zur Allgemeinen

leeg. .2n Preußiſchen

Staats⸗Zeitung Nr. 336

Redner findet dieſe Beſtimmung unnuͤtz, da ohnehin keine Verordnung und kein Reglement der Provirzial⸗ Staaten ohne Königliche Genehmigung zur Ausfuͤhrung komme und der Koͤnig, nach dem Artikel 149 des Grundge⸗ ſetzes, die dem Geſammt⸗Intereſſe des Staates widerſpre⸗ chenden Acte der Provinzial⸗Staaten annulliren koͤnne. Es ſey deshalb ein Mißbrauch, wenn man die Provinzial⸗Staaten zum gänzlichen Stillſchweigen verdamme. Die Anſicht, daß üich in den von den Provinzial⸗Staaten eingereichten Vorſtel⸗ lungen der Geiſt des Foͤderalismus gezeigt habe, der einen gefaͤhrli Einfluß auf die Kammer aͤußern koͤnne, theile er nicht. en⸗ dieſe Mißbraͤuche hervorgehoben, weil er hoffe, daß der Koͤnig ſie kennen lernen und abſchaffen werde. Hr. v. Staſſart ſprach ſich ſolgendermaßen aus: „Edelmoͤ⸗ gende Herren! die Ihnen vorgelegte Petition enthaͤlt wich⸗ tige Aufſchluͤſſe und verdient eine ernſte Pruͤfung. Mehr als einmal habe ich in dieſer Verſammlung die Beſorgniß ausgeſprochen, daß ſich an verſchiedenen Punkten des Koͤnig⸗ reichs oͤrtliche Intereſſen im Gegenſatz mit dem Staatsinte⸗ reſſe bilden moͤchten. Auch habe ich die fiscaliſche Gewalt, die man den Stadtbehoͤrden ſo freigebig ertheilte und das ſtete Anſchwellen der Provinzial⸗Budgets nie gebilligt. Aber eben ſo wenig ſehe ich ein, wie unſere Provinzial⸗Staaten der guten Ordnung gefahrbringend werden koͤnnen. Von welchem Nutzen ſoll das ſuspendirende Votum der Gouverneure ſeyn, da alle Reglements der Provinzial⸗Staaten der Koͤnigl. Sanction beduͤrſen? Ich theile voͤllig die Anſicht meines ehrenwerthen Collegen, des vorigen Redners, und betrachte jene Befugniß der Gouverneure als einen Mißbrauch, welcher das ſchoͤnſte Privilegium vernichtet, das unſeren Provinzial⸗Staaten von der Charte verliehen iſt.“ Hr. Donker Curtius meinte, es ſey ungehörig, bei Gelegenheit einer Petition die wichtig⸗ Fragen aus dem Stegreife zu eröͤrtern; man ſpreche von der Mahl⸗Steuer und zugleich von den Befugniſſen der Provinzial⸗Staaten. Um uͤber den erſteren Gegenſtand et⸗ was Poſitives zu beſtimmen, muͤſſe man die Discuſſion des zehnjöhrigen Budgets abwarten. Herr von Stgſſaxt vertheidigte ſich gegen den indirecten Vorwurf, der fuͤr ihn in den Worten des vorigen Redners liege; er habe (ſagte er) nur auf ein in der Petition enthaltenes Factum aufmerk⸗ ſam machen wollen. Die Herren von Secus und von Gerlach betrachteten gleichfalls das ſuspendirende Veto der Gouverneure als dem Grundgeſetze widerſprechend; es erſticke die Stimme der Provinzial⸗Staaten, und beraube ſie des all⸗ emeinen Rechts der Petition. Der letztere Redner ſtimmte eſonders dem Vortrage des Herrn von Surlet bei. Die etition, ſo wie der Bericht üͤber dieſelbe, wurden zum rucke und zur Deponirung in der Regiſtratur der Kammer üͤberwieſen. Nachdem noch Herr van Reenen im Namen Bittſchriften⸗Commiſſion üͤber mehrere ſpecielle Petitionen icht erſtattet hatte, wurde die Sitzung geſchloſſen. Die —— wird ſich am Dieuſtag den Hten d. M. wieder ver⸗ ee 6. Der. Heute, als am Geburtstage des Prinzen von Hranien, war große Parade. Nas Spaa wird unterm Aten d. gemeldet: „Geſtern füͤhlten wir hier um 6 Uhr Abends einen ſtarken Erdſtoß, der 1 ½ Minute dauerte. Die Erſchüͤtterung war ſo bedeu⸗ tend, daß alle Haͤuſer wankten; einige Mauern und Woͤl⸗ bungen ſind eingeſtuͤrzt. Die Moͤbel in den Zimmern fielen um und zerbrachen zum Theil; mehrere Perſonen fielen von den Stühlen. Das Geraͤuſch glich dem eines einſtuͤrzenden Gebaäͤudes. Beim Untergang der Sonne war der Hori⸗ ont im Weſten blutroth; der Barometer ſtand zwiſchen ſchoͤn und unveränderlich ſchoͤn und 88 Thermometer zeigte drei ; die Luft war ruhig. deoen Erdſtöße in beaas wurden auch von den Haus⸗ efühlt, welche äͤußerſt unruhig waren. In Verviers 8* Bewohner durch das ungewohnte Geraͤuſch in geſetzt und liefen auf den Straßen zuſammen. Die Java⸗Zeitungen berichten, daß unſere Truppen ſchiedenen akten Verſchanzungen errichten und von —.— dabei unterſtützt werden. Im Laufe dieſes Jahres ſind zwei große Straßen in dem Diſtrict von Ban⸗ e wocende worden; die eine führt von dem Hauptorte von Ceram nach dem militairiſchen Poſten von Pandeclang, die andere von Anjer nach Titringin. Eine andere große Straße ſoll zwiſchen Samarang und Magellang gebaut werden. Die

Maͤrkte, welche ſeit einiger Zeit in den Hauptorten q b Java eingerichter ſind, werden immer beſuchter. Die Ein:. wohner bringen Vieh und alle Erzeugniſſe ihres Bodens in

Menge dahin. . Deutſchland. * Gotha, 8. Dec. Seine Herzogliche Durchlaucht haa⸗ ben den bisherigen Koͤnigl. Sächſiſchen Geheimen Finanz⸗ Rath Herrn Julius Wilhelm von Oppel, Inhaber der Kai ſerl. Ruſſiſchen Orden St. Wladimir 3ter Klaſſe und St . Annen 2ter Klaſſe in Brillanten, in Hoͤchſt Ihre Dienſte zu berufen und denſelben mittelſt Patents vom 1. November d. J. zum wirklichen Geheimen Rath und Mitglied des Geheimen⸗Raths⸗Collegii mit dem Praͤdicat Excellenz zu er⸗ nennen geruhet. (Vergl. das Schreiben aus Koburg im vorgeſtrigen Blatte dieſer Zeitung.) Frankfurt a. M., 7. Dec. In den Courſen der Oeſterreichiſchen Fonds wechſelte im Laufe der vorigen Woche das Steigen und Fallen mehrmals ab, jedoch war die Differen immer nur ſehr unbedeutend, und die Tendenz zum Steigen herrſchte ſichtbar vor. Veranlaßt wurden die Aenderungen einerſeits durch die Nachricht von dem Weichen der Engli⸗ ſchen Conſols und von der ruͤckgaͤngigen Bewegungen der Wiener Notirungen, andererſeits durch das raſche Steigen der Franzoͤſiſchen Fonds (hervorgebracht durch die Nachricht, daß die Bank damit umgehe, ihren Disconto von Handelss Effecten auf 3 pCt. zu ſetzen) und die hoͤher gegangenen Courſe an der Amſterdamer Boͤrſe. In Folge dieſer ſich das Gleichgewicht haltenden Erſcheinungen, blieb es hier im Umſatz der Effecten ziemlich ſtille; man machte keine Ge⸗ ſchaͤfte auf Lieferung und nur pr. comptant war es etwas lebhaft in Metalliques. Dieſes Effect ſchwankte zwiſchen 95 ½— und 95 ½ ½, Vank⸗Actien 1317. 1321. Partial⸗Oblig. 124¼. 124 ½. 100 Fl. Looſe 156 ¼, 157 ¼. Unſere Baiſſiers mußten, um ihre Deckungen zu bewerkſtelligen, zu dieſen Courſen Ankaͤufe machen. In Praͤmien auf Metalliques und Bank⸗Actien, daß man ſolche in 2 bis 3 Monaten ha- ben kann, wurden mehrere Geſchaͤfte gemacht. Solche Praä⸗ mien ſind jetzt billig zu haben. An effectiven Stuͤcken Oeſter⸗ reichiſcher Papiere zeigt ſich fortwäͤhrend kein Ueberfluß am Phn. und da wir mit unſern Courſen, gegen die an andern oͤrſenplaͤtzen gehalten, ziemlich gleichen Schrun halten, ſo iſt auch vorerſt kein Zufluß zu erwarten. Baieriſche, Darm⸗ ſtaͤdriſche und Naſſauer 4 proc. Oblig. halten ſich beliebt und werden von den Capitaliſten zu feſten Anlagen geſucht. Auch Aproc. Preuß. Staats⸗Schuldſcheine fanden willige Nehmer. Das baare Geld iſt im Ueberfluß, und wird noch durch oͤftere Zuſendungen von außen vermehrt. Zinstragende Effecten kann man im Depot zu 4 pCt. aufs Jahr gut unu, terbringen. In Wechſel⸗Geſchaͤften war es die ganze Woche— uͤber merklich flau; alle Deviſen ausgeboten und wenige bewx.— gehrt. Der Disconto haͤlt ſich mit 3 ½ pCt. feſt und iſt dazu immer Geld da. Frankfurt a. M., 8. Dec. In der heutigen außer⸗, ordentlichen Sitzung hohen Senats dieſer freien Stadt n 8 Hr. Schoͤff Dr. Hoch zum aäͤltern, und Hr. Senator 8 2

mas zum juͤngern Buͤrgermeiſter fuͤr das Jahr 1829 gewählt.

Seit 10 Tagen herrſcht eine Art Anarchie bei unſerm 1“ Stadt⸗Theater. vie Direction hatte von ihrem Rechts⸗ Conſulenten Geſetze fuͤr das Buͤhnen⸗Perſonal entwerfen laſ. ſen, um der ſtraͤflichen Unordnung ein Ende zu machen, welche bisher haͤufig die beſten Abſichten vereitelte. Die hie⸗ ſigen Saͤnger und Saͤngerinnen (Hr. Nieſer, Hr. Dobler, Hr. Hauſer, Dlle. Haus), verwoͤhnt durch ein nachſichtiges, ſtets bewunderndes Publikum, weigerten ſich, dieſe Geſetze fn unterſchreiben und uͤberhaupt ferner aufzutreten, 8 ange dieſe Geſetze nicht zuruͤckgenommen wuͤrden. Wirklich war ſeit 10 Tagen keine Oper mehr. Der Streit iſt noch in der groͤßten Hitze.

Schweiz.

Luzern, 30. Novbr. Heute Morgens uͤberreichte eine Deputation des Kantons Aargau dem Paͤpſtlichen Nuntius die Adhaͤſion ihres Kantons zu dem Konkordat in Betreff des Bisthums Baſel. Der Hr. Nuntius bedauerte ſehr, in das Anſuchen des löͤbl. Kantons, in einigen Punkten mit dem Kanton Vern gleichgeſetzt zu werden, nicht ſogleich ein⸗ gehen zu koͤnnen; indem der Fall in ſeinen Inſtructionen nicht vorgeſchen ſey, und nothwendig nach Rom einberichtet werden maͤſſe, von woher aber auf das beſtimmteſte eine bee

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