glauben wir alſo, daß der Profeſſor ſich allzuſehr beeile, dem neunzehnten Jahrhundert eine Leichenrede zu halten; die Be⸗ gebenheiten ſtehen nie ſtill; in hundert Jahren moͤchte leicht ein Nachfolger des Herrn Couſin die Geſchichte des neun⸗ zehnten Jahrhunderts da wieder aufnehmen, wo dieſer ſie gelaſſen hat, und dann in dem Geiſte dieſes Jahrhunderts ein ganz anderes Ziel finden, als die Charte Ludwigs XVIII. Um ernſthafter zu ſprechen, der Spiritualismus des Herrn Couſin beſchraͤnkt ſich, unſerer Meinung nach, auf eine

Art von Fatalismus, welcher, wie der des Orients, den Grundſäͤtzen der Moral und der Gerechtigkeit, den Begriffen vom Guten und Boͤſen ſchnurſtracks zuwider⸗

laͤuft; es iſt der Optimismus des Doctor 2 angloß, ver⸗ juͤngt durch die Anwendung der Geſchichte. Man kann nicht den geringſten poſitiven Schluß aus der Zuſammenſtellung hiſtoriſcher Thatſachen ziehen; wer ſich mit einer ſolchen Ar⸗ beit befaßt, iſt in der Regel nur allzu geneigt, diejenigen Begebenheiten, die in ſeine Theorie nicht paſſen, zu uͤberge⸗ hen, und diejenigen, die ihr dienlich ſind, ein wenig zu ent⸗ ſtellen. Herr Couſin hat fuͤr den Liberalismus gerade das gethan, was der Abbé Baruel gegen den Jakobinismus ge⸗ than hatte, und was alle diejenigen thun, welche die Kette der Vernunftſchluͤſſe fuͤr die Kette der Ereigniſſe aufgeben. Thatſachen koͤnnen der Philoſophie nur dienen, wenn ſie die unmittelbare Folge eihes Princips, die Anwendung oder der Beweis eines Ahrſatzes oder eines Vernunftſchluſſes ſind.

Aber dieſe Unhaltbarkeit der Geſchichte iſt nur ein geringer Vorwurf, der das Couſinſche Syſtem trifft, im Vergleich zu denen, die wir ihm noch zu machen haben. Waͤhrend naͤm⸗ lich Hr. Couſin dem Geiſte der Jahrhunderte einen vernuͤnf⸗ tigen, gerechten, der Menſchheit nuͤtzlichen Zweck unterlegt, rechtfertigt er und uͤberliefert der Erkenntlichkeit und den Lob⸗ ſpruͤchen der Nachwelt die Handlungen, die zur Erreichung dieſes Zweckes gedient haben. Somit verſchwinden die Grundſätze der ewigen Gerechtigkeit; nichts iſt mehr gut oder ſchlecht, nichts mehr vernünftig oder unvernünftig; die peinliche Geſetzgebung iſt graͤßlich; die Sittlichkeit ein eit⸗ jes Wort, die Vernunft eine Thorheit. Ein Menſch be⸗ geht ein Verbrechen; man tadle ihn deshalb aber nicht, man verurtheile ihn nicht; man warte nur etwa hundert Jahre; vielleicht handelte er in einem ſpirituellen und großmuͤthigen Zwecke, den er ſelbſt nicht kennt. Ruhm und Ehre ſonach all den unwiſſenden Böͤſewichten, die das Mittelalter vernichtet und zu dem großen Werke der neue⸗ ren Civiliſation beigetragen haben! Man flechte ihnen Lor⸗ beer⸗Kronen und ſpreche den Bannfluch uͤber die ungluͤckli⸗ chen Opfer aus, die unter ihren Streichen gefallen ſind. Dies iſt die Philoſophie, die von unſeren Lehrern unter den Auſpicien der Koͤniglichen Univerſitat öffentlich vorge⸗ tragen wird; wir zweifein, daß jemals eine, fuͤr den menſch⸗ lichen Geiſt entehrendere Thorheit mit jenem achtungswerthen Namen bezeichnet worden iſt. Nichtsdeſtoweniger wird ſie

in Navarin befindlichen Trans

Eingang finden; warum? weil ſie in eine Zeit fällt, wo viele Menſchen eines Chaos beduüͤrfen, um ihre Verbrechen und Irrthuͤmer zu verbergen, und weil unſere jetzige Gene⸗ ration in der That ihre Vernunft ablegen muß, um das Joch zu tragen, das man ihr auflegen will. Was aber wird das Auſgekläͤree Europa, was wird die Nachwelt davon denken?“

Der Conſtitutionnel wendet das bekannte Spruͤch⸗ wort: „Es giebt keine taubere Menſchen, als diejenigen, die nicht hoͤren wollen,“ auf die Miniſter an, die, ſeiner Anſicht nach, den Wuͤnſchen und Bedürfniſſen des Landes ſo wenig Gehoͤr ſchenken; eine ſolche miniſterielle Harthoͤrigkeit, meint er, wuͤrde Jedermann befremden, wenn man nicht wüßte, daß die Mitglieder des Cabinets mit ſich ſelbſt ſo ſehr zufrieden waͤren; dieſe handelten indeſſen nur wie jene Großſprecher, die da ſaͤngen, um ſich das Anſehen zu geben, als oh ſie wer weiß wie viel Muth häͤtten; man öune es den Mini nicht oft genug wiederholen, daß Hr. von Villele noch vor der Thüͤr des Cabinets ſtehe und daß ſeine Parthei ihn immer noch den Eingang offen halte; 8 habe kuͤrzlich ein Witzling behauptet: „Herr von Mar⸗

ſe der Hirt des Hrn. von Villele: er huͤthe ſeine . Fan; lugnen laſſe ſich freilich nicht, daß man Hrn. von n⸗ 1 Statte noch nicht geretnigt habe, allein es fehle dem Lr 8 einem Herkules zu dieſer Arbeit. General Verſantkichen hecſeen Aerzte ſind auf heute zu einer niſterium h 21nz 8 achhauſe eingeladen. Das Mi,⸗ einer gewiſſen Regel zu ns t um, ſie gleich den Abvocaten wurf uͤber die + 92 und einen Geſetz⸗Ent,⸗ und uͤber die ärztli c;; * Ausuͤbung der Arzenei⸗Kunde

8 sciplin ab len Zu . 7 zufaſſen. In der heuti⸗ 2 8e 5 ſollen nun die Aerzte eine Commiſſion

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. WWW 8 8 1 von 15 Mitgliedern ernennen, um ſich mit der Pruͤfung einer Reihe von Fragen, welche die Regierung in dieſer Beziehung. an ſie richtet, zu beſchaͤftigen. 8 ihre Mißbilligung uͤber die Abſicht des Miniſteriums.

Folgendes iſt eine Ueberſicht der Gefaͤlle, die den inlaͤndiſchen Weinen erhoben wurden:

1) An Circulations; und Conſumtions⸗Steuern, welche die Eigenthuͤmer und der Handelsſtand zu entrichten haben . . . . . . . .

2) An Abgaben, welche vom Detail⸗Handel erhoben werden beeeeeeeee

3) An Thor⸗Acciſe. . 16,900,000

4) Fuͤr Licenzen. . 3,000,000

8 in Summa 100,850,000 Fr.

hiervon gehen an Erhebungs⸗Koſten ab 20,000,000

Reſt 80,850,000 Fr. Aus Bayonne meldet man, daß die ſterbliche Huͤlle der

Graͤfin von Chinchon daſelbſt eingetroffen und bis zu ihrer

Abfuͤhrung nach Spanien auf ein Trauer⸗Geruͤſt in der dor⸗ tigen Cathedrale niedergeſetzt worden iſt. Aus Toulon wird unterm 10. Decbr. gemeldet: „Ge⸗

2 8

ſtern ging die Gabarre „Hecla“ mit Lebensmitteln und eini⸗

gen zwanzig Minirern am Bord, nach Navarin ab; letztere gehoͤren zu der auf der „Galatea“ eingeſchifften Compagnie, und waren in den hieſigen Lazarethen zuruͤckgeblieben. Der Adjutant des Kriegs⸗Miniſters befindet ſich auf der „He⸗

cla“; wie man glaubt, bringt er dem General Maiſon In⸗

ſtructionen uͤber die Raͤumung Morea's, ſo wie uͤber die Einrichtung des Griechiſchen Staats und die Organiſation der Moreotiſchen Milizen.*²) Obgleich es faſt gewiß iſt, daß unſere Truppen Morea raͤumen werden, ſo wird dennoch die

Ueberſendung von Lebensmitteln und Vorraͤthen nach Mo⸗ 22

rea nie unnuͤtz ſeyn, weil die gaänzliche Raͤumung nicht vor dem Monat Mai des näͤchſten Jahres wird bewirkt werden koͤnnen. Ein Brief aus Morea berichtet, daß die ortſchiffe angewendet werden ſollen, um die Moreotiſchen Tuͤrken, ſelbſt die auf der Halb⸗ inſel geborenen, nach Smyrna zu bringen. Der Pelopon⸗ nes wird auf dieſe Weiſe von den verderbteſten ſeiner Be⸗ wohner befreit, und kuͤnftig nur von Griechen bevöͤlkert ſeyn⸗ deren Regeneration dadurch ſehr erleichtert wird. Ein a deres Schreiben enthält die wohl etwas uͤbertriebene Nach⸗ richt, daß das 16te Linien⸗Regiment die Halfte ſeiner Mannſchaft, worunter ſechs Officiere, durch Tod und Krankheiten verloren habe. Im Touloner Hafen kom täglich Schiffe mit Getreide fuͤr das Marine⸗ und das Kriegs⸗ Departement an.“

Das Journal du Commerce meldet nach Brief aus Liſſabon, daß neunzehn junge Maͤdchen aus den dortige erſten Familien, welche in dem Verdacht ſtanden, zärtliche

Gefuͤhle fuͤr die Conſtitutionnellen zu hegen, in ver chiedene .

Klöͤſter geſteckt worden ſind.

* Großbritanien und Irland. London, 16. Dec. Se. Majeſtät genleßen rend einer Luten Geſundheit, beſchaͤftigen ſich den größten Theil des Tages mit Staats⸗Angelegenheiten, und beſuchen zuweilen die zahlreichen Gemaͤcher Ihrer neuen Reſidenz. Üe ſcheint die praͤchtig, reich mit den ſchöͤnſten emälden ausgeſtattete Gallerie des Koͤnigs Aufmerkſamkeit b feſſeln. Wie es heißt, werden Se. Majeſtaͤt Winter und ommer das neue Schloß bewohnen.

Herr Peel und Sir George Murray ſtatteten vor eint⸗ gen Tagen dem Marquis von Chandos auf ſeinem Landſite in Buckinghamſhire einen Beſuch ab.

Der Marquis von Chandos gedenkt auf ſeinem Land⸗

tze in be einer großen Menge angeſe

Perſonen, unter Andern auch dem Herzoge von Wellington und andern Mitgliedern der Regierung, ein Feſt zu geden. „Man ſetzt hiemit“ (ſagt die Morning⸗Chronicle, „die Reiſe eines wohlbekannten Parlaments⸗Tactikers nach nd

in Verbindung und glaubt, daß ſich bei der angefuͤhrten Ge⸗

Reſultate fuͤr die katholiſche Frage zeigen Lord Melville kam hier vor einigen von ſeinem Landſitze in Schottland und empfing darauf einen Beſuch vom Herzoge von Wellington; s deſſel⸗ ben Tages begab er ſich in die Admiralltaͤt. *) Die im Supplemente zum geſtrigen Blatte der Staats-

Zeitung enthaltenen ri ind aus dem Courrier fran⸗ ais und der Cenc. 7. Lelceen, flchnt, und ſcheinen ſonach

noch einer Beſtätigung zu dedürfen.

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Die liberalen Blaͤtter aͤußern

bisher von 8,350,000 Fr.

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