1829 / 42 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Hr. Benj. Delessert, der ellet, Hr. Dumeile und Hr. Calmont. Die naͤchste Sitzung wird erst statt sinden, wenn der Entwurf der Adresse zum Vortrag gebracht werden kann. Die von der Pairs⸗Kammer zur Abfassung der Adresse ernannte Commission hat ihre Arbeit bereits vollendet, und den Baron Pasquier zu ihrem Berichterstatter gewaͤhlt.

Paris, 4. Febr. Vorgestern bewilligte der Koͤnig dem eerrn Royer⸗Collard eine Privat⸗Audienz; hierauf arbeiteten e. Maj. mit den Ministern des Krieges und der Justiz.

Die von den hiesigen Zeitungen verbreitete Nachricht

von dem Tode des Barons von Cauna, Deputirten des De⸗ partements der Heiden, war zu voreilig; derselbe ist inzwi⸗ schen gefäͤhrlich krank. 5 Ueber die Wahl des Herrn Royer⸗Collard zum Praͤsi⸗ denten der Deputirten⸗Kammer äußert der Messager des Chambres Folgendes: „Diese Wahl bezeichnet im Voraus den Geist der so eben eroͤffneten Sitzung; sie wird eine Fort⸗ setzung der, an bedeutenden Resultaten so reichen vorigen Session seyn. Eine aͤcht legislative Sitzung ist das, was Frankreich wuͤnscht, und die von der Krone getroffene Wahl eines in der öffentlichen Meinung so hoch stehenden Praͤst⸗ denten ist uns ein sicheres Pfand, daß die Regierung und die Kammern auch in diesem Jahre vereint auf dem Wege des Gemeinwohls vorschreiten werden.“ Auch das Jour⸗ nal des Débats ist über die gedachte Wahl hoch er⸗ freut. „Der Name Royer⸗Collard,“ sagt dasselbe, „wurde schon im Voraus durch die Thron⸗Rede bezeichnet, welche von der Religion mit frommer Weisheit, von der Monarchie mit gerechtem Vertrauen, von der Freiheit ohne eitele Besorgniß sprach, und auf das enge Band hinwies, das den Thron und die oöͤffentlichen Freiheiten an einander knuͤpft. Die durch eine solche Rede eroͤffnete Kammer bedusfte eines Praͤsidenten, in dem sich gewissermaaßen diese Lieblings⸗Gedanken Frank⸗ reichs verkoͤrpert befaͤnden. Darin besteht in der That der Ruhm des Herrn Royer⸗Collard, daß er das lebende Bild der Versoͤhnung aller Partheien ist. In dem Namen Ro⸗ ver⸗Collard liegt ein ganzes Princip, und das Ministerlum, die Deputirten, Frankreich, ja alle Welt kennt dieses Prin⸗ cip und seine Folgen; wer dasselbe annimmt, macht von die⸗ sem Augenblicke an die Charte und die friedliche Ueberein⸗ stimmung der Koͤniglichen Prärogative und der Volks⸗Frei⸗ heiten zu dem alleinigen Ziele seiner Wuͤnsche. Wir haben Grund, uns Gluͤck zu wuͤnschen; denn es ist fuͤr Frankreich, wo Alles so jung, wo die Charte noch von so neuem Datum ist, nichts Kleines, einen Mann zu besitzen, welcher, vor der Restauration dem Koͤnigthume zugethan, in den Tagen der ruͤfung fuͤr die Freiheit beseelt, unserm neuen Geiste etwas ltes und Ehrwuͤrdiges verleiht, einen Mann, der durch sein langes tadelloses Leben den Ideen unserer Zeit den Cha⸗ rakter der Neuerungen benimmt, weil er sie erprobt und den Rechten des Fuͤrsten und des Landes angemessen befunden hat. Dies ist der Mann, den die Weisheit des Koͤnigs und die Stimme der Kammer erwaͤhlt haben, jene, um ihr Wohl⸗ wollen gegen die Nation, diese, um ihre ehrfurchtsvolle Er⸗ ni- hs fuͤr die Krone zu beweisen.“ er Cardinal⸗Erzbischof von Toulouse hat unterm 14ten v. M. an seine Untergebene ein Circular⸗Schreiben erlassen, worin er ihnen die moͤglichste Verbreitung des „Meémorlal de Toulouse“, das die Stelle des „Echo du midi“ eingenommen hat, anempfiehlt. Der Cardinal sagt darin unter andern, der Zweck dieses Blattes werde immer dahin gehen, die Rechte der erhabenen Dynastie der Bourbons, die seit so vielen Jahrhunderten das Gluͤck und den Ruhm Frankreichs aus⸗ mache, aufrecht zu erhalten. „Das Journal des Débats lobt diese Absicht, meint aber, daß dieselbe heutiges Tages nicht mehr hinreichend sey. Der Koͤnig, seine Dyna⸗ te und die verfassungsmoͤßige Monarchie! dies ey jetzt das Losungswort fuͤr alle Cchriststeller. Der Car⸗ dinal sagt auch in seinem Schreiben, das Mémorial de Toulouse werde die Angriffe der Gottlosigkeit zuruͤck zu weisen suchen, die zugleich die Religion und den Thron zu vernichten, und dem Lande jeden Lros, den diese Religion ihm biete, zu rauben drohten.“”“ Das Journal des Sebats meint aher, daß das Land die Besorgnisse des Hrn. Cardi⸗ nals in keiner Art theile, da es Vertrauen zu der Verfas⸗ sung und den gesetzlichen Behoͤrden hege. Ein Provin⸗ zial⸗Blatt will uͤbrigens wissen, daß das gegen den von Clermont⸗Tonnerre ergangene Verbot, bei Hofe zu er⸗ unlaͤngst von dem Koͤnige zuruͤckgenommen wor⸗ den sey. i der Gazette de France liest man das Schreiben des Erzbischofs von Toulouse an den Minister der geistli⸗

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chen Angelegenheiten, wodurch derselbe den Verordnungen vom 16. Juni beitritt. 8

„Es hat sich“, aͤußert das Journal du Commerce, „heute Abend (2ten) das Geruͤcht verbreitet, daß Herr von Chaͤteaubriand als Praͤsident des Minister⸗Rathes ohne Por⸗-⸗ tefeuille hieher berufen worden sey, Herr Pasquter aber das Ministerium der auswaoͤrtigen Angelegenheiten erhalten werde. 2 Welchen Einfluß auch dergleichen Wahlen auf den Gang der Regierung haben möͤgen, wichtiger, als sie, ist dem Lande, unsers Beduͤnkens, die Stellung der Wahl⸗Kammer, die durch die Zusammensetzung ihrer Commissionen eine Kraft entwik⸗ kelt hat, vor welcher ein unentschiedenes Ministerium hbald wuͤrde zuruͤckweichen muͤssen.“ 8

Der Koͤnig von Spanien hat dem Grafen von la Fer⸗ ronnays den Orden des goldenen Vließes, und dem Kriegs.,. Minister, dem Grafen von Rayneval und dem Vicomte von Saint⸗Priest das Großkreuz des Ordens Karls III. verlie- Ueberbringer dieser Orden ist der Graf Hippolyt von karochefoucault, welcher die Ratification der Convention we⸗ gen der 80 Millionen und zugleich 4 Großkreuze der Ehren⸗ Legion fuͤr die Spanischen Minister nach Madrid gebrach

hatte, und am 3lsten v. M. von dort hierher zuruͤckgekehrt ist. Die Fregatte „Marie Therese“, die Goblette „la Dau⸗ phinoise“ und eine große Anzahl von Transportschiffen, die 8

in diesen Tagen nach Morea unter Segel gegangen waren, haben sich, nachdem sie bereits 26 Lieues zuruͤckgelegt hatten, des starken Sturmes wegen genoͤthigt gesehen, nach Toulon zuruͤckzukehren; alle sind mehr oder weniger beschädigt. 5 Ein Schreihen aus Brest vom 30sten v. M. meldet (wie unsern hiesigen Lesern bereits durch die Nachschrift zum gestrigen Blatte der Staats⸗FZeitung bekannt ge⸗ worden) die dortige Ankunft der Englischen Cchiffe „Lyra!, „Minerva“ und „Susanne“, und des Russischen Schiffes „Christine““. Diese Fahrzeuge, welche, wie man sich erin⸗ nern wird, am 6ten v. M. mit 630 Portugiesischen Fluͤcht⸗ lingen unter dem Befehle des Generals Saldanha von Piy⸗ mouth aus nach Rio⸗Janeiro unter Segel gingen, haben den Versuch gemacht, auf Terceira zu landen, sind aber von 2 Englischen Fregatten, die sogar auf sie feuerten und ihnen einen Mann toͤdteten, einen zweiten aber verwundeten, daran vexhindert worden. Die obigen 4 Fahrzeuge sind hierauf von diesen beiden Fregatten als Gefangene bis zum Cap Finisterrae escortirt worden, von wo sie sich nach Brest he⸗ geben haben, und aus Mangel an Lebensmitteln daselbst eingelaufen sind. 1—

Der Courrier francais enthaͤlt einen heftigen Ar⸗ tikel gegen den Großsiegelbewahrer, auf Anlaß der Veschiag⸗ nahme der Papiere des Generals Barras.

Das Geruͤcht erhaͤlt sich, daß Herr Ravez die Pairs⸗ Wuͤrde erhalten werde. -

Der Herausgeber des Aviso de la Méditerranée ist von der gegen ihn erhobenen Klage: daß er einen Geist⸗ lichen in seinen Amts⸗Verrichtungen verlaͤumdet und belei⸗ digt habe⸗ freigesprochen worden.

Der Polizei⸗Praͤfekt 2 die Veranstaltung getroffen, daß hinfuhro nicht, wie hisher, 2 bis 3 Geudarmerie⸗Offi⸗ ciere in den Theatern zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung aufgestellt werden. Dieses Geschäfe ist jetzt einem Polizei⸗Commissair aufgetragen, dem zu diesem Behufe eine Gendarmerie⸗Brigade untergeordnet worden ist.

Großbritanien und Irland.

London, 31. Januar. Fast gleichzeiti im5 ning⸗Chronicle) erschienen 8 uͤber den Zustand von Irland von zwei Muͤnnern 28” vom Parlament als Untersuchungs⸗Commissaire in Angelegenheiten des Irlaͤndischen Erziehungswesens angestellt sind, und die in ihren Ansichten vöͤllig von einander abweichen. Der eine ist Herr Blake, ein Roͤmisch⸗Katholischer, und der andere Herr

laßford, ein Schottischer . der die ungün⸗ stigste Meinung von der katholischen Religion hegt. Letzte⸗ rer, so wenig er in seinen Religions⸗Ansichten mit Herrn Blake uͤbereinstimmt, und so besorgt er fuͤr das Uebergewicht des protestantischen Glaubens ist, vereinigt sich doch am Ende, was das gegen die Katholiken zu beobachtende Ver⸗ fahren betrifft, beinahe voͤllig mit seinem Gegner. Beide stimmen dahin uͤberein, daß das bisher befolgte System un⸗ politisch und gefaͤhrlich sey; Beide betrachten die Wegraͤumung von Beschränkungen, die ihren Grund in Glaubensmeinun⸗ 88 haben, als unerlaäßlich, um Irland zu beruhigen; Beide ehandeln die Idee, Sicherheiten von den Katholiken zu for⸗ dern, als ganz unzweckmaͤßig. „Waͤhrend Handel und Wis⸗ senschaften,“ sagt Herr Blake, „die [ den Prote⸗ stanten gleich stellten, fuhren die Gesetze fort, sie als deren