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Miillionen Menschen stehen taͤglich in Irland auf, ohne zu wissen, woher sie die Subsistenz fuͤr den Tag erhal⸗ teen sollen; Tausende kommen taͤglich nach England her⸗ uüber, die dem Englischen Arbeiter das Taglohn ver⸗ köuͤrzen, und die Demoralisation verbreiten helfen. Eine fruͤ⸗ her zu diesem Zwecke ernannte Commission habe bereits berichtet, daß in Irland 3 Millionen Morgen unbebauten Landes seyen, die nur geringer Ausgabe beduͤrfen, um zum Anbau faͤhig zu werden. Er schlage daher vor, ein Comité von Maͤnnern zu ernennen, welche die noͤthigen Kenntnisse besitzen, und die Alnustrocknung der Moraͤste leiten sollen. Hr. Leslie Foster ecrklaͤrte sich mit diesem Antrage uͤbereinstimmend und sagte, sdeaß ein Capital, das man auf die Austrocknung verwende, leicht 12 bis 15 pCt. Nutzen bringen wuͤrde. Die Irlaͤndi⸗ sschen Moraͤste seyen uͤbrigens viel leichter auszutrocknen, als die Englischen Suͤmpfe, denn jene befaͤnden sich 100 bis 400 Fuß uͤber der Meeresflaͤche. — Nach einigen Debatten, die noch daruͤber statt fanden, wurde bei den Rednern die Er⸗ .G. “ zur Einbringung der Bill ertheilt. Herr O Neil 8 82
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(von dessen Vorschlag schon in Nr. 60 der Staats⸗Zeitung Erwaäͤhnung geschehen) trug nun foͤrmlich darauf an, daß die noͤchentlich eingehenden Bittschriften⸗ sowohl fuͤr als gegen die Katholiken, nach der Zahl ihrer Unterschriften u. s. w.
registrirt werden sollen, und daß das erste Verzeichniß alle seitherigen Bitrschriften zusammen enthalten solle. Der An⸗ tragende suchte in einer langen Rede die Zweckmaͤßigkeit dieser Maaßregel darzuthun, und sagte unter Anderm: „Wenn wiir zugeben, daß alle, selbst die niedrigsten Klassen in Ir⸗ land an der Emancipation ein tiefes Interesse nehmen, ist es zu laͤugnen, daß die Protestanten aller Staͤnde in Eng⸗ id, nicht eben so faͤhig sind, ein Urtheil uͤber diesen Ge⸗ genstand zu faͤllen? Sie haben ihre feststehenden Rechte in ter Constitution; jene machen Anspruͤche darauf, und wenn ie achtbaren Ausdruͤcke von Gefuͤhlen unter dem Englischen Volke, in der Form von Bittschriften, dem Hause vorgelegt werden, soll man sie dann wohl auf den Boden werfen? Sind sie nicht vielmehr der Erwaͤgung ihrer Repraͤsentanten wuͤrdig, denn wenn sie auch ihre Entscheidung nicht unbe⸗ dingt bestimmen duͤrfen, so sollen sie doch einer zu voreiligen Ausfuͤhrung von Maaßregeln vorbeugen, denen die Nation entgegen ist. Die Weise, wie man die Bittschriften gegen⸗ wärtig im Hause behandelt, besteht oft nur in ei⸗ ner Unterbrechung der Geschaͤfte, — sie bilden ein Thema zu langen Reden werden ein Apfel der Zwietracht, des Widerspruchs und die Quelle langwieriger Discussionen ohne Entscheidung, von denen ich aber gern das Haus er⸗ loͤsen moͤchte. Wenn es einen Englaͤnder giebt, der mit der vollkommenen Ueberzeugung, daß die, den Katholiken zu ge⸗ waͤhrenden Rechte, der Constitution unschaͤdlich bleiben wer⸗ den, dennoch Bedenken traͤgt, seinen Namen darunter zu setzen, und so die Schranken niederzureißen, welche seinen Irlaͤndischen Mitbuͤrger, der vielleicht an seiner Seite ge⸗ 82 und geblutet hat, ausschließen, so ist ein solch Herz⸗ oser der Segnungen unwuͤrdig, deren er sich erfreut; wenn jedoch andererseits ein Mann überzeugt seyn sollte, daß die
Zulassung der Katholiken, das Fundament jenes edlen Ge⸗
bäͤudes, das ihm jetzt Sicherheit gewaͤhrt, einmal untergraben
und die eigenen Nachkommen mit seinem Schutte bedecken werde, wenn dann irgend einer so gleichguͤltig uͤber den Un⸗ tergang seiner Enkel seyn koͤnnte, daß er bei der Gesetzgebung nur seinen eigenen, engherzigen Grundsätzen persoͤnlicher Si⸗ cherheit und zeitlichen Genusses Gehoͤr gebend, die Festigkeit der Verfassung und das Wohl des Landes preis geben koͤnnte, so ist auch er des Namens eines Britten unwuͤrdig, und er haͤtte in jenem suͤdlichen Koͤnigreich geboren seyn sollen, wo Aberglauben und Tyrannei zu Hause gehoͤren. Meine Absicht ist es daher, dem Hause eine genaue Ueber⸗ sicht der Groͤße beider Partheien zu verschaffen.“ — Gegen diesen Antrag, der von Hrn. Hume unterstuͤtzt wurde, machte der Kanzler der Schatzkammer die Einwendung, daß er eine Abweichung von dem gewoͤhnlichen Verfahren des Hauses verlange. Er glaube, daß die Anzahl der Un⸗ terschriften einer Petition das beste Criteriam fuͤr den Werth der darin ausgesprochenen Meinung abgebe Auch wuͤrde eine Tabelle, welche die Anzahl der Einwohner jedes Orts angiebt, von welchem eine Bittschrift —25 zu vielen fal⸗ schen Schluͤssen fuͤhren. Hiemit erklärte sich auch einverstanden, worauf der Antrag zuruͤck Der Kanzler der Schatzkammer Morgen einen Antrag zur Aufbringung werde, womit verschiedene Bauten an Bruͤcke bestritten werden sollen. — Das um 10 Uhr.
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Hr. Trant enommen wurde. — üͤndigte an, daß er des Geldes machen der neuen London⸗ Haus vertagte sich
London, 27. Februar. Des Koͤnigs geheimes Siegel befindet sich, dem Vernehmen nach, noch immer in Haͤnden des Lord Ellenborough, obgleich derselbe bei der letzten, vor Eroͤffnung des Parlaments stattgefundenen Cour, resignirte. Se. Majestaͤt gaben ihm damals das Siegel zuruͤck; er ver⸗ bindet mithin jetzt mit dem Amt eines Praͤsidenten des Co⸗ lonial⸗Amtes das eines Geheimen Siegelbewahrers.
Es erweiset sich aus den officiellen Einnahme⸗ und Aus⸗ gabe⸗Listen des Vereinigten Koͤnigreiches, daß in den letzten drei Jahren eine merkliche Besserung statt gefunden hat; die Einnahme vermehrte sich und die Ausgabe ward geringer. Besonders aber zeichnet sich das Jahr 1828 aus, in welchem die Ausgabe uͤber 2 Millionen Pfd. geringer war als 1826, und die Einnahme die Ausgabe um 5,850,169 Pfd. uͤber⸗ stieg, waͤhrend im Jahre 1826 der Ueberschuß sich nur auf 1,009, 448 Pfd. belief. .
Der Secretair der Portugiesischen Gesandtschaft, Che⸗ valier Barboza, verließ vorgestern London, um sich nach Pa⸗ ris zu 5 sschaft 2
In der Grafschaft Liverpool sind zur Wiedererbauun ebeea- von York bereits uͤber 8900 Pfd. und 2,— 25o. Grafen von Harewood 1000 Pfd. unterzeichnet
Der oͤffentliche Verkauf von Seide im Hau indischen Compagnie hat, nach einer brechung, gestern wieder angefangen; man bezahlte indessen 15 pCt. weniger, als am letzten Verkauf⸗Tage. Es herrscht üͤberhaupt fast in allen Geschaͤftszweigen eine große Stille
„Der Getreidehandel“ (heißt es in der Times) befin⸗ det sich in einem ganz eigenen Zustande, der sich, nach der Erfahrung der aͤltesten Leute vom Fach, mit keinem fruͤheren vergleichen laͤßt. Immerwaͤhrender Mangel an lebhaftem Begehr, und die Gefahr, der, unter dem bestehenden Korn⸗ gesetze, die Getreide⸗Einfuhr ausgesetzt ist, haben ein solches Mißtrauen gegen alle Consignationen vom Auslande er⸗ eugt daß Niemand, selbst fuͤr die geringste Summen, Vor chuͤss⸗ darauf machen will. Wenn der Durchschnittspreis 8 8 unter 73 Sh. fällt, so steigt der Zoll von 1 Sh. auf
ce.
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8 Pce.; — faͤllt er unter 72, so wird der Zoll 6 Sh. fuͤr den Auarter Weizen. Der Einsender wuͤrde mithin so⸗⸗ gleich, entweder 3 Sh. 8 Pce. oder 8 Sh. 8 Pee. verlieren, wenn gleich der Preis nur 2 Sh. niedriger ginge. Und dennoch sind große Parthien Getreide hierher unterweges⸗ Der in den letzten Tagen eingefuͤhrte Weizen kam groͤßken⸗ theils aus Spanien, von wo schon fruͤher bedeutende Sen⸗ dungen hier angekommen waren.“ — Die 6wöͤchentliches Durchschnittspreise vom Getreide, nach welchen der Zoll rer gulirt wird, waren: fuͤr Weizen 72 Sh. 3 Pece.; fuͤr Gerste 35 Sh. 2 Pee.; fuͤr Hafer 23 Sh. 6 Pce.; fuͤr Roggen 11 Sh. 1 Pce. Nach diesen Preisen beträͤgt der Zoll: au Weizen 1 Sh.; auf Gerste 9 Sh. 4 Pee.; auf Hafer 12 3 Pee.; und auf Roggen 8 Sh. fuͤr den Quarter.
Niederlande.
Zweite Kammer der Generalstaaien. Sitzung vom 28. Febr. Die Discussion uͤber die Bittschriften wurde fortgesetzt. Herr van de Poll war der Ansicht, daß man die Petitionairs weder ihrer Anzahl noch ihrer Qualität nach als die Organe der oͤsentlichen Meinung betrachten duͤrfe. In Amsterdam, einer Stadt von 200,000 Einwohnern haͤt⸗ ten nur 500, also von 400 Bewohnern nur einer die Bitt⸗ schriften unterzeichnet. Dennoch glaubten die Buͤrger dieser Hauptstadt, den andern Belgiern an Patriotzsrans nicht nachzustehn; sie haͤtten ihre Ketten selbst gebrochen und ver⸗ dankten ihre Befreiung nicht den Auslaͤndern. Die Nieder⸗ legung der Petition in die Registratur erscheine ihm genuͤ⸗ gend, da den gesetzlichen Formen gemaͤß eine Adresse an den Koͤnig von einem Mitgliede der Kammer in Vorschlag ge⸗ bracht, und veßr Vorschlag in den Sectionen discutirt werden muͤsse. Die Sache erscheine ihm keineswegs so drin⸗ gend, daß die Kammer darin eine Veranlassung finden koͤnnte, zu einer ungewoͤhnlichen und die Bestimmungen des Grund⸗ gesetzes uͤbertretenden Maaßregel zu schreiten. — Herr van Alphen pruͤfte in einem Vortrage, der fast füͤnf Viertel⸗ stunden waͤhrte, die einzelnen Petitionen, und verweilte be⸗ sonders bei den, die Freiheit des oͤffentlichen Unterrichts be⸗ treffenden. Man scheine in dieser Hinsicht eingebildete Be⸗ sorgnisse zu hegen und mit der politischen Organisa⸗ tion der Niederlande unverträgliche Dinge zu verlangen. Das Princip der Verantwortlichkeit der Minister erscheine ihm allerdings als in dem Geiste der Repraͤsentativ⸗ Verfassung begruͤndet, man fuͤhle aber Fgenzerhs den Mangel dieses Prinzips nicht, da in dem Charakter des Koö⸗ nigs die schoͤnste Gewaͤhr fuͤr die Constitution liege. .