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Die gegenwaͤrtige, so sehr bedeutende Consumtion des Kaffee komme nur daher, daß der Zoll herabgesetzt und die Waare so wohlfeil geworden sey. Zwei Drittheile aller Kaffee⸗Trin⸗ ker in England traͤnken jedoch den Kaffee ohne Zucker und wuͤrden die Consumtion vermehren helfen, wenn man nur den Zoll herabsetzte. — Bei der Abstimmung ergaben sich 60 Stimmen fuͤr den Antrag des Herrn Grant und 98 dage⸗ gen; mithin wurde er von einer Mehrheit von 38 Stimmen verworfen. — Ueber die, zu dem Ausbau des zur Kö⸗ niglichen Residenz bestimmten Buckingham⸗Pallastes erforder⸗ lichen Summen erhoben sich alsdann wieder lebhafte Debat⸗ ten. Oberst Davies brachte gegen den Architecten, Herrn Nash mehrere Beschuldigungen zur Sprache, unter Anderem auch die, daß, waͤhrend der Anschiag zum Bau des Buckingham⸗ Pallastes mit 250,000 Pfd. gemacht worden sey, dieser schon bis jetzt an 496,000 Pfd. bekrage. Er trug demnaͤchst auf einen besondern Ausschuß zur Untersuchung der ganzen An⸗ gelegenheit an. Mehrere Mitglieder stimmten in den gegen Hrn. Nash vorgebrachten Beschuldigungen uͤberein; beson⸗ ders fand man die Kosten (34,000 Pfd.), die ein Bogen des Buckingham⸗Pallastes bereits veranlaßt, uͤbertrieben hoch, und war der Meinung, daß er, statt von Marmor, von an⸗ deren Steinen ausgebaut werden koͤnne. Der Kanzler der Schatzkammer, der es laͤcherlich fand, einen Bogen, der schon halb von Marmor ausgefuͤhrt sey, mit anderen Steinen ausbauen zu wollen, trug auf eine neue Resolution von 150,000 Pfd., zur Verwendung fuͤr den genannten Pal⸗ last an. Herr Bankes machte das Amendement, die Be⸗ willigung um 34,000 Pfd. zu reduziren; dies wurde jedoch von 91 gegen 61 Stimmen verworfen und der urspruͤngliche Antrag des Kanzlers der Schatzkammer wurde angenommen. Es war 2 ⅞ Uhr des Morgens, als sich das Haus darauf vertagte. — Am 26sten Mai kamen im Unterhause nur 37 Mitglieder zusammen; der Sprecher erklaͤrte daher, daß heute keine Sitzung statt finden koͤnne. — Im Oberhause wurde am 26. Mai vom Grafen von Carnarvon eine Bittschrift von 8000 Kaufleuten und Fabrikanten in Birmingham uͤbergeben. Die Bittsteller schilderten den traurigen Zustand von Handel und Fabriken, sowohl in ihrem Wohnoͤrte, als im anzen Lande. Sie maßen einen Theil des Elends der b bei, welche in den Zahlungs⸗Mitteln eingetreten, und machte auch der Lord darauf aufmerksam, wie ungerecht und unbillig man gegen die Steuerpflichtigen verfahre, indem man die Natio⸗ nal⸗Schuld, die zum groͤßten Theil in der schlechten Geld⸗ werthung gemacht worden, jetzt zum vollen Geldwerthe ab⸗ bezahle. Das Land, sagte der Lord weiterhin, habe jetzt noch an den Folgen seiner jahrelangen Kriege zu leiden; die Na⸗ tional⸗Schuld sey dadurch unverhaͤltnißmaͤßig angewachsen, und befaͤnde man sich jetzt in der Lage eines Individuums, das seine fruͤheren Verschwendungen später abzubuͤßen habe. „Moͤgen wir nun“, fuhr er fort, „auf unsere inneren oder auf unsere auswaͤrtigen Angelegenheiten blicken, so springt es in die Augen, daß etwas geschehen muß, um den vor⸗ haudenen Uebelstaͤnden abzuhelfen und um dem Lande die Stellung in der politischen Welt wieder zu geben, die ihm zur Erhaltung von National⸗Ehre und Si⸗ cherheit nothwendig ist.“ — Der Herzog von Wellington erwiederte darauf: „Ich danke dem edlen Lord, daß er die Bemerkungen, die er so eben gemacht, den Ministern nur zur Erwaͤgung empfohlen, nicht aber verlangt hat, daß wir sogleich darauf eingehen sollen: denn auf eine vollstaͤndige Beantwortung der durch die Bittschrift angeregten Punkte bin ich in diesem Augenblicke nicht vorbereitet. Inzwischen sey es mir doch erlaubt, einige Bemerkungen in Bezug auf das zu machen, was der edle Lord, wegen einer wuͤnschens⸗ b Veraͤnderung in den Zahlungs⸗Mitteln, gesagt hat.“ — Der Herzog sagte darauf, daß er selber ein Mitglied des Ausschusses gewesen s— der im Jahre 1819 in der bis da⸗ 5 bestehenden Geld⸗Werthung die Veraͤnderung empfohlen abe, und nicht ohne die reiflichste Deliberation sey man dazu geschritten. Keinesweges habe auch, seiner Ueberzeugung nach, jene Veraͤnderung mit den Leiden des Landes etwas zu schaffen. Ungeachtet man die Steuern um 27 Millionen Pfd. vermindert habe, seyen doch die Staats⸗Revenuͤen be⸗ deutend gewachsen, und dies beweise wohl zur Genuͤge, daß auch der Wohlstand im Allgemeinen steigend 8 Als wahre Ursache der sich vorfindenden Handels⸗Stockun⸗ gen muͤsse man vielmehr die seit mehreten Jahren eingetre⸗ tene Spekulations⸗Wuth ansehen; uͤberall seyen mit den Ge⸗ schaͤften auch die as vergroͤßert worden, und schwer sey es daher, zu dem alten, einfachern Zustande wieder zu⸗ ruͤck zu kehren. Die Macht des Maschinen⸗Wesens habe die Production so vermehrt, daß jetzt in einem Jahre mehr
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geschaffen werde, als fruͤher in fuͤnf, und als der Verbrau⸗ cher in anderthalb, oder wohl gar 2 Jahren verwenden koͤnne. Der Herzog widerlegte den zmc, was wider die Einzie⸗ hung der kleineren Noten gesagt worden und zog aus seinen Argumenten den Schluß, daß ein Papier⸗Geld, welches 2 baaren Sicherheiten beruhe, das beste Circulations⸗Mitte sey. Die vielen werthlos gewordenen Anleihen, welche nach dem Auslande gewandert seyen, bezeichnete der Herzog eben⸗ falls als einen Grund mancher Uebelstaͤnde und wies auch darauf hin, daß dem Lande durch die Zinsen, die es vom Auslande erhalte, ein indirecter Verlust erwachse, indem fuͤr diese Summen keine Ausfuhren statt finden. Schließlich versprach der Herzog, seinerseits alles Moͤgliche zu thun und zu befoͤrdern, was den Leiden des Landes abhel⸗ fen koͤnne. Lord King war der Meinung, daß die Ab⸗ schaffung der Korngesetze diejenige Maaßregel sey, welche diesen Zweck zuerst befoͤrdern wuͤrde. — Der Herzog von Richmond brachte darauf seine fruͤher angekuͤndigten Resolutionen, in Bezug auf den Woll⸗Handel, in An⸗ trag; eine Erhoͤhung des Einfuhr⸗Zolles auf fremde Wolle war dabei hauptsaͤchlich beabsichtigt. er Antrag wurde je⸗ doch von 88 gegen 35 Stimmen duͤrch die vorlaͤufige Frage beseitigt, und behalten wir uns vor, einige Interesse habende Details dieser Debatte mit unserm naͤchsten Parla⸗ ments⸗Berichte zu geben. 2 London, 26. Mai. Die junge Koͤnigin von Po r gal beehrte gestern ganz unerwartet das Theater von Co⸗ ventgarden mit Ihrer Gegenwart. Sie befand sich in der Koͤnigl. Loge und schien mit der Vorstellung sehr zufrieden zu seyn, man gab Romeo und Julia und zuͤm Nachspiel des eeufels Elixir. Am letzten Sonnabend hatten der Herzog von Welling⸗ ton und der Graf von Scarborough Audienzen beim Koͤnige. Am Abend desselben Tages gab der Herzog von Wel⸗ lington den Herzogen von Orleans und Chartres ein großes Mittagsmahl, dem unter Andern die vorzuͤglichsten auswaͤr⸗ tigen Gesandten beiwohnten. Den darauf folgenden Tag speisten die hohen Gaͤste bei dem Prinzen Leopold zu Mittag. Gestern ward in der Kron⸗ und Anker⸗Taverne der 22ͤte Jahrestag der Erwaoͤhlung des Sir Francis Burdett zum Repraͤsentanten von Westminster durch ein großes Mit⸗ tagsmahl gefeiert. Sobald um halb vier Uhr die Thuͤren eröͤffnet wurden, fuͤllte sich der Saal mit Wählerm, welche die besten Plaͤtze einnahmen, um die Reoner besser hoͤren zu koͤnnen. Eine Stunde spaͤter erschienen die Herren Hunt, French und Cobbett, und wurden von den Anwesenden mit maͤßigen Beifallsbezeugungen empfangen. Bald darauf er⸗ schien Herr Lawleß, und ersuchte die Herren Hunt und Cob⸗ bett, in ein anstoßendes Zimmer zu treten, wo Herr O' Con⸗ nell sie erwartete, was sie auch thaten; es erfolgte dort hier⸗ auf eine Aussöhnung zwischen Herrn G Connell und Herrn Cobbet. Gleich nach Fuͤnf trat Herr Hobhouse in den Saal, in Begleitung mehrerer Parlamentsglieder, und unter An⸗ dern der Herren und Dawson; ihm folgte bald Lord Nugent. Herr Hobhouse nahm den Praͤsidentenstuhl ein und entschuldigte die Abwesenheit des Sir Burdett, der dur eine ernstliche Unpaßlichkeit abgehalten wurde, zu erscheinen. Der erste Toast war „die Nation,“ als einzige Quelle legi⸗ timer Macht; der zweite „der Koͤnig“ mit dem Nachsat, daß er seine eigene Erklärung, die Krone sey ihm zum Wohl der Nation anvertraut worden, bestaͤtigen moͤge, worauf das God save the King angestimmt ward. Waͤhrend dieses Ge⸗ sanges hatten sich alle Anwesenden erhoben, nur Herr Cob⸗ bett war mit läͤchelnder Miene sitzen geblieben. Als darauf der dritte Toast gebracht ward: „Eine volle, gehoͤrige und sreie Repraͤsentation der Ration im Hause der Gemeinen, der einzigen Abhuͤlfe unserer National⸗Beschwerden,“ erhob sich Herr Hunt und bemerkte, daß, obgleich dieser Toast, dem er von Herzen beistimme, schon seit Jahren gegeben wor⸗ den sey, Herr Burdett dennoch seinen (Herrn Hunt’s) „jedes Jahr gemachten Antrag“ zur Reform des Unterhauses nie zur Sprache gebracht haͤtte, und daß er von den hen värtigen Repraͤsentanten von Westminster und von mehreren andern Herren, die sich Repraͤsentanten ber Nation nennen, zu er⸗ fahren hosse, wie sie uͤber diesen Gegenstand daͤchten. Fruͤ⸗ her haͤtte Sir Francis sehr kuͤhne Reden daruͤber gehalten; in der letzten Zeit aber haͤtte man dergleichen nicht mehr von ihm gehoͤrt. Hierauf ward dieser Toast mit großem Enthusiasmus getrunken. Herrn Burdett's ausgebrachte Ge⸗ sundheit ward theils mit Beifallsbezeugungen, theils mit Gezisch aufgenommen; daß man sich letzteres erlaubt hatte, ward einem der Anwesenden, und dann von dem
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