1829 / 111 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

hoͤhen. Nach einem kurzen Gebete des Cardinal⸗Decans nahm der zur Linken stehende Cardinal⸗Diakonus dem Papste die Bischofsmuͤtze vom Haupte, und der zur Rechten setzte hihm die dreifache Krone auf. Die Kanonen vom Kastell verkuͤndeten fernhin den feierlichen Augenblick; Alles knieete nieder, um den Segen zu empfangen, und es herrschte eine eeindrucksvolle Stille uͤber den ganzen Platz. Dann verkuͤn⸗ deken die zwei Cardinal⸗Diakonen die ertheilte Indulgenz, und der Papst erhob sich von seinem Throne, um sich in seine Gemaͤcher zu verfuͤgen. Ein unbeschreibliches Gewim⸗ mmel, Durcheinanderrennen und Fahren folgte dieser feierlichen Scene. Da man aber die Einrichtung getroffen hatte, daß ddie meisten Wagen uͤber Ponte Sisto ihren Weg nehmen mußten, so ereignete sich kein Unfall, und die ungeheure Men⸗ 2 chenmasse, welche St. Peter und den Platz vor der Kirche angefuͤllt hatte, war in kurzer Zeit verschwunden. Am Abend ward die ganze Stadt beleuchtet. Das Volk war in der frohesten Bewegung, uͤberall erzaͤhlte man sich Anekdoten von der Freigebigkeit, Milde und Herablassung des neuen Pap⸗ sttes, wie er die Armen bedenke und sich seiner alten Diener erinnere. Es heißt, daß Se. Heiligkeit bis nach dem Tage St. Petrt im Vatican wohnen, und alsdann den Pallast des Quirinals beziehen werden. 3 8 Im vorigen Jahre wurden in Camposcala, auf dem Gebiete von Montalto di Castro, Graͤber entdeckt, welche zu der alten Etruskischen Stadt Vulcium gehoͤrt haben. Die seit dem October v. J. angestellten Nachgrabungen haben zu sehr gluͤcklichen Resultaten gefuͤhrt; ein Theil der ausgegra⸗ benen Gegenstaͤnde, welcher in etwa 100 Vasen, Gefaͤßen 8 andern werthvollen Gegenstaͤnden besteht, ist von der Papstlichen Regierung fuͤr das Vaticanische Museum ge⸗ wonnen worden. In der Mitte dieses Monats werden alle andere bis jetzt aufgefundenen Gegenstaͤnde hierher gebracht wechen. Seine Majestät der Köͤnig von Baiern hat, von 1.. Ritter Vincenzo Camueccini begleitet, jene nenen Agui⸗ sitionen in Augenschein genommen. Tärket. Die Allgemeine Zeitung en respondenz⸗Mittheilungen: 1“— „Von der Moldauischen Graͤnze, 31. März. Mehrere Colonnen Russischer Infanterie sind gegen Kalefat in Marsch, und man erwartet in dieser Gegend einen Ueber⸗ den uͤber die Donau. An dem Balkan soll es schon zu Fasbn gekommen seyn, und Tschapan Oglu, welcher diesen Winter mit seiner Reiterei hei Nikopolis cantonnirte, sich auf Schumla zur Verstaͤrkung der Armee des Groß⸗Veziers zuruͤckgezogen Nach Kundschafter⸗Nachrichten war der neue Groß⸗Vezier in Adrianopel angekommen, und hatte sogleich Arbeiten zu Verstaͤrkung der dortigen Festungswerke angeordnet. In Bucharest wird thaͤtig fuͤr die Verpflegung der Armee gesorgt, und der neue Civil⸗ Gouverneur versaumt nichts, um diesen Administrations⸗Zweig gut zu organistren. Es heißt, der in den Fuͤrstenthuͤmern eingesetzte Divan wuͤn⸗ sche bei seiner Geldverlegenheit, unter Vorwand der Erleich⸗ terung des Verkehrs, Papier⸗Geld einzufuͤhren, und wolle dazu die Einwilligung der Russischen Regierung erbitten.“ „Von der Servischen Granze, 2. April. Nach⸗ richten aus Sophia sprechen von einer Thaͤtigkeit der Mu⸗ selmaͤnner bei der allgemeinen Bewaffnung, welche an die Zeiten des groͤßten Fanatismus erinnert. Alt und Jung ergreift die Waffen, und das Volk, von den Ulema's aufge⸗ reizt, sordert von den Behoͤrden, in Masse gegen den Feind seehrt zu werden. In Sophia selbst sollen Unordnungen vorgefallen seyn, die mehreren Christen das Leben kosteten. In Bosnien, wo in der letzten Zeit die Ruhe hergestellt war, Ui ste durch has von den Albanesern gegebene schlimme Bei⸗ spiel wieder gestört worden. Die Truppen verweigerten dem Paschg den Gehorsam, bis sie nicht den Sold erhalten ha⸗ ben wuͤrden, der ihnen noch von dem vorigen Vezier zukoͤmmt, und sie hestehen noch mit Ungestuͤm auf der Bezahlung die⸗ ser Ruͤckstünde. Der Pascha bicter Alles auf, um sie zu be⸗ friedigen und sein Ansehen bei den in ik zu be⸗ Chefs in Travnik z 2 In Servien sollen sich viele fremde Agenten blik⸗ en kassen; es ist merkwuͤrdig, daß die Tuͤrken den Umtrie⸗ ben dieser Leute ruhig zusehen, da sie sonst ohne besondere Veranlassung gegen uͤnberufene und verdaͤchtige Fremde mit seose Strenge, selbst mit Todesstrafe verfahren. Vermuth⸗ ich liegt der Grund dieser Nachsicht in der bedenklichen

Stimmung Serviens.“ Ein Schreiben von der Moldauischen Graͤnze, Allgemeinen Zeitung),

voin 2. April (ebenfalls in der enthaͤlt Nachstehendes: „In den letzten t4 Tagen war der

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Zustand der Wege in den beiden Fuͤrstenthuͤmern durch die

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gewesen

regnigte Witterung und das Austreten aller Gewaͤsser fort. während so schlecht, daß die Maͤrsche der Truppen und 558

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wohl die Militair⸗Operationen gehindert wurden. Alle Trans⸗. porte sind fast unmöͤglich und die Preise aller Beduͤrfnisse sehr Feiftiegen. Auch hat sich die Zahl der Kranken in den Spitaͤlern vermehrt. Vom jenseitigen Donau⸗Ufer verlauux tet seit mehreren Tagen nichts.“ 2

Nachrichten aus Griechenland

„Niachstehendes sind die heiden gestern erwaͤhnten Grie⸗ 8 chischen Berichte aus Arachova vom 18. Februar und aus Salona vom 2. März:“ . 1

„Bericht des Stratarchen D. Ypsilanti an Hrn. A. Metaxa, Mitglied des General⸗Commissariats bei der Land; Armee:“ .

„Hauptquartier Arachova, den 18. Februar 1829.„

„Durch den Winter, der von einer Strenge war, h man in diesen Ländern noch nie erlebt zu haben sich erin-⸗— nert, war uns seit 10 Tagen alle Verbindung mit unseren Lagern zu Martino und Talandi abgeschnitten worden. Gestern langten, als man sich dessen am wenigsten ma.

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zwei vom Corps des Vasso detaschirte Soldaten, fast er starrt von der Kaͤlte, im Hauptquartiere an, u berbrachten gluͤckliche Nachrichten, die ich Ihnen mitzutheilen seile. . b. Zuverlaͤssigen Berichten, die zu Martino eingegangen waren, zusolge, hatte Mahmud⸗Pascha, als er sah, daß er un⸗ seren, diesseits Livadia liegenden, wohlbefestigten Stellun⸗ gen mit seinen Truppen nichts anhaben koͤnne, uhd letzteren dennoch eine Aufmunterung gewaͤhren wollte, endlich be⸗ schlossen, das Corps des Vasso Maurovunioti, das, bloß aus zwei Pentakosiarchien bestehend, isolirt zu Martino sich be⸗ fand, zu üͤberrumpeln. Mahmud schmeichelte sich, dieses Corps gänzlich aufzureiben. Nachdem er zu diesem Behufe mit Omer⸗Pascha, der ihn von Theben und Kokkino her 8. unterstuͤtzen sollte, Abrede etroffen, und zu Livadia hinrei-x— chende Besatzung gelassen brach er Bber Skripu gegen Martino auf. Am 9. Februar entdeckten die Kundschafter des Vasso in der Entfernung von zwei Stunden von Mar⸗ tino einige Tuͤrkische Reiter. Vasso, welcher unverzuͤglich davon unterrichtet wurde, hielt sie anfaͤnglich fuͤr zerstreute Nachzuͤgler, und beorderte sogleich zwei Hekatontarchieen zum Schutze der in der Naͤhe befindlichen Heerden. b Hekatontarchieen hatten kaum eine Stunde Weges zuruͤckge⸗ legt, als sie auf den Tuͤrkischen Vortrab stießen, der aus 150 Reitern bestand; es entspann sich sofort ein wechselseitiges Kleingewehr⸗Feuer; die Hellenen, welche wahrnahmen, daß das Corps des Mahmud⸗Pascha im Anzuge sey, ürn sich jedoch in guter Ordnung auf Martino zuruͤck, und langten in ihren Stellungen an, wobei nur ein Grieche verwundet wurde. Der Commandant Vasso recognoscirte nun selbst die Feinde, und da er sich aus den Stellungen, welche sie nahmen, uͤber⸗ 1 zeugte, daß sie sich zum Angriff anschickten, so ließ er den Commandanten Eumorfopuls (der bei Talandi stand) auffor⸗ dern, am folgenden Tage zu seinem Beistande berbeizukom⸗ men. Am 10. Februar Morgens naͤherten sich die Tuͤrken unseren Vorposten auf Pistolenschuß⸗Weite, und eröͤffneten, nach 1 dem uͤblichen, jedem Treffen vorangehenden Gebete, den Angri⸗ b mit einem beispiellosen Ungestuͤme; die Hellenen aber, die sich auf Befehl ihres Anfuͤhrers bis dahin still verhalten und sich nicht geruͤhrt hatten, begruͤßten sie nun mit einer General Decharge welche die Tuͤrken zuruͤckzuweichen zwang; diese erneuerten 8 den Angeiff dreimal mit heftigem Ungestuͤm wurden ab 8 jedesmal von den Hellenen zurückgeschlagen, die ihnen vi 2 Verlust beibrachten, bis die Tuͤrken beim vierten Augeiff, e 22 882 Befehlshabern blieb, von 83 en Schrecken ergriffen wurden, und in Unord

Vasso, welcher seine Truppen 2 1 nung flohen.

8 . u zur Verfolgung des Feindes b eilte nun, einer der Urgen, am. 8 Ver⸗ schanzungen hervor, und erlegte mit eigener Hand 3 8 Die gauze Truppe folgte seinem Veispiele, udn di Sie

ben ee Veispiele, und die Tüͤrken wurden zwei Stunden lang verfolgt, bis ein plötzlich ei tretenes sehr heftiges Schnee eseöbs 8 Nac 819, . machte. Die Resultat 8% er dem Nachsetzen ein Ende Feinde, drei Fahnen 88 eses Sieges sind 200 getödtete G n und mehreres den Tuͤrken abgenomme⸗ nes Gepaͤck. Die Anzahl threr V seyn, und das Weiter erwundeten muß sehr groß Wenige davon lebenie gie nn so schlecht, daß sich wohl nur ee⸗ Füch üb n is nach Livadia geschleppt haben moͤgen. Tressen nich erraschender ist der Umstand, daß in diesem nahene be t ein Einziger von den Unsrigen, mit Aus⸗, tz s am vorhergegangenen Tage Verwundeten, weder 8 qꝙ noch verwundet worden ist. Wenn der Eomman⸗ dant Eumorfopulo wäre, dürste die —3 2 8 aller Wahrscheinlichkeit nach, ganz vollstäng 2 seyn. Der Besehlshaber Vasso

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aurovunioti