fabel des Perſeus Veranlaſſung ge⸗ eben, der, wie bekannt, alle Einwohner in Stein verwandelt ha⸗ en ſoll. In fruͤheſter Zeit ſchon waren die Bewohner von Serfo wegen ihres Hanges zum Muͤßiggange beruͤhmt, und haben heute noch gerechten Anſpruch auf dieſelbe Beruͤhmt⸗ heit. Getreide, Wein und Fruͤchte findet man nur wenig, dagegen aber Saffran in Menge und beſonders viel Zwie⸗ beln, die um ihrer vorzuͤglichen Schmackhaftigkeit willen allge⸗ mein geprieſen werden. Auch hier iſt Ueberfluß an rothen Rebhuͤhnern.
Die ſehr geringe Bevoͤlkerung bekennt ſich zum Griechi⸗ ſchen Ritus. Die Moͤnche des Kloſters zum heiligen Mi⸗ chael ſind im Beſitz des beſten Theils der bebauten Laͤnde⸗ keeee, ugs . — v 7 unbewohn⸗ ten kleinen Eilande Serfo⸗Poulo eine bektraͤchtliche Ziegen und Schweine. iSUgex0.
Der vortreffliche Hafen von raͤumig.
Unter der Roͤmiſchen Herrſchaft diente Seriph Verbannungs⸗Orte. en
Fuͤr Serfo und Sifanto war ein Kadi beſtimmt, der ſich abwechſelnd bald hier bald dort aufhielt, deſſen Autori⸗ taͤt aber durch die, den Griechiſchen Primaten uͤbertragene Municipal⸗Verwaltung ſo enge Grenzen geſteckt waren, daß ſie kaum noch dem Namen nach beſtand.
Die Inſel hat an der Inſurrection Theil genommen.
Sifnos, Syphnos, Syphantus; noͤrdlich von Milo, ſtand fruͤher unter der Botmaͤßigkeit der Herzoge von Naxos, und ward ſpaͤter das Eigenthum der Familie Gozadini, wel⸗ cher es Suleimans II. beruͤhmter Groß⸗Admiral Chaiteddin⸗ Paſcha, der Gruͤnder der Osmaniſchen Seemacht, in Europa allgemein unter dem Namen Barbaroſſa bekannt, entriß.
Von den, wegen ihrer großen Ergiebigkeit fruͤher be⸗ ruͤhmten Gold⸗ und Silber⸗Bergwerken findet ſich heute keine Spur mehr. Die Inſel hat Ueberfluß an Marmor und Granit. Blei von vorzuͤglicher Guͤte iſt in großer Menge vorhanden und liegt offen am Tage, uͤberall wo der Regen die Erde wegſpuͤhlt.
In den letzten Jahren des ſiebzehnten Jahrhunderts hatte die Tuͤrkiſche Regierung mehrmal ſachverſtaͤndige Juden nach Syphnos abgeordnet, um die Blei⸗Minen zu unterſu⸗ chen und den Gold⸗ und Silber⸗Gruben nachzuſpuͤren, allein die Inſel⸗Bewohner, welche voraus ſahen, daß ſie, wenn der Bericht guͤnſtig ausfiele, zum Bergbau angehalten wer⸗ den wuͤrden, haben jedesmal Mittel gefunden, die Abgeordneten aus dem Wegezu raͤumen; ſeitdem haben weder Tuͤrken noch Juden gewagt, neue Verſuche anzuſtellen. Syphnos zeichnet ſich vor den mehreſten Inſeln aus, durch eine milde und geſunde Temperatur; auch erreichen ihre Bewohner ein ungewöhnlich hohes Alter. Luft, Waſſer, alle Erzeugniſſe des Bodens, Gefluͤgel und Wildpret ſind hier gleich vortrefflich. Die Trauben werden beſonders geruͤhmt, eignen ſich aber des zu ſtarken Erdgeſchmacks wegen nicht zur Bereitung des Weins.
2*
St. Nicolo iſt ſehr ge⸗
.