Graͤnze Ihres Vaterlandes vom Koͤnig und der Koͤnigin

empfangen, am folgenden Tage Ihren feierlichen Einzug in

Stuttgart hielt. Die Koͤnigliche Familie, die zum Theil der

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iſt ungegruͤndet. Der 8 baben Paris

Kaiſerin perfoͤnlich noch unbekannt war, und verwandte Fuͤr⸗ ſten, wie der Kaiſerliche Schwiegerſohn, Erzherzog Palati⸗ nus von Oeſterreich, und der Herzog von Oldenburg, eilten herbei, die Kaiſerin zu bewillkommnen, und Feſte reiheten ſich an Feſte, Derſelben Ihren Aufenthalt im Vaterlande moͤglichſt angenehm zu machen. Ihr Geburtsfeſt feierte noch die Kai⸗ ſerin in Stuttgart; aber ſchon den 28ſten reiſte Sie ab, um auch die beiden andern Toͤchter mit Ihrem Beſuch zu er⸗ freuen. Die Koͤnigin zerfloß faſt in Thraͤnen beim veſched dann aber eilte ſie mit dem Koͤnige auf einem andern Wege nach Heidelberg voraus, um Sie dort noch einmal mit einem Abſchiedsbeſuch zu uͤberraſchen, und erſt am 30ſten erfolgte zu Mannheim die Trennung der geliebten Tochter von der geliehten Mutter fuͤr immer; denn wenige Monate nach⸗ her hatte auch Wuͤrtemberg ſeine Mutter verloren.“ Frankreicch.

Paris, 11. Dec. Vorgeſtern nach der Meſſe empfin⸗ gen Se. Maj. in einer Privat⸗Audienz den General⸗Lieute⸗ nant Grafen Claparède, Gouverneur des Schloſſes zu Straß⸗ burg. Der Medailleur Pingret hatte demnachſt die Ehre, dem Koͤnige eine auf die Expedition nach Morea geſchlagene Denkmuͤnze porzulegen 2. .

Bekanntlich hatte der viel zu geringe Koſten⸗Anſchlag für die in Folge der Geſetze von 1821 und 1822 angelegten Kanaͤle es nothwendig gemacht, neue ſehr bedeutende Zu⸗ ſchüͤſſe zur Vollendung derſelben von den Kammern zu ver⸗ langen; anderer Seits war der effective Nutzen einiger jener Kanazͤle beſtritten worden. Zur Unterſuchung des Gegenſtan⸗ des wurde eine Commiſſion niedergeſetzt, die gleichzeitig auch uͤber den Zuſtand der Chauſſeen ihre Meinung abgeben ſollte. Die Commiſſion theilte ſich zu dieſem Behufe in zwei Sec⸗ tionen. Der Baron Pasquier uͤbernahm es, uͤber den Stra⸗ ßenbau zu berichten, und ſein Bericht iſt ſchon vor geraumer Zeit durch die öͤffentlichen Blaätter (ſeinem Haupt⸗Inhalte nach auch durch die Staats⸗Zeitung) bekannt geworden. Der Graf Molé dagegen ſtattete einen Bericht uͤber den Kanal⸗ bau ab; dieſer wurde indeſſen nicht erſchoͤpfend genug hefun⸗ den und auf’s Neue einem Ausſchuſſe von fuͤnf Mitgliedern uͤberwieſen. Im Namen dieſes Ausſchuſſes hat nunmehr der

62 Molé einen zweiten Bericht abgeſtattet, den der Meſ⸗ a

ger des Chambres ſeinen Leſern ausfuͤhrlich mittheilt und aus dem wir die nachſtehenden Schluß⸗Propoſitionen heraus⸗ heben. Dieſe ſind zweierlei Art; ſie betreffen erſtens die fuͤr

die Zukunft feſtzuſtellenden Regeln fuͤr die Anlegung von Ka⸗

nälen; zweitens die geeignetſten Maaßregeln zur Vollendung der bereits begonnenen Bauten auf eine fuͤr den Staat am wenigſten läſtige Weiſe. In erſterer Beziehung trägt der Berichterſtatter darauf an: 1) der Annahme eines jeden Projects zur Anlegung eines Kanals kuͤnftig eine genaue und vielſeitige Unterſuchung uͤber den Nutzen deſſelben (in der Art, wie der Berichterſtatter ſolche naͤher bezeichnet) vorangehen zu laſſen; 2) den Kammern hinfuͤhro die Anle⸗ gung eines neuen Kanals, ſey es auf Koſten des Staates oder durch Conceſſion, nie anders als unter Beifuͤgung ſaͤmmt⸗ licher Unterſuchungs⸗Protokolle uͤber den Nutzen ſo wie uͤber die Koſten deſſelben vorzuſchlagen; 3) es den Licitanten zu geſtatten, ein Koſten⸗Verzeichniß einzureichen, und daſſelbe von wem ihnen beliebt anfertigen zu laſſen; 4) eine aus Officieren vom Ingenieur⸗Corps und vom Bruͤcken⸗ und Chauſſee⸗Bau beſteende permanente Commiſſion zu bilden, die, ehe man ans Werk geht, das Project, in ſo weit daſ⸗ ſelbe die Vertheidi des Landes betrifft, pruͤft; 5) zu be⸗ ſtimmen, daß hin alle zu dieſer Vertheidigung noͤthige Arbeiten von den Unternehmern ſelbſt, jedoch unter der Auf⸗ ſicht und Controlle von Ingenieurs ausgefuͤhrt werden; end⸗ lich 6) feſtzuſetzen, daß in jedem mit einer Geſellſchaft oder einem einzelnen Unternehmer abgeſchloſſenen Contracte, dem Staate ausdruͤcklich das Recht vorbehalten bleibe, jede an⸗ dere Conceſſion zu ertheilen, ohne daß die erſten Contrahen⸗ g. deshalb auf Entſchaͤdigung Anſpruch machen koͤnnen. In Betreff der Vergangenheit, das heißt, fuͤr alle bereits begonnenen Bauten, ſchlägt der Berichterſtatter vor: 1) von E Kammern, unter Vorlegung der deſinitiven Anſchläge,

nen Credit bis auf Hoͤhe der verlangten Zuſchuͤſſe, zu for⸗

dern; 2) die bereits beendigten Kanaͤle, wie z. B. den des

*) Die geſtern na

Nachricht, daß der g8 der Gäazette de France gegebene

auf zwei Tage nach Rosny gereiſt ſey, 288 ſo wenig als der Dauphin und die ſen. Die Gazette haͤlt es uͤbrigens

licht einmal der Muͤhe dos Farctum zu perichtigen.

Centrums und den Kanal von Saint⸗Quentin, ſo wie die Kanaäaͤle, deren Beendigung nahe bevorſteht, als die der Ar⸗ dennen, von Angouléme und von Monſieur, wo moͤglich auf 99 Jahre in Pacht zu geben; 3) den Ertrag der Pacht in eine Kaſſe, die den Namen der Kanal⸗Kaſſe fuͤhrt, zu werfen und lediglich zu der Vollendung der anderen bereits begonne⸗ nen Kanäle, ſo wie zur Abtragung des von den Kammern bewilligten Credits zu verwenden; 4) auf aͤhnliche Weiſe allmaͤhlig alle Kanaͤle, nach Maaßgabe ihrer Vollendung, in Pacht zu geben, und die Pachtſumme auf die Beendigung der uͤbrigen Kanaͤle oder zu Vorſchuͤſſen an ſolche Compagnieen, die dergleichen auf ihre Koſten und Gefahr anlegen wollen, zu verwenden. 3

Von den zehn, theils verſtorbenen, theils ausgeſchiede⸗ nen Deputirten, deren Stellen jetzt neu zu beſetzen ſind, ſaß 1 auf der rechten Seite, 5 im rechten Centrum, 3 im linken Centrum und 1 auf der linken Seite. Herr von Bully, einer der Deputirten des Departements des Rorden, iſt von der Waͤhler⸗Liſte, in welcher er zur Ungebuͤhr einge⸗ tragen worden war, geſtrichen worden. Es laßt ſich hier⸗ nach nicht annehmen, daß er ſeine Depntirten Stelle, die er allein einem abſichtlichen oder zufaͤlligen Irrthume verdankt, behalten werde.

Der Meſſager des Chambres ſtellt uͤber die Auf⸗ hebung der Belagerung von Siliſtria durch die Ruſſen fol⸗ gende Betrachtungen an: „Das Belagerungs⸗Corps iſt uͤber die Donau zuruͤckgegangen, und das Hauprquartier wird in Jaſſy erwartet, wo der Ober⸗Befehlshaber Graf Wittgen⸗ ſtein ſchon eingetroffen iſt. Natuͤrlich will man die Urſachen einer ſolchen Bewegung und die wahrſcheinlichen Folgen der⸗ ſelben kennen. Uns ſcheint, daß die nachſtehenden Gründe die Aufhebung der Belagerung von Siliſtria herbeigeführt haben: zuerſt die rauhe Jahreszeit; dann die Schwierigkeit, die Belagerungs⸗Arbeiten auf einem beciſten Boden fortzu⸗ ſetzen; ferner der große Vortheil einer Armee, die ſich hart⸗ nackig hinter Mauern vertheidigt, uͤber eine andere, die mit der Witterung zu kaͤmpfen hat; endlich die fuͤr jene Gegend ungewoͤhnlich heftigen Stuͤrme. Unter ſolchen Umſtäͤnden muß man zuvor unterſuchen; erſteus, ob ein längeres Be⸗ harren in der Darbringung von Opfern aller Art, um den Feldzug mit der Einnahme von Siliſtria zu krönen, durch die Wichtigkeit des Erfolges gerechtfertigt worden wärez und zweitens, ob der Rückzug uͤber die Donau wirklich den Beſitz von Varna, Brallow und anderer feſten Punkte compromittire, und die fruͤher errungenen Vortheile wieder vernichte. Einraͤumen muß man allerdings, daß der Beſitz von Siliſtria in jeder Hinſicht ein reeller Vortheil fuͤr das Invaſions⸗Heer geweſen wäaͤre, da er einerſeits den Ruſſen bei der Wieder⸗Eroͤffnung des Feldzuges eine ſeſte Stellun im Ruͤcken ihrer Armee dargeboten, andererſeits aber d Operationen der beiden Fluͤgel in eine genauere Verbindung fuͤr den Fall gebracht haͤtte, daß die Feindſeligkeiten im naͤch⸗ ſten Jahre nicht bloß laäͤngs dem Ufer des Schwarzen Mee⸗ res, ſondern gleichzeitig auch an der Serviſchen Graͤnze eroͤff⸗ net worden waären; auch der Transport auf der Donau wuüͤrde dadurch erleichtert worden ſeyn. Ungeachtet dieſer unbeſtreitbaren Vortheile des Beſitzes von Siltſtria aber, ſind dieſelben doch nicht von der Art, daß ihre Ent⸗ behrung das Loos der Ruſſiſchen Waffen irgend gefaͤhrden koͤnnte. Die Belagerung oder auch nur die Einſchliezung des Platzes wird gleich bei dem Wiederbeginn der Operationen aufs Neue erfolgen. Was dagegen Varna und andere feſte Punkte, *†½ in den Haͤnden der Ruſſen befinden, betrifft, ſo wird ie ſeyn; wir koͤnnen vielmehr wohl mit Beſtimmtheit darauf rechnen, daß jene Plaͤtze ſchnell wiederhergeſtellt, befeſtigt und verproviantirt worden ſind, denn dies iſt immer die erſte Sorge, welche die Vorſicht erheiſcht.“

Paris, 8. Dec. Auf die Bewegung, in welche die neuen Verordnungen uͤber den Staats⸗Rath die oͤffentliche Stimmung gebracht hatten, war eben eine heilſame Ru eingetreten, als in den letzten Tagen das Geruͤcht von der nahen Abdankung der Miniſter die Gemuͤther aufs Neue 8 Die Veranlaſſung dazu war folgende. Am 26ſten v. M. praͤſidirte der Koͤnig in einem Miniſter⸗Rathe und unmittelbar darauf in einem Cabinects⸗Conſeil, zu außer dem Dauphin und den Miniſtern Staats⸗Secretairen, einige ausgezeichnete Staatsmaͤnner zugezogen worden waren. Am Abende zuvor hatten die Miniſter unter ſich eine Zu⸗ ſammenkunft gehabt. Alle dieſe Umſtaͤnde machten die Neu⸗ des Publikums doppelt rege, und ſo wußte denn auch ald Jedermann aus guter Quelle, daß in jenem Cabinets⸗ Rathe über das neue Lommanaf Geſet debattirt worden, daß

man aber uͤber die Geſtalt, in der es den Kammern vorzule⸗

ich der Erhaltung derſelben ihnen nicht entgangen