1829 / 89 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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8 Katholiken von solchen Glaubensle

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((EGroßbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Nachdem in der (gestern erwaͤhnten) Sitzung des Unterhauses vom 18. Maͤrz auch noch die Herren Trant, Twiß und Lord Mountcharles sich hatten vernehmen lassen, erhob sich Lord Palmerston, welcher zunaͤchst uͤber die Rede des Hrn. Sadler einige Bemerkungen machte. Er ließ demselben Ge⸗ rechtigkeit widerfahren, indem er von ihm sagte, daß er, wiewohl zum erstenmale auftretend, doch die Bewunderung selbst derjenigen erregt habe, die nicht einer Meinung mit ihm seyen. Indessen fuͤgte der Lord doch hinzu, jener Red⸗ ner habe es, um seinen Gegenstand besser zu beleuchten, fuͤr noͤthig gehalten, alle Vorraths⸗Kammern der alten und neuen Geschichte aufzuthun, seine gelehrte Meinung uͤber Alles aus⸗ zusprechen, von den Armen⸗Taxen eines Kirchspiels an, bis zu den großen National⸗Angelegenheiten, aber mit der

Hauptsache, Irland selbst, scheine er sehr wenig bekannt zu seyn. Der Lord suchte hierauf die Behauptung des Herrn Bankes zu widerlegen, als haͤtten der Prinz von Oranien und diejenigen, welche die Constitution vom Jahre 1688 be⸗ die Ausschließung der Katholiken im Sinne ge⸗ habt. „Wilhelm III.“, sagte er, „betrat nicht etwa das Land mit .—— Tractaten in der einen und mit dem Vertilgungs⸗Schwerdte in der andern Hand. Aus wel⸗ chen Gruͤnden soll nun das Parlament den gefaͤhrlichen Zu⸗ stand Irlands noch langer so lassen, wie er ist? Weil, so hoͤre ich erwiedern, die Katholiken gewisse religioͤse Meinun⸗ een hegen, welche sich mit dem Gehorsam nicht vereinigen assen, den sie dem Souverain dieses Landes schuldig sind. Unter solchen Umstoͤnden, heißt es ferner, duͤrfte die Lan⸗ des⸗Verfassung, so tief sie auch in den Herzen des Vol⸗ kes eingewurzelt ist, durch 30 oder 40 katholische Mitglieder, die in diesem Hause Aufnahme finden, zerstoͤrt werden. Wie dies aber moͤglich zu machen sey, das ist uns nicht gesagt worden; man hat sich bloß darauf beschraͤnkt, anzudeuten, daß, wenn es einmal zu einem Parthei⸗Kampf kommen sollte, so duͤrften die katholischen Mitglieder von dem Mi⸗ nister des Tages fuͤr seine boͤslichen Zwecke leichter gewon⸗ nen werden; aber müͤßte sich denn, wenn wir diesen F wirklich voraussetzen, die ganze Legislatur nicht erst zu dem⸗ selben Zwecke vereinigen, wenn dem Lande wirklich ein Nach⸗ theil daraus erwachsen soll?““ Der Redner suchte ferner auch die Behauptungen des Sir E. Knatchbull zu widerle⸗

ggeen, der hauptsaͤchlich gewisse katholische Glaubenslehren an⸗

gefochten hatte. „Naͤchstdem“, sagte der Redner, „daß die durchaus nichts wissen wollen, duͤrften sie auch nur dann in Betracht kommen, wenn etwa die Frage lautete: ob man 5 oder 6 Millionen Katho⸗ liken in Irland aufnehmen soll, oder nicht. Da sie aber ein⸗ mal hier sind, so lautet die Frage vielmehr: „„Sollen wir diese 5 bis 6 Millionen Menschen ferner durch eine bedruͤk⸗ kende und ungerechte Gesetzgebung von uns entfremdet oder sollen wir sie uns zu treuen Freunden und loya⸗ len Mitbürgern verhbinden, indem wir ihnen ein zeich Antheil an den Wohlthaten der Constitution döbecla ½ Den getheilten Gehorsam der Katholiken, der sowohl d Vaterlande, als einer auswärtigen Macht zugewandt seyn fem, wollte der Lord ebenfalls nicht gelten lassen. Jeder Katholik,s⸗ te er, wuͤrde allenfalls im Stande seyn, dies durch einen Eid zu Keerüs. tigen. Sollte man aber auch Mißtrauen gegen die katholischen Eide egen⸗ so weise er auf die Armee und die Flotte hin, wo das atholische Wort sich oft genug durch die That bewährt ge⸗ funden und mancher Katholik fuͤr Koͤnig und Landes⸗Ver⸗ fassung sein Blut vergossen habe. Wenn nun jener getheilte Gehorsam noch existirte, waͤre er nicht gerade bei militairi⸗ schen und Flotten⸗Befehlshaber⸗Stellen am allergefährlichsten? Und doch ließe man die Katholiken zu solchen Stellen zu; und zwar nicht etwa in Folge eines alten Statuts, sondern in Fotge eines Gesetzes, das dieselben Maͤnner gutgeheißen haben, die jetzt am meisten von dem getheilten Gehorsam der Katholiken sprechen. Festungen uͤberlasse man ihnen und Stellungen, mit denen 81s hoͤchste Discretion verknüͤpft 22 wo oft der geringste Verrath Schmach und Unglück uͤber das Land bringen könne, und d sch straͤube sich, sie in die —— Haͤuser zu⸗ lassen thun eenau beobachtet wird, wo ihre Handlun 5 den mit Morgen auf den Fluͤgein e e gein des Windes nicht bloß in jeden Winkel des Reiches, sondern in d tvilisirte Welt hingetragen werden. Der Red n darauf aufmerksam, wie viel größerrne Fäneme He

Großbritanischen Interesse bringen koͤnnte, 1 b4e

licher Zustand ganz geordnet wird. Im! bies vereinigten Koͤnigreichen 21 88— Jahre 1821 hätten

wovon 7 Millionen auf Irland kan der Einwohner

welche Großbritanien allein in jenem Jahre getragen, beliefen sich auf 50 Millionen Pfd.; mithin haͤtte Irland, im Ver⸗ hHaältnisse zu seiner Einwohnerzahl, 25 Millionen tragen muüͤs⸗ sen alle Abgaben dieses Landes haben sich jedoch in je⸗ nem Jahre nur auf 5 Millionen belaufen. Der Irländi⸗ sche Boden sey ein sehr fruchtbarer, es koͤnne also nicht die⸗ ser seyn, der ein solches Verhaͤltniß zuwege bringe. Dage⸗ gen wird oft der Mangel an Betriebs⸗Kapital als Ursache angegeben. „Warum aber“ fragte der Redner, „ist den Englischen Kapitalisten, die fuͤr die Verwendung ihrer Gelder die entferntesten Theile des Erdbodens aufsuchen, gerade der Weg nach Irland ganz versperrt? Ein boͤser Zauber ist es, der auf diesem Wege lagert. Ich fordere nun das Parla⸗ ment auf, diesen Zauber zu loͤsen, und Irland jenen befruch⸗ tenden Stroͤmen fu oͤffnen, die bereit sind, hinein zu fließen, wenn es mit Sicherheit geschehen kann.“ Im fernern Verlauf seiner Rede kam der Lord nochmals auf die Vor⸗ schlaͤge zuruͤck, die Herr Sadler zur Beruhigung Ir⸗ lands gemacht hatte, und sagte in Bezug auf dieselben, was die von Irland entfernten R betreffe, so duͤrften sie schon von selbst zuruͤckkommen, beaee Zustand des Lan⸗ des erst ein besserer sey; eine bessere Jugend⸗Erziehung sey fuͤr das Irlaͤndische Volk kaum wünschenswerth, wenn es laͤnger in seiner jetzigen Lage beharren muͤßte (hört!), denn je aufgeklärter, um so unzufriedener duͤrften sie auch werden. Auch die projectirten Armen⸗Gesetze duͤrften nur die Anzahl der Armen noch vermehren; wenn aber das ehrenwerthe Mitglied (Hr. Sadler) davon gesprochen habe, daß man dieselben harten in Irland anwenden müͤßte, die man fruͤher mit gutem rfolge gegen die Englischen Demagogen angewandt, und daher kein Blut sparen duͤrfte, so ließe sich aus der Ir⸗ laͤndischen Geschichte darthun, daß schon genug des Blutes dort vergossen wurde, der Erfolg dieses Mittels aber immer nur guͤnstig fuͤr den Moment gewesen sey; denn da man die Ursachen des Uebels zu beruͤhren sich gescheut, so habe das Gift desselben in dem Herzen jenes ungluͤcklichen Landes ime mer mehr sich verbreitet. „Der ehrenwerthe Herr Sadler)“ fuhr der Redner fort „spricht von den Gefahren dort sehr veraͤchtlich; nun freilich wer so, wie er, sicher in dem Schutze der Gesetze lebt, wessen Schlummer niemals gestoͤrt ward und wer nie die Schrecken eines Buͤrgerkriegs gekannt hat, der darf wohl von der Grundlosigkeit unserer Befuͤrch⸗ tungen sprechen, ., „Der Narben lacht, wer Wunden nie gefühlt.“ (Hoͤrt, hoͤrt!) Haͤtte der ehrenwerthe Herr, so wie ich und viele andere Mitglieder dieses Hauses, die Leiden Irlandz in der Nähe gesehen, wuͤrde er sich gehuͤtet haben, so da⸗ von zu reden, wie er es gethan hat.“ Machdem Lord Palmerston, unter Beifalls ee seine Rede beendlgt hatte, erhoben sich zu gleicher Zeit Lord Milton und der General⸗Anwald; der Ruf nach detzterm war zwar sehr laut, doch überließ dieser vorerst dem Lord Milton das Wort. Der Lord begnuͤgte sich, den schon oft angeregten Umstan d/ ob und wie die Constitution von 1688 auf die Ausschl der Katholiken zu beziehen 82 aufs Neue zu eroͤrtern sprach sich entschieden gegen Meinungen der Herren B. tes und Sadler aus. Gegen das Ende seiner Rede machte sich Ungeduld der Versammlung etwas bemerklich und kaum hatte sich niedergesetzt, so eeschof der Ruf nach dem General⸗ wald. Dieser (Dir Ch. Wetherell) erhob sich unter lautem fall. „Unter sehr schwierigen Umstäaͤnden,“ sagte er,“ „wende mich heute an das Haus, zugleich aber auch mie düis vo und klaren Begriff von der Wichtigkeit der setzt zur thung vorliegenden Maaßregel. Unabhängig und aufrich ist bisher meine Weise gewesen; daruͤber ich Zeugn Ich habe mein Amt beidehalten, so lange ich es mit E thun konnte ich verlasse es, sobald ich es mit Ehren n. mehr beibehalten kann. (Hört, hört 0) Anders denkend den vorliegenden Gegenstand, als viele chrenwerthe Mu der dieser Seite des Hauses, bewahre ich doch, wie sie wissen, fuͤr mehrere unter ihnen di 5 & Achtung und Freundschaft; setzt jedoch auf als General⸗Anwald einer protestantischen Regie Gesinnungen kund zu thun, muß ich die besondere und Guͤte des Hauses in Anspruch nehmen, wenn ich eine P erfuͤlle, die ich mir selbst, itischen Parlamente, Volke und dem Souverain liig din, dessen Diener zwar noch dem Namen nach, nicht der Sache nach, Hoͤrt, hoͤrt!) Als Deputirter des Reichs, als Mitglieh lympton und zwar, gan von meiner amt tellung, als ein solches Mitglied, das Meinung, gleich irgend einem Andern hier im und unabhoͤngig ausdruͤchen kann, wunsche ich

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