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entgegengesetzte Meinung aussprechen. Wohl habe auch die Verwaltung Sr. Majestaͤt die Vergangenheit zu einem Cri⸗ terium gemacht, um ihr Urtheil darauf zu begruͤnden; der hohen Stellung, in welcher er (der Lord⸗Kanzler) sich durch die Gnade des Koͤnigs befinde, wuͤrde er unmerth seyn, wenn er zu einer Maaßregel, die das Interesse der protestantischen Constitution auch nur im Mindesten gefaͤhrden koͤnnte, seine Beistimmung gegeben haͤtte. Dieselben Individnen aber, durch deren Thaͤtigkeit einst die Revolution vom Jahre 1688 zu Stande gebracht wurde, wuͤrden unter den jetzigen Um⸗ ständen gewiß auch ihre Beistimmung zu den Maaßregeln der Regierung ertheilt haben. Sobald diese selbst dem Hause vorliegen werden, wuͤrde er auch die Meinungen des edlen und gelehrten Lords zu bekämpfen wissen; vorlaͤufig aber versichere er nur das, daß sie nichts enthalten, was die Succession der Krone Englands auch nur im Geringsten gefährde. Gegen die Weise der Verhandlung, wie sie hier eingefuͤhrt worden, und die nur dazu geeignet sey, eine allgemeine Aufregung zu erwecken, muͤsse er inzwischen foͤrmlich protestiren. Wiewohl bereits am ersten Tage der gegenwaͤrtigen Session „Ruhe und Maͤßigung“ em⸗ pfohlen worden sey, wurde doch seitdem jeder moͤgliche Ver⸗ such gemacht, um die Gemuͤther aufzuregen. Der Redner fuͤhrte hierauf die Stelle in der Thron⸗Rede an, worin dem Parlamente die Erwaͤgung der Frage, mit der noͤthigen Ruͤcksicht auf die Sicherheiten der kirchlichen und Staats⸗Institutionen, empfohlen worden, und fragte, ob es, unter solchen Umstaͤnden, nicht besser gewesen woͤre, wenn die edlen Lords ihre Discussionen bis dahin, daß die Maaßregel ihnen wirklich vorliege, aufgeschoben haͤtten? Sollte dann befunden werden, daß man sie mit Sicherheit fuͤr das Land in Ausfuͤhrultg bringen koͤnne, so sey es die Pflicht des Hauses, sie anzunehmen; eine solche Annahme wuͤrde dann gewiß auch dem ganzen Lande zur Zufriedenheit gereichen. Der Herzog von Richmond erhob sich und trug auf eine pro forma Vertagung des Hauses an, damit ihm Gelegenheit wuͤrde, ein Paar Worte zu sagen. „Der edle Lord auf dem Wollsack,“ meinte er, „ist im Irthum, wenn er glaubt, mehr Recht zu haben, Ordnung im Hause zu erhalten, als jeder andere Pair. Im andern Hause kaͤme es dem Sprecher zu, Ordnung zu gebieten und zu erzwingen, nicht aber hier. Der edle Lord beklagt sich uͤber Verletzung der Form, und ist es selbst, der sie vermehrt. „Was die Erklaͤrung des edlen und gelehrten Lords betrifft, nach welcher er seiner Zeit gewaffnet seyn wuͤrde, den von den Ministern einge⸗ schlagenen Weg zu vertheidigen, so werde ich mich keineswe⸗ es dem Versuch, die oͤffentliche Meinung zu erhitzen, an⸗ sölteßen, und wuͤßte auch nicht, daß irgend ein Pair den vom edlen Lord bei diesem Anlaß 8gn Tadel ver⸗ dient haͤtte. Es sey mir jedoch erlaubt, dem edlen Lord eine Frage vorzulegen, von der ich zwar glaube, daß sie ihn, nicht aber die oͤffentliche Meinung erhitzen wird. Ich frage, von woher ist dem Verstande des edlen und gelehrten Lords auf einmal dies neue Licht gekommen? (Hoͤrt, hoͤrt!) Ha⸗ ben die Fortschritte der Aufklarung und Vermehrung der Kenntniß in den letzten Paar Tagen eine so ploͤtzliche Er⸗ leuchtung hervorgebracht? (Hoͤrt!) Gewiß hat der edle Lord ute Gruͤnde, sein Gewissen zu beschwichtigen, uͤber den Wider⸗ e seiner diesjaͤhrigen Meinung im Vergleich zu seiner fruͤheren; diejenigen indessen, die, bei ihrer gefaßten Ueberzeu⸗ gung verharrend, nicht mit dem edlen Lord uͤbereinstimmen koͤnnen, werden doch auch auf einige Nachsicht Anspruch machen duͤrsen. (Hoͤrt!) Ich, fuͤr mein Theil, bin durchaus egen Emancipation, ich wuͤnsche keine Veraͤnderung, und hoffe daß, da ich den Vortheil einer neuen Aufklaͤrung, wie sie dem edlen Lord geworden, nicht genossen habe, man mir mein Recht, mich jeder Maaßregel zu widersetzen, nicht als ein Streben, die Leidenschaft des Volkes zu erregen, auslegen wird.“ Marquis v. Lansdowne widersprach dem Herzog, indem er sagte, wenn es auch dem edlen und gelehrten Lord auf dem Wollsack nicht ex offccio zustehe, die Ordnung des Hau⸗ ses, ohne Aufforderung dazu, zu handhaben, so kaͤme es ihm doch mehr als jedem anderen Lord zu, das zu verlangen, was auch jeder andere duͤrfe, naͤmlich, daß von der Regelmaͤßig⸗ eit der Verhandlungen nicht abgewichen werden duͤrfe. — Graf v. Eldon gab diesen Satz zwar zu, doch laͤugnete er die Anwendbarkeit desselben in dem gegenwartigen Falle. Demnaͤchst sagte er, daß, so herzlich er auch der Bill zur Unterdruͤckung der katholischen Association seine Beistimmung gebe, koͤnne er sie doch, wenn man sie als den Preis fuͤr die ihr folgende Maaßregel ansehe, nicht als eine genuͤgende Schadloshaltung erkennen, fuͤr welche man die Sicherheit des Staates auf das Spiel setzen duͤrfe. Auch seyen dieje⸗ nigen in Irrthum, welche glauben, die Bill, die heute zum
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zweiten Male verlesen werden solle, duͤrfte der katholischen Association ein Ende machen; sie sey dazu eben so wenig hiureichend, als es die Maaßregel v. J. 1825 gewesen. Lord Holland nahm sich ungefaͤhr mit denselben Gruͤnden, wie es der Marquis v. Lansdowne gethan, ebenfalls des Lord⸗ Kanzlers an, und nachdem auch der Herzog v. Sussex eine kurze Gegenbemerkung gemacht, wurde der Antrag des Herzogs v. Richmond, zur Vertagung, in Frage gestellt und verneint. Der Herzog von Wellington trug nun auf die zweite Le⸗ sung der „Bill zur Unterdruͤckung der gefaͤhrlichen Associa⸗ tionen in Irland“ an und sagte, er wolle dabei so wenig als moͤglich auf die Frage zuruͤckkommen, uͤber die man in den letzten zwei Stunden so ganz gegen die Ordnung dis⸗ cutirt habe, (Höͤrt!) auch wolle er weder die Macht der katholischen Association, noch die durch sie verursachten Uebel üͤbertreiben; denn er faͤnde, daß ihr Charakter in der Thron⸗ Rede Sr. Maj., davon der Herzog die Bezug habenden Stellen vorlas, genau bezeichnet waͤre. „Ich glaube“, sagte er, „daß in der urspruͤnglichen Form und Bildung der Ge⸗ sellschaft nichts Ungesetzmaͤßiges enthalten war; aus den Handlungen und der Sprache ihrer Mitglieder ging jedoch ihre Ungesetzmaͤßigkeit hervor. Ihre Handlungen bestehen in der Erhebung einer Abgabe, die, wie ich fuͤrchte, oft durch Gewalt erpreßt worden ist, in Organisation des Volkes, die keinen guten Endzweck hat, in der Wahl von Personen, die solchen Organisationen vorstehen, die sich die Regierung des Lan⸗ des anmaaßen, oder was noch schlimmer ist, sich stellen, als wollten sie sich jener Regierung bemäaͤchtigen. Sie haben diese Abgaben zudem auf eine gesetz⸗ und verfassungswidrige Weise verwandt; einen Theil derselben zum Zweck von Wahlen benutzt, und durch solch Verfahren sogar einen Einfluß im Parla⸗ ment erhalten. (Hoͤrt!) Der Herzog zeigte 355 welch nachtheilige Wirkung die Association auch auf die Rechts⸗ pflege durch Bestechungen ausgeuͤbt haͤtte und fuhr dann fort: „Ich will das Haus nicht länger bei der Auseinan⸗ dersetzung der Folgen aufhalten, die aus der Existenz und ans den Handlungen der Association fuͤr Irland entsprun⸗ gen sind; sie gehoͤren einer spaͤteren Berathung an und ich setze sie auf die Zeit hinaus, wo ich, nachdem die gegenwaͤr⸗ tige Bill durchgegangen, die von der Regierung vorzuschla⸗ genden Maaßregeln einzeln auseinander setzen werde; ich muß jedoch bekennen, daß ich nach Allem, was ich in den letzten zwel Jahren von Irland gesehn und gelesen, die Ueberzeu⸗ gung erhielt, daß sich auf dem ganzen Erden⸗Runde kein Land, welches auf Civilisation Anspruch macht, in einem ge⸗ faͤhrlicheren Zustande befindet.“ (Hoͤrt!) Nachdem der Herzog bemerkte, daß die Anspruͤche der Katholiken nicht auf ein eigentliches Recht begruͤndet, sondern nur in Verfolg politi⸗ scher Ruͤcksichten in Erwaͤgung gekommen wäͤren, sagte er in Antwort auf eine Bemerkung des Grafen Eldon: „Ich kann versichern, daß mir es bei Erwägung der gan⸗ zen Frage, sowohl fuͤr's Parlament, als fuͤr die Regierung, unerlaͤßlich schien, daß das Unternehmen der Emancipa⸗ tion mit Unterdruͤckung jener Verbindung eroͤffnet wuͤrde. Unterhandlungen daruͤber habe ich mit Niemanden g. pflogen, so wenig wie Unterhaltungen mit irgend Einem, wonach der Eintausch von Stimmen fuͤr die Vermehrung, gegen die Versicherung der Aufhebung der Association aus⸗ getauscht worden seyn soll. (Hört!) Ich schlage die Bill als eine Maaßregel vor, die sogar jeglicher Discussion der Anspruͤche vorhergehen muß, jedes andere Verfahren wuͤrde mit der Wuͤrde der Krone, mit der Ehre und dem Charak⸗ ter des Parlaments unvertraͤglich seyn, und dann bitte ich das Haus, nicht unbeachtet zu lassen, wie die Augen von ganz Europa auf uns gerichtet sind, und wie wir Alles vermeiden muͤssen, was Grund zu dem Glauben geben koͤnnte, daß un⸗ sere Aufopferungen aus irgend einer andern, als einer politi⸗ schen oder uns zweckmaͤßis scheinenden Ursache hervor gehen.“ (Hoͤrt, hoͤrt!) Hierauf entwickelte der Herzog den Ursprung der Association, welche im Jahre 1787 zuerst Gestalt erhielt, und gegen die, weil sie bis dahin als unschädlich erachtet, erst im Jahre 1825 Maaßregeln durch eine Bill genommen wurden. Diese Bill gestand der Association allfaͤhrlich 14 Versammlungen und die stete Erlaubniß zu, uͤber 11 Gegen⸗ stände, naͤmlich uͤber Gottesdienst, Erziehung, Wissenschaften, Handels⸗ und Mannufactur⸗Gegenstaͤnde, so wie uͤber Acker⸗ bau. zu berathen. Unter diesen Umstaͤnden das Gesetz im Falle wirklicher Uebertretung aufrecht zu erhalten, haͤtte schwierig geschienen, und er tadle weder die damalige Verwaltung noch die Irlaͤndische Regierung fuͤr die mangel⸗ hafte Handhabung der Maaßregel; er wisse, daß es bei dem damaligen getheilten Zustand des Cabinets, der sich bei jed⸗ weder Irland betreffenden Berathung kund gab, nicht an⸗ ders haͤtte seyn koͤnnen. Der Herzog ging hierauf die ein⸗