1829 / 120 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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welches mehrere unserer ansehnlichsten Kaufieute bei der Re⸗ gierung eingereicht haben, des Inhalts, daß sie sich beim Spanischen Cabinet dahin verwenden solle, daß dasselbe seine abgefallenen Colonieen in ihrer Unabhaͤngigkeit anerkenne, und dadurch dem Zustande der Unsicherheit ein Ende mache, worin dieselben zum Nachtheil des Welthandels schweben, und wodurch sie zum Theil verhindert werden, ihren Pflich⸗ ten gegen ihre Glaͤubiger nachzukommen. Man versichert auch, daß unser Ministerium die Sache sehr ernstlich in Be⸗ trachtung gezogen habe, und daß binnen Kurzem etwas Ent⸗ scheidendes in dieser geschehen werde, denn wenn die Regierungen von Frankreich und England so lange war⸗ ten, bis die Republikaner zur Selbstvertheidigung einen Schlag gegen Cuba fuͤhren, wo Hunderttausende schwarzer Sklaven ereit seyn duͤrften, die Fesseln abzustreifen, so koͤnnten fuͤr ihre eigenen Colonieen die schrecklichsten Folgen daraus ent⸗ springen. Was die innere Zerruͤttung jener Staaten betrifft, die es ihnen unmöͤglich macht, an ihre Glaͤubiger zu denken, so wird es freilich woͤhl geraume Zeit waͤhren, ehe sie zu einem Stande der Ruhe gelangen, und vielleicht wird dies nur erst dann erfolgen, wenn sich in jedem Staate die ganze politische Macht in den Haͤnden eines einzigen Mannes zu⸗ sammengezogen hat. Man darf nur General Millers Me⸗ moiren lesen, um hievon uͤberzeugt zu werden, obgleich der Verfasser jenes anziehenden Werkes keinesweges eine solche Schlußfolgerung beabsichtigt hat. Von dem Fortgange des Krieges zwischen Columbien und Peru haben wir seit Kur⸗ zem keine Nachricht; wenn man aus den zuletzt erhaltenen etenstuͤcken einen Schluß ziehen kann, so scheint es, daß es dem General Bolivar ernstlich darum zu thun gewesen, einen Krieg zu verhindern, welcher beiden Nationen nur schaden kann; daß General La Mar aber offenbar keinen Frieden ge⸗ wollt hat. In den Provinzen am Plata wuͤthet ein Bä⸗ gerkrieg. Die, welche zu Santa⸗Fe herrschen, wollen sich der neuen Soldaten⸗Regierung zu Buenos⸗Ayres nicht unterwer⸗ fen, weswegen es am 7. Febr. zwischen den 8 zu Fe ihs. kam, worin die Truppen von Santa⸗se mit trieh er -*9 zweiten Befehlshabers in die Flucht ge⸗ eben wurden. Im Handel ist noch immer keine Besse⸗ rung. Das eben erschienene Stuͤck des Auarterly⸗Review enthaͤlt unter Anderm einen warnenden Aufsatz an die Gro⸗ ßen des Landes, auf die Zeichen der Zeit zu merken und ihre Lebens⸗Einrichtung nach den Umstaͤnden zu treffen. Er ist von der Feder des bekannten Dr. Southey, welcher sich seit vielen Jahren als der Verfechter alles Bestehenden bewaͤhrt, und noch im vorletzten Stuͤck dieses Journals aus allen Kraͤften gegen die Emancipation der Katholiken gekaͤmpft hat.

4 Niederlande.

2 Amsterdam, 25. April. In den letztverwichenen Ta⸗ gen hat in Staats⸗Papieren kein erheblicher Preiswechsel statt gefunden, die gestrige Stimmung war im Ganzen etwas flauer. Spanische Obligationen bei Hope sind von 35 ¾ auf 35 pCt. zuruͤckgegangen; perpet. Spanische Rente wurde 53 ½ 3 51 p Ct. notirt; Loose der Polnischen Auleihe 89 ½¾ à 901 Fl. Geld wird wieder ausgeboten zu à 3 ¼¾ pCt. Zinsen.

Gestern war am Getreide Markt sowohl in Weizen als Roggen nur ein sehr mäßiger Umsatz; neue Waare fand al⸗ lein Abnehmer unter den Verbrauchern; in Gerste und Ha⸗ fer blieb es still; Buchweizen war nicht begehrt; Rapsaat, um solche gleich zu empfangen, 7 Handel, dagegen auf Lieferung im Monat August Freishaltend. 120 pfünd. weiß⸗ bunter Polnischer Weizen galt 440 Fl.; 128 pfünd. alter Pommerscher 372 Fl.; 126.129 pfünd. neuer Oberländischer 50.365 Fl.: 127 pfünd. dito à Comptant 350 Fl.; im Ver⸗ ee galt 121 pfñnd. Preuß. Roggen 162 Fl.; im Verbrauch 116. 118. 120 pfñünd. Preuß. 166.172. 178 Fl., 121 pfuͤnd. neuer Mecklenburger 180 Fl.; 99. 102 pfünd. Friesische Winter⸗ Gerste 120. 125 Fl.; 78. 79. 80 pfünd. dicker Hafer 105. 107. 100 Fl.; Rüböl war gestern sehr begehrt, pr. ordinair zan GUl Ft., pr. Mai 60 à 60 ¾ Fl., pr. Sept., Oct. und

8b. 60 à 61 Fl.; Leinsl 47 Fl.; Hanfsl. 50 ¼ Fl.

Der Kaffee⸗Arrikel bleiht sehr gedruͤckt, und bedeutende

e wuürde man nur zu billigern Preisen loswerden

unnen; Ordres vom Auslanke fehlen beinahe gäͤnzlich; von Surinam⸗Kafsee sind einige 28— vensdge 9 c8 enden Preisen gemacht: fein ord. 35 ¾ Cents, gut ord. 331 Tents, ord. 31 ½, gemein 27 ½ Cents, gebrochen 20 à 25 Cents. Von rohem Jucker sind einige ehcens Zufuhren eingetroffen, welche die Kaufer sehr zuruͤckhaltend machen. n Thee und Taback ist es still. , Schweden und RNorwegen. Stockholm, 16. April. Das von 88 Re erung vor, geschlagene Gesetz, Straf⸗Bestimmungen gegen den Reger⸗

handel enthaltend, ist von den Reichsständen einhellig geneh⸗ migt worden, obschon bei dieser Gelegenheit die Bemerkung gemacht ward, daß keine sehr dringende Nothwendigkeit zu einem solchen Gesetze in einem Lande vorhanden sey, das sich nie jenes schaͤndlichen Handels theilhaftig gemacht hat.

Die Kaͤlte ist noch iachattc⸗ strenge, 8 bis 10 Grad Réaumur; auch in den südlichen Provinzen des Reiches. In Schonen hat man Woͤlfe gesehen, welches dort selten ist.

Polen.

Warschau, 27. April. Der haagg⸗ Courier enthäͤlt eine Benachrichtigung an die Bewohner von Warschau, daß die biesige Bank Beitraͤge fuͤr die durch Ueberschwemmung verungluͤckten Einwohner von Danzig annehmen werde.

Um den Woll⸗Verkaͤufern Gelegenheit zu verschaffen, ihre Woll⸗Vorraͤthe sogleich nach der in den ersten Tagen des Juni⸗Monats statt sfindenden Wollschur zu veraͤußern, wird der * hiesige Johannis⸗Wollmarkt schon den 12. Juni beginnen. ie Dauer ist auf 8 Tage bestimmt. Cours der A 88 ¼, der Partial⸗Obligationen von 300 Fl. 324 .

Deutschland. b Stuttgart, 24. April. Gestern wurde die Vermöh⸗ lung Seiner Durchlaucht des Herzogs Wilhelm von Nassau mit Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Prinzessin Pauline von Wuͤr⸗ temberg, Tochter Seiner Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Paul von Wuͤrtemberg, in hiesigem Koͤnigl. Schlosse feierlich vollzogen. Die Trauung geschah Nachmittags um 4 Uhr im großen Marmor⸗Saale durch den Ober⸗Hof⸗Prediger, Präͤlaten d'Au⸗ tel, in Gegenwart Sr. Maj. des Koͤnigs, Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin und der hier anwesenden Mitglieder der Koͤnigl. Familte, so wie des gesammten Hofstaates, des diplomatischen Corps, der Köntgüüchen Minister und Geheimen Rathe, und der Generalität. Nach der Trauung empfingen die hohen Neuvermaͤhlten die Glückwuͤnsche in den Cerele⸗ Zimmern. Hierauf war große Tafel im weißen Saale; bei Ausbringung der Gesundheiten des Paares wurden die Kanonen gelöst. Abends war Polonaisen⸗Ball, und nach demselben Familien⸗Souper. m Heute wird die Oper: „Der letzte Tag von Pompe mit freiem Eintritt gegeben. Morgen werden die hohen Neuvermaählten die hiesige in. und gedenken sich zunaͤchst nach Heidelberg zu begeben. 7 Nas dem Hanoöͤverschen, 25. April. Das Schreiben des K. Cabinets⸗Ministeriums vom 6. Februar 1829, die Contingents⸗Einstellung der Militairpflichtigen vom Geburts⸗ jahre 1807 betreffend, benachrichtigte die allgemeine Staͤnde⸗ Versammlung, daß die Gesammtzahl der Militairpflichtigen aus dem genannten Geburtsjahr sch auf 15,695 Individuen belaufen habe, und daß davon 5601 für dienstpflichtig erkläͤrt, 796 in die erste, 621 in die zweite Reserve versetzt, 430 als schon dienend, 3133 als noch zu schwach, 1479 wegen langer Abwesenheit zuruͤckgesetzt und 3635 gänzlich befreit worden. Nachdem die allgemeine Staͤnde⸗Versammlung von dein In⸗ alte des obgedachten Schreibens Kenntniß genommen, de⸗ schloß dieselbe, solches zu ihren Acten zu nehmen. erfreulich ist es, 2 erwaͤhnen zu können, daß die, der höͤchsten Füͤrsorge und Leirung Sr. K. H. des von Cambridge so gluͤcklich als schnell fortschreitenden mili⸗ tairischen Einrichtungen durch den erwuͤnschtesten Erfolg ge⸗ kroͤnt werden. Das zu Hildesheim in Ausfuͤhrung gebrachte Casernement der Infanterie ist augenscheinlich und zur all⸗ gemeinen Freude von dem gluͤcklichsten Einflusse, sowohl in Hinsicht auf den Gesundheits Zustand als auf die Auebil der vaterlaͤndischen Krieger. F Frankfurt a. M., 26. April. Obschon die Postetz von Wien und Amisterdam zu Anfang verflossener Woche keine niedrigere Notirungen brachten, die Englischef Stocks etwas höͤher kamen, dabei auch 8 Berichte von &. —⸗ Plätzen guͤnstig genug lauteten, so entstand doch, b. Eintressen der Nachricht von dem plöͤtzlichen Weichen der Franzoͤsischen Rente än der Pariser Börse, auch bei uns eine momentane Schwankung in dem Stand der Effecten, und es eigte sich dabet eine, allerdings nicht bedeutende ruͤckgaͤngige wegung in den Oesterreichischen Staats⸗Papieren. Metalliques gingen von 98 ¾ auf 98 %, Bank⸗Actien 1332 auf 1329, und Partial⸗Obligationen von 125¾ 125 ¾ zurück. Dieses Sinken war um so weniger von als man bald erfuhr, wie die Bewegung an der Maalich Brse lediglich einer Lokal⸗Ursache schret 9 hh 6 Beilage

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