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8 5 166 beiden (im vorgeſtrigen Blatte der Staats⸗Zeitung mitgetheil⸗ ten) Artikel des Journal des Débats und des Meſſager des Chambres, uͤber den Ruſſiſch⸗Tuͤrkiſchen Feldzug: „Es iſt ſpaßhaft zu ſehen, wie 2—ö die ſich fruͤher in glei⸗
chem Maaße als eifrige Anhaͤnger⸗ der Ruſſen in ihrem Kriege mit den Tuͤrken, bewieſen haben, und die damals nur eine Stimme hatten, um uns das nahe bevorſtehende Ende des Osmaniſchen Reichs zu verkuͤndigen, — wie dieſe ſich jetzt ge⸗
genſeitig ihren Irrthum und ihre Partheilichkeit vorhalten. Das
Journal des Debats wirft dem Meſſager vor, daß er die oͤffentliche
Meinung uͤber die Aufhebung der Belagerung von Siliſtria
irre fuͤhre, und dieſer beſchuldigt wieder jenes, daß es ein Ueber⸗
laͤufer und der Fahne ungetreu geworden ſey, die ſie wahrſchein⸗ lich an den Ufern des Bosphorus haͤtten aufpflanzen wollen.
Um beiden Blaͤttern ihr Recht widerfahren zu laſſen, muͤſ⸗
ſen wir einraͤumen, daß der Meſſager wohl befugt war, das
Journal des Déebats einen Ueberläufer zu ſchelten; denn wir
erinnern uns ſehr wohl der Artikel, die dieſe Zeitung bei
FEroͤffnung des Feldzuges bekannt machte; wir habden ferner nicht vergeſſen, daß das Journal des Débats zwei Jahre lang den Krieg hervorgerufen hat, den es heute als ungerecht und gefährlich darzuſtellen ſcheint. In dieſen zwei Jahren hat daſſelbe die Ruſſen, ſchlecht gerechnet, 10mal uͤber den Pruth gehen laſſen; es hat auch ſeiner Seits an die Abhal⸗ tung eines Te Deum's in der Sophien⸗Moſchee zu Kon⸗ ſtantinopel geglaubt, und daher ſteht es ihm ſchlecht an, wenn es jetzt den Meſſager mit ſeinen ſtrategiſchen Bewegungen der Ruſſen in der Ebene von Adrianopel zum Be⸗ ſten hat.“ — Hierauf erwiedert der geſtrige Meſſager
Quotidienne läßt uns gewiſſermaa⸗
des Chambres: „Die . v. ßen Gerechtigkeit widerfahren, wenn ſie unſere Aufſatze uͤber der Tuͤrkei mit denen eines
den Krieg zwiſchen Rußland und anderen Blattes vergleicht, das, nachdem es das Moskowitiſche Panier ſchon auf die große Moſchee von Konſtantinopel auf⸗ gepflanzt hatte, die Ruſſen plotzlich wieder bis uͤber den Pruth Laeeg em läßt. Wir machen keinen Anſpruch darauf, nach rt anderer Zeitungen, wiſſen zu wollen, was die Cabinette ſelbſt noch nicht wiſſen, und das Schickſat der Schlachten zu Gunſten dieſer oder jener Macht zu lenken. Unſere Mei⸗ nungen uüͤber den Krieg im Orient haben daher kein anderes Verdienſt, als das der Beſcheidenheit und der Unabhängig⸗ keit von jedem Vorurtheile. Der Meſſager iſt kein Blatt leidenſchaftlicher Vorliebe oder phantaſtiſcher Träumereien. Den Ruſſen nicht mehr als den Tuürken zugethan, ſind unſere Dis⸗ cuſſionen faſt nur materieller Art geweſen. Ueberhaupt liegt der
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Kriegs⸗Schauplatz uns ſo fern, daß kein Raiſonnement, einer Nachricht oder einer Thatſache gegenüber, irgend in Betracht kommen kann. Man kann ſich zuweilen in ſeinen Schlußfol⸗ gerungen uͤber die Angelegenheiten des Orients irren; aber man wird ſich wenigſtens keinen Widerſpruͤchen ausſetzen, wenn man üͤber Strategie mit der Karte in der Hand, und uͤber eine Schlacht nach den eingegangenen Buͤlletins und Depeſchen ſpricht. Im Uebrigen ſo danken wir der Quoti⸗
ſenne füͤr ihre Unpartheilichkeit, Gund um ihr Gleiches mit leichem zu vergelten, ſagen wir ihr ſrei, daß wir wohl wuͤnſchten, ſie enthielte ſich kuͤnftig in ihrem Blatte jeder Per⸗ ſoͤnlichkeit, wie ſie ſich eine ſolche noch kuͤrzlich erlaubt hat; denn außer daß Perſoͤnlichkeiten an und fuͤr ſich immer unſchick⸗ lich ſind, ſie moͤgen 55F wen ſie wollen, beweiſen ſie auch nie etwas ſür die Sache, die man vertheidigt. Was auch die Meinungen der Quotidienne ſeyn mögen, ſie hat ſich immer ſelbſt geachtet; ihr groͤßtes Verdienſt wird ſtets
darin beſtehen, daß ſie der Gazette nicht gleicht, und r⸗ ſöͤnlichkeiten wuͤrden nur die üble Folge haben, daß ſich zwei Zeitungen einander näherten, die es ſo wenig verdienen, mit einander verwechſelt zu werden.“
Der Courkier francgais ſagt: „Wir können einem Geruͤchte, das im Umlauf iſt, keinen Glauben ſchenken; die 299 Miniſter ſollen nämlich den Entwurf zu einer Koͤniglichen S. Verordnang discutirt und abgefaßt haben, wonach die 21 Mili⸗ 2 tair⸗Gouvernements beibehalten werden würden, für welche die 8 Kammern bei der letzten Discuſſion des Budgets foöͤrmlich I
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die Fonds verweigert hatten. Ein Artikel dieſes Entwurfes - das fuͤr dieſe Militair⸗Stellen beſtimmte Gehalt auf 14000, Fr. feſtſetzen. Dieſe Verordnung wird dadurch noch Geneen⸗ daß die ſieben Titular⸗Marſchalle unter dieſen Macdoman.⸗ näͤmlich Jourdan, Moncey, Oudinot, Mortier, halten ſoſ Marmont und Victor dieſe 10,000 Fr. nicht aslen nss weil ſie andere und höͤhere Gehalte beziehen, ere ee. S reich be⸗ vpon Grammont, Aumont ,2 beziehen ſollen. Allein wo will a 2—
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86 dacht ſind, wie die beiden
bernehmen, da die Kammern ſie ausdrüͤcklich verweigert ha⸗
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ee,f—] ben? Wozu wuͤrden denn die langen Discuſſionen über das Budget nuͤtzen, wenn die Miniſter vermittelſt einer Verord⸗ nung die von den Kammern gegebene Entſcheidung vereiteln koͤnnten? Beſtaͤtigte ſich jenes Geruͤcht wirklich, ſo wuͤrde dies nur beweiſen, wie unerlaͤßlich die Speciſicirung der Ausgaben ſey, indem ohne eine ſolche die Miniſter im Stande ſeyn wuͤrden, den wichtigſten Beduͤrfniſſen, z. B. dem Un⸗ terhalt der Truppen und der Verſorgung der Krankenhaͤuſer, etwas abzubrechen, um andere bereits gehoͤrig dotirte Stel⸗ len im Gehalte noch mehr zu erhoͤhen.“
Bei dem Buchhaͤndler Corréard hieſelbſt erſcheinen kri⸗ tiſche Unterſuchungen der Lehrvorträͤge der Herren Villemain, Couſin und Guizot, welche die Auotidienne mit dem Bemer⸗ ten anküͤndigt, daß dieſelben als eine Widerlegung der ro⸗ mantiſchen Phtloſophte und Geſchichte ſehr leſenswerth und mit Geiſt und Logik abgefaßt ſeyen.
Man verſichert, daß Herr Béranger von dem gegen ihn ergangenen Urtheile nicht appelliren werde, und zwar aus dem Grunde, weit der Verleger ſeiner Liederſammlung, Herr Baudouin, dieſes Rechtsmittel zu ergreifen beabſichtige, und weil er (Béranger) ein fuͤr allemal die Frage des Drucks von der politiſchen Frage zu trennen wuͤnſche.
Der Courrier francais will wiſſen, es wuͤrden bir⸗ nen Kurzem mehrere Veraͤnderungen in den Unter⸗Präfektu⸗ ren vor ſich gehen; auch wuͤrden unmittelbar vor der Eroͤff⸗ nung der Kammern noch manche Reformen in den Praͤfekturen ſelbſt ſtatt finden. (2)
Der unlaͤngſt aus Sohn des Marquis M Lazarethe am Wechſel⸗Fie
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Griechenland in Toulon angelangte aiſon liegt noch inuner im dortigen ber danieder. In Toulon hatte ſich das Geruͤcht verbreitet, daß die Expeditions⸗Armee in drei Abtheilungen nach Frankreich zuruͤückkehren werde; zuerſt, und war im Januar, die Kranken und die Cavallerie; die zweite btheilung im Februar, und die dritte im Mai. 8
94 8 Großbritanien und Irland.
London, 16. Dec. Das Geruͤcht, daß Hr. Croker die Stelle als Secretair der Admiralität niederlegen werde, ge⸗ winnt neuen Glauben. Hr. Hay, Unter, Staats⸗Secretair des Colonial⸗Departements, wird als ſein Nachfolger ge⸗ nannt.
Die Fregatte Pallas ſegelte am 14ten mit verſiegelten Beſehlen von Portsmouth ab. Wie gewoͤhnlich gab dieſer Umſtand zu verſchiedenen Geruͤchten Anlaß. Einige glauben, daß dieſe Befehle ſich auf die Blokade der Dardanellen, An⸗ dere, daß ſie ſich auf die Beſetzung Morea's durch die Fran⸗ zoſen, beziehen. Doch, wenn man die Abſicht haͤtte, eilige Befehle nach der Levante zu ſenden, ſo wuüͤrde man einen Courier über Ancona nach Korfu abgefertigt haben.
Aus Porto ſind Zeitungen bis zum iten d. M. laufen, die indeſſen nichts Neues aus Liſſabon bringen. die oörtlichen Nachrichten betrifft, ſo enth als Liſten von Verbrechern gegen die H. guel's, die auf das Gehäſſigſte geſchildert werden, nebſt in⸗ weiſungen auf das Schickſal, das ihrer wartet. Na ri⸗ vat⸗Briefen vom 4ten befand ſich Herr Noble noch im Ge⸗ fängniß, und von Seiten der Obrigkeit von Porto waren noch keine weiteren Schritte in ſeiner Angelegenheit gemacht worden. Das umliegende flache Land befand ſich völlig ru⸗ hig unter der beſtehenden Verwaltung und von Guerillas war keine Spur zu ſehen.
Das Morning⸗Journal berichtet: „Die Zugeſtänd⸗
einge⸗ Was alten ſie faſt nichts, eerrſchaft Dom Mi⸗
niſſe, durch welche der Herzog von Wellington die Beſorg⸗ niſſe des Herrn Peel heben und das erbitterte Irland beru⸗ higen will, ſind wird
ben einfach dieſe: Der edle Herzo gleich nach dem Beginn der naͤchſten Parlaments⸗Sitzung eine Bill einbringen, durch welche die Katholiken zu den hoͤhern Juſtiz⸗Aemtern Zutritt erhalten ſollen, und welche ihnen die Cor⸗ porationen öͤffnen und ſie ganz auf den Standpunkt der Proteſtanten ſtellen ſoll, mit Ausnahme der Zulaſſung zum 82 und den hoͤchſten Aemtern unter der Kronc. ieſe Bill wird wohl ohne Zweifel in beiden Haͤuſern ganz einſtimmig angenommen werden. Sie wird 0 Tonnell zu dem Amt eines Köͤnigl. Raths wahlfaͤhig machen; ſie wird dem höchſten Ehrgeiz Shiel'’s einen Weg bahnen, ſie wird. alle Fuͤrſprecher der Dubliner und Londomner Aſſociation zu Beförderungen befahigen, und wird in Geſtalt eines ſeidnen Rocks das Geſchrei und den Patriotismus der Redner, welche dieſe aufruͤhreriſchen Verſammlungen leiten, zur Ruhe bringen. Dieſes Alles iſt, ſo weit es geht, ſehr gut; aber die große Frage iſt: wird es die Katholeken defriedigen? Wir ſagen Nein! Es wird mit den lauteſten Bezeugungen des Mißfallens aufgenommen werden. Es wird für eine Belei⸗
digung angeſehen Spott Preis gegeben, und von 5 9 geſeh 7 . ät ie Tane⸗ P
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