1829 / 35 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

poöolkerung zerstreut, als das fruchtbare Erdreich ernaͤhren eceͤoͤnnte; sie entbehren einer eigenen Industrie, deren Ent⸗ wickelung das Mutterland aus richtig oder falsch verstande⸗ nem Interesse verhindert hat; sie treiben gerade so viel Ackerbau, als zur Ernaͤhrung ihrer Bewohner noͤthig ist, aber nicht genug, um die Erzeugnisse ihres Bodens aus⸗ fuͤhren zu koͤnnen; sie haben bis jetzt keinen directen Handel mniit anderen Laͤndern getrieben; sie besitzen kein anderes Heer, aals einige spaͤrliche und schlechte Milizen, die nie Pulver rochen; sie koͤnnen keinen Schatz bilden, weil die Bergwerke,

Mlutterlande fast ganz ungebaut liegen, und weil die Ein⸗ wohner, es sey nun aus welchem Grunde es wolle, uͤberhaupt nicht zu der Stufe der Civilisation gelangt sind, welche ih⸗ nen die Kraͤfte zu einem langen und hartnaͤckigen Kampse geben koͤnnte. Dagegen besitzt das Mutterland auf seinem unngleich kleineren Flaͤchenraum eine fast eben so starke Bevoͤl⸗ kerung, es hat Ackerbau, Gewerbfleiß und Handel, wenn diese auch nicht in so bluͤhendem Zustande sind, als sie seyn koͤnnten; es besitzt ein zahlreiches Heer, das noch vor Kurzem sich mit den tapfersten Soldaten der Welt in den Waffen maaß, und wenn es auch keinen alleinigen und entschiedenen Sieg uͤber sie da⸗ von trug, doch gelernt hat, sie nicht zu fuͤrchten; es besitzt einen Schatz, der zwar verarmt ist, dem aber durch ein gutes Finanz⸗System wieder aufgeholfen werden kann, und seine Bewohner, wenn sie auch nicht die gebildetsten des Univer⸗ smums sind, stehen doch auf der Hoͤhe Europäischer Cultur. Wir fragen nun, wer wird der Sieger in einem so unglei⸗ Hchen Kampfe seyn? Die Colonieen, welche weder durch Be⸗ völkerung, noch durch Ackerbau, noch durch Industrie, noch durch Handel, noch durch Heere, noch durch einen Schatz, naooch durch Aufklaͤrung beguͤnstigt sind, oder das Mutterland, welches dies Alles, wenn auch nicht in dem Grade, als es seyn koͤnnte, besitzt? Es unterliegt keinem Zweifel, daß jede üͤberseeische Besitzung, die sich gegen einen der großen Euro⸗ paͤischen Mutter⸗Staaten empoͤrt, ohne den Beistand eines n„odder mehrerer der mächtigen Cabinette, unterliegen muß. Um wwie vieles war nicht, im Vergleich zu den Spanischen Be⸗ sitzungen, der Zustand der Englisch⸗Amerikanischen Colonicen guͤnstiger, als sie sich gegen das Mutterland empoͤrten! Und ddennoch wird kein Unpartheitscher in Abrede stellen, daß auch diese Colonieen von England wieder erobert worden wären, 2 wenn nicht Frankreich aus allen Kräͤften die Nord⸗Amerika⸗ nische Insurrection unterstuͤtzt und England verhindert haäͤtte, 2* seine ganze Macht aegen die Pflanzer zu kehren. Und ge⸗ eaeis warde Spanien seinen Zweck erreichen, wenn man dem Madrider Cabinet volle Freiheit ließe, und es sich ohne Be⸗ sorgniß vor einem Europaͤischen Kriege ausschließlich mit der Wirdereroberung Suͤd⸗Amerika's beschäftigen koͤnnte. Man wird sagen, Spanien sey heute nicht so maͤchtig, als Eng⸗ land zur Zeit seines Krieges gegen Nord⸗Amerika war. Das ist nicht in Abrede zu stellen; die Spanischen Colonicen sind

laͤaouch bei weitem nicht das, was die Englischen waren, als sie den Ruf der Unabhängigkeit ertöͤnen ließen.“ „Bei dieser Parallele haben wir den Fall gesetzt, daß

alle Spanischen Amerikaner die Freiheit wünschten, daß sie eeinig unter sich wären, und die letzten Kräaͤfte vereinten, um ddie Unabhängigkeit zu erkaͤmpfen. Was will man uns er⸗ wwiedern, wenn man, wie wir bewiesen haben, zugeben muß, deaß eilf Zwölftheile der Bevoͤlkerung die Trennung vom Mlutterlande gar nicht wuͤnschen? Will man denn noch be⸗ heaaupten, daß die Insurgenten bei dieser Stimmung der Ge⸗

muͤther der Macht Spaniens widerstehen koͤnnten, wenn

* dieses frei uͤber seine Krafte schalten koͤnnte, und jene sich

selbst uͤberlassen waͤren?“ CTChina.

2 (Fortsetzung des in Nr. 31 abgebrochenen Artikels.)

Vorzuͤglich aber sind es die Russischen Verbindungen mit China, welche außerordentlich viel zur vollkommneren Kenntniß dieses Landes beitragen koͤnnen. Der Weg dazu ist schon durch die Mission, welche hereits seit einiger Zeit von Seiten Rußlands in Peking unterhalten wird, gehahnt; die Mitglieder dieser Mission verleben einige Jahre in der Hauptstadt China's, sie werden von ihrer Regierung auf die freigebigste Weise unterstuͤtzt, haben die beste Zeit und alle MMiitttel, sich gruͤndliche Kenntniß der Sprache zu erwerben, üund da auch die Chinesische Regierung Alles, was sich nur mit ihrem System der Behandlung der Fremden üͤherhaupt vereinigen laͤßt, fuͤr die Misston thut, so fehlt es ihr nicht *

8 2 4 .

8

8

an Gelegenheit, genauere Nachrichten uͤber die innere Lage unnd den Zustand des Reichs einzusammeln, die Gesetze und das, was die Regierung wirkt, ihre Art und Weise, zu verfahren, und alles dergleichen kennen zu lernen. Und welche ersprieß⸗

8 2*

ihr hauptsaͤchlichster Reichthum, seit der Trennung vom!

liche Fruͤchte in dieser Hinsicht man von dieser Mission er⸗ warten kann, wird ohne Weiteres einleuchten, wenn man einen Blick auf die Menge der verschiedenartigsten Buͤcher wirft, welche die Mission, die sich einen Zeitraum von 12 Jahren von 1808 bis 1820 in Peking aufgehalten hatte, aus China nach Rußland brachte. Von den wichtigsten derselben sind theils schon genaue Uebersetzungen durch die Missionaire angefertigt, anderntheils aber noch unter der Feder. Um nur einen kleinen Begriff von den großen Schaͤtzen zu geben, welche auf diese Weise fuͤr die naͤhere Kenntniß China's ge⸗ wonnen sind, sollen hier nur die vorzuͤglichsten dieser Werke kurz angefuͤhrt werden. Fuͤr die Kaiserliche oͤffentliche Bibliothek in St. Petersburg kaufte die Mission 1) ein großes Chinesisches Geschichtswerk in 10 Theilen, das einzige eines sehr beruͤhmten Chinesischen Geschichts⸗ schreibers aus dem 12. Jahrhundert, Dshudsu mit Namen. Es umfaßt eine Zeit von lange vor der Geburt Christi bis zum 10ten Jahrhundert. 2) Eine genaue Beschreibung des Krieges, welcher von 1754 bis 1759 von dem Manshurisch⸗ Chinesischen Kaiser Zaͤnglung gegen die Mongolische Nation der Dungaren und gegen das oͤstliche Turkestan oder die kleine Bucharei gefuͤhrt wurde; 12 Theile. 3) Eine genaue und ausfuͤhr⸗ liche Geschichte und Darstellung des Zustandes des Chinesischen Beamtenwesens (des Adels), des Militairs und der Verwal⸗ tung der städtischen Behöͤrden. Ferner enthält dieses Werk alle Verordnungen in Bezug auf den öͤffentlichen Unterricht, eine vollstaͤndige Rangordnung aller Beamten, und alles da⸗ hin gehoͤrige, dazu noch Lebensbeschreibungen und Kriegs⸗ thaten der Prinzen von Gebluͤt, der Heerfuͤhrer und au⸗ derer Beamten, welche ihrem Vaterlande durch Ausklarung und Tugend wichtige Dienste geleistet haben, endlich —7 Lebensbeschreibungen vieler Frauen und Maͤdchen, die sich durch Keuschheit und haͤusliche Tugenden ausgezeichnet ha⸗ ben. 4) Ein Chinesisches Woͤrterbuch nach dem Willen des Kaisers Kanssi ausgearbeitet, es zeichnet sich durch Vollstän⸗ 2 digkeit und deutliche und genaue Erklärung eines jeden Worts aus. 5) Blüthenlesen aus den Lehren des Conm⸗ futr se und Men⸗dsuͤ, der beruͤhmtesten Philosophen des alten Ching’s, mit den ausfuͤhrlichen Erklaͤrungen gelehrter Maͤnner des er⸗ sten Grades, nach dem Willen desselben Kaisers Kansst und zu seiner eigenen Beschaͤftigung abgefaßt. 6) Eine vollstän⸗ dige Chinesische Technologie. 7) Atlas des Chinesischen Reichs. 8) Belehrende Worte an das Volk von den Kgi⸗ sern der Dainimischen Dynastie (von 1368 1644) 9) Fe⸗ schichte der Regierung der Manshurischen Dynastie. 100) 3 verschiedene Werke, eine genaue und ausfuͤhrliche Darstel⸗ lung der Lehre des Fo bildend. 11) Eine Sammlung ghie losophischer Urtheile uͤber Metaphysik, Physik und Ai. Philosophie und viele andere. 8

Ueber den Namen dieses Landes, seinen Ursprung und seine Bedeutung sind die verschiedensten Ansichten herrschend, und die vieien Schwierigkeiten, welche mit den dahin gehoͤ⸗ rigen Untersuchungen verbunden sind, lassen wenig Hoffnung daß es darüͤber zu einem entscheidenden Resultat könnte. Das Eimne steht fest, daß die Bewohner selbst einen eigentlichen und bestimmten Namen fuͤr ihr Land nicht ha⸗ den. Sie geben ihm den ganz allgemeinen Dshun⸗ho. Das vüör, das in der Mitte liegende. Woher es nun diesen E. sind besonders zwei Hypothesen ;

ich Einige er aus jenen ältesten Zei 1 8

China in viele kleinere —— . nen Prinzen als Appanagen gegeben w unter denen das G 882,99% n,* ebiet des Aeltesten oder Großfürsten in . ditte 89. Nachher, als sich eine feste und bestimmte Conarchie bildete, wurde der Name des hau tsachlichsten Theiles af das Ganze uͤbertragen, und die Chinesen nann- ten sich Dhunho⸗shing, das Volt des in der Mitte liegenden Reichs. Eine andere Erklärung dieses Namens ist jedenfalls Peinfacher. China liegt in der Mitte zwischen dem Meere und der Wuͤste. Diese natuͤrlichen Graͤnzen, welche sehr viel mit dazu beigetragen haben, das Land so isolirt zu erhalten sind zugleich nun auch die Ursachen gewesen, daß die Chine. 8 sen, ehe sie noch, wie jetzt, in en Verkehr mit an⸗ dern Voͤllkern und Reichen traten, keinen Punkt der Ver⸗ gleichung hatten, und ihre Monarchie deshalb fuͤr das einzige Reich hielten, dem sie nun von seiner natuͤr⸗ lichen Lage seinen allgemeinen Namen gaben. Die, senigen Laͤnder, mit denen sie schon lange in einiger Beruͤhrung gestanden Lm, als Tunkin, Japan und Hin. dostan, sind in ihren Augen nur von Wilden dewohnt, und daher nicht in die Kathegorie der „Reiche gestellt

Neben diesem allgemeinen Namen hat nun jede Dynastie, welche den Thron China's besaß, dem Lande noch einen besondern