1829 / 159 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

machen. Das Princip der Bill, wodurch jeder Besitzer von Land auch zum Besitzer des darauf befindlichen Wildes ge⸗ macht wird, erklaͤrte er fuͤr ungerecht, so wie die Zane Maaß⸗ regel fuͤr arbitrair. Bei der Abstimmung uͤber die Bill ergaben sich 89 Stimmen fuͤr dieselbe und 91 dagegen; sie wurde mithin durch eine Majoritaͤt von 2 Stimmen ver⸗ worfen. Unter mehreren Bittschriften, die Lord Hol⸗ land uͤberreichte, befand sich auch eine von einer „Congre⸗ gation freidenkender Christen“, die darauf antrugen, daß man ihnen, wenn sie sich verheiratheten, die Hochzeits⸗Cere⸗ monien der Englischen Kirche erlassen moͤge.

Im Unterhause zeigte Herr Lennard, bei Ueber⸗ reichung einer Bittschrift, an, daß er, falls nicht das ehren⸗ werthe und gelehrte Mitglied fuͤr Knaresborough (Sir J. Mackintosh) es thun wuͤrde, in der naͤchsten Ses⸗ sion darauf 8 wolle, die Todesstrafe auf das Verbrechen der Fälschung abzuschaffen und dafuͤr eine gelindere Strafe einzufuͤhren. Diejenigen, sagte er, welche durch eine Faͤlschung benachtheiligt worden, werden oft eben⸗ sowohl als die Jury durch die Strenge des Gesetzes zuruͤck⸗ gehalten, Erstere, den Verbrecher zu verfolgen, und Letztere, ihrem Gewissen gemaͤß, das „Schuldig“ zu sprechen. Hr. Bright trug darauf an, daß der Zoll auf den Taback von 2 Shill. 9 Pence auf 2 Shill. herabgesetzt, so wie daß der Anbau desselben im Lande gestattet werden soll; da er hier eben so gut gedeihen wuͤrde, als in Holland, wo so große Quantitaͤten davon erzeugt werden. Der Kanzler der Schatzkammer bemerkte inzwischen, daß, da ein Statut den Anbau des Tabacks verbiete, ein Antrag, wie der gemachte, in der gegenwaͤrtigen Session unmoͤglich noch durchgefuͤhrt werden koͤnne. Er wurde darauf auch ohne weitere Abstim⸗ mung verworfen. Nicht besser erging es einem Antrage des Hrn. Thomson, der die Herabsetzung des Zolles vom Hanf (von 93 Shill. auf 5 Shill. per 2 bezweckte, und bei der Abstimmung von 60 gegen 40 Stimmen verworfen wurde. Lord J. Russel zeigte an, daß er in der naͤch⸗ sten Session eine Maaßregel vorschlagen werde, wodurch Manchester, Leeds und Birmingham die Befugniß erhalten sollen, Vertreter in das Parlament zu senden. Sir J. Mackintosh brachte nun (wie gestern gemeldet) die bereits am ersten Tage dieser Session angeküͤndigten Portugiesi⸗ schen Angelegenheiten zur Sprache.

„Der Theil des Hauses,“ begann er, „auf welchem sich mein Platz beüindet, hat in der gegenwaͤrtigen Sesston gewiß nicht noͤ⸗ thig, den Vorwurf einer partheiischen Opposttion gegen die Mi⸗ nister von sich abzulehnen. Mein eigenes Verfahren in Bezug auf die Angelegenheiten, welche ich jetzt besprechen will, gieht den besten Leleg von den Grundsaͤtzen, welche mich und meine ehren⸗ werthen Freunde beseelten. Waäͤhrend der ersten zwei Monate die⸗ ser Session habe ich es fuͤr eine heilige unverletzliche Pflicht halten, nichts zu thun, was die freundliche Zusammenwirkun nothwendig waͤr, um jene große heilsame Maaßregel durchz ren, welche dem Lande seitdem zu Theil wurde, auch nur im Ge⸗ 18n unterbrechen konnte. Noch jetzt wirken die Gefuͤhle, die mich damals durchdrangen, als ich auf der Seite derjenigen focht welche jene Maaßregel vorschlugen, so sehr in mir nach, daß i unmoͤglich gegen die Minister des Koͤnigs feindselig auftreten kann. Wenn daher auf der einen Seite keine Bitterkeit in meinem Vor⸗ trage zu bemerken seyn wird, so bin ich doch andererseits auch weit davon entfernt, den Gegenstand mit einer Lauheit zu behan⸗ deln, die eben sowohl der National⸗Ehre zum Vorwurf, als den

angegriffenen, schutzlosen Maͤnnern, deren Sache in dieser Frage

begriffen ist, zum Schaden gereichen wuͤrde. Ich wuͤnsche gern, den Charakter der Koͤniglichen Rathgeber eben so unbefleckt in den Augen des Volkes zu, erhalten, als ich sie vor den Augen der Regenten Europa's rechtfertigen moͤchte. Zur Anregung des Ge⸗ enstandes bewegt mich der erniedrigte Zustand eines unserer aͤlte⸗ ten Alltirten, und wuͤnschte ich zu zeigen, daß wir es eben so wenig zu⸗ heben, dulden, oder wohl gar gutheißen, wenn ein Unrecht an Andern, ie noch dazu unsere Freunde sind, veruͤbt wird, als wir es ruhig mit ansehen wuͤrden, wenn man uns selbst auf diese Weise beleidigte.“ (Bei⸗ fall.) Der Redner suchte nun zu beweisen, wie get es sey, wenn ssich das Haus auch zuweilen um die auswärtigen Angelegenheiten des Landes bekuͤmmere; namentlich aber um diejenigen Staaten, die durch den Besitz aͤhnlicher constitutioneller Institutionen ein naͤ⸗ heres Interesse fuͤr England erhalten haben. „Einer dieser Staa⸗ ten¹, sagte er, „war fruͤher unser beruͤhmtester und standhaftester Antagonist, doch in Zukunft, hoffe ich, wird er nur unser ruhm⸗ wuͤrdiger Rival seyn.“. Discussionen der Art, fuhr er fort, uͤber Staaten, die uͤber ihre politischen Freiheiten noch im Kampf be⸗ riffen seyen, wuͤrden sowohl diesen Staaten seldst, als der Ver⸗ ammlung, in welcher eine solche Discussion ohne Leidenschaft ge⸗ fuͤhrt wird, von großem Nutzen seyn, und duͤrften auch immer mehr den allgemeinen Wunsch nach Frieden verbreiten helfen, der wie sich auch einige politische Partheien dagegen auflehnen. moͤgen sichtbar uͤber alle Nationen Europa's sich verbreite, und

das beste Legat des furchtbaren Krieges sey, der von Kopenhagen bis Cadix gewuͤthet habe. (Beifall.) Nicht sey es etwa seine Ab⸗

sicht, den Werth irgend eines anderen Landes erabseten ju wo

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denn ein solches Verfahren errege nur feindselige Gesinnun⸗ gen; er wolle sich vielmehr nur an allgemeine Gegenstaͤnde halten, welche die Wohlfahrt und die Wuͤrde des Menschen uberhaupt angehen. Da er so eben uͤber den Frieden Europa's gesprochen, so moͤge es ihm, fuͤgte er hinzu, erlaubt seyn, einige Worte uͤber die Gewaͤhrung neuer Garantien, in Bezug auf den politischen Zustand Europas, fallen zu lassen. Zweierlei Garantien gaͤbe es: stillschweigend eingegangene und offen ausgesprochene; die ersteren seyen jedoch m meisten zu fuͤrchten. Existirt nun ein solches stillschweigendes Uebereinkom⸗ men unter den Nationen Europa's, wodurch sie sich gegenseitig ein gewisses Gebiet garantiren, so koͤnne er den Beitritt dazu nur unweise nennen: denn es werde dadurch zu viel von den Zufaͤllig⸗ keiten des Krieges ig vemache Nicht laͤugne er, daß er hier auf die Integritaͤt smanischen Gebictes, welche man als ein Grund⸗Princip der Europaͤtschen Politik betrachte, anspie⸗ len wolle. Eine Garantie der Art sey aber die verwerflichste, die es nur immer geben koͤnne; denn ihrer eigenen Natur nach sey es schon eine solche, die streng aufrecht zu erhalten fast un⸗ moͤglich sey Waͤre es nun aber moͤglich, was wuͤrde eine solche Garantie eigentlich hedeuten? Nichts Anderes, als ein Ueberein⸗ kommen aller Europaͤischen Maͤchte darin, daß die ganze bstliche und suͤdliche Kuͤste des Mittellaͤndischen Meeres, vom Pon⸗ tus Eurinus bis zum Atlantischen Ocean, zu ewiger Skla⸗ verei verdammt seyn soll. Ein Versuch wuͤrde es seyn, alle diejenigen Landschaften, die, dem Beispiele Griechen⸗ lands folgend, ihre Fesseln von sich abstreifen wollten, in bestaͤndiger Unterdruͤckung zu halten. Ein solches Unterneh⸗ men scheine ihm jedoch nicht ausfuͤhrbar; es fuͤhre zu nichts wei⸗ ter, als daß es am Ende von den benachbarten großen Militair⸗ Staaten dazu benutzt wird, den Kampf zu ihrem eigenen Vor⸗ theile zu endigen, und zwar waͤhrend sie uͤber die Leschtglaͤuhig⸗ keit jener vom Schauplatze mehr entfernten Maͤchte laͤcheln, die, wiewohl von Bedeutung, doch sich unter Umstaͤnden befinden, die ihnen eine kraͤftige Gegenwehr unmoͤglich machen. Rochmals muͤsse er daher, ohne etwa einen Rath uͤber die einzuschlagenden Unterhandlungen ertheilen zu wollen, wiederholen, daß eine Ga⸗ rantie des Tuͤrkischen Staates, als Fundamental⸗Maxime betrach⸗ tet, ihm nicht der rechte Weg scheine, um den Frieden aufrecht zu erhalten. In Bezug guf Portugal sey die Sache fralis aus einem ganz anderen Gesichtspunkte zu hetrachten; dies sey ein Land, welches mit Großbritanien durch 450 Jahr alte Allian⸗ zen verbunden sey eine Verhindung, wie sie sich nicht noch⸗ mals in den Annalen der Weltgeschichte finde. Ein Allianz⸗ Tractat, der 130 Jahre bestanden, habe England niemals in einen Krieg verwickelt, dagegen uͤber Portugal drei verschie⸗ dene Invastonen gebracht: die von 1761, 1801 und 1807. Die⸗ sen Leiden fuͤge man nun noch das hinzu, daß man es dem Joche eines Usatpators üͤberlasse, der sich den Weg zum Throne durch eine Reihe von Abscheulichkeiten gebahnt habe, welche, wenn sie Jemand begangen haͤtte, der vom Gesetze zu erreichen sey, ihn unstreitig zu der schmachvollsten, wenn nicht dußersten Strafe, verdammt haben wuͤrde (Beifall) einem Manne uͤberlasse man der unter den Anschuldigungen gehcimer Verbrechen lehe Anschuldigungen, die weder widersprochen, noch wider⸗ legt wurden und eher an die Thaten des Commodus und des Caracalla, als an den zahmen und flachen Charakter des Lasters unserer Zeit erinnere; einem Manne ferner, der auf der Stirne das Brandmahl einer Verzeihung trage, die er von seinem Koͤnige und Vater fuͤr eine vatermoͤrderische Empbrung erhalten habe. (Hoͤrt!) „Schmachvoll ist es, daß der alte und getreue Alliirte Englands unter das Joch eines solchen Mannes gerathen konnte. Erlaubt aber war es mir im gegenwaͤrtigen Falle, der Laster eines Individuums zu gedenken und sie dffentlich zu ruͤgen, weil sie Alein einen großen Theil der Leiden des Volkes, das er regiert, verschuldet haben. Se. Majestaͤt selbst hat zweimal dem Parla⸗ mente gesagt freilich in mildern Ausdruͤcken, als ich es eben gethan er und alle andere Europaͤische Maͤchte jede diplo⸗ matische Verbindung mit Portugal abgebrochen haben. Ein Zci⸗ chen dffentlichen Mißfallens ist dies, das fast ohne Beispiel und einer wirklichen Kriegs⸗Erklaͤrung beinabe gleich kommt das hoͤchste Mißfallen, das irgend einem Regenten bezeugt werden kann. Europa stellte den Mann unter Anklage, der uͤber ein einst be⸗ ruͤhmtes und noch immer achtungswerthes Land Entehrung ge⸗ bracht hat, und Europa erklaͤrte, um gegen die Thaten jenes Mannes seine Mißhilligung zu bezeugen, das Land, welchez er re⸗ ierte, fuͤr unwuͤrdig, freundschaftliche Verhaͤltnisse mit anderen Laͤndern zu unterhalten, so lange es unter dem Joche des Usur⸗ pators schmachte.“ Im ferneren Verlauf seiner Rede kam nun Sir J. Mackintosh auf die junge Köͤnigin, Donna Maria. „Wir nahnien sie, vegs er, „mit der ihrer Jugend und Unschuld ge⸗ bührenden Ruͤcksicht, so wie mit der Ihrem Koͤniglichen Range schuldigen Auszeichnung auf; der Koͤnig und seine Minister er⸗ kannten die Rechte der Donna Maria auf cine ihnen saͤmmtlich zum Ruhme gereichende Weise an. Doch waͤhrend seine tief ge⸗ kraͤnkte Verwandte, des Genusses ihrer Rechte beraubt, hier im Erile blieb, aͤrndtete Dom Miguel die b seiner Verhrechen in Lissabon. Das Haus als Wachter uͤber unsere Natsonhal⸗Ehre und uͤber unser Verhalten zu alliirten Maͤchten hat ein Mecht, uber

die gegenwaͤrtigen Verhaͤltnisse dieses Landes zu Portugal bie voll⸗

staͤndigsten Aufschluͤsse zu verlangen. ehae⸗ die uͤber 8

Wenn ich nun auf die Vor-.

legung aller lese Verhaͤltnisse vom Jahre 1826