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Organisation des Landes, als in der Ausdehnung desselben jucht. Man glaube nicht, daß das Unternehmen des Praͤsi⸗ denten zu schwer sey. Wenn das Volk wenig Mittel besitzt, so kann es eben darum auch nur geringen Widerstand leisten, und das Gute hat soviel Kraft in sich selbst, daß der Praͤsi⸗ dent stets Gewalt genug haben wird, ihm Eingang zu ver⸗ schaffen. Der Haupt⸗Redacteur des Courrier d'Orient, 5 Raybaud, wird sich unverzuͤglich nach Aegina begeben.
ieses Blatt soll, wie es scheint, die officielle Zeitung der Regierung werden und die Griechische Biene in diesem Falle eingehen. — Der neue außerordentliche Commissarius Herr Kalergi faͤhrt fort, die von seinem Vorgaͤnger in der Verwaltung dieses Departements begangenen Fehler wieder gut zu machen, und seine Maaßregeln tragen einen Charak⸗ ter der Gerechtigkeit und Versoͤhnung, den die Einwohner um so mehr zu schaͤtzen wissen, als sie ihn lange Zeit hatten entbehren müͤssen. Der Politarch Dukas ist unermuͤdet thaͤ⸗ tig, und wird, wenn er so fortfaͤhrt, dahin gelangen, eine unbestechliche Polizei hier einzufuͤhren, die bisher hier etwas Unbekanntes war.“
— Der Courrier de Smyrne enthäͤlt auch folgendes aͤltere Schreiben aus Napoli di Romania vom 20. März: „Der Präͤsident ist in den ersten Tagen dieses Monats auf der Russischen Fregatte, die er gewoͤhnlich fuͤr seine Seereisen wäͤhlt, hier angekommen; das Dampfboot, welches den Lord Cochrane nach Griechenland gebracht hat, begleitete ihn. Seine Ankunft wurde durch Glockengelaͤut und Freudensal⸗ ven von den Batterien gefeiert; Abends erleuchteten die Buͤrger ihre Wohnungen. Die Primaten, die Beamten der Stadt und eine Menge von Buͤrgern aus allen Staͤnden, denen sich auch Frauen und Arme anschlossen, gingen dem Praͤsidenten entgegen, und erfuͤllten die Luft mit dem Rufe: es lebe der Praͤsident! Das Officier⸗Corps der regelmaͤßigen ruppen machte ihm seine Aufwartung. Als Unterscheidungs⸗ eichen ihrer Grade trugen sie, auf Befehl des Obersten heideck, statt der Epauletten, eine einfache Tresse, nach Spa⸗ 4 ischer Art, am Arme. Dennoch fand der Praͤsident diese Decoration zu reich; er ließ einige Unzufriedenheit blicken, und sagte zu ihnen: „„Ein armes Volk kann Ihnen keine goldenen Decorationen geben.““ Auf seinen Lippen glaubte man die Worte zu lesen: „Ahmen Sie unsere Palikaris nach,““ doch wurden diese Worte nicht ausgesprochen. Gewiß ist das Streben nach strenger Sparsamkeit und der Wunsch, die Nation an die Einfachheit zu gewoͤhnen, welche der Zu⸗ stand ihrer Finanzen und ihre Sitten erheischen, an dem Praͤsidenten nicht zu tadeln; denn dies sind Mittel, um die Thaͤtigkeit der Griechen von der ausschließli⸗ chen Sucht nach Reichthuͤmern etwas abzulenken, und einen verbesserten Zustand einzufuͤhren. Jedoch muß man nicht die Palikaris als Muster anfuͤhren wollen, die, wenn sie auch schmutzige Kleider tragen, Gold in ihren Buͤrteln bei sich fuͤhren, und 9. welche dieses der einzige Hebel ist, der sie in den Kampf zu fuͤhren vermag. Will der Präͤsi⸗ dent keine regelmäͤßigen Truppen nach Eurspaͤlscher Art, so muß er wenigstens eine andere Art der Organisation als die bei den Palikaris geltende ausfindig . machen suchen, welche, einem Heuschrecken⸗Schwarm gleich, bald diese, bald jene Land⸗ schaft verwuͤsten, ohne einen anderen als ihren eigenen Nutzen zu suchen, und das Raͤderwerk der Regierung fort⸗ waͤhrend in Unordnung bringen werden. Die Unter⸗Lieute⸗ nants stellten dem Praͤsidenten vor, daß ihr monatliches kaum vier Talaris betragendes Gehalt zu ihrer Subsistenz nicht hinreiche; dieser hat es darauf um zwei Talaris erhoͤht, und auch dies ist wenig, wenn man bedenkt, daß der geringste Civil⸗Beamte mongtlich 3 bis 400 Piaster erhaͤlt. Die Re⸗ gierung zeigt in allen Maaßregeln, die sich auf das regelmäͤ⸗ zige Corps beziehen, daß sie uͤber die Nothwendigkeit und die Einrichtung dieser Truppen noch nicht einig mit sich ist. — Das dritte Bataillon ist vollstaͤndig und hatte Befehl er⸗ 1 halten, nach Messenien zu marschiren, um Koron, Modon 8 8. Navarin zu besetzen; seitdem aber entschieden ist, daß
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1 in Theil der Franzoͤsischen Armee in Morea bleibt, ist Gegenbefehl gekommen. Graf Augustin Capodistrias befin⸗ det sich im Lager Ppstlanti's als bevollmäͤchtigter Stellver⸗ treter des Praͤstdenten. Wie es heißt, wird das erste und zweite Bataillon der Taktikos dieses Fruͤhjahr in's Feld ziehen. Die Regierung scheint den Krieg in Livadien mit 2 Nachdruck fortsetzen zu wollen. — In Poros sind mehrere Fahrzeuge mit Lebensmitteln eingelaufen, welche fuüͤr das Russische Geschwader bestimmt sind und bisher in den Englischen Magazinen auf Malta aufbewahrt worden waren. Der Präͤstdent hat dem Admiral Heyden ein Gebiet zur Errichtung von Magazinen angewiesen. Auch das Kranken⸗
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haus, welches die Cemmissarien des üectteasrees 8.
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Philhellenen⸗Vereins gestiftet hatten, ist den Russen abge⸗ treten worden und Poros scheint jetzt zum General⸗Depot ihres Geschwaders bestimmt zu seyn. — Der Oberst von Scharnhorst, Sohn des Preußischen Generals dieses Na⸗ mens, ist hier angekommen, und man sagt, er werde, wenn Oberst Heydeck Griechenland verlaͤßt, was indeß nicht wahr⸗ scheinlich ist, seitdem die Dienste des Obersten Fabvier nicht angenommen worden sind, die obere Leitung der regelmäßigen Truppen uͤbernehmen.“
„Der Tag des 6ten Maͤrz wird in den Annalen Grie⸗ chenlands Epoche machen. Zum erstenmale sollte an diesem Tage ein gesetzmaͤßiges Tribunal uͤber das Leben eines Men⸗ schen entscheiden; zum erstenmale sollten in diesem jungen Staate Gesetze und Formen angewendet werden, welche uͤberall, wo der Mensch einen Werth hat, ihm Leben und Eigenthum sichern. Der Hauptmann bei dem regulairen Corps, Giacomuzzi, der fruͤher in der Franzoͤsischen Armee gedient hat, und seit 5 bis 6 Jahren in Griechenland ist, war von dem Artil⸗ lerie⸗Obersten, Pieri, einem Korfioten, wegen versuchter Ver⸗ Pltung angeklagt. Er war der einzige Philhellene, der sich bei der Eroberung Vassiliadi's durch die Araber rettete, sich bei dem Falle Missolunghi's durch die feindlichen Reihen durchschlu und sich im Piraͤus durch seine Kenntnisse und seine d tigkeit auszeichnete. Der Angeklagte hatte bereits vier Mo⸗ nate in gefaͤnglicher Haft gesessen, wo ihm, wie man ver⸗ sichert, eine Summe Geldes angeboten wurde, wenn er aus Griechenland fliehen, oder sein Gehalt von einem Jahre, wenn er seine Entlassung einreichen und von der Fortsetzung der Untersuchung abstehen wollte. Giacomuzzi wies aber je⸗ des Anerbieten ab, und verlangte Gerechtigkeit und die Bila) dung eines Kriegs⸗Raths. Oberst Heydeck ernannte daher folgende Mitglieder fuͤr dieses Conseil: den Commandanten des „Palamides“, drei Officiere von dem fruͤheren Fabvier⸗ schen Corps, und drei von den neuerdings angekommenen of⸗ ficieren. Der Erstere wurde vom Obersten Pieri nicht an⸗ genommen, und, wiewohl dem Anklaͤger dirses Recht nicht zusteht, durch den Befehlshaber von „Utcicale“ ersetzt. Die⸗ ser Proncs erhielt noch dadurch ein besonderes Interesse, daß er gleichsam zu einer Schlacht zwischen den alten und den neuen Philhellenen, zwischen den Anhaͤngern des Obersten
deck und denen des Obersten Fabvier wurde. Jeder hegte
nsche im Sinne der Parthei, der er angehörte, und man berechnete im Voraus, welche Gruͤnde fuͤr Und witzer den An⸗ zellaste nach der bekannten Denkart der Mitglieder des Kriegs⸗ aths vorgebracht werden wuͤrden. Dieser versammelte sich in dem Saale, wo in fruͤheren Jahren der gesetzgebende Koͤrper seine Sizungen gehalten hatte. Unter den zahlreichen Zuhoͤrern bei diesem in Griechenland neuen Auftritte bemerkte man den jungen Colocotroni, Griva, Nikitas, die Russischen Officiere von der Fregatte „Helena“ und saͤmmtliche Officiere des re⸗ gelmaͤßigen Corps. Die Debatten begannen um 8 Uhr Morgens und wurden erst um 8 Uhr Abends geschlossen. Die Richter hielten bis um 1 Uhr Rath, worauf sie in die Versammlung zuruͤckkehrten und der Praͤsident des Kriegs⸗ Conseils den ngeklagten frei sprach und befahl, daß der⸗ selbe unverzuͤglich in Freiheit gesetzt werde. Herr Morandi, Officier im degelmäßigen Corps und fruͤherer Philhellene, der wie der Hauptmann Giacomuzzi Griechenland gute Dienste geleistet hat, hatte die Vertheidigung des Angeschul⸗ digten mit vieler Eeschicklichkeit durchgefuͤhrt. Oberst Hey⸗ deck will, wie man sagt, dem Vertheidiger den Prozeß ma⸗ chen, weil er die Grenzen der Vertheidigung überschritten habe. Ein ein iger Richter hatte die uͤber die Straffällig⸗ keit des Angeklagten gestellten zwei Fragen bejahend beant⸗ wortet und auf die Todesstrafe erkannt, Die Debatten wurden mit großer Unpartheilichkeit gefuͤhrt. Diese erste Criminal⸗Untersuchung macht der Regierung Ehre, indem sie sich dabei alles Einwirkens auf die Ansicht der Richter ent⸗ halten hat. Ein solches Benehmen ist in civilisirten Län⸗ dern etwas ganz Gewoͤhnliches, aber in Griechenland und in einem Augenblicke, wo die Organisation der Gerichtshöfe im Werke ist, verdient es eine lobende Erwähnung.“ — Der Nuͤrnberger Correspondent theilt das nachste⸗ hende, eine fruͤher schon (S. St. Zeit. vom 24. Mai) gegebene Nachricht bestaͤtigende Schreiben aus Triest vom 20. Mai mit: „Eben eingehenden Nachrichten aus Zante vom 11ten d. M. ufolge, hat sich Missolunghi, der Schauplatz so heroischen lu es, das seit der Katastrophe von 1825 in den Haͤnden der Türken gedlieben war, an den tapfern Griechischen Ad⸗ miral Miauli mit Capitulation ergeben. Die Besatzung wird kriegsgefangen nach Prevesa abgefuͤhrt. Man glaubt⸗ daß die zur Belagerung von Missolunghi verwendeten T pen nunmehr füͤr die Expedition nach Epirus bestimmt seye
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