1829 / 153 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sie nur mit Widerwillen unseren Lesern mittheilen. Un⸗ gluͤcklicherweise sind, Dank unserer politischen Ausbildung, das Wahre und das Wahrscheinliche bei uns zwei verschiedene Dinge, und wenn wir solches beweisen wollten, wuͤrde es uns nicht an Beispielen fehlen.“ Der Messager des Chambres theilt diesen Aufsatz der Quotidienne woͤrtlich mit, „weniger,“ wie er sagt, „der Anekdote selbst wegen, die er fuͤr erdichtet halte, als wegen der weisen Be⸗ trachtungen, die das gedachte Blatt derselben hinzufuͤge.“

In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer er⸗ wartet man, daß Herr Pavée de Vandoeuvre seinen Bericht üͤber den Gesetz⸗Entwurf wegen der Getränk⸗Steuer abstat⸗ ten werde.

Die Nachricht von der Ernennung des Grafen Porta⸗ lis zum ersten Praͤsidenten des Cassationshofes an die Stelle des verstorbenen Herrn Henrion de Pansey erhaͤlt sich. Der Constitutionnel bemerkt in dieser Hinsicht: „Wenn die Sache gegruͤndet ist, so geht daraus ein Gewebe von In⸗ triguen hervor, das einer Verwaltung, die sich selbst achtet, wenig zur Ehre gereicht; ist das Factum dogegen Se warum widerlegt das Ministerium es nicht? Warum besetzt es nicht die durch den Tod des Herrn Pansey erledigte Stelle? Wenn das Ministerium bei seinem Stillschweigen beharrt, so erscheinen alle unsere Vermuthungen und Be⸗ sorgnisse als gerechtfertigt; unsere Freiheiten werden aufs Neue bedroht, und dem Lande, welches so ganz berechtigt war, auf eine bessere Zukunft zu hoffen, stehen neue Stuͤrme

Eba be haa e.be

Bruͤssel, 29. Mai. Ueber die Reise Seiner Majestäͤt des Koͤnigs, welcher vorgestern diese Stadt verließ, vernimmt man folgende Dektails. In Mecheln besuchten Se. Maj. die Shawl⸗Fabrik, und in Leer, wo Allerhoͤchstdieselben das Fruͤh⸗ stück einzunehmen geruheten, die Seiden⸗Manufaktur. Um 3 ¾ Uhr Nachmittags langten Se. Maj. mit einem Gefolge von 6 Wagen in Antwerpen an, und wurden von der dorti⸗ gen Buͤrger⸗Garde an der Psorte des Pallastes empfangen; das Musik⸗Chor spielte die National Arle.

J. M. die Koͤnigin ist vorgestern in Begleitung J. K. H. der Prinzessin Mariane nach Bonn abgereist. 2

Se. K. H. der Prinz von Oranien ist zum Chef der Buͤrger⸗Garden des Köͤnigreichs mit dem Titel eines Colo- nel-général ernannt worden.

uter den am 4ten d. M. in Oporto hingerichteten 12 ersonen befindet sich auch der gewesene Corregidor von veiro, Francesco Antonio d'Abreu 6 Lima, ein leiblicher

Bruder des Portugiesischen Gesandten am hiesigen Hofe, Ritters d'Abreu é Lima, welchert gegen die Rechte Dom Mi⸗ uel's auf den Portugiesischen Thron protestirt und erklärt benn⸗, nur die n BJ da . als rechtmaͤßige eebieterin Portugals anerkennen zu können. 8 Am 8.29 .hat die Niederlaändische Handels, Gesell⸗ schaft im 2% unter dem Se des Herrn Schimmel⸗ penninck ihre Versammlungen eröffnet; der Praͤsident gab einen Ueberblick des Zustandes der Gesellschaft, deren Ver⸗ bindungen in unseren uͤberseeischen Besitzungen, so wie in Halti, China, Japan, Bengalen, im Persischen Meerbusen, in Aegypten und den Suͤd⸗Amerikanischen Staaten, neue Ausdehnung gewonnen haben. Im Jahre 1827 hat die Han⸗ dels⸗Gesellschaft 45 Schiffe mit 10,000 Lasten, im vorigen Jahre 54 Schiffe mit 13,000 Lasten befrachtet. Der Werth der ausgefuͤhrten Waaren betrug im vorigen Jahre 4,200,000 1., also 200,000 Fl. mehr als im 885 1827, obgleich die dungen nach West⸗Indien und Süd⸗Amerika nachgelas⸗ sen hatten. Eingefuͤhrt hat die Gesellschaft an Waaren im Jahre 1827 für 7,800,000 Fl.; im vorigen Jahre für 12,500,000 Fl. An Schiffsfrachten wurden an die Rheder im Jahre 1828 Fl. und an Versicherungs⸗Praͤmien 560,000 Fl. geza

Deutschland.

Mäuͤnchen, 28. Mal. Während die Gedichte des Kö⸗ nigs Ludwig von Baiern, nachdem sich die öͤffentlichen Stim⸗ 1 men des Vaterlandes mit Wärme und dem innt

sten Danke daruͤber ausge von allen Baiern mit uüunbeschreihlichem Eifer gelesen, vom Auslande mit der leb⸗ hazftesten Theilnahme aufgenommen, und bereits in fremde Sprachen uͤbertragen werden, faßte die Gesellschaft des Lie⸗ derkranzes den Gedanken, mehrere derselben von Mitgliedern des Vereins componiren zu lassen, und Sr. Mazestät nach Akeerhoͤchst Ihrer Zuruͤckkunft von Italien durch deren Absin⸗

reicht der E zu 85 2 wir

ung dem Koͤniglichen Dichter eine Huldigung darzubringen. ieser Gedanke wurde am 25sten Abends im kleinen Saale des Odeons realisirt Se. Koͤnigl. Majestaͤt hatten die Gnade, der Einladung der Gesellschaft zu willfahren und diese Pro⸗ duction durch Ihre Allerhoͤchste Gegenwart zu verherrlichen. Gotha, 26. Mai. Unser Durchlauchtigster Landesherr ist heute Morgen unmittelbar von Reinhardtsbrunn aus nach zuruͤckgereist; dem Vernehmen nach duͤrfte Hoͤchstdessen 8 in den hiesigen Landen binnen Kur⸗ zem und auf eine laͤngere Dauer zu erwarten seyn.

EFuͤrkei und Griechenland.

Der Courrier de Smyrne enthäͤlt folgende Nach⸗ richten aus Konstantinopel vom 23. und 26. April: „Redgib⸗Effendi, der zwar bisher noch kein wichtiges Amt bekleidet hat, und nur als der Agent einiger Paschas bei der Pforte bekannt ist, aber dennoch in dem Rufe eines sehr talentvollen Geschaäͤftsmannes steht, ist mit drei Secretairen nach dem Lager von Schumla abgegangen. Man glaubt, er sey fuͤr den Fall, daß Unterhandlungen eroffnet wüͤrden, mit dem Charakter eines Bevollmaͤchtigten bekleidet, und hofft, daß dieser Zeitpunkt nicht mehr fern sey. Seine Absendun erhaͤlt eine neue Wichtigkeit, seitdem es so gut wie gewi ist, daß die Botschafter Englands und Frankreichs balb hie⸗ her Seea werden, und man vermuthet, daß nunmehr auf Antrieb dieser beiden Maͤchte, die Angelegenheiten zwi⸗ schen der Pforte und Rußland verhandelt werden sollen. Es ist noch immer stark davon die Rede, der Kaiser habe darin gewilligt, daß die Vollziehung des Vertrags von Akermann zur Grundlage der Unterhandlungen gemacht werde, und je mehr diese Nachricht an Glauben gewinnt, desto größer wer⸗ den auch die Friedens⸗„Hoffnungen. Eine solche Eröffnun waͤre auch in der That zu guͤnstig fuͤr die Pforte, als 89s sie ihr nicht eilig entgegen kommen und dadurch Ab⸗ schlusse eines ehrenvollen Friedens nach Kräaͤften beitragen sollte. Die Pforte kann nicht verkennen, daß ein neuer Vertrag nach einem so drohenden Angriffe ihres Feindes und nach einem Kriege, dessen geringfuͤgigste Umstaͤnde in ganz Europa wiederhallten, einen feierlicheren Charakter als irgend einer der früͤheren Vertraͤge mit Rußland habe und die Ruhe des Ortomanischen Reiches auf lange Zeit sicher stellen wuͤrde. Alle großen? Cabinette Europas wuͤrden die Zeugen, und viel⸗ leicht gar die Buͤrgen dieses Traktats seyn, besssen Krafe micht mehr durch diplomatische Spitzfindigkeit geschwäͤcht werden koͤnnte. Die Pforte wuͤrde darin ein Pland der Kraft und des Bestehens gewinnen. Der Groß⸗Vezir hat noch nichts Ernstliches gegen den Feind unternommen; doch werden an mehreren Punkten und besonders in Aidos bedeutende Trup⸗ penmassen zusammengezogen. Es heißt, Hussein⸗AgaPascha habe ein vorruͤckendes Corps der Russen bei Siseboli geschla⸗ gen und sich nur zuruͤckgezogen, um bald mit staärkerer Macht A und diese Festung wieder zu erobern. Die

ussen ihrer Seits machen keine Bewegung, um sich der Donau zu naͤhern, oder dieselbe zu uͤberschreiten. In den diplomatischen Zirkeln vermuthet man, diese Unthatigkeit werde von den Russen beobachtet, um das Resultat der Unterhandlungen des Grafen Matuschewitz abzuwarten;*) die Pforte dagegen sucht den Grund in dem Mangel an Transportmitteln. Ueber die naͤheren Umstaͤnde der Er⸗ mordung der Russischen Gesandrschaft in Teheran weiß man noch nichts Zuverlaͤssiges z nur zwei Seeceretaire, welche waͤhrend des Vorfalls auf der Jagd waren, sol⸗ len sich gerettet haben. Die Gemahlln des Botschaf⸗

ters, Grafen Grabeskoi war in Tauris geblieben. Die hiesigen Persischen Kaufleute sagen, die beiden neuerdings er⸗ oberten Provinzen haͤtten sich empoͤrt und die Russen seien niedergemacht werden. Geueral Paskewitsch, fuͤgen sie hinzu⸗ sey zu einem eiligen Ruͤckzuge genoͤthigt worden, und die Tüͤr⸗ ken häͤtten bereits einen festen Platz wieder erobert. Unfehl⸗ bar wird der Wiederbeginn der Feindseligkeiten in Persien die ganze ottomanische Sebcne aes Asiens ermuthigen, und sobald die Truppen Mahomet, Alls auf dem Kriegsschau, platze angelangt seyn werden, muß die Gestalt der Dinge sich auf dieser Seite gaͤnzlich andern. Die —2 hat uͤbri⸗ ens nichts verabsäumt, um den Krieg in Armenien mit Vorthell fortzusetzen und das Vordringen der Russen bis ans Ufer des Schwarzen Meeres zu verhindern, von wo aus dieselben der Europaͤlschen Armee die Hand reichen und einen Theil der Festungen am Vosporus vernichten koönnten.

ie Nachricht von der Berennung von Si⸗ vom 30. Mal. 8

111ö“ 8 I1“ I181— I 1