1829 / 28 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sgegen .“ aber p 20 eetwas genommen, als uͤbertriebene Forderungen von der ent⸗ gegengesetzten Seite ihr jemals ihren verfassungsmaͤßigen Cha⸗ rakter rauben werden. Unser Land hat das Eigenthuͤmliche haan sich, daß es uͤber kurz oder lang Jedem von uns Gerech⸗ 8 tigkeit widerfahren laͤßt.”

Der Graf von la Ferronnays hat gestern nach Nizza angetreten.

Die Nachricht von der nahen Ruͤckkehr des Fuͤrsten von Polignae, der erst vor wenigen Wochen diese Hauptstadt ver⸗ lassen hatte, giebt den Blaͤttern der verschiedenen Farben rei⸗ chen Stoff zu Besorgnissen oder Hoffnungen; alle stimmen jedoch dahin uͤberein, daß sie die 1 einer Aufloͤsung des Ministeriums in Verbindung bringen. Wir lassen sie der Reihe nach sich selber aussprechen. Der Constitutionnel sagt: „Wir dachten es wohl, daß das gewaͤhlte Auskunftsmittel eines provisorischen Ministeriums in einem Zeitpunkte, wo das Cabinet mehr als jemals an Consistenz und Kraft zu gewi te, sung desselben herbeifuͤhren wuͤrde. Das Portefeuille der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten ist dem Herzog von Mortemart wiederholt angetragen worden, und seine Weigerung hat das Ministerium in Verlegenheit versetzt; am vergangenen Freitag stand es sogar, bei der Nachricht von der nahen Abreise des Herzogs nach Petersburg, im Begriff, sich aufzuloͤsen. Die stets wachsamen Apostolischen ermangelten nicht, sofort ihre Dienste anzubieten, und die Herren von Martignac und Por⸗ talis haben sie unterstuͤtzt, indem sie den Vorschlag gemacht, den Fuͤrsten von Polignac fuͤr das auswaͤrtige Departement zu berufen. Wir wissen aus einer achtbaren Quelle, daß die anderen sechs Minister sich einer solchen Wahl lebhaft wider⸗ setzt und laut ihren Entschluß erklaͤrt haben, ihre Portefeuilles abzugeben, wenn jener Vorschlag ausgefuͤhrt werden sollte. Wir haben den 19. Januar; in acht Tagen werden die Kammern eroͤffnet. Es ist also unmoͤglich, uns lange in die⸗ sem aͤngstlichen Zustande zu lassen. Man macht heute die positive Ankuͤndigung, daß an den Fuͤrsten Polignac der Be⸗ fehl abgegangen sey, sogleich nach Paris zu kommen. Vorwande nimmt man dabei, seine Instructionen muͤßten mit denen des Herzogs von Mortemart in Uebereinstimmung gebracht werden, der seine Abreise deshalb aufgeschoben habe; der wahre Zweck aber ist, Herrn von Polignac zur Bildung

eines neuen Ministeriums zu berufen, in welchem nur die HH. von Portalis und Martignac bleiben wuͤrden. Diese Nachricht hat die Haͤupter der Congregation in Entzuͤcken

seine Reise

C versetzt, und alle ihre Anhaͤnger sind jetzt in Bewegung.“” In einer Nachschrift sagt das naͤmliche Blatt: „Jetzt um neun Uhr Abends erfahren wir, daß der Fuͤrst Polignac be⸗ stimmt uͤbermorgen (heute, 21sten) in Paris ankommen wird. Diese unerwartete Ruͤckkehr bringt Frankreich auf’s Neue in dieselbe Lage, aus welcher es sich unlaͤngst gerettet hoffte. Was will Herr von Polignac in Paris? Ein Ministerium bilden? Dazu hat er die Mittel nicht.“ Der Cour⸗ rier frangais aͤußert uͤber denselben Gegenstand un⸗ er anderen Folgendes: „Der Fuͤrst von Polignac scheint beauftragt zu seyn, fuͤr die Eroͤffnung der Kammern ein neues Ministerium zu schaffen, indem er das jetzige rei⸗ nigt und vervollstaͤndigt. Die zwei oder drei Mitglieder es Cabinets, welche die Kuͤhnheit gehabt haben, den Jesui⸗ ten zu mißfallen und sich zu constitutionnellen Ansichten zu bekennen, sollen entlassen werden. Den Anderen wird es frei stehen, einem System des rechten Centrums beizutreten, wel⸗ ches die Verwaltung der Hrn. von Villele, Corbière und Peyronnet wieder beginnen soll, nur mit etwas mehr Vor⸗ sicht. Dies sind die Plaͤne, mit denen man umgeht, und de⸗ ren Ausfuͤhrung im Geheimen vorbereitet wird. Der Fuͤrst on Polignac kehrt aus London zuruͤck, um an dieses große Werk Hand zu legen; man weiß noch nicht gewiß, welche von den jetzigen Ministern bleiben werden, aber die Listen liegen bereit, und der neue Chef hat beim Aussteigen aus dem Wagen nur waͤhlen. Man kann solchen Plaͤnen kaum Glauben schenken, zumal jetzt, kurz vor der Er⸗ oͤffnung der Kammern, und selbst, wenn man sich davon uͤberzeugt, erkennt man darin nur kurzsichtige Entwuͤrfe, die der Parthei, welche schon von Siegen traͤumt, keinen großen Vortheil bringen werden. Wirkliche Gefahr ist nur fuͤr das Ministerium vorhanden. Die constitution . iheit ste 8 e unelle Freiheit steht uͤber dieser Angelegenheit; die Kammer und die Wahl⸗Col⸗ legien sind ihre Sicherheitshaͤfen.“ Auch die Auoti⸗ dienne findet die Aufloͤsung des Ministeriums wahrschein⸗ lich. „Die Sitzung naht heran“; so beginnt sie, „die Po⸗ itik gewinnt Lebendigkeit und verbreitet neue Geruͤchte uͤber

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das Cabinet seyn; durch derg eichen Vorurtheile wird der Verwaltung von ihrem Royalismus eben so wenig

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Ankunft des Fuͤrsten mit

unen suchen sollte, die Aufloͤ⸗

Zum

tigerer Umstand.

rung aus der Kammer entferne, abe

das setzung beginnen koͤnnten. Es fehlt i einer Majoritaͤt, an Herrschaft uͤber di einungen, kurz an Allem, was in unserer Verfassung zu einem Ministerium ge⸗ hoͤrt. Wir haben es bereits fruͤher gesagt, und wiederho⸗ len es: wenn die politischen Fragen sich darauf reduciren, die Stimmen der rechten und der linken Seite und die des Cen⸗ trums an den Fingern abzuzaͤhlen, so wird das System der Staatsmaͤnner dermaaßen einfach, daß es bisweilen laͤcherlich erscheint. Es waͤre auch in der That stark, wenn man, in einer Zeit der Vervollkommnung und Aufklaͤrung, von Ta⸗ lent und Faͤhigkeiten ganz absehen und sich darauf beschraͤn⸗ ken wollte, die Stimmen zu zaͤhlen, was jeder kann, der et⸗ was Arithmetik weiß. Wir finden in dem Courrier Geruͤchte und Andeutungen, die auch bis zu uns gekommen sind; nur andere Namen haben wir gehoͤrt. Darauf kommt es aber nicht an. Wir fragen nicht nach den Personen. Wenn wir Maͤnner, welche entschlossen sind, die Monarchie zu befestigen und die Revolution zu unterdruͤcken, zur Macht gelangen sehen, so werden wir dem Staate Gluͤck wuͤnschen und jene in Allem unterstuͤtzen, was einer gesellschaftlichen und schuͤtzen⸗ den Politik gemaͤß ist. Persoͤnlicher Ehrgeiz ist uns fremd und hat kein Interesse fuͤruns. Was uns Noth thut, sind starke Grundsaͤtze und eine Macht, die sich vor den Partheien nicht fuͤrch⸗ tet.“ Am ruhigsten aͤußert sich das Journaldu Commerce: „das Ministerium wird sich schwerlich in seiner jetzigen Ge⸗ stalt bis zum Beginn der Sitzung erhalten. Wir sehen es bei jedem Schritte der Auftoͤsung nahe, und bei dem gering⸗ fuͤgigsten Anlasse strauchelt es. Die Entfernung des Herrn von la Ferronnays haͤtte es beinahe gaͤnzlich gestuͤrzt, es schloß sich aber enger zusammen, um den Eintritt eines neuen Mitgliedes und die davon unzertrennliche Erschuͤtterung zu vermeiden. Wir sind nicht der Ansicht, daß die Abwesenheit des Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten von großen Folgen fuͤr sein Departement sey. In dem jetzigen Zustande Europa's wird jede Maaßregel der aͤußeren Politik im Ca⸗ binets⸗Rathe verhandelt und die Stelle des besonderen Mi⸗ nisters beschraͤnkt sich mehr auf Ausfertigung der Depeschen; aber eine Stimme weniger im Minister⸗Rathe ist ein wich⸗

Der Vorschlag, die Stelle des Herrn von la Ferronnays unbesetzt zu lassen, wurde erst nach lebhaften 1 Debatten angenommen. Vergebens sucht man zu verbergen, wie wenig Einigkeit unter den Mitgliedern des Cabinets herrscht. so

zuner haben eingesehen,

Unsere Staatsm sie die naͤchste Sitzung nicht in ihrer jetzigen Zusammen⸗ hnen an Kraft, Willen, an

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Waͤren sie auch uͤber jeden anderen Punkt einig, so wuͤrde das Municipal⸗Gesetz allein hinreichen, Uneinigkeit unter sie zu bringen. Diese große Arbeit ist noch nicht been⸗ digt. Gelingt es den Ministern, uͤber das Ganze des Gesetz⸗Entwurfes einig zu bleiben, so haben sie die groͤßte. Schwierigkeit ihrer Lage uͤberwunden; es bleibt ihnen dann noch die parlamentarische Diseussion uͤbrig, und wunderbaxr waͤre es, wenn sie aus dieser unversehrt, und ohne einen aus ihrer Mitte auf dem Platze zu lassen, hervorgingen. Dieser Gesetz⸗Entwurf ist offenbar die Hauptquelle der Uun- ruhe des Ministeriums; man spricht daher mehr als je von einer Veraͤnderung dieses letzteren, wodurch Harmonie in den Minister⸗Rath gebracht wuͤrde. Unbegreiflicher Weise wird der Name des Fuͤrsten von Polignac andern Namen, mit denen er nie die geringste Sympathie gehabt hat, zuge⸗ sellt; wir nennen dieselben gar nicht, so seltsam klingt die Sache. Man behauptet es aber, und wiederholt aller Orten dies Vereinigungs⸗Wort der heutigen Politiker: Frankreich ist linkes Centrum. Aber ihr sollt sehen, es werden so viele Leute sich zum linken Centrum bekennen, daß dieses am Ende den Namen nicht mehr wird tragen wollen.“ Der Messager des Chambres begegnet, wie bereits gestern erwaͤhnt worden, allen diesen Geruͤchten durch die Erklaͤrung, daß der einzige Zweck der Reise des Fuͤrsten von Polignac dahin gehe, die in London begonnenen Unterhandlungen in Betreff Griechenlands in Paris zu beendigen.

Das Journal des Débats beleuchtet in einem lan⸗ gen Aufsatze die von zwei jungen Schriftstellern zur Sprache gebrachte Frage: ob es dem Interesse des Thrones und des Landes angemessen sey, den Artikel der Charte, der jedem keine volle 40 Jahr alten Franzosen den Eintritt in die De⸗ putirten⸗Kammer versagt, beizubehalten oder ihn abzuschaffen; es erklaͤrt sich fuͤr die letztere Alternative. „Wir verlangen nicht,“ aͤußert dasselbe, „daß man das Alter und die Erfah⸗ r wir wollen auch nicht, daß man das Verdienst im 38sten Jahre, die Tugend im 36sten, den Ruhm im 34sten, von derselben ausschließe. Man⸗ gel an Vermoͤgen, an Talent, an Anspruͤchen, werden es den jungen Candidaten immer noch schwer genug machen, in die Kammer zu kommen. Man wird uns vielleicht entgegnen: