1829 / 56 p. 7 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Kaiserthumss von der Seeseite eng ein, und setzte die Be⸗ wohner in große Furcht. Der Kaiser Michael war wahr⸗ scheinlich in Asten, als er diese Nachricht erhielt, er kam also erst vor Konstantinopel an, als die Russen schon davor lagen, und hatte Froßt Muͤhe, in die Stadt zu gelangen. Nach den Erzählungen der Geschichtschrei⸗ bder wurde die Stadt nur durch ein Wunder gerettet. Als der Kaiser Michael naͤmlich, und der Patriarch Photius, nach gehaltenem Gebet in der Kirche der heiligen Maria, das dort aufbewahrte wunderthaͤtige Gewand der Nutter Gottes hervorbrachten und damit das Meer beruͤhr⸗ ten, so entstand ein so heftiger Sturm, daß saͤmmtliche Rus⸗ sische Schiffe zerstoͤrt wurden. So kurz und unvollstaͤndig auch die Erzuͤhlung der Byzantinischen Geschichtschreiber von diesem Ereignisse ist, so geht doch daraus hervor, daß die Russen eine heftige Erbitterung gegen die Byzantiner mit sich brachten, und es wird daraus sehr wahrscheinlich, daß nicht bloß Raubsucht diesen Angriff veranlaßte, sondern daß die Russen eine von den Byzantinischen Geschichtschreibern verschwiegene Beleidigung zu raͤchen hatten. Um so auffal⸗ lender ist die Folge, welche, nach der Aussage der Byzanti⸗ nischen Geschichtschreiber, aus dieser ersten von ihnen be⸗ richteten Beruͤhrung der Russen mit dem Griechischen Kai⸗ serthum sich entwickelte. Nachdem die Russen naͤmlich von Konstantinopel abgezogen waren, so sandten sie nicht lange nachher eine Botschaft nach Konstantinopel und baten um ddie Taufe. So auffallend diese Nachricht ist, so kann sie f doch keinesweges als grundlos angenommen werden. Obgleich uͤbrigens einige neuere Geschichtsforscher behäaͤuptet haben, daß durch die Russen, welche Konstantinopel aͤnstigten, Norman⸗ nen bezeichnet werden: so streiten doch erhebliche Gruͤnde fuͤr die Meinung, daß sie demselben Russischen Volke angehoͤrten, welches von Konstantinus Porphyrogennetes und andern By⸗ zantinischen Geschichtsschreibern deutlicher und bestimmter be⸗ schriehen worden. ; Die Fortsetzung dieser, mit vielen kritischen Eroͤrterun⸗ gen begleiteten Untersuchungen, wird in nachfolgenden Vor⸗ lesungen mitgetheilt werden.

„.‚Wilsenschaftliche Expedition nach Aegypten.

(Fortsetzung und Schluß des gestern aus dem Moniteur mitgetheilten Artikels.)

8 „Was beim Mondlicht schön gewesen war, war es noch vielmehr, als die Sonnenstrahlen uns alle Einzelnheiten er⸗ kennen ließen. Ich sah nunmehr, daß ich ein Meisterwerk der Architectur vor mir hatte, das mit Bildwerken von schlechtem Style bedeckt war. Moͤge die Bemerkung Nie⸗ manden mißfallen, aber ich finde die Basreliefs von Dende⸗ rah erbärmlich, und sie koͤnnen nicht besser seyn, da sie einer Zeit des Verfalls angehoͤren. Die Bildhauerei war schon verderbt, als die Architectur, den Veraͤnderungen weniger unterworfen, weil sie eine Zahlenkunst ist, sich auf der Aegyptischen Gottheiten und der Bewunderung aller Zeiten wuͤrdigen Stufe erhalten hatte. ie Epoch 8 alle zelnen Parthieen des Tempels sind folgende: Der Acesi⸗ Cheil ist die äußere Mauer am Ende des Tempels auf 2 cher Kleopatra und ihr Sohn Ptolomaͤus Cäsar i 1 88 len Verhäͤltnissen abgebildet sind. Die 8 co . a⸗ sind aus der Zeit des Kaisers Augustus, des N nüh 88* Feren Seitenwaͤnde des Schiffes, mit Aus⸗eeichen die au⸗

bedeutenden Theile, welche aus Nero's usnahme einiger un⸗ ei ruͤhren;

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genden von Tiberius, 1

Cajus, C 8 deckt; aber im Innern . Gasandins . 8 maͤchern und den auf der Terrasse 4 86 ten Baulichkeiten, findet sich nicht e. alle Waͤnde sind leer und sind es urspruͤn lach 9 8— 2. ist nichts davon zerstoͤrt worden; die Büülcichr α diesen Gemaͤchern und in dem Innern des Tempele testen Style gearbeitet und reichen hoͤchstens 9 8 den Zei⸗ ten Trajan's und Antonin's hinauf. Ste 2 Sehip⸗ tur⸗Werken im nordwestlichen Vorhofe (

8 . Propylo 1s der Zeit des Letzteren dieser Kaiser ist, und v. A. a

der Isis fuͤhrte, welcher hinter dem . 9 großen Tempel liegt; bess war, wie aus den vielen Weihschriften in dennselten 8 A. das Heiligthum der Goͤttin Athor (Venus) und 1* ht der Tempel der Isis, wie die Aegyptische Commisston b lauste. Der große Vorhof ist mit Bildnissen der Kaiser Do⸗ tian und Trajan bedeckt. Das Typhontum ist uünter Tra⸗ n, Hadrian und Antoninus Pius ausgebaut worden.“

8 . „Am 18. Novemb. 7 * pon Koptos (Keft), 88, neerschs Sachte ich die Ruinen

vo wovon nichts Ganzes mel b

G 8 mnehr vorhanden ist. Die Te i

it. Tempel des ven den Christe i zerstoͤrt, welche

wuüͤstet hatte, so schloß ste die Hauptstadt des Griechischen

8

die Materialien zum Ban einer großen Kirche verwendeten, unter deren Truͤmmern man noch Stuͤcken Aegyptischer Bas⸗ reliefs findet; ich habe darunter die Koͤnigs⸗Inschriften des 8— Nectanebus, des Augustus, Claudins und Trajan, und wei-⸗— terhin einige Steine von einem unter den Ptolemaͤern er⸗ bauten kleinen Tempel erkaunt. Die Stadt Koptos besaß also nach dem, was sich jetzt davon uͤber der Erde befindet, wenig Denkmaͤler von hohem Alterthum.“ 2 „„Die Ruinen von Kous (Apollinopolis Parva), welche ich am 19ten besuchte, siud viel interessanter, wiewohl von den alten Bauwerken nur noch der obere Theil eines zur Haͤlfte verschuͤtteten Vorhofes uͤbrig ist. Dieser Vorhof ist dem Gotte Aroöris gewismet, dessen Bild auf der dem Nil zugewendeten Seite dargestellt ist; letztere ist von der Königin Kleopatra Cocceja und ihrem Sohne Ptolomaͤus Soter II. mit Skulptur⸗Arbeiten versehen worden, welche darauf den Goͤt⸗ ter⸗Namen Philometor annehmen. Die innere Seite des Vorhofs enthaͤlt uͤberall die Koͤniglichen Legenden von Pto⸗ lomaͤus Alexander IJ., der sich auch den Beinamen Philome⸗ tor giebt. Ich habe auch in den Ruinen von Kous die Haͤlfte einer Stele gefunden, welche vom 1. Paoni des XVI. Regierungs⸗Jahres des Pharao Rhamses⸗Meiamun datirt 5 ist und sich auf seine Ruͤckkehr aus einem Feldzuge bezieht. Am 20. November landete ich endlich bei Theben! Dieser Name war in meiner Vorstellung schon groß, er ist aber riesenhaft geworden, seitdem ich die Truͤmmer dieser ältesten Stadt der Welt durchwandert bin; vier Tage lang draͤngte sich ein Wunder auf das andere. Am ersten besuchte ich den Pallast von Kurna, die Kolosse des Memnonium und das 1b angebliche Grab des Osymandyas, welches Inschriften von Rhamses dem Großen und zwei Nachfolgern desselben ent⸗ 3 haͤlt; der Name des Pallastes steht auf allen Mauern. Die Aegyptier nannten es das Ramesseion, wie sie das Muemonium Amenophion, und den Pallast von Kurna Mandeueion nannten. Der angebliche Koloß des Osy- mandyas ist ein schoͤner Koloß Rhamses des Großen. Den zweiten Tag brachten wir in Medinet⸗Habu zu, wo sich die Propylaͤen Antonin's, Hadrian's und der Ptolemaͤer, ein Gebaͤude des Nectanebus, ein Haus des Aethiopischen Koͤnigs Taraca, ein kleiner Pallast Thutmostis II. (Moeris), und der riesenhafte, mit historischen Basreliefs bedeckte Pal⸗ last des Rhamses⸗Meiamun befinden. Am dritten Tage be- suchte ich die alten Thebaischen Koͤnige in ihren Graͤbern, oder vielmehr in ihren mit dem Meißel in dem Gebirge Bihan⸗el⸗Moluk ausgehoöͤhlten Pallaͤsten. Hier wurde ich nicht muͤde, bei Fackelschein die Reihen der mit Bildhauer⸗ Arbeiten und Malereien angefuͤllten Gemächer zu durchwan⸗ dern; hier habe ich Notizen von hohem geschichtlichen In⸗ teresse gesammelt; ich sah ein Koͤnigs⸗Grab, das von einem Ende zum andern abgemeißelt war, diejenigen Stellen aus⸗ genommen, wo die Bildnisse der Mutter und der Gemahltn des Koͤnigs mit ihren Inschriften eingegraben waren, die man gewissenhaft geehrt hat. Es ist ohne Zweifel das Grab eines durch das Todten⸗Gericht verurtheilten Koͤnigs. Ein zweites Grabmal gehoͤrte einem Koͤnige aus den äͤltesten Zei- ten an; ein spaͤterer Koͤnig aus der 19ten Dynastie ließ alle alten Inschriften mit Stuck bewerfen, um seinen Namen an die Stelle zu setzen und sich so die Basreliefs und Juschrif⸗ ten eines seiner Vorgaͤnger anzueignen; er ließ sich jedoch ein zweites Todten⸗Gemach aushoͤhlen, in welches sein Sarko⸗ phag gestellt wurde, um den seines Ahnen nicht von seinem Platze zu verdrangen. Mit Ausnahme dieses Grabmales ge⸗ hoͤren alle uͤbrigen Koͤnigen der 18ten, 19ten und 20sten Dynastie an; jedoch ist weder das Grab des Moeris noch das des Sesostris darunter. Mitten unter diesen großen Werken befinden sich eine Menge kleiner Tempel und Ge⸗ baͤude, von denen ich nur ein kleines Heiligthum der Goͤttin Athor und ein zweites des Thoth erwähne: das erstere ist von Prolemaͤus Epiphanes, das zweite von Ptolemaͤus Euer⸗ getes II. seinen beiden Frauen geweiht. Auf den Basreliefs des letzteren Tempels opfert Ptolemaͤus seinen mäaͤnnlichen und weiblichen Ahnen, dem Epiphanes und der Kleopatra, dem Philopator und der Arsinoté, dem Euergetes und der Berenice, dem Philadelphus und der Arsinos. Alle diese La- giden sind stehend und mit den Griechischen ins Aegyptische uͤbertragenen Vornamen dargestellt.“ „Gestern am 23. November verließ ich das linke Nil⸗ Ufer, um den oͤstlichen Theil Thebens zu besuchen; ich sah zuerst den ungeheuren Pallast Luksor, vor welchen zwei fast 80 Fuß hohe, aus einem einzigen rothen Granittblock ge⸗ hauene und herrlich gearbeitete Obelisken stehen; neben ihnen . liegen vier Kolosse, gleichfalls von Granit und etwa 30 Fuß hoch, denn sie sind bis an die Brust verschüͤttet. Auch dieses Bauwerk ist von Rhamses dem Großen gebaut; 8—