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geweſen. Schon als Adjutaunt Napoleons galt er im Heere, . am Hof, in der Staatsverwaltung, fuͤr das Haupt einer geheimen Spaͤhermacht. Er kennt ſehr wohl die Mißurtheile, die in dieſem Betreff uͤber ihn ergangen ſind, und bemuͤht ſich deſto eifriger, ſeine Amts⸗Fuͤhrung in ihrer wahren Ge⸗ ſtalt darzulegen. Wir ſind im Voraus uͤberzeugt, daß er verläumdet worden, und daß ihm mitunter Dinge zur Laſt gelegt ſind, an die er nie gedacht haben mag. Aber ſeine Vertheidigung nimmt gleichwohl nicht fuͤr ſeine Sache ein. Indem er vor Allem die Vortrefflichkeit der Gendarmerie d'elite, die fruͤher unter ſeinem Befehl geſtanden und nie⸗ mals unwuͤrdige Dienſte geleiſtet habe, die kluge Anordnung und durchgreifende Wirkſamkeit ſeiner Polizei⸗Maaßregeln gehöͤrig anpreiſt, und doch zugleich deren Milde und Harm⸗ loſigkeit behaupten will, zeigt er unwillkuͤrlich durch alle ſeine Mittheilungen nur, wie gehaͤſſig und abſchreckend und wie nutzlos und vergeblich dieſe Anſtalten waren. Die Formen der Kaiſerlichen Polizei bewieſen wahrlich keine Schonung und Milde; nach Gutduͤnken ließ der Miniſter Jedermann vorfordern, verhoͤrte, ſchalt, bedrohte, ließ verhaften und fortbringen, ohne daß irgend eine richterliche Behoͤrde ſich einmiſchte; die Woh⸗ 3 öſe⸗ wurden durchſucht, Couriere aufgehoben, alle Briefe
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eröͤffnet, Kundſchafter jeder Art in allen Kreiſen der Geſell⸗ ſchaft unterhalten, ja nicht ſelten abſichtlich Fallſtricke gelegt, um Strafwuͤrdiges hervorzulocken. Dabei ſagt der Verf. ſelbſt, Napoleon habe ihm immerfort anempfohlen, milde und nicht zu raſch zu verfahren, ja einmal ihm ſogar geſchrieben, „ quiſil y avait deux arbitraires de trop en France, le sien et le mien“. Und dennoch, trotz dieſer vervielfältigten Aufſichten, Erſpaͤhungen und Leitungen aller Art ſehen wir unaufhöoͤrlich die Polizei im Fehle; ſie verhindert nicht die royaliſtiſchen Umtriebe in dem Faubourg St. Germain, die Widerſtrebungen der Handelswelt, die durch das ganze Land gporganiſirte Oppoſition der katholiſchen Prieſter, den Verrath Miichels, die Flucht der Frau von Staëöl, die Reiſe des Mi⸗ niſters von Stein nach Rußland, das Unternehmen Mallets u. ſ. w. So furchtbar auch die Kaiſerliche Polizei wegen ih⸗ rer ruͤckſichtsloſen Gewalt im Einzelnen erſcheinen mußte, ſo war ſie im Ganzen durch ihre Unzulänglichkeit doch oft nur lächerlich. Beſonders uͤber das Ausland blieb ſie ſtets im Finſtern; die Agenten, welche die genaue Ausuͤbung des Con⸗ tinentalſyſtems an den Seekuüͤſten bewachen ſollten, nahmen ſelbſt am Schleichhandel Theil; die Kundſchafter, welche der Verf. in die Boͤhmiſchen Baͤder ſandte, und denen er, mit wmwenigem Geſchmack, zum Vortheil nachruͤhmt, ſie haͤtten wohl gar von gutmuͤthigen Reiſenden ſich mitnehmen, und unter⸗ wegs freihalten laſſen, oder ſich ibern aufgepackt, ſo daß ſie nach Paris zuruͤckgekommen waären, sans avoir délie les cordons de leur bourse, ayant même gagné de Fargent, et sétant fait chérir do ceux qu'ils avnient rui. nés“ — das heißt doch wohl ausgehorcht und angegeben? — Dieſe Kundſchafter wurden auch mitunter, das köͤnnen wir ihm verſichern, mit Hohn und Schimpf und anderer Behandlung, deren ſie ſich nicht geruͤhmt haben werden, und uüͤberdies als Mpſtificirte heimgeſchickt, auf deren abenteuer⸗ llicche Nachrichten irgend einen Werth gelegt zu haben, der Behorde von keinem ſonderlichen Vortheil geweſen ſeyn 8 Der Verf. bekennt, daß er ſein Amt als Oberhaupt der Polizei ganz unvorbereitet als Neuling angetreten habe, und erzählt offenherzig, wie er von ſeinem Vorgänger Fouché gleich im Beginn uͤbel beliſtet worden, der ihm bloß das ge⸗ eeingere Triehwerk uͤbergehen, alle feineren Springfedern aber vpporenthalten ; in der That ſcheint der Verf. das Ge⸗ 25 der en Verbindungen Fouché's nie erlangt zu heaben, denn diejenigen, welche er dennoch alsbald durch Liſt eerlangt zu haben ſich ruͤhmt, moͤchten ſchwerlich ſchon die ganz ächten geweſen ſeyn. Eiihne der wunderbarſten Geſchichten, die ben Verf. per⸗ ſonlich ſehr nahe betrifft, iſt die Verſchwoörung des Generals Mallet. Es grenzt an das Fabelhafte, daß ein einzelner Sta fangener, ohne bedeutenden Namen und Anhang, ohne Mitwiſſer des einzig in ſeinem Kopf ausgebruͤteten
Gegenſtand bitteren und nachhaltigen Haſſes im Publicum Plans, aus dem Gefängniß hervor ſich an
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8 1 5 die Spitze der Truppen und die Verwaltung ſtellt, Befehle ertheilt, welche
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den politiſchen Zuſtand Frankreichs umzuändern drohen, und
ſchon in Ausfuͤhrung uͤbergehen, bis die Sache zuletzt an einigen Zufaͤlligkeiten ſcheitert, welche der einzelne Fuͤhrer, deſſen Gegenwart auf allen wichtigen Punkten noͤthig wäre und nur auf Einem moͤglich iſt, nicht meiſtern kann. Dieſe Erzaͤhlung iſt eine der anziehendſten im ganzen Buche. Wir ſehen uͤbrigens dabei aufs Neue die innere Zwiſtigkeit und Eiferſucht enthuͤllt, welche den Staat Napoleons in ſei⸗ nen höchſten Beamten gefahrvoll zerruͤttet; hier ſtehen der Polizei⸗Miniſter und der Kriegs⸗Miniſter als zwei mäͤchtige Große des Reichs einander in bitterſter Feindſchaft gegen⸗ uͤber, und der Verf. ſpart keine Anklagen gegen den Herzog von Feltre, der ihn bei Napoleon wegen jener Auftritte arg verläſtert haben ſoll.
Aus dem Bisherigen leuchtet genugſam ein, wie reich⸗ haltigen Stoff dieſe Memoiren enthalten; ſie ſind in der That ein ſchaͤtzbarer Beitrag zur Zeitgeſchichte, und dem Verf. gebuͤhrt aufrichtiger Dank, daß er ſie gelieſert. Die einzei⸗ nen Unrichtigkeiten, Anachronismen, Verwechſelungen von Namen u. dgl., welche darin vorkommen, ſind einem ſolchen Buche wohl zu verzeihen, doch wäaͤre allerdings zu wuͤnſchen, daß ſie bei neuer Durchſicht ſaͤmmtlich verbeſſert wuͤrden, welches aber bei Franzoͤſiſchen Buͤchern dieſer Art, wenn ſie auch wiederholt neue Auflagen erleben, ſelten geſchieht. —
Koͤnigliche Schauſpiele.
Sonnabend, 13. Dec. Im Schauſpielhauſe: Die buch⸗ ſtäbliche Auslegung der Geſetze, Luſtſpiel in 1 Aufzug, von Broͤmel. Hierauf: 1) Adagio und Rondo für die Clarinette F. moll.), von C. M. von Weber, vorgetragen von dem
öͤnigl. Kammer⸗Muſikus Herrn Rehrlich. 2) Adagio und Rondo füͤr das Violoncell, von B. Romberg, vorgetragen von dem Koͤnigl. Kammer⸗Muſikus Herren Julius Griebel. 8* Der beſte Ton, Luſtſpiel in 4 Abtheil., vom Dr. C. pfer.
Sonntag, 14. Der. Im Opernhauſe; Don Juan. Oper in 2 Abtheilungen, mit Tanz; Muſik von Mozart. Es⸗ Devrient, vom Koͤniglichen Hoftheater zu Dresden⸗
iunna Anna, als Gaſtrolle.
Königsſtädtſches Theater.
Sonnabend, 13. Dec. Die Schweſtern von Prag. Ko⸗ —,7 Singſpiel in 2 Akten; Muſik vom K. ſter üͤller.
Sonntag, 14. Dec. Thereſe, oder: Die Waiſe aus .59* le. Maria Herold: Thereſe. Herr Wegener: Waller.
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Berliner Barze. Den 12. Dec. 1828. Amil. Fonds- und Celd. Cours Zettel. (Preuſe. Cwun
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Sr.-— Schuld-Sch. 4 90½ 9 ſPomun. Pſandbr. 4 102 dr. Pr. Engl. Anl. 18 5 102 ¾ 102 1¾ [Kur- u. Neum. do. 4 *q Pr. Anl. 2 5 102 ½ — [Schlesische do. 4 105 — B0.Ob incl Litt. HI 2. — 99 Pamm. Dom. 5 107⁄ / m ͦ- Kurm. Ob. m. 1. C 4 99 — NIsrb. do. 40 5 107 ¾ —f Neum-Int. Sch. do. 4 90½1 — [Oupr. 4do. 5 106 —— Herlin. Stadt-Ob. 3 101 1 — [Rücha. G dkmb - —- 55¼
45eo io 4 100 998 140 40 4 8b.à8 Keniesbg. 4o. 4 90 )— [z8n. 8ch. 4 Knk — 57 ½ * Elbinger 4. 5 1018 9N— [Nae A. Nml— 57 57 Danz. de. in Th.Z. — 32 ⁄ 31⁄ — Weanpr. Pfab A 4 95 —
ditio dito B. 4 94 — oll. vollw. Duc —-]19 ½ Groſsba. Pos. do. 4 99 ½ — [Friedriched'or. —]13 Onpr. Pfandbrf. 4 95 † — Dbechmeo — —
Gedruckt bei A. W. Hayn. *†
Redaeteur John, Mitredacteur Cott