1829 / 42 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

raubt, bereiteten sie sich saͤmmtlich zum Tode, da ihre durch⸗ naͤßten Kleidungsstuͤcke an den Leib gefroren waren, und sie ihren sichern Tod durch Erstarrung fuͤr unabwendbar hielten. Doch endlich gelang es den beiden Schiffsleuten, nachdem sie ihre Westen zerrissen und davon Schleißen gezupft hatten, ihren ganz durchnaͤßten Zunder brennend zu machen. Die auf diesem Grund zerstreuten Reiser wurden eiligst zusam⸗ men gelesen, um dadurch ein Feuer zu erhalten. Gegen Mor⸗ gen stroͤmte eine Schaar Schoͤnauer Einwohner an das Ufer, Uund gegen 10 Uhr Vormittags wurden sie gluͤcklich an das reechte Ufer gelandet, nachdem sie beinahe 18 Srunden in Todesangst geschwebt hatten. 2 Den 27sten ward die Leiche des ungluͤcklichen Herbstreith, ungefäͤhr 100 Klafter weit von dem Todesplatze entfernt, aufgefunden.

Portugal. 1 . 8 Lissabon, 17. Jan. Die aus 2 Fregatten und 2 Kriegsbriggs bestehende, wie man glaubt zum Kreuzen bei 1 den Azorischen Inseln bestimmte, Portugiesische Escadre ist am f11ten und 12ten d. M. ausgelaufen.

88 Die Insel Terceira ist bis jetzt noch nicht in Blokade⸗ Zustand erklärt worden, man erwartet jedoch, daß dies bei der Ankunft der Escadre in den dortigen Gewässern gesche⸗ hen werde. 1 Ueber die Annahme oder Ablehnung des von dem Mar⸗ Huis v. Crol angebotenen Darlehns ist noch nichts bekannt geworden.

Die Regierung hat eine Militair⸗Commisston nieder⸗ gesetzt, welche uͤber die in der Verschwoͤrung vom 9ten d. M. verwickelten Personen das Urtheil faͤllen soll; Praͤstdent derselben ist der Marquis de Sabuyaza. 2 Die Domherren des Dom⸗Kapitels von Evora, welche zu den ersten Familien der Provinz gehoͤren, sind am zwei⸗ ten Weihnachts⸗Feiertage, im Augenblicke, als sie die Dom⸗ Kirche verließen, saͤmmtlich arretirt worden, und kuͤrzlich hier angekommen, wo sie sogleich in die Gefaͤngnisse geworfen wurden.

Tuͤrkei.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt nachstehende Cor⸗ respondenzen aus Konstantinopel, welche wir, unter Hinweisung auf die gestern dem Hamburger Correspondenten entlehnten Nachrichten von daher, mittheilen: „Konstantinopel, 9. Jan. (Durch außerordentliche GSelegenheit.) Die seit Abgang der letzten Post erfolgte un⸗ eerwartete Ankunft einer mit Parlamentair⸗Flagge versehenen

Russischen Corvette am Eingange des Bosporus, deren Ca⸗

e bekannt wurde, ungemeines Aufsehen. In der ganzen Stadt hieß es, Rußland lasse Friedens⸗Antroͤge machen, ob⸗ gleich die besser Unterrichteten in Pera behaupteten, die 8 Sendung betreffe bloß die Auswechselung der Kriegsgefange⸗ nen. Indessen scheint es jetzt außer Zweifel, daß dieser erste

annähernde Schritt auch noch andere diplomatische Einlei⸗ tun herbeifuͤhren werde, wozu eine von Seiten des Reis⸗ Effendi erzaͤhlte, aber nicht zu verbuͤrgende Aeußerung, die in Pera circulirt, viel Hoffnung gaäbe. Der eben so uner⸗ wartet hier eingetroffene Franzoͤsische Agent Janbert ist durch den Niederlaͤndischen Gesandten van Zuylen dem Reis⸗ Effendi vorgestellt worden. Es heißt, wiewohl unbestimmt, der Reis⸗Effendi habe nach Empfang seiner Antraͤge sich mundlich daruͤber guͤnstig geaͤußert. Die Absendung eines 82 S Couriers von Seiten des Miederlaͤndischen Gesandten nach

*f Wien scheint dieses zu bestaͤtigen. In der Hauptstaht heerrscht Ruhe, obgleich die Brodtheurung einige Aufläͤufe

veranlaßte.“

28 4 „Konstantinopel, 9. Jannar. Schon seit längerer Zeit sind der Pforte Vorschlaͤge zur Beilegung der Mißhellig⸗ ketten uͤber die Griechischen Angelegenheiten, welche die Bot⸗

schafter Englands und Frankreichs fortwaͤhrend von hier ent⸗ kernt halten, unter einer Form zugekommen, welche ihnen die 1 des Divans zu verschaffen, und eine Ausgleichung

erbetzufuͤhren allerdings geeignet war. Die Ankunft eines ranzoͤsischen Agenten, wescher durch den Niederlaͤndischen Ge⸗ smandten bei dem Reis⸗Effendi eingefuͤhrt wurde, soll endlich Bahn voͤllig brechen, und die Ruͤckkehr Englischer und Franzoͤsischer Bevollmaͤchtigten moͤglich machen. Die Pforte hat

eine Erkläͤrung der drei Maͤchte erhalten, wodurch Griechenland, ber in sehr engen Graͤnzen, unter ihren Schutz gestellt wird,

und die Vortheile der Neutralitaͤt genießen soll. Der Großherr hat, wie man sagt, dieser Erklaͤrung seine Zustimmung gegeben, unnd zeigt sich selbst dem Verlangen nicht abgeneigt, in foͤrmliche Unterhandlungen einzugehen, sobald diese in Konstantinopel

2*

. 8 * Sen Depeschen fuͤr die Hauptstadt hatte, erregte, sobald

selbst betrieben werden. Von der Sendung eines Bevollmaͤch⸗ tigten, selbst nach einer Tuͤrkischen Insel des Archipels, will er aber nichts wissen, und der Reis⸗ Effendi hat sich daruͤber sehr peremtorisch ausgesprochen. Die Friedensparthei hat dessen un⸗ geachtet einen wichtigen Sieg davon getragen, und man darf nicht zweifeln, daß wenn die Maͤchte es uͤber sich gewinnen können, was man nicht unwahrscheinlich findet, Bevollmaͤch⸗ tigte hierher zu schicken, man einen dauerhaften Frieden er⸗ zwecken koͤnnte. Seit einigen Tagen ist sogar durch die Ankunft eines Russischen Parlamentairs allgemein das Geruͤcht ver⸗ breitet, daß der Kaiser von Rußland mit der Pforte Friedensun⸗ terhandlungen anzuknuͤpfen wuͤnsche; er soll in dieser Bezie⸗ hung an den Reis⸗Effendi haben schreiben lassen. Ob man nun gleich uͤber den Inhalt der Russischen Antraͤge nichts Sicheres weiß, so ist doch kaum zu zweifeln, daß sie auf Beendigung der Feindseligkeiten Bezug haben, und daß man diese Gelegenheit auch dazu benutzt hat, um sich uͤber die Auswechselung der gegenseitigen Kriegs⸗Gefangenen zu ver⸗ ständigen. Der Daͤnische Gesandte, Freiherr von Huͤbsch, an welchen der Russische Parlamentair angewiesen ist, schickt täglich zu wiederholtenmalen seinen Dollmetscher nach dem Pforten⸗Pallaste, um, wie es scheint, uͤber Gegenstaͤnde von hoher Wichtigkeit zu verhandeln. Seit dieser Zeit zeigt sich von Seiten der Pforte weniger Gehaͤssigkeit gegen die Russen; die bessere Behandlung der Kriegs⸗Gefangenen, und die Auf⸗ merksamkeit, welche man dem Freiherrn von Huͤbsch bezeigt,

1. sichere Merkmale, daß die Pforte nicht abgeneigt sey, zu

riedens⸗Unterhandlungen die Hand zu bieten, sobald sie die Wahrscheinlichkeit vor sich sieht, einen ehrenvollen Frieden schließen zu koͤnnen. Die Zusammenkunft Russischer und Tuͤrkischer Bevollmäͤchtigter an einem zu bestimmenden Orte wuͤrde keinen Zweisel übrig lassen, daß ein zweiter Feldzug unnoͤthig geworden sey. Man ist hier durch alle diese Er⸗ scheinungen in eine Art von Freudentaumel versetzt; der Himmel gebe, daß er nicht durch irgend ein unerwartetes Ereigniß gestoͤrt werde! Der Sultan sieht taͤglich seine Mi⸗ nister, und arbeitet unausgesetzt. Es sollen mehrere Neue⸗ rungen in der Administration, und bei den regulairen Regi⸗ mentern Schulen nach dem Plane eines Deutschen Officiers eingefuͤhrt werden.“

Die genannte Zeitung meldet ferner aus Triest vom 29. Jan.: „Ein Schiffer, der heute von Alexandrien hier ankam, und vor 17 Tagen in dem Hafen von Milo anlegte, fand daselbst zwei Franzoösische Fregatten, von denen er erfuhr, daß die Blokade von Kandia gaͤnzlich aufgehoben

sey.“ China.

Fortsetzung des in Nr. 38 abgebrochenen Artikels.)

. sete 48 Jeden in China frei, zu schreiben und drucken zu lassen, was er will, und insofern herrscht dort die Preßfreiheit, aber der Herausgeber auch nur der gering⸗

sten satyrischen Schrift uber irgend etwas von dem Kaiser

oder seinen Beamten Verordnetes, der Verfasser eines, oft sehr unschuldigen Epigramms auf ein Tages⸗Ereigniß, bei e v 5 Hezerang interessirt —2 wird 2 eesstraft; in fruͤherer Zeit fand sogar in manchen Fällen die Todesstrafe 1e A 121,25, 88 trifft uͤberdem, und zwar nur mit geringer Milderung, auch den Drucker und Verkaͤufer, und selbst diejenigen, welche uͤberwiesen wer⸗ den, die bezügliche Schrift noch nach dem Verbote gelesen zu haben, erleiden einen Theil der Strafe. Ueberhaupt herrscht in dem Strafrecht, welches in China ausgeuͤbt wird, eine Haͤrte, Strenge, ja selbst eine Varbarei, wovon man in anderen Laͤndern, deren Bewohner bei weitem ungebildeter und roher als die Chinesen sind, nichts Aehnliches findet. r interessante Mittheilungen darüͤber hat Timkowsky gegeben, der sich an Ort und Stelle öfters in den Stand gesetzt sah, schreckende Beispiele davon 88 2 viele des Straf⸗Gese unen zu lernen. Hier die⸗

er mittheilt. Mit den haͤrtesten belegt man: 1) Diejenigen, welche einen Versuch auf das Leben des Kaisers wagen. 2) Diejenigen, welche sich gegen das Vaterland empoͤren. 3) Verräͤther, die zu einem andern Reiche übergehen, wenn man ihrer wieder habhaft wird⸗ ,öe 2*₰ der Eltern, ne, M western. 5) Einen rder dreier wu g. einen Peiniger. 6) R;ͤuber von en, einem Tempel oder der Regierung angehöoͤren, insbesondere, wer das Kalserliche Insege raubt. vePen⸗ jenigen, welcher die Pflichten gegen die Eltern nicht erfuͤllt⸗ wer sich verheirathet, ohne die gesetzliche Frist auszutrauern, wer hei Lehzeiten der Eltern üich von ihnen trennt, oder bald

nach dem Tode derselben Vergnuͤgen oder Spiele in seinem