8. 4 Föö E einen aus ihrer Mitte nach Europa zu den Fuͤßen des Thrones niederlegen und dem Koͤnige be⸗ weiſen ſollte, daß die Mahomedaner treuer ſeyen als die Chriſten. Ein Gencral⸗Commiſſair wurde nach den Colo⸗ nicen geſchickt, um das Verwaltungs⸗Syſtem zu aͤndern, aber einer unſerer Agenten hatte ein Indiſches Oberhaupt auf eine entehrende Weiſe verletzt, und das Feuer war nicht mehr zu daͤmpfen. Einer unſerer eigenen Beamten verkaufte den Inſurgenten von unſeren Pulvervorraäͤthen. Der Redner billigte darauf die Maaßregel, daß man, nach dem Beiſpiele der Englaͤnder, die Eingebornen anwerbe und im Gebrauch Europaͤtſcher Waffen uͤbe, und ſicherte dem Geſetze ſeine Stim⸗ me zu. Herr Warin lobte den edlen und uneigennuͤtzigen Charakter, den Hr. van der Cappellen waͤhrend ſeiner Ver⸗ waltung der Colonieen bewieſen habe, und ſuchte denſelben gegen einen indirecten Vorwurf zu ſchuͤtzen, der ihm in dem Vortrage des vorigen Redners zu liegen ſchien, wogegen ſich dieſer wiederum verwahrte. Herr Warin ſtimmte gegen das Geſetz. Herr Geelhand della Faillle ruͤhmte den Eifer, mit dem ſein College Warin den ehemaligen General⸗Gou⸗ verneur in Indien vertheidigt habe und ließ auch ſeinerſeits dem edlen Charakter des Herrn van der Cappellen Gerech⸗ tigkeit widerfahren; er haͤtte aber lieber gewuͤnſcht, den Schleier von dieſen Angelegenheiren nicht gehoben zu ſehen, am we⸗ nigſten aber duͤrfe man Herrn van der Cappellen auf Koſten ſeines Nachfolgers, des Herrn du Bus, vertheidigen wollen. Er ſey gegen beide gerecht. Der Erſtere habe die Colonieen aus den Haͤnden der Englaͤnder bekommen, und ſey zu gro⸗ ßen Ausgaben genothigt geweſen, da er alles neu ſchaffen und organiſiren mußte. Herr du Bus habe dagegen die Fi⸗ nanzen wieder zu ordnen geſucht und Erſparniſſe gemacht. Er ſtimmte fuͤr die Anleihe. Nachdem Herr van Alphen, der das Geſetz bereits in der vorigen Sitzung vertheidigt hatte, die Kammer nochmals an die Wichtigkeit der Co⸗ lonicen erinnert und ſie zur Bewilligung der 15 Mil⸗ lionen aufgefordert hatte, ſprachen die Herren Surlet de Chokier und van Aſch van Wyck fuͤr das Geſetz, zu deſſen Vertheidigung ſodann der Finanz⸗Miniſter einen Vortrag von faſt einer vollen Stunde hielt, der einen tiefen Eindruck auf die Verſammlung machte. Hr. Le Hon er⸗ theilte der miniſteriellen Rede großes Lob, und dankte dem Miniſter fuͤr die gegebenen Aufſchluͤſſe, die auch ihn guͤnſtig fuͤr das Geſetz geſtimmt haͤtten. Hr. Donker⸗Curtius beſtand auf der Verwerfung des Geſetz⸗Vorſchlages. Hr. Fal⸗ lon machte den Vorſchlag, den Vortrag des Miniſters, der ſo reich an ſchaͤtzbaren Nachrichten ſey, zum Druck und zur Austheilung an die Mitglieder der Kammer zu verordnen. Der Präſident, Hr. Reyphins, ſtimmte dem Vorſchlage bei, vorausgeſetzt, daß der Miniſter das Manuſeript dazu erthei⸗ len wolle. Dieſer dankte der Kammer fuͤr dieſe ſchmeichel⸗ hafte Auszeichnung und uͤbergab dem Praͤſidenten ſein Ma⸗ nuſcript. Das Geſetz uͤber die Anleihe von 15 Millionen fuͤr die Colonieen kam darauf zur Abſtimmung und wurde mit 84 gegen 17 Srimmen angenommen. Die Kammer vertagte ſich ſodann auf den 19. Januar, worauf die

i fgehoben wurde. . en. 24. Dec. Das Budget fuͤr das Jahr 1828 iſt neulich nicht (wie gemeldet worden) mit der Mehrheit einer einzigen, ſondern mit der von zwei Stimmen ange⸗ der zweiten Kammer das neue Geſetz gegen Preßvergehen vorgelegt, da aber die Vacanzen jetzt eingetreten ſind, ſo wird es erſt im Januar debattirt werden. „Schweden und Norwegen. 4

Stockholm, 19. Dec. Seine Majeſtaͤt der Koͤnig hatten dem Vernehmen nach drei Tage hindurch, in Folge einer ſtarken Erkaͤltung, die von einem leichten Fieber⸗An⸗ falle begleitet war, das Zimmer huͤten muͤſſen, ſind indeſſen gegenwaͤrtig, ſeit das Fieber ſich nicht wieder eingeſtellt hat, faſt gänzlich hergeſtellt; doch leiden Allerhoͤchſtdieſetben noch an einiger Schwaͤche. .

Die Anzahl der in den vier Staͤnden gemachten An⸗ rraͤge hat ſich zum 15ten d., als dem feſtgeſetzten Ter⸗

i uf 600 belaufen.

I Veutſchlan d.

Stuttgart, 24. Dec. Wir haben ſicher⸗ Kunde er⸗ halten, daß das neue Jahr 1829 der Univerſitaͤt Tuͤbingen die laͤngſt erwartete Organiſation und mit ihr einen bleiben⸗ ien Curator in der Perſon ihres bisherigen hochverdienten Kanzlers v. Autenrieth bringen wird. Seinen gediege⸗ ren Werken verdankt ſie ihren Europaͤiſchen Ruf; er lenkte tie Univerſitaͤt mit ſolcher Klugheit, daß ſie vor 3 Jahren ter mit allgemeinem Beifall aufgenommenen proviſoriſchen Einrichtung theilhaftig werden konnte. Man ruͤhmt an die⸗

ſenden, der ihre Klagen

ſem Manne den feinen Geſchaͤftstakt, die ruhige Umſicht in der Behandlung ſchwieriger Dinge, ſeine Partheiloſigkeit in Allem, und den klaſſiſchen Styl in jeder Zeile, die aus ſei⸗ ner Feder fließt.

Italien.

Rom, 18. Dec. In einem am 15ten d. M. gehalte⸗ nen geheimen Conſiſtorium hat der Papſt 5 Erzbiſchoͤfe und 21 Biſchoͤfe beſtaͤtigt, worunter 11 in barzihus Infidelium. Unter den Erzbiſchoͤfen befindet ſich der fuͤr Gneſen und Poſen er⸗ nannte bisherige Propſt an der Kathedralkirche zu Gneſen, Dr. Theophüius von Wolicki. Seine Heiligkeit ernannte demnaͤchſt 8 Kardinaͤle, worunter der Primas von Ungarn, Monſign. Alex. v. Rudnay und Diveck⸗Uifalu. Am ſel⸗ bigen Tage hat der Papſt auch noch verſchiedene andere Ernennungen vorgenommen, namentlich iſt Monſign. L. del 2 Drago zum Ober⸗ Hofmeiſter und Monſign. Caſtruccio Caſtracane zum Secretair der Prepaganda ernannt worden.

2 Tuͤrkei und Griechenland.

Ein in der Allgemeinen Zeitu ng enthaltenes Schrei⸗ ben von der Serviſchen Graͤnze vom 4. Dee, theilt den (weiter unten folgenden) Auszug eines von einem Israeli⸗ tiſchen Handelshauſe herruͤhrenden Briefs aus Niſſa mit, und ſchickt demſelben folgende Bemerkungen uͤber die Be⸗ ſchaffenheit der fraglichen AQuelle woraus: „Die in der Euro⸗ paiſchen Tuͤrkei und zu Konſtantinopel verbreiteten zahlrei⸗ chen Inden ſind meiſt Abkoͤmmlinge der aus Spanien und Portugal vor dreihundert Jahren Vertriebenen, Dieſe ha⸗ ben die bei ihrer Verbannung geretteten Schaͤtze zu erhalten, und durch Fleiß zu vermehren gewußt, und da ihre Nach⸗ kommen den National⸗Charakter ihrer Vorfahren, ihren Ge⸗ werbſteiß, mit dem Gebrauch der Spaniſchen Sprache *) bis auf unſere Zeit beibehalten haben, ſich wenig mit dem niedrigen Kleinhandel abgeben, und in den anſehnlichſten Handels⸗Unternehmungen intereſſirt ſind, ſo haben ſie ſich das Zutrauen der Adminiſtration erworben, und werden haͤuſig als Paͤchter der öffentlichen Gefaͤlle und der Münze, oder als Dolmetſcher und Agenten der Regierung und der Pa⸗ ſcha's verwendet **). Duͤrch dieſe Qualifikationen, und ver⸗ moͤge ihrer ausgebreiteten Correſpondenz, ſind ſie oft ſehr ge⸗ nau von den politiſchen Conjuncturen unterrichtet, die ſie ſich gegenſeitig mittheilen.“ „Auszug eines Schreibens aus Niſſa vom 22. Nov. Der neue Vezier in Bosnien findet andere Verhäͤltniſſe, als er bei ſeiner Ankunft erwartet haben mag, und ſein friedlicher Sinn, der ihm eigentlich zu der Stelle verhalf, reicht nicht zu Beruhigung der 8ene, 2

hin. Die Bosnier wiſſen entweder nicht was ſie wollen, oder ſie werden durch eine unſichtbare Hand geleitet, welche ewige Unzufriedenheit zu erhalten ſucht. Ihre Hauptbeſchwer, den waren Anfangs die eingefuͤhrten Neuerungen; jetzt, wo man nach Umſtaͤnden abzuhelfen ſucht, den altherkoͤmmlichen Gebraͤuchen mit Achtung begegnet, ſelbſt in den Abgaben Erleichterung verſpricht, ſind ſie unzufriedener als je, und machen Anſtalten, um, wie ſie ſagen, ihre Rechte zu behaup⸗ ten. Der Vezier wird mit ſeiner Leutſeligkeit nicht ausreichen, ſchon ſieht er ſich nach Verſtaͤrkungen um. Hier hat er keine zu erwarten, er mag ſie ſich aus Macedonien verſchreiben, 8 wo ſeine Freunde ihn gewiß nicht vergeſſen haben. Der . Fuͤrſt Miloſch ſoll auch um Freunde bekuͤmmert ſeyn, und nicht ohne Abſicht das Land durchreiſen; er darf aber th., ſeiner Hut ſeyn, denn giebt er ſich gleich das Anſehen, den Frieden erhalten zu wollen, ſo wird er doch von den Tuͤrken nicht unter jene Raja's gerechnet, die im Frieden ihr Gluͤckk finden. Zu Konſtantinopel iſt man ſehr vergnuͤgt, nur Geld 2

8 . BE—

) Die Juden der niedern Klaſſe reden ein Kauderwaͤlſch, welches groͤßtentheils aus verdorbenen Spaniſchen Woͤrtern be- ſteht, daneben aber einige Hebraͤiſche und ſelbſt viele Tuͤrkiſche enthaͤlt; man kann alſo nicht ſagen, daß ſie den Gebrauch der

Spaniſchen Sprache beibehalten ſondern vielmehr, daß ſie ſich einen Jargon gebildet haben, der viele, zurſpruͤnglich

Srep ſche⸗ aber jetzt durch die Ausſprache ſehr entſtellte Worte enthaͤlt. 8 Seit mehr als 100 Jahren ſchon ſind die Juden durch Intriguen von der Muͤnze entfernt, und letztere beſtndet ſich in den Haͤnden der Armenter. So lange die Janitſcharen beſtan- den, war ein Juͤdiſches Haus mit der Wuͤrde eines Banquters und Lieferanten dieſes Corps bekleidet, und der jedesmalige Beſitzer dieſer Stelle genoß alle Privilegien der am meiſten be⸗ guͤnſtigten Raja’s, wofuͤr er aber auch dem Oberſten und ſeinen Officieren, ja wohl ſelbſt dem Divan, von Zeit zu Zeit anſehn⸗ liche Geſchenke machen mußte, um ſich zu erhalten. In den Provinzen moͤgen wohl noch heute mehrere Paſcha's die Juden 3 als Pachter annehmen, in Konſtantinopel aber geſchieht dies nicht mehr; daſſelbe gilt von ihrer Verwendun * ſcher und Agenten.

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