1829 / 48 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

längst in all den Theilen des Koͤnigreiches erschallte, die Sie mit Ihrer Gegenwart begluͤckten. Sie ha⸗ ben das Zujauchzen der Boͤrfer, Stadte und Provinzen vernommen. Bei dem Anblicke dieses Rausches, welcher von des Volkes Gluͤckseligkeit und Erkenntlichkeit zeuget, konnte ein Koͤnig wohl glauben, daß sein Tagewerk vollendet sey; nicht so Carl X: Er hat daraus nur noch eine bestimmtere Asicht von dem gewonnen, was Ihm noch zu thun übrig bleibt; Er will sich durch neue Wohlthaten noch mehr ver⸗ dienen, als Er von der Liebe und Begeisterunge Seines Volkes empfangen hat. Man darf den Gefuͤhlen trauen, die das Scauspiel einer solchen Ergebenheit in Aller Herzen erregt, um das Trugbild eitler Theorien zu verscheuchen. Diese koͤn⸗ nen da nicht Wurzel fassen, wo die Koͤnigliche Autoritaͤt und die Volks⸗Freiheiten in so aufrichtiger und heiliger Ein⸗ tracht zusammentreffen. Diese Einigkeit, Sire, wird die Pairs⸗Kammer nie zu befestigen verabsaͤumen, und, in treuer Erfuͤllung der hohen Sendung, die ihre Eide ihr auflegen, wird sie mit gleicher Sorge fuͤr die Aufrechthaltung der ge⸗ setzlichen Freiheiten, des edelmuͤthigen Geschenkes ihrer Koͤ⸗ nige, und fuͤr die Bewahrung der Koͤnigl. Vorrechte, die alein die Existenz jener Freiheiten zu sichern vermag, wachen.“

Folgendes ist im Wesentlichen die (gestern erwaͤhnte) Rede, die der Fuͤrst von Polignac am 5ten d. M. in der Pairs⸗Kammer gehalten hat: „Wenn Sie mich, meine Her⸗ ren, diese Rednerbuͤhne besteigen sehen, von welcher der mir von dem Koͤnige anvertraute Posten mich fast immer entfernt haͤlt, so duͤrfen Sie wohl uͤberzeugt seyn, daß es nicht meine Absicht ist, mich dem Paragraphen, um den es sich in diesem Augenblicke handelt (in Betreff der Preßfreiheit), irgend wi⸗ dersetzen zu wollen; da indessen vielfaͤltige Pflichten mich auffordern, Ihnen einige Betrachtungen, zum Theil persönlich betreffen, darzulegen, so habe ich geglaubt, Sie er⸗ suchen zu muͤssen, mir auf einige Augenblicke Ihre Aufmerk⸗ samkeit zu widmen. Und nicht an Ste allein, meine Herren wünschte ich mich zu wenden; ich wollte, daß meinn Stimme sich auch außerhalb dieser Mauern vernehmen ließe, damit jedes ungerechte Vorurtheil, jeder augenblickliche Irrthum sofort ver⸗ schwaͤnde. Einige öͤffentliche Bläͤtter, denen der Privatmann nicht einmal antworten wuüͤrde, da sie ihn nicht treffen koͤn⸗ nen, deren Angriffe aber der Staatsmann zuruͤckweisen muß, haben seit einigen Tagen die heftigsten Verlaumdungen gegen mich ausgestoßen. Ohne eine Aufforderung von mei⸗ ,— gegen alle Wahrheit, ja gegen alle Wahrschein⸗ nee. 8 irgend eine Thatsache anzuführen, die ih⸗ koͤnnte, d en 0,,der auch nur zum Vorwande dienen so darzustellen, als 9 2 mich dem gesammten Frankreich

Abneigung gegen unsere Verfasfung des —— e.

Zeit bereits geheiligt zu seyn, und eine Art p ich di der Autoritaͤt erhalten zu haben 28 unverjaͤhrfi⸗ Hand, der wir sie verdanken, erstarrt im Gr⸗ nig iche Koͤnnten die Urheber dieser Anschuldigungen abe ruht. meines Hauses dringen, so wuͤrden sie darin die ban Innere legung derselben finden; sie wuͤrden nui um le Wlher, von den Fruͤchten meiner anhaltenden Studien sehen er Zweck die Vertheidigung und Befestigung fassung, so wie der Wunsch und die Absicht Iann er⸗ sere Nachkommen zu vererben. ie Verlaͤumdun elbst wuͤrde, wenn sie mich also beschaͤftigt fände, selb⸗

Gesinnungen geltehen zu haben, die be meinigeng 8 wir entsprechen; meine Stimme, edle Pairs, verwieft hie Gesinnungen, und zein ganzes Leben wird sie stets 2 fen. Aber, meine Herren, ich werde mich 8ge , un ver⸗ hier nur die Haͤlfte meines politischen G gnuͤgen,

8 1 aubens⸗J nisses abzulegen; wenn ich es mar zur Ehte —2

roßen Zahl der Franzosen zu gehören, die da wüͤnschen

guer —— urzeln in —— lande schlage, so zaͤhle i och keinesweges zu denen, die der Entstellung dieses an sich so weisen Systeind bch lebertrei⸗ bungen eines strafbaren Eifers furchtlos zusechen maͤchten. Eben so wenig theile ich die Meinung derer, die im Widerspruch mit den vaͤterlichen Absichten des Stifters der Charte, die dadurch einge⸗ fuͤhrte so freigebige und monarchische Regierungssoem etwa zu be⸗ nutzen suchen moͤchten, um die Vorrechte der Krone zu schnt⸗ lern, und das neue Frankreich von dem alten dadurch zu trennen, daß sie aus dem Schooße der Nation zwei Voͤlker hervorgehen lassen, die sie als ewig geschieden von einander durch Klagen und Erinnerungen darstellen. Auch zu denen gehöre ich nicht, welche die der Religion unserer Bater schel, dige Achtung dadurch zu schmwaͤchen sucham, daß sie in ihrer unserer Freiheiten schildern. Dies hieße das Andenken des

Seilftchen ger te beleidigen und sein Werk zerstoͤren, W 8 8 2 2 2 2 5

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In unserem politischen Zustande kettet sich eins an das andere; alles hat seine Rechte und seine Granzen; so

soll zum Beispiel die Preßfreiheit die oͤffentliche Meinung üͤber das wahre Interesse des Landes aufklaͤren, sie

soll aber nicht Haß uUnd Leidenschaften aufregen; einem Vor⸗ posten gleich soll sie die Gefahr ankuͤndigen, ohne jedoch un⸗ nuͤtz Larm zu schlagen, und nur den Feind in seinen Bewe⸗ gungen beobachten. Was mich anbetrifft, m. H., so er⸗ scheint mir der feierliche Vertrag, worauf unsere Freiheiten beruhen, als jenes schoͤne Sternbild, der Vorbote der Stille und Heiterkeit des Himmels; ich erblicke darin einen sichern Hasen gegen neue Stuͤrme, ein neutrales Land, gleich unzu⸗ gaͤnglich gefaͤhrlichen Erinnerungen und unnuͤtzen Klagen;

ich sehe darin den Thron umgeben von maͤchtigen Buͤrgschaf⸗

ten fuͤr die Ausuͤbung seiner Vorrechte, weil sich zu dem Ge⸗ fuͤhle des Gemeinwohles, welches die Aufrechthaltung die⸗ ser Vorrechte nothwendig macht, zugleich das Gefuͤhl der barkeit fuͤr die dem Lande in der Charte zu Theil gewordene Wohlthat gesellt. Ja, meine Herren, unsere Verfassung scheint mir Alles zu vereinigen, was einerseits die Kraft und Wuͤrde des Thrones, andererseits eine angemessene Natio⸗ nal⸗Unabhaͤngigkeit erheischen; ich handelte daher nur nach meinem Gewissen und meiner inneren Ueberzeugung, als ich die feierliche Verpflichtung uͤbernahm, zur Aufrechthaltung der⸗ selben mitzuwirken. Und mit welchem Rechte glaubt man nun heute, daß ich vor dieser Verpflichtung zuruͤck weiche? mit welchem Rechte muthet man mir die Absicht zu, recht⸗ maͤßig erworbene Freiheiten aufzuopfern? hat man mich je als einen knechtischen Anbeter der Macht gekannt?

mein politischer Glaube durch den Anblick der Gefahr erschuͤt⸗ tert worden? Und wenn es mir erlaubt waͤre, das Gewissen und das Leben meiner Anklaͤger zu befragen, wuͤrde ich sie nie mit gebeugtem Knie vor dem Idole finden, waͤhrend, unabhaͤngiger als sie, ich in Ketten den Gefahren und dem Tode trotzte? Doch, edle Pairs, schon reut es mich, Ihre Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand gelenkt zu haben, der fuͤr Sie nur von einigem Interesse seyn kann, weil er einen Ihrer Collegen betrifft; ich habe bloß dem Beduͤrfnisse nach⸗ egeben, Verlaͤumdungen zuruͤckzuweisen, wegen welcher die viencliche Meinung mich schon geraͤcht hatte, und die mit doppelter Ungerechtigkeit gegen einen friedfertigen Buͤrger und einen, seinem Eide treuen Franzosen gerichtet waren, der im Auslande mit der Wahrnehmung der Interessen sei⸗ nes Landes beauftragt ist.“

Großbritanien und IEIIö.“

Parlaments,Verhandlungen. Nachstehendes ift 2 die (gestern vorbehaltene) ausfuͤhrliche Mittheilung aus der 8 vom Minister Peel im Unterhause am 5. Febr. gehaltenen Rede: *) „Ich hege das Vertrauen“ sagte er „daß die geehrten Herren, die eben ihre Meinungen ausgespro⸗ chen haben, mir dadurch werden Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie zugeben, von allen Opfern, die ein Staats⸗ mann dem Gemeinwohl bringen kann, sey⸗ dasjenige das schmerzhafteste, das ihn von denen trennt, deren Ansicht er bisher getheilt und mit welchen gemeinschaftlich er lange Zeit ein gewisses Ziel verfolgt hat. Mir besonders ist ees ein sehr peinliches Opfer, mich von den Maͤnnern trennen zu muͤssen, fuͤr deren Rechtschassenheit und Grundsätze ich die hoͤchste Achtung hege. Ich hoffe indessen, man wird zu-=. 8 geben, daß ein Minister der Krone sich nicht in gleicher Lag mit anderen Maͤnnern befinde; daß er, als soscher, zu gee; wissen Belehrungen, die Andere nicht so leicht erlangen koͤn⸗ nen, Zugang hat, und daß er vor Allem in einem solchen Verhaͤltniß zu der Krone steht und unter Umstaͤnden von so deli⸗ cater Natur sich befindet, daß ihm seine eigene Verantwortlichkeit —— den Zwang auferlegt, ohne Ruͤcksicht auf persoͤnliche und Parthei⸗ 1 Verpflichtungen, uur wie ihm Ehre und Gewissen es vorschreiben, 1n 8 den besten, ihm zu Gebot stehenden Rath fuͤr die Maaßreex . geln zu ertheilen, welche, bei einem so außerordentlichen Stande der Dinge, als der ist, in welchem sich die Regie⸗ rung dieses Landes jetzt befindet, nothwendig sind (hoͤrt, hoͤrt!). Es ist dies die Pflicht des Ministers, was auch im mer fuͤr Vorbehalte er sich, beim Eintritt in das Ministe rium, gemacht haben mag; kein Vorbehalt kann ihn von der

*) Im Allgemeinen bemerken wir bier, daß wir fernerhin wie bisher es uns angelegen seyn lassen werden, die Parlamentg⸗ Verhandlungen (so wie auch die Verbandlungen der Feanz. schen Kammern) moglichsi vollstaͤndig mitzutbeilen, und daß zolr, falls Raum und Zeit dies nicht so ort und in Einem verstatten, nach vorlaͤufiger Mittheilung einer neegiche de statt gebabten Verhandlungen, essantesten Retd en —₰— führlich geben werden. e ren 2