Die einzige Frist, die vielleicht den das Staatsruder fuͤhrenden Maͤnnern gestattet wird, besteht in dem Widerspruche, worin die gegen sie gerichteten Angriffe oftmals mit sich selbst ge rathen. In der That wuͤrde, wenn man sich die Muͤhe dazu geben wollte, den beiden feindlichen Partheien, die auf die jetzige Verwaltung Feuer geben, leicht zu beweisen seyn, daß sie sich selbst am meisten verwunden. Es ist nicht un⸗ sere Sache, diesen Partheien ihre Mißgriffe vorzuhalten, noch ihnen ihren richtigen Standpunkt anzuweisen; wir wollen nur auf die Stellung zweier Journale binweisen, die sich der von ihren Gegnern verlangten Aufloͤsung der Deputir⸗ ten⸗Kammer widersetzen. Wir meinen die Quotidienne und die Gazette. Es ist von Alters her bekannt, daß diese bei⸗ den Bläͤtter in Allem das Widerspiel ihrer Gegner sind; jedes Ding ist in ihren Augen gut oder schlecht, je nachdem es in den Augen werth ist. Kaum hatte also der Courrier frangais die Auf⸗ loͤsung der Deputirten⸗Kammer in Schus genommen, als auch schon die Quotidienne und die Gazette eine solche Ab⸗ sicht als revolutionair bezeichneten. Als die jetzige Kammer ihre Sitzung eroͤffnete, wurde sie von zwei⸗ Partheien als ein gefährliches Meteor geschildert, und seitdem hat man nicht aufgehört, sie einer schäͤdlichen Tendenz zu beschul⸗ digen. Die Möelegenheiten des Staates mit einer solchen Kammer leiten oder die Revolution herbeifuͤhren, war in den Augen jener Partheien eins und dasselbe. Diese Kam⸗ mer aufloͤsen, sagen sie jetzt aber wieder, heißt auch die Re⸗ volution begruͤnden. Es liegt eine gewisse Monomanie in dieser Art zu raisonniren. Eine Aufloͤsung der Deputirten⸗ Kammer ist an sich keine revolutionaire Maaßregel, denn das Recht dazu gebuͤhrt dem Koͤnige; zu behaupten, daß die Ausuͤbung dieses Rechtes revolutionair sey, heißt sonach eine Abgeschmacktheit behaupten. In eine solche Laͤcherlichkeit ver⸗ sallen aber nur zu leicht Schriftsteller, die es sich zum Ge⸗ setze machen, immer das Gegentheil von dem zu verfechten, was ihre Gegner wollen. Man sollte glauben, daß die gedach⸗ ten beiden Blaͤtter blos deshalb so viel von der Revolution sprechen, um sie desto schneller herbeizufuͤhren. Wir wissen wohl, daß dies nicht ihre Absicht ist; um so besser thaͤten sie aber, wenn sie endlich einmal ein anderes Thema fuͤr ihre Polemik waͤhlten. Der Gedauke, eine Kammer, die keine ihrer Pflichten verletzt und ihre Geschäfte kaum erst begonnen hat, wieder aufzuloͤsen, ist schon an 2. so thoͤrigt, daß man eben nicht noͤthig hat, noch Thorheiten anderer Art hinzuzufuͤgen. Es verdient uͤbrigens bemerkt zu werden, daß auch in dem vorliegenden Falle die Quotidienne sich, wie immer, im Gegensatze zu der Gazerte, frei von jedem persoͤn⸗ lichen Interesse gezeigt hat. Beide Blaͤtter haben den Feh⸗ ler, daß sie uͤberall nur die Revolution erblicken; aber wenn die Quotidienne glaubt, daß die Aufloͤsung der Kammer un⸗ zulässig sey, so benutzt sie doch nicht zugleich die Gelegenheit, um ihre Freunde fuͤr die Verwaltung vorzuschieben. Wir zweiseln, daß diese jemals in ihre Haͤnde falle; in dem In⸗ teresse Frankreichs selbst, das sie so wenig kennen, wuͤnschen wir solches nicht. Nichtsdestoweniger ist aber die Zuruͤckhal⸗ tung der Quotidienne eine polltische Uneigennuͤtzigkeit und als solche achtungswerth. Von der Gazette de France wird man dergleichen nie sagen koͤnnen.“
Der Constitutionnel macht seine Bemerkungen dar⸗ üͤber, daß in dem Budget fuͤr das Etatssahr 1827, dessen de⸗ finitiver Abschluß gegenwaͤrtig der Kammer vorliegt, eine Summe von 13,615 Fr. an Ertra⸗Postgeldern suͤr die Reise des Insanten Dom Miguel durch Frankreich aufgefuͤhrt ste⸗
hen. „Wir wissen nicht“, aͤußert derselbe „ob es eden sehr gerecht und ordnungsmäßig ist, diese Kosten den Steuerpflich⸗ tigen 8 noch weniger koͤnnen wir aber begreifen, wie dieselben sich auf eine so hohꝛ Summe belaufen konn⸗ ten. Dom Miguel reiste nur mit drei Wagen und vierzehn Pferden; von Straßburg uͤber Paris nach Calais rechnet man nur 94 Postmeilen; wie ist es moͤglich, daß der Infant fuͤr
jede Post 145 Fr. bezahlen konnte? Wir wissen wohl daß wir die gedachte Summe, es komme wie es wolle, muͤssen; aber 13,615 Fr. fuͤr 3 Wagen, die sich von aß⸗
burg nach Talais begeben, sind do iel! sieht wohl daß das den 2 — ⸗ denjenigen, die daruͤber zu verfuͤgen haben, nichts kostet.“ Der Abbé Receveur, Chef des Secretari 1 nisteriums der geistlichen Angelegenheiten, bat d- aszer⸗ kung eingereicht. Als der Graf Alexander von Laborde vor einigen nach aufgehobener Sitzung der Deputitten⸗Kammer in — Cabriolet nach Hause fuhr, stuͤrzte das Pferd, Herr von La⸗ borde wurde zum Wagen hinausgeworfen und brach, wie die
Forderungen wurde darauf zum zweiten Male verlesen.
der Anderen verwerflich oder wuͤnschens⸗
Aerzte versichern, mehrere Rippen. Nichtsdestoweniger er⸗ wartet man eine baldige Wiederherstellung. 20. . 1 E
Großbritanien und Irland. 8
Parlaments⸗Verhandlungen. Im Oberhause leisteten am 1. Mai die katholischen Pairs, Lord Staf⸗ ford, Lord Petre und Lord Stourton den Eid, und nah⸗ men ihre Sitze ein. (Wie in der letzten Sitzung waren auch heute mehrere Damen anwesend, und zwar bloß um zu sehen, wie die katholischen Pairs aufgenommen werden.) Graf von Malmesbury zeigte an, daß sein edler Freund (der Herzog von Richmond) die Absicht habe, binnen eini⸗ gen Tagen eine Resolution in Bezug auf den Woll⸗Verkehr in Antrag zu bringen. Die Bill in Betreff der Spanischen
— Im Unterhause wurde auf ein neues Ausschrei⸗ ben an die Stelle des Obersten Elphinstone angetragen. Auf die Frage des Lord⸗Mayor, welches die Absichten des Ministers in Bezug auf die Auctions⸗Abgaben seyen, ant⸗ wortete der Kanzler der Schatzkammer, daß man wohl daran thun wuͤrde, die auf diesen Gegenstand Bezug habende neue Maaßregel bis zur naͤchsten Sesston zu verschieben. — Herr Denison uͤberreichte eine Bittschrift des Herrn Wil⸗ liam Cobbett, um Aufhebung des protestantischen Kirchen⸗ wesens in Irland. (Hoͤrt!) Da die Petition in anstaͤndigem Tone abgefaßt war, so hatte es der Uebexreicher fuͤr seine Pflicht gehalten, die Bittschrift nicht zuruͤckweisen zu duͤr⸗ fen. — Herr Hume fragte hierauf den Colonial⸗Secretair, ob die in Bezug auf die neue Niederlassung am Schwanen⸗ Flusse verbreiteten Geruͤchte gegruͤndet seyen? Sir George Murray erwiederte, daß die von verschiedenen Zeitungen — Nachrichten weistens auf Irrthuͤmern beruhen.
nerbietungen in Bezug auf jene Colonie seyen zwar der
Regierung von einer Geselschast gemacht worden doch habe man diese Anerbietungen zuruͤckgewiesen. Ein anderes An⸗ erbieten sey näͤchstdem von vier Herren gemacht worden die
das Land uͤbernehmen und 10,000 Ansiedler binfuͤhren
wollten; aber auch dieses Anerbieten habe man zuruͤck, ees weil es die Angelegenheiten der Colonie zu ehr aus den Haͤnden der Regierung nehmen wuͤrde.
Die Regierung habe seitdem aber einem sehr respectabeln Mann 250,000 Morgen Landes mit der Bedingung bewil⸗ ligt, 400 Ansiedler sogleich auszufuͤhren, und den überwiese⸗ nen Distriet binnen einer gewissen Zeit anzubauen. — Als hierauf auf den Antrag des Hrn. Fitzgerald das Haus sich in einen Ausschuß verwandein sollte, um die Bill in Bezug auf die veruͤnderten Seiden⸗Abgaben in Berathung zu ziehen, widersetzte sich Hr. Fyler. Schon jetzt, sagte er, seyen 4000 Seiden⸗Webstuͤhle undeschäftigt; noch mehrere duͤrften es aber durch die vorliegende Maaßregel werden; ein einziger Fabrikant, den er kenne, wuͤrde dadurch genoͤthigt werden, 200 Stuͤhle außer Thätigkeit zu setzen. Fruͤher bereits habe er gezeigt, daß der Britische Seiden⸗Verkehr bis zur Zeit, da man die Principien des freien Handels in Anwendung gebracht, immer im Zunehmen gewesen sey; wolle man naun gar den Fadrikanten zwingen, selbst zur Einfuhr fremder Ar⸗ tikel sich zu entschließen, so wuͤrde dies der Wohl ahrt des Landes noch groͤßern Schaden bringen. Er. (Hr. F.) muͤss⸗ sich hauptsächlich dem Theile der Vill widerseten, der es der Discretion der Zoll⸗Officianten uͤberlteße, die Steuer nach dem Werth, oder nach dem Gewicht der Waare zu fordern. Die Reduetion der Zoͤlle wuͤrde nur den Ausländern große Vortheile bringen, denn sie wuͤrden dadurch in den Staud gesetzt, mit dem inlaͤndischen Fabrikanten, dessen Lasten sie nicht zu tragen haben, noch mehr zr concurriren. Er schil⸗ derte dem sehr ehrenwerthen Herrn (Fitzgerald) den Um sang der Verantwortlichkeit, die er durch seine Maaßre⸗ denen Fabrik⸗Orte, namentlich von Coventry, wo die Ar⸗ men⸗Taren bedeutend angewachsen seyen; von Macclessield, wo 5000 Handwerker undeschäͤftigt sich herumtreiben, und die Truppen requirirt werden mußten, um WMonung zu er⸗ halten; ferner von Spitalfields, wo ebenfalls nur du
große Anstrengungen die bisher noch musterhafte Ordnung aufrecht erhalten werden konnte. Schließlich machte er das Amendement, daß die Bill erst in 6 Monaten durch den Ausschuß gehen soll. — Herr Robinson göö dies Amendement, indem er behauptete, daß der Grundsatz, die einheimischen Interessen zu beschuͤtzen, eben so wie er bei den Korn⸗Gesehen in Anwendung gebracht worden, auch fůr den Seiden, Handel geiten muͤsse. Keinesweges wüͤrde die vorliegende 2—2 den Schleichhandel unterdruͤcken; wenn aber die Regierung kein Mittel habe, den Handcl gehörig zu beschuͤtzen, so habe derseibe wohl ein Recht, das alte Pro⸗
”