1829 / 133 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

8 8 2* 2 21 8 8 . meʒntlich bei den Flecken Grampound und Pentyn, deren Repraͤsentanten, waͤhrend uͤber ihr Wahlrecht 8 wurde, fortwaͤhrend im Parlamente saßen. Da die eatholische Sache nicht erlaubt habe, daß man die An⸗ geellegenheit East⸗Retfords fruͤher vornehme, so hoffe er, man werde sie nun bis zum naͤchsten Jahre anstehen hlassen. Sollte inzwischen das ehrenwerthe Mitglied (Herr Tennyson) bei seinem Antrage beharren, so rechne er darauf, daß auch das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Herfortshire (Herr Calvert) sein Amendement, das Wahlrecht naͤmlich auf den benachbarten Bezirk von Bassetlaw zu uͤbertragen, machen werde. Sir C. Forbes bemerkte, daß, wenn jeder Flek⸗ een, in welchem Wahl⸗Mißbraͤuche bestehen, seine Freiheiten veerlieren sollte, die Versammlung in diesem Hause sehr duͤnn werden duͤrfte. (Hoͤrt, hoͤrt) Er forderte die Mitglieder desselben auf, ihre Hand auf das Herz zu legen und sich zu fragen, in wiefern sie selbst wohl von allem Mißbrauch und vpon jeder Bestechung, wie deren East⸗Retford jetzt beschul⸗ ddigt werde, ganz freizusprechen seyen? Auf die an Herrn Peel gerichtete Frage des Herrn Tennyson, ob es wohl da es laͤcherlich von ihm seyn wuͤrde, wenn er die Zeit dder ehrenwerthen Mitglieder nutzlos in Anspruch nehmen woollte moͤglich sey, die Maaßregel noch in dieser Seession durchzufuͤhren, sagte Herr Peel, daß er eine bestimmte Antwort darauf nicht zu geben wage. Nur das gab er zu bedenken, daß die Bill, welche Penryn das Wahlrecht nahm, am 1. April eingebracht und erst am 29. Mai erledigt wurde; eben so habe auch die Bill in Bezug auf Grampound eine läͤngere Zeit in Anspruch genommen. Sir C. Forbes nannte die ganze Verhandlung, so wie sie in dieser Session uͤber den Gegenstand gefuͤhrt werde, nur eein Schauspiel, das man dem Lande gebe. Hr. Broug⸗ ham nahm diese Aeußerung sehr uͤbel und sagte, daß weder eer und seine Freunde, noch die ehrenwerthen Mitglieder ge⸗ genuͤber, als Schauspieler handelten; er ermunterte darauf 8 Hrn. Tennyson, seinen Antrag (zur Uebertragung des Wahl⸗ rcechtes auf Birmingham) sogleich vorzubringen. Dies geschah auch, indem Hr. T. zu entwickeln suchte, daß es unweise seyn wuͤrde, dem Ackerbau⸗Interesse, welches ohne⸗ 8 hin in den Englischen Grafschaften schon hinreichend ver⸗ treten werde, noch zwei neue Stimmen dadurch zuzuwenden, indem man das Wahlrecht auf das Bezirk von Bassetlaw uͤbertruͤge. Das Handels⸗Interesse vieler großen Staͤdte sey dagegen noch gar nicht vertreten; vor Allem aber empfehle er dazu die bedeutende Fabrik⸗Stadt Birmingham. Hr. Marschall unterstuͤtzte den Antrag; Hr. Calvert machte dagegen das Amendement zur Uebertregung des Wahlrechts auf das Bezirk von Bassetlaw. Gegen den letztern Vor⸗ schlag sprach sich zunaͤchst Hr. Wilbraham in einer aus⸗ fuͤhrlichen Rede aus. Unter Anderm sagte er: „In gleichem Verhaͤltnisse, wie einige große Fabrik⸗Staͤdte an Reichthum, Bildung und Bevoͤlkerung zugenommen, hat sich eine Vereinigung von Leuten gebildet, die sich vornehmlich als die Vertreter des Ackerbau⸗Interesse bezeichnen und die nichts Angelegentlicheres zu thun hatten, als Denen, die eingelassen zu werden verlangten, die Thuͤre vor der Nase zu verschließen. Auf diese Weise aber wurde der ungluͤckliche Grundsatz sanctionirt, der die hoͤhere Aristokratie mit den niederen Klassen der Gesellschaft fuͤr Ein Interesse verband und zwar mit Ausschließung der mittleren Staͤnde, die, man darf es sagen, auch die aufgeklaͤrteren des ganzen Staates sind.“ Hr. Bankes erklaͤrte sich gegen die Uebertragung

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aauf Birmingham; er sowohl, als Lord Normanby, behaup⸗ tceete, daß die Schuld des Fleckens East⸗Retford noch gar nicht so klar erwiesen sey. Hr. Fergusson suchte beide zu wider⸗ legen. Admiral Sir Joseph Yorke erklaͤrte sich auf das Bestimm⸗

teste fuͤr die Angemessenheit der Maaßregel, das Wahlrecht auf ddie große Stadt Birmingham zu uͤbertragen. „Ich gestehe,“ säagte er, „daß ich von dem neuen Lichte, welches uns Allen aufge⸗ gangen ist, mir meinen Weg jetzt vorzeichnen lasse. Das neue Licht und die neuen Lehren tragen hier uͤkerall den Sieg davon; sie verdunkeln das alte Licht und machen die fruͤheren, abgenuͤtzten Lehren undrauchbar, so wie die alten Oel⸗Lampen durch das neue Gas⸗Licht verdunkelt werden. (Gelaͤchter.) Meiner Meinung nach muß eint solche Ueber⸗ tragung des Wahlrechts zu einer wahrhaften und verständi⸗ gen Parlaments⸗Reform fuͤhren; es ist dies eine Maaßregel, durch welche einem kaͤuflichen, verderbten Flecken seine Frei⸗

heiten genommen werden, waͤhrend eine ausgeklaͤrte und bluͤ⸗ hende große Stadt ein lange entbehrtes Wahlrecht erhaͤlt. Erst dadurch wird dem Princip einer Reform seine eigent⸗ liche Bedeutung gegeben.“ (Beifall und Gelaͤchter.) Nachdem auch noch Here Alderman Waithman und Herr C. Wynn gegen das Amendement des Herrn

Peel) die Uebertragung des Wahlrechts auf den Bezirk von

Calvert und fuͤr den urspruͤnglichen Antrag sich ausgespro⸗ chen hatten, erhob sich Hr. Huskisson. Er eles 28 derst, sagte er, gegen jede allgemeine Revision des Repraͤsen⸗ tativ⸗Systems protestiren; nichtsdestoweniger muͤsse er aber doch auch zugeben, daß, wenn ein solcher Fall, wie der von East⸗Retford, bei welchem fortgesetzte Mißbraͤuche erwiesen seyen, vorkomme, dann das Haus auch keine andere Alter⸗ native habe, als fuͤr diesen besonderen Fall ein Abhuͤlfs⸗Mit⸗ tel zu bestimmen. Jedem Versuche einer durchgehenden Par⸗ laments⸗Reform werde er sich bestaͤndig widersetzen, denn er freue sich und sey zufrieden mit dem, was zusammengenom⸗ men das Repraͤsentativ⸗System dieses Landes Herrliches ent⸗ halte, und wolle es gern Anderen allein uͤberlassen, allen den kleinen Anomalien Und Maͤngeln jenes Systems nachzuspuͤren. Gegen die von Hrn. Bankes aufgestellte Meinung behauptete der Redner, daß das Haus jetzt nicht mehr als Richter da saͤße, um erst uͤber die Sache zu entscheiden; denn diese —8 die Bestechlichkeit naͤmlich und die Verderbtheit des Fleckens * sey laͤngst erwiesen und entschieden; es handle sich hier daher bloß darum, wie die Strafe auf ein erwiesenes Ver,. brechen anzuwenden sey. (Hoͤrt!) Mit großem Bedauern und, muͤsse er hinzufügen, auch mit einiger Ueberraschung habe er vernommen, daß sein sehr ehrenwerther Freund (Hr.

Bassetlaw unterstuͤtzen wolle. Er bedauere diese Entscheidung seines sehr ehrenwerthen Freundes um so mehr, weil er nicht umhin koͤnne, sie als ein Abweichen von der Meinung anzu- sehen, die so offenbar von allen gesund und vernuͤnftig den⸗ kenden Leuten dargelegt werde (Beisall); ferner weil er uͤber⸗. zeugt sey, daß ein solches Verfahren nur dahin gehen wuͤrde, die zu Gunsten einer Parlaments⸗Reform im Publikum sich findende Gesinnung nur noch mehr zu verbreiten; nichts aber, als gerade die Annahme des (von Herrn Calvert) ö5 machten Vorschlages, bahne so sehr den Weg zu einer so un-⸗ glüͤcklichen Maaßregel, als Parlaments⸗Reform waͤre. (Hoͤrt, hört!) Blicke man auf die Begebenheiten der beiden letz⸗ ten Jahre zuruͤck, so sollte man ohnehin glauben, daß ein solche Reform im Anzuge sey; besonders wenn man bedenke 8 welchen Erfolg die beiden andern, mit dieser stets in Verbin-⸗ dung gebrachten Maaßregel gehabt haben. „Als,“ fuhr der Red⸗ ner fort, „vor 2 Jahren das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied für Winchelsea (Herr Brougham) es fuͤr angemessen hielt, von der Oppositions⸗Seite des Hanses nach der ministeriellen uͤberzugehen und zwar auf eine Vank, wo die bekanntesten und eifrigsten Anhaͤnger der Regierung saͤßen, da folgten diesem Leiter (wenn naͤmlich das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied erlaubt, daß ich ihm diesen Titel beilege) mehrere andere Mitglieder der Opposition, und nicht wenig erstaun⸗ ten daruͤber Diejenigen, die fruͤher schon auf dieser Seite des Hauses gesessen hatten. Der ehrenwerthe und gelehrte Herr hatte sich aber in diesem Außenwerke kaum postirt, als auch schon die Meisten, die sich bis dahin dort befunden hatten, nach allen Richtungen hin sich zerstreuten. So wie sie sich jedoch von der Unruhe und von der Athemlosigkeit, welche die Bewegung in ihnen erregt, etwas erholt hatten, und so wie sie nur Zeit gewonnen hatten, die Materie un⸗ tereinander zu besprechen, da verkuͤndeten sie auch, daß die Bewegung des chrenwerthen und gelehrten Mitgliedes den Einbruch einer neuen politischen Macht zur Folge haben werde. Man fand sich in der That von dem Schritte des ehrenwerthen und gelehrten Herrn eben so beunruhigt, als wenn schon in dem ganzen System des Landes eine complette Veranderung eingetreten waͤre; man prophezeite die baldige Zuruͤcknahme der Test⸗ und Corporations⸗Acten, die Erledi⸗ gung der katholischen Frage und endlich auch die Einfuͤhrung einer Parlaments⸗ Reform. Zum großen Erstaunen dieser Herren endete jedoch die damalige Session, ohne daß eine dieser Prophezeiungen schon in Erfuͤllung ging. Als die dar⸗ auf folgende ession eröffnet wurde, kehrte der ehrenwerthe und gelehrte Herr zwar nach dem Platze wieder zuruͤck, wel⸗ chen er jetzt einnimmt und neue Regierungs⸗Verwalter traten auf; demunerachtet gingen doch gerade unter diesen neuen Ver⸗ waltern zwei jener großen Maaßregeln, die man aus den aͤnden des ehrenwerthen und gelehrten Herrn erwartet hatte, in Erfuͤllung. Nicht will ich mich der Erklärung un⸗ terziehen, durch welches Zusammentreffen von Umständen die Begebenheiten so statt fanden: ob etwa die neuen Leiter der Regierung, da sie ihre Stellen wieder einzunehmen begannen, sich nicht fuͤr ganz sicher darin hielten, oder ob der ehrenwerthe und gelehrte Herr auf dem Platze, den er in der vorigen Session eingenommen hatte, etwa den beruͤhmten „„Schulmei⸗ ster“ zuruͤckgelassen, dessen Lob er so oft hat ertönen lassen.

Betlage