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8 Stawropol, 11. Nov. Geſtern iſt der General von der Cavallerie, Cmanuel, der die Truppen an der Kaukaſi⸗ ſcchen Linie commandirt, nach gluͤcklicher Beendigung ſeiner Expedition gegen die Karatſchaſewer, ein Gebirgsvolk, das uns abgeneigt war, nach Stawropol zuruͤckgekehrt. Am Fuße des Elborus in unzugänglichen Schlupfwinkeln ſich aufhal⸗ eend, wo ſie keine Zuͤchtigung beſorgten, machten die Karat⸗ 88* ſchajewer nicht nur ſelbſt öftere Cinfalle in unſere Grenzen, ſoondern ihr Gebiet, unſern Beobachtungen entzogen, diente nebſt den angrenzenden Bergen und Schluchren auch ſtets als ein Sammelplatz fuͤr alle gegen Rußland feindlich ge⸗ ſinnte Bergvoͤlker jener Gegend, wenn ſie ſich zuſammenrotteten, Uum gemeinſchaftlich Invaſtonen zu machen, welches zuſehends ſeit ddeer Zeit zunahm, wo der Tuͤrk. Regierung der Krieg erklart wurde. Am 1. Nov. naͤherten ſich unſere Truppen, von dem General Emanuel in Perſon angefuͤhrt, der Felſenkluft von Karat⸗ ſchajew und begannen um ſieben Uhr Morgens den Kampf mit den Bergbewohnern, die mit verzweifelnder Vertheidi⸗ gung dieſer Schutzwehr ihres ungeſtraften Raͤuberhandwerks, das Gefecht bis ſieben Uhr Abends fortſetzten, endlich aber gezwungen waren, den Kraftanſtrengungen unſeres tapfern Mriegsvolkes zu weichen, deſſen unerſchrockener Muth auch vei dieſer Gelegenheit mit dem vollkommenſten Erfolge ge’⸗ roͤnt wurde. Der Feind, auf’s Haupt geſchlagen und des beſten Theiles ſeines Heeres verluſtig, wurde aus der Kluft verdraͤngt und zerſtreut, worauf unſer Detaſchement dieſelbe beſetzte und am folgenden Tage, ohne auf Widerſtand zu ſto⸗ fen, Kart⸗Jurta, den Haupt⸗Aul der Karatſchajen, erreichte. Errſſchreckt, ſchickten die Einwohner ihre Aelteſten entgegen uUnd flehten um Schonung, die ihnen auch gewaͤhrt wurde. Am 3. Nov. leiſteten der Beherrſcher der Karatſchajen, Vali Iſſlam Krim Schawkalow, die Aelteſten und das ganze Volk, Sr. Majeſtaͤt dem Kaiſer den Unterthanen⸗Eid, ſtellten, aals Unterpfaͤnder ihrer Treue, Geißeln aus der Familie des Beherrſchers Schawkalow ſowohl als auch aus den drei an⸗ dern angeſehenſten Aelteſten⸗Familien, und verpflichteten ſich, niccht nur fernerhin keine Zuſammenrottung der Bergvoͤlker iinſ ihrem Gebiete zu dulden, ſondern auch aus eigenen Kraͤf⸗ teen deren Eindrange in unſere Grenzen zu ſteuern, und von jeder feindſeligen Abſicht derſelben die benachbarte Ruſſiſche HOobrigkeit in Kenntniß zu ſetzen. Die Bändigung der Karatſchajen iſt von großer Wich⸗ tigkeit fuͤr die Ruhe und Sicherheit des Kaukaſiſchen Ge⸗ bieres. Sie wird aber um ſo willkommener, da ſie durch die entſchloſſenen und weiſen Maaßnahmen des Generals Ema⸗ nnuel, in der allerkuͤrzeſten Zeit und ohne beträaͤchtlichen Ver⸗ luſt der dabei angewandten Truppen, vor ſich gegangen iſt. UMeberdies noch gewinnt jene Gegend des Nerfaſas, durch die, zur Befoͤrderung des Handels mit dieſen neuen Unter⸗ thanen Rußlands getroffene Einrichtung eines Tauſchhofes laam Fluſſe Kuma, der Feſtung Chadanduchow gegenuͤber, neue Mitttl zum Umſatze ihrer Erzeugniſſe. 8 Tiflis, 11. Nov. Vorgeſtern ruͤckte das Gruſiniſche Grenadier⸗Regiment in Tiflis ein, und feierte zugleich den ahrestag der Allerhoͤchſten Ernennung des jungen Groß⸗ fuͤrſten Konſtantin Nikolaſewitſch zum Chef deſſelben. Am Meorgen empfing der Graf Paskewitſch das Regiment auf dem Erivaner Platze, und dankte mit herzgewinnenden Wor⸗ ten den tapfern Grenadieren fuͤr die Dienſte, die ſie unter — Anfuͤhrung in dem letzten Feldzuge gegen die Tuͤrken eiſteten. Abends war ein Ball, an dem, außer den Einwohnern der Stadt, auch die Perſer aus den neu eroberten — vinzen, die gefangenen Tuürken: die Paſcha's von Kars ünd Bajazed und die hier anweſenden Ausländer: Eng⸗ aͤnder, Felch ſen u. ſ. w. Theil Die Ballzimmer waren mit Kriegs⸗Attributen ſckvoll ausgeſchmuͤckt. In dem großen Saale ſielen die Blicke gleich beim Eintritte auf das Bildniß des geliebten Monarchen, von einer gewäͤhl⸗ en Armatur eingefaßt. Die Belohnungen, deren das Gru⸗ ſiniſche Grenadier⸗Regiment gewuͤrdigt worden iſt, machten die Mitte der zweiten Armatur aus, die die Wand zur Rech⸗ ten des Bildniſſes Sr. Maj. bedeckte. Die theuerſte dieſer Belohnungen bezeichnete der Namenszug Sr. Kaiſerl. Hoh. — des Großfuͤrſten Konſtantin Nikolajewitſch, zuſammengeſetzt . —12 den Ehrenzeichen und Medaillen der Grenadiere. Von ben eſchasteten dieſe Chiffre die Georgien⸗Fahnen des Re⸗ 1 n — gegenuͤber ſichtbaren Namen der Schlachten, Waſfentuhafſelb⸗ ch eichnet hat, erinnerten an deſſen maligen Chaturdunwillkuͤhrlich zugleich an den ſeines ehe⸗ 9 hefs, des Generals Kotl i. Die T Befehlshaber, an d otljärewski. Die Thaten der ſe das Vertrauen und die Ergebenheit
des Untergebe 5 des Heideten ae9 knäͤpft, ſchlagen beſonders im Herzen
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Geſchlecht auf Wurgein, und von Lippe zu Lippe, von
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denen Muͤhen und erfochtenen Siegen ſich fort. Das Gru⸗ ſiniſche Regiment ſegnet bis auf dieſen Augenblick das An⸗ denken Kotljaͤrewski's. Doch welcher Vaterlandsſohn theilt dieſes Gefuͤhl nicht? — Gegenwaͤrtig commandirt das Re⸗ giment der Oberſt Graf Simonitſch. Er iſt von Geburt ein Slavone, von Herzen Ruſſe, im Kriegsgeſchft ein tuͤchtiger Officier. Bei Eliſabethpol ſchwer verwundet, fuͤhrt er noch jetzt, auf die Kruͤcke geſtuͤtzt, ſeine Grenadiere vorwarts. Tapferkeit iſt ihm angeboren, Krieg ſein Element, Ergeben⸗ heit fuͤr unſern Kaiſer und Liebe fuͤr Rußland, (nunmehr ſein Vaterland), die lebhafteſte Empfindung, die ihm die Dankbarkeit in’s Herz gepraͤgt hat. Frankreich.
Paris, 8. Dec. Vorgeſtern bewilligte der Koͤnig dem General⸗Lieutenant, Vicomte Donnadieu, Befehlshaber der vierten Mtlitair⸗Diviſion, eine Privat⸗Audienz. An demſel⸗ ben Tage nahmen Se. Maj. das letzte Gemaͤlde des Herrn Horaz Vernet, die Schlacht bei Fontenoy vorſtellend, welches die Decke des Saales neben der Schloß⸗Kapelle ziert, in Augenſchein und geruheten, dem Kuͤnſtler Ihren lebhafteſten Beifall ſowohl uͤber die Compoſition als üͤber die Ausüͤh⸗ rung dieſes neuen Kunſt⸗Produktes zu erkennen zu geben.
Der See⸗Miniſter macht bekannt, daß der d epaf ſeinen Antrag, mittelſt Verordnung vom 3. d. M., den ſeit dem Jahre 1791 beſtehenden Marine⸗Ungerſtuͤtzungs⸗Fonde, vom 1. Januar k. 8 an um 60,000 Fr. erhöͤht hat, welche Summe ausſchließlich auf ſolche unbemittelte Schiffs⸗Artille⸗ rie⸗Officiere außer Dienſt verwendet werden ſoll, die, da ſie noch nicht die erforderliche Zeit gedient, nur Penſionen er⸗ halten haben, welche noch nicht das Minimum des Reform⸗ Gehaltes ihres reſp. Grades erreichen.
Der Meſſager des Chambres bemerkt über die neueſten Ereigniſſe in Bogota: „Tauſend verſchiedene Ur⸗ ſachen ſcheinen ſich zu vereinigen, um alle jene neuen Staa⸗ ten des ſuͤdlichen Amerika’'s an der Annahme eines weiſen und gemaͤßigten Regierungs⸗Syſtems zu verhindern. Es liegt in der republikaniſchen Form etwas Energiſches und Leiden⸗ ſchaftliches, welches jene Ruhe und Reife des Geiſtes, jene Liebe zur Arbeit und hohe Rechtlichkeit erheiſcht, wovon die Pflanzer und die handeltreibende Klaſſe in den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika uns das vollkommenſte Bild lie⸗ fern. Wer hingegen auf dem Continente Süd⸗Amerika's gelebt hat, weiß am beſten, daß die Verſchiedenheit der een, daß politiſche Leidenſchaften, Erinnerungen an das Mutterland, eine den Coloniſten eigenthuͤmliche Abneigung vor der Arbeit, Haß und Vorurtheile, daß ſich mit einem Worte dort Alles der Befeſtigung der Unabhängigkeit der neuen Republiken entgegenſtellt. Die Verſammlung des Con⸗ greſſes, die 34N2 deſſelben, die Wahl der höhern Be⸗ amten, alle dieſe ernſten und unumgänglich noͤthigen Gegen⸗ ſtaͤnde der republikaniſchen Regierung ſind freilich in keinem Freiſtaate noch ohne Volksbewegungen abgelaufen; dieſe muͤſſen aber nicht in Anarchie ausarten, wenn anders nicht der ganze Staat zu Grunde gehen ſoll. Wir wuüͤnſchen auf⸗ richtig, ſowohl in dem Intereſſe des allgemeinen Friedens⸗ als in dem des Handels und Verkehrs, daß endlich eine ver⸗ nuͤnftige Regierung in jenen bewegten Laͤndern zu Stande komme, damit Amerika dem alten Europa nicht ferner das Schauſpiel buͤrgerlicher Zwietracht darbiete.“ —
Die geographiſche Geſellſchaft hielt vorgeſtern ihre zweitte diesjährige General⸗Verſammlung unter dem Vorſitze des Barons Cuvier. In einer trefflichen Rede hob dieſer die großen Vortheile heraus, die den Wiſſenſchaften im Allgemeinen, vorzüglich aber der Geographie aus den Reiſen zu Waſſer und zu Lande erwachſen. Die Miniſter der Marine des Innern, Herren Hyde de Neuville und von Martignac⸗ wurden demnächſt, auf den Vorſchlag des i„ Cuvier, als Mitglieder der Geſellſchaft aufgenommen. Dieſe hatte⸗ im Jahre 1825 einen Preis fuͤr denjenigen Reiſenden ausgeſehzt⸗ der, vom Senegal aus, in das Innere von Afrika bis nach Tem⸗ buktu vordringen wuͤrde. Dieſer Preis iſt nunmehr dem Hrn. Auguſt Caillé, der bekanntlich unlängſt von dieſer ge⸗ fahrvollen Reiſe gluͤcklich zuruͤckgekehrt iſt, zuerkannt worden. Die Reiſe des Hrn. Caille, worüber Herr omard einen aus⸗ fuͤhrlichen Bericht abſtattete, wird im Druck erſcheinen. — Am luſſe der Sitzung wurde zur Wahl eines neuen Mit⸗ ſhane der Geſellſchaft an die Sielle des verſtorhenen Gra⸗ ſen Andreéoſſy geſchritten; dieſelbe fiel auf Royer, che⸗ maligen Verwalter der Franzöſiſchen Niederlaſſungen in Se⸗ beutt fu ga Der Meſſager des Chambres theilt folgende Pa⸗ tiſtiſche Notiz uͤber den 84 von Marſeille mit: Der Hafen⸗Zoll von Marſeille traͤgt dem Schatze mehr ein als rankreichs. Die jähr * 84 †