1829 / 121 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

b 8. ö 9 wenig mehr Lehnsherren als Vasallen; das ganze Franzoͤfi⸗

sche Gebiet sey ein großes Freigut, und alle Franzosen seyen hinsichtlich ihrer Rechte unter sich gleich. „Was will man also,“ fuhr der Redner fort, „mit geistlichen Pairs sagen; es giebt so wenig geistliche als militairische Pairien, wohl aber Geistliche, welche die Pairs⸗Wuͤrde erhalten haben. Der Koͤni

kann deren ernennen, so viel er will; er kann es aber au

ganz lassen, wenn er z. B. die Verordnung eines seiner Vorfahren (Philipps des Langen) vom Jahre 1319 wieder in Kraft setzt, worin es hieß: „„Kuͤnftig sollen keine Praͤlaten mehr im Parlamente sitzen, weil der Koͤnig sich ein Gewissen dar⸗ aus macht, sie von der Verwaltung ihrer Dioͤcesen abzuhal⸗ ten.“ (Gelaͤchter.) Ich widersetze mich daher der Bewil⸗ ligung eines permanenten Fonds str⸗ eine durchaus tempo⸗ raire Ausgabe. Der Grund, den man anfuͤhrt, daß es eini⸗ gen dieser Pairs an hinreichendem Vermoͤgen zur Behauptung ihres Ranges fehle, ist unhaltbar; unsere Präͤlaten beziehen betraͤchtliche Gehaͤlter, mitunter doppelte und dreifache, und haben im Allgemeinen durch die ihnen von den General⸗ Conseils bewilligten Zuschuͤsse ein groͤßeres Einkommen, als man fuͤr die weltlichen Pairs festgesetzt hat. So lange diese General⸗Conseils fortdauern, wird es ihnen gewiß an nichts fehlen. Die Pensionen der uͤbrigen Pairs sollen nur auf

den ersten Erben uͤbertragbar seyn, und fuͤr die Praͤlaten

will man dagegen einen Fonds auf ewige Zeiten bilden. Ich auch hinfuͤhro die Lage

sage: auf ewige Zeiten, denn wie des Schatzes seyn moͤge, nie, wieder einziehen koͤnnen, ohne von tausend Stimmen den Bannfluch gegen den Verwegenen ausstoßen zu hoͤren, der den Vorschlag machte, an die heilige Arche, welche das Geld fuͤr die Dotationen der geistlichen Pairs enthaͤlt, Hand anzulegen. (Gelaͤchter zur Linken, tiefe Stille zur Rechten.) Man will aus einer Geldsache eine Sache der Politik machen und behauptet, die Staats⸗Klugheit erfordere, die Geistlich⸗ keit fuͤr das verfassungsmaͤßige System zu gewinnen. Ich verwerfe diese Ansicht im Namen saͤmmtlicher Pralaren. Fuͤr ihre Anhaͤnglichkeit an die Verfassung buͤrgt uns ihre Eigenschaft als Franzosen, und ihre Ergebenheit fuͤr den Koͤnig. Noch hat man sich in dem vorliegenden Falle hinter das Interesse der Religion verschanzen wollen, wie man sich so oft hinter den Namen des Koͤnigs verschanzt. Die Re⸗ ligion hat aber mit der Frage, die uns beschäͤftigr, nicht das Mindeste zu schaffen; sie unterstuͤtzt die Armen und liebt es nicht, daß das Volk mit Abgaben erdruͤckt werde. Hat man wirklich im Schatze 120,000 Fr. zu viel, so kann man sie nuͤtzlicher verwenden, wenn man sie unter die unbemittelten stellvertretenden Pfarrer, unter die alten Geistlichen aus den Zeiten der constituirenden Versammlung, nen der säͤcularisirten Kloͤster, welche mit Mangel kaͤmpfen, vertheilt.“ Der Baron von Montbel meinte, daß, da alle Interessen im Schooße der Pairs⸗Kammer repraͤsentirt wuͤrden, es eine Beleidigung fuͤr die Geistlichkeit seyn wuͤrde, wenn man diese davon ausschließen wollte; was die von Hrn. Dupin bezeichnete sogenannte Bischofs⸗Bank betreffe, so habe Niemand Ursache, sich davor zu fuͤrchten, da von den verlang⸗ ten 120,000 Fr. nur etwa 12 Prälaten eine Pension von 10,000 Fr. erhalten wuͤrden. Der Graf von Sade stimmte Hrn. Dupin bei, und verlangte die gaͤnzliche Weg⸗ assung des in Rede stehenden Artikels; er tadelte namentlich den Unterschied, den man zwischen den weltlichen und geist⸗ lichen Pairs machen wollte. Durch Geld, meinte er, wuͤrde man das Ansehen der Pairs⸗Kammer nicht erhoͤhen. „Was 8 e Sie dazu sagen, meine Herren,“ fuͤgte er hinzu, „wenn n ie Minister dem Koͤnige vorschlagen wollten, diesenigen von Ih⸗ nen, die am verdientesten sind, und am besten stimmen, dafuͤr

) Nach Hrn. v. Sade bestieg der Mini⸗ Rednerbühne.

zubelohnen.“ (Geläͤchter.) stier der geistlichen Angelegenheiten die

Er zußerte sich im Wesentlichen wie folgt: . „Aus Gruͤnden des Zartgefuͤhls, die Sie, m. H, zu wuͤrdi⸗ gen wissen werden, habe ich mich bisher enthalten, in einer An AA- welche das weltliche Interesse ses Eyiscopats zu nahe betrifft, als daß sie mir nicht die großte Behutsamkeit auflegen sollte Meine achtungswerthen Collegen im Eviscopat überlassen sich mit Vertrauen Ihrer Weisheit hin sicchtlich des, Ibrer Berathung uͤbergebenen en Arrikcls des Ge⸗

sectes; sie werden die Annahme desselben als einen Beweis JIhres Wohlwollens, welcher ihren lebhaftesten Henf cFeischr. a 8 3 men (Murren zur Rechten: „man sollte meinen, es handelte

AUunm ein Allmosen fuͤr die Geistlichkeit“¹) Ich würde daher gen haben, wenn ich es nicht fuͤr viich —— üen wendungen, die im Laufe dieser Discusston vorgebracht worden sind, zu antworten. Der Minister untersuchte hicrauf die beiden ragen, ob Bischdfe in der erblichen Kammer Sitz und Stimme haben müuͤssen, und ob cs in diesem Falle angemessen sey, ihnen Ppensionen zu bewilligen. Die Entscheidung der ersten Frage, be merkte er unter Anderm, geduͤhre allein dem Könige, ohne

ö

nie wird man jenen Fonds

und unter die Non⸗

Zweifel, wie bereits sein Vorgäͤnger, der Meinung gewesen sey, daß die Religion, als das hoͤchste Interesse der Gesellschaft, gleich allen anderen Interessen, ihre Organe in der erblichen Kammer haben muͤsse. Der Redner fuhr dann fort: „Ein Vorwurf, den man der Geistlichkeit nur zu oft macht, und der siets ein schmeri⸗ liches Gefuͤhl in mir crregt, ist der, daß sie eine Phengs Aonch gung pehen die Verfassung hege. Leisten nicht alle Bischdfe, wenn ie in die Pairs⸗Kammer eintreten, den Eid auf die Charte? Wer wollte behaupten, daß rechtliche und tugendhafte Maͤnner ihrem Schwure zuwider daͤchten und handelten. Betennt das Episco⸗ pat nicht laut, daß es die geistliche Macht von der weltlichen wohl unterscheide, daß es in allen weltlichen Dingen dem Koͤnige unterthan sey, daß Demuth und Sanftmuth zu seinen vornehm⸗ sten Pülichten gehörten; Hat es solches nicht noch zuͤngst durch seinen Beitritt zu einer von der Regierung verfuͤgten Maaßregel bewiesen? Aber, sagt man, wenn die Geistlichkeit auch die Charre deschworen hat, so ist sie doch keinesweges eine Freundin der In⸗ stitutionen, die daraus hervorgegangen sind, wenigstens nicht in dem Maaße, als ein Theil dieser Kammer. Ich meinerscits, m. H., glaube, daß die Bischdfe, mitten unter ihren heiligen und friedlichen Verrichtungen, sich um die Fragen, die hier verhandelt werden, wenig kuͤmmern. Wenn sie zuweilen geglaubt haben, an ihre Gemeinden ernste Mahnungen ergehen lassen zu muͤssen, so ist dies bloß deshalb geschehen, weil sie, wenig gewohnt an die Bewegun⸗ gen, die jede neue Regierungsform zu erregen pflegt, Besorgni hegten und Religion und Moral in Gefahr glaubten; als

same Huͤter bezeichneten sie diese Gefahr, wo sie ihnen als solche erschien Man wirft den Dienern des Herrn vor, daß sie unter sich uͤber manche Dinge uneinig waͤren. Bestehen dergleichen Meinungs⸗Verschiedenheiten aber nicht in allen Klassen der Ge⸗ sellschaft, Wir Alle wollen die Charte: aber gestehen wir, daß dieselbe in ihrer Entwickelung sehr verschiedenartig verstanden wird. War⸗ um ist man auf Maͤnner erbittert, die gleichfalls die Wahrheit zu cegründen suchen. (Hr. Marchal: „Wir sind nicht erbittert!⁰) und den Ruhm und das Gluͤck des Landes eifrigst wuͤnschen? Sind wir nicht Alle im Irthume befangen? Lassen Sie uns so⸗ nach auf die Sprache der Ueberzeugung 8 von woher sie auch kommen moͤge, und svaren wir unsern Unwillen fuͤr solche Maͤnner auf, welche in boͤser Absicht verderhliche Grundsaͤtze zu verbreiten suchen” Der Minister ließ sich biernaͤchst uͤber die zweite Frage⸗ ob es angemessen, sey den geistlichen Pairs Pensionen zu bewilligen, aus. Nur solche Praͤlaten, außerte er, die ein Gehalt von 25700 oder 15,000 Fr. bezögen, sollten Pensionen erhalten; ein Bischof sey, wie Jedermann wisse, gendthegt, die vornehmsten Familien seines Spkengels bei sich zu sehen, kostsvielige Reisen zu machen, die Armen, Kranten und Verunglüͤckten zu unterstuüͤtzen, und hierzu beduͤrften sie des Geldes. „Ich hoffe“, so schloß der Redner, daß Siec, m H auf die Beweggruͤnde, die ich die Ehre gehaht habe, Ihuen vorzule⸗ gen, Ruͤcksicht nehmen werden: es handelt sich nicht darum, die Bischöoͤfe zu bercichern, sondern denjenigen von ihnen, die der König mit der Pairswuͤrde bekleidet hat, die bendthigten Mittel an die Hand zu geben, diese Wuͤrde zu behaupten und den Sitzungen beizu⸗ wohnen”“ *

Diese Rede wurde von der rechten Seite und dem rech⸗ ten Centrum mit dem lebhaftesten Beifalle aufgenommen. Hr. Marchal ruͤgte es, daß der Minister von ciner Erbit⸗ terung gegen die Geistlichkeit gesprochen habe. Dieser be⸗ hauptete inzwischen, er habe sich dieses Wortes nicht bedient, da ihm der Ausdruck jedensalls als beleidigend fuͤr die Kam⸗ mer geschienen haben wuͤrde. Nachdem noch Hr. v. Maus⸗ sion zu Gunsten des von der Commission amendirgen Arti⸗ kels aufgetreten war, bestieg der Minister des Innern die Rednerbuͤhne; er wisse sehr wohl, außerte er muter An⸗ derm, daß die Erzbischefe und Bischsfe zu ihren Gehältern von 25,000 und 15,000 Fr. noch Zuschüͤsse von resp. 10,000 und 5000 Fr., welche die General⸗Conseils ihnen bewilligten, bezoͤgen, ja daß manche Confeils diese Summen sogar noch üͤberstiegen haͤtten; er habe diese indessen aufgefordert, ihre Bewilligungen kuͤnftig auf den obigen Betrag zu beschränken. Nur eine Vemerkung, fuͤgte der Minister hinzu, habe er noch zu machen, näͤmlich die, daß es schon setzt eesac. Pairs gebe, die Dotationen bezoͤgen; diese Dotationen sepen in dem ersten Artikel des vorliegenden Gesetzes nicht mit begriffen, und etz sey daher nothwendig, derselben in einem besonderen Artike c erwähnen. Herr Mauguin machte jetzt den Vorschlagz

loß festzusetzen, daß die geistlichen Pairs ihre setzigen Pensionen behalten sollten. Hr. Dupin der Aeltere se loß sich F- Antxrage an, der indessen keine Unterstuüͤtzung fand. 2 so ü jetzt uͤber den 5ten Artikel, wie derselbe von der 65 in Antrag gebracht worden, abgestimmt werden. Zwei2 —,— „Versuche blieben zweifelhaft; es mußte zum Namensaufrufe geschritten werden, wor⸗ Meh eser Artikel mit 172 gegen 16), also nur mit einer Re rheit von 9 Stimmen angenommen wurde. 1 Anem unbedeutenden Unter⸗Amendement des Marauls . Cordoue, nätmlich in dem gedachten Artikel statt; geist chen Pairs zu sehen: zu Pairs ernannten Geistlichen⸗ hatte die Versammlung schon fruͤher ihre Zustimmuͤng gegeben.

Der Ste Artikel des urspruͤnglichen Entmwutses

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