1829 / 34 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Besonders aber in Raͤcksicht auf Irland sind wir der Mei⸗ nung, daß jene Ausschließungs⸗Gesetze die ersten Ursachen aller Uneinigkeit geworden, indem sie den politischen Zwisten und den religioͤsen Anfeindungen, welche das Land zerruͤtten, die Sicherheit aller seiner Institutionen gefaͤhrden und dem Gluͤck jedes Einzelnen wie des ganzen Volkes gleich entgegen sind, immer veue Nahrung gegeben haben. Wir sind ferner der Meinung, daß, wenn nicht die Gesetzgebung in ihrer Weipheit ein⸗ schreitet und jenen Uebelständen baldige Abhuͤlfe verschafft, e in ihren Fortschritten fruͤher oder spaͤter einen Charakter annehmen werden, der ihre nachherige Beseitigung unendlich erschweren duͤrfte. Es ist daher fuͤr die Wohlfahrt des gan⸗ zen Reiches, insbesondere aber fuͤr Nland, von hoͤchster Wich⸗ tigkeit, daß das Parlament den Zustand dieses Landes in baldige Erwaͤgung ziehe und sich bestrebe, einen versohnenden Ausweg aufzufinden, der sowohl zum Frieden und zur Ver⸗ aeößerung der Macht des vereinigten Koͤnigreichs, als zur Heeer zung der Landes⸗Institutionen und zur Wohlfahrt aller Unterthanen Sr. Großbritanischen Majestaͤt fuͤhre. Es soll eine Bittschrift, die im Geiste der vorstehenden Resolu⸗ tionen abgefaßt ist, bei Sr. Majestoͤt eingereicht werden.“ (Wir haben diese Bittschrift bereits gestern im Auszuge mit⸗ getheilt.) „Diese Bittschrift soll Sr. Majestaͤt von unserm edlen Vorsitzer, dem Herzoge v. Leinster, begleitet von meh⸗ reren namhaft gemachten Pairs! und Parlaments⸗Mitglie⸗ dern, überreicht werden.“ (Unter den namhaft gemachten befinden sich die Herzoge von Devonshire und Somerset, die Marquis von Anglesea und Lansdowne, die Lords Greuville und Goderich.) „Wir bekennen uns hierdurch auch, zu den Gesinnungen, welche in der in England kuͤrzlich publizirten Erktäͤrung vieler hohen Adeligen, ehrenwerther Parlaments⸗ Mitglieder und einer großen Anzahl geachteter Maͤnner aus allen andern Ständen, die saͤmmtlich bei dem Zu⸗ stande von Irland persoͤnlich interessiren, dargelegt sind. Unser edler Vorsitzer soll ermäͤchtigt werden, eine Abschrift dieser Erklärung, zugleich mit obiger Bittschrift, bei Seine 2 bige schrift, r Majestaͤt einzureichen. Eben so soll auch beiden Haͤusern des Parlaments die erwaͤhnte Bittschrift uͤbergeben werden. Deshald empfehlen wir auch sehr dringend allen Pairs und densenigen Mitgliedern, welche Irland repraͤsentiren, recht bald im Parlamente zu erscheinen; wir hegen das Vertrauen, daß sie sowohl um unseres gemeinsamen Vaterlandes, als um des ganzen Reiches willen, alle bisherige Partheinng und Lifersucht fuͤr immer vergessen werden: auf daß Irland sich der ungetheilten und ruhigen Erwäaͤgung seiner Angelegenhei⸗ ten erfreuen möͤge. Wir hossen, daß Se. Excellenz, der sehr edle Marquis von Anglesea, der unseres vollen Ver⸗ trauens wuͤrdig ist und es auch besitzt, sich niemals bewogen finden wird, die Regierung dieses Landes zu verlassen 8 Umstände auch immer in Unseren verfassungsmäßigen Bestre⸗ bungen fuͤr den religioͤsen Frieden Irlands eintreten moö en; denn wir vertrauen in diesem Punkte auf die Weisheit uns Gerechtigkeit der Regierung und versichern Sr. Epeeüen daß wir dem Ausspruche eines ausgezeichneten Englaͤnders⸗ bei⸗ stimmen, welcher gesagt hat, daß kein Volk unter der⸗Sonne ist, welches mehr als das Irlaͤndische die Gleichheit vor Gesetz liebt, wenn auch die ruͤcksichtslose A d desselben oft gegen seine eigenen Interessen gerichtet in 2 Es sollen mscelsen unserer Resolutionen und 1 unserem boch beaihmesn Landsmanne, Sr. Gnaden dem Her⸗

und moͤge man den

82 uensvoll r is r. wir vertraue hab werde seinen Ruhm, der auf einen so erhabenen Standpunkt gestellt hat,

in schon 1 indem er seinem Geburtslande Frieden und vor Allem

vee leiht, der ei

igiösen Frieden“ verleiht, der eine Wohlthat fuͤr den Staat 2 Wohlthat für denen Einzelnen darin wuͤrde. Endlich soll auch der * Versammlung allen den ge⸗ chrten Maͤnnern an die sich sowohl fruͤher um die oben erwaͤhnte hrotestantische Ertläͤrung, als um die Anordnungen zu dieser Bersamwlung selbst verdient gemacht

Rachdem saͤmmtliche Resolutionen angenommen worden waren, brachte noch Herr O Tonnell den beson⸗ dern Dank der Versammlung fuͤr 8 Vorsitzer, den Her⸗

von Leinster, in Vorschlag. Er hielt dabei eine lange Unde, die er mit den Worten schloß: „V -

„Von dem heutigen Tage hebt eine neue Zeitrechnung fuͤr uns an. Wie esn; auch unser Versammlungs⸗Ort ist, so werden doch die Worte, die von diesen Raͤumen ausgehen, durch das ganze Reich vernommen werden; sie werden zu meinem Geburts⸗rt, auf die hehen Berge von Kerry und jede Mutter, die ihren Saͤugling wiegt, wird sie hoͤren und sich ihrer freuen. Alles aber was hier die Benennung „verstaͤndig und ge⸗ dem Jubelrufe gut⸗

fuͤhlvoll“ mit Recht verdient, mit

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worten: „Christenthum und Alt⸗ Irland!“ Lauter, auhal⸗ tender Beifall begleitete diese Worte, nach welchen auch Herr Shiel auf aͤhnliche Weise sich aussprach; worauf die Versamm⸗ lung auseinander ging⸗

Die Times macht am Schlusse eines, die vorerwaͤhnte Versammlung betreffenden Artikels, folgende Bemerkungen: „Wir hoffen, daß man dieser Versammlung die gehoͤrige Beachtung schenken wird; denn sie ist eine sehr ernste und wichtige, ja, sie ist es sogar mehr, als wir zu sagen im Stande sind. Wir hoffen, daß jede anmaaßliche Schwatzhaf⸗ tigkeit oder Spottsucht, die daruͤber laut wird, allgemeige Mizbilligung finden werde; denn es buͤrfte die Zeit kommen, in welcher eine tiefe, aber nutzlose Reue (die scra poeniten- lia, von der ein philosophischer Geschichtschreiber spricht) 2 daruͤber empfunden werden wuͤrde, daß man die Rathschlaͤge, welche in den Resolutionen jeder Versammlung gegeben wer⸗ den, nicht befolgt habe. Wir wollen jedoch hoffen, daß die hier ausgesprochenen Besorgnisse sich nicht bewaͤhren werden, ünd zwar erstlich, weil wir hoffen, daß man die in Anspruch genommenen Rechte nicht verweigern wird; zweitens aber, weil wir auch die Hoffnung hegen, daß selbst dann, wenn sie verweigert wuͤrden, dennoch diejenigen Folgen nicht ein⸗ treten werden, zu denen eine solche Weigerung nur allzu ge⸗ rechten Anlaß geben wuͤrde. Keine dauernde Ruhe ist 8 das Reich, kein Frieden und keine Wohlfahrt fuͤr Irland zu hoffen, ehe die Emancipation zugestanden ist.“

„Der Marquis von Anglesea“ (heißt es im Globe) „hat Irland mit dem Bedauern und den besten Wuͤnschen der Nation verlassen. Abgesehen von den Streitigkeiten we⸗ gen der Emancipation, wird es gewiß Jedermann zugeben, daß es keinen gecigneteren Mann fuüͤr den Posten eines Vice⸗ Koͤnigs von Irland geben kann. Das Gulte, das er aufrich⸗ tig beabsichtigte die Art und Weise, wie er Alle von sei⸗ ner Anhaͤnglichkeit an das Land, das er regierte, zu uͤberzeu⸗ gen wußte die Offenheit seiner Verfuͤgungen der Glanz seines Hofes die Enthaltung von jeder Art der Prahlerei mit seiner Macht das Vertrauen, das er in die guten Gesinnungen der Nation setzte; kurz alle seine ausgezeichneten Eigenschaften wußten namentlich die Irlaͤnder anzuerkennen und zu schaͤtzen. Indessen duͤrfte unter den bestehenden Um⸗ staͤnden, wo die Schwierigkeit darin bestanden zu haben scheint, einen Mann auszufinden, von dem weder Gutes noch Böͤses zu erwarten war, die Wahl des Herzogs von Northumber⸗ land keine schlechte seyn. Obgleich er gegen die Emancipa⸗ tion gestinmt hat, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß die naͤhere Bekanntschaft mit dem Zustande Irlands denselben Eindruck auf ihn, als auf so manche fruͤhere Englische Vice⸗ Koͤnige, machen wird, wenn er naͤmlich wirklich den richtigen Blick besitzt, den man ihm zuschreibt.*

Wie es scheint, sagt ein Morgenblatt, ist es nicht 8. .

ger zweifelhaft, daß zwischen den beiden leitenden Partheien 1 im eine Art von Vertrag abgeschlossen, und daß in Betreff der Frage wegen der katholischen Emancipation Un- thaͤrigkeit an der Tages⸗Ordnung ist. Die kräͤftigen . Maaßregeln der einen Parthet und das „Etwas, das ge-⸗ schehen duͤrfte“ der anderen, werden für's Erste „in Ver⸗ 2 gessenheit begraben“ werden. 25

Herr O Connell, heißt es in der Morning⸗Chro⸗ niele, scheint in diesem Augenblick vor allen Andern 2*

am meisten geeignete Mann zu seyn, der Angelegenheit de Katholiken vorzustehen. Eine ganz andere Sache wuͤrde es seyn, wenn sie auf offenem Schlachtfelde auszufechten wäre; dazu wuͤrden andere Eigenschaften erforderlich seyn. 1“— Gefechte indessen, welche die Katholiken jetzt zu bestehen 11“] ben, finden unter den Formen der Verfassung statt; ee kann sich der Feind nicht verstecken, denn was auf den Freund einwirken soll, muß dem Feinde gleichfalls offen dar⸗ liegen. Herr O'Connell scheint von allen lebenden Maͤn⸗ nern am Sgen zu solcher Art von Kriegfuͤhren zu 5 seyn. Er besitzt in Geschaͤften eine große Erfahrung, grosfe Koͤrper⸗Kraft und Lebendigkeit des Geistes, eine unermuüͤdete

Thaͤtigkeit und Reizbarkeit, die bei dem unruhigen Zustande Irlands gewissermaaßen eine nothwendige Bedingung seiner 1

Existenz ist. Er scheint von dieser Nothwendigkeit instinet. 2 94 artig uͤberzeugt zu seyn, und auch davon, daß sein Gluͤck 3 von seiner Popularitaͤt abhaͤngt. Daher schreiben sich die rasch ergriffenen 2832 gegen seine zahlreichen offenen und versteckten Nebenbuhler in der Association, die es ver⸗

suchen wollen, sein Uebergewicht zu schmälern. Seine Feh⸗ ler sind wesentlich mit den Eigenschaften verschmolzen, denen er seine Popularitaͤt und seinen Einfluß verdankt. Wir be.

trachten die katholische Angelegenheit als identisch mit der

Person Herrn Lenneibe⸗ und jeden Beweis einer niedri⸗

gen Eifersucht in einem Augenblick,

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