Kronik des Tages.
kommen: Der Fuͤrst Lynar, von Dessau.
Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland W“ I1.— Frankreich. 1 airs⸗Kammer setzte in ihrer Sitzung vom 4. Jne 8 Discussion uͤber den Gesetz Entwanr wegen der Organisation der Militair⸗Gerichte fort. Der 27ste rtikel, welcher Tages zuvor der Commission zuruͤckgestellt worden
r, so wie der 28ste, wurden angenommen, nachdem sich 10 22 daruͤber hatten vernehmen lassen.
Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 4. Juni. Im Laufe der allgemeinen Berathung uͤber das Ausgabe⸗ Budget merifmn an diesem Tage noch 6 Redner das Wort; zuerst Herr Ternaux gegen dasselbe. Da seine Rede die interessanteste von allen ist, die in dieser Sitzung gehalten wurden, so geben wir sie ausfuͤhrlicher als die uͤbrigen. Hr. Ternaux war der Meinung, daß die gegenwaͤrtige Handels⸗ Krisis lediglich daher entstanden sey, daß man die J, almählig so üͤbermaͤßig erhoͤht habe. „Ein Redner“ (SHr. Fr de Mayrinhac), außerte er, „ hat behauptet, daß Frankreich zu viel erzeuge; diese wenigen Worte brandmarken auf immer die beklagenswerthe Verwaltung, und zeigen uns den 5 Abgrund, worin das Land durch sie ge⸗ stuͤrzt worden ist. Nie hat es eine unbestreitbarere, zugleich aber aauch grausamere Wahrheit gegeben, als die: Frankreich er⸗ — 1g8 ae enit mahen diese eschuldigung mit ihrer ganzen bastau Diejenigen zuruͤck, die sie sich erlaubt haben; denn, warum rzeugt das Land zu viel? weil durch die hohe Besteuerung der ersten Lebensbeduͤrfnisse die Existenz de
lert und die Consumtion gehemmt worden 3 weil 8427 naͤckig dem — nachhaͤngt, dem Auslande verkau⸗ 0
fen zu wollen, ohne von ihm zu kaufen; weil man nicht be⸗
reifen will, daß die Nationen, wie der Privatmann, 8* sär nichts geben. Und doch liegt der Beweis klar am Tage. Von dem Fagenblicke an, wo wir durch hohe Zöͤlle den Ein⸗ gang des fremden Getreides, der Wolle, det Eisens, des Schlachtviehes von unserer Graͤnze abwehrten, wollte das Ausland unsere Seidenstoffe, unsere Tuche, unsere Bijouterien, ja selbst unsere Weine auch nicht mehr kaufen. Die un⸗ ausbleibliche Folge davon war, daß unsere Manufacturen ihre Arbeiten zum Theil einstellen mußten, und daß der Kuͤnstler und Handwerker, eben weil er weniger verdiente, auch weniger aus⸗ geben konnte. Auf solche Weise ist einerseits die Arbeit, worin doch allein Frankreichs ganze Macht liegt, getoͤdtet worden, während andererseits die getroffenen Maaßregeln dem Ackerbau in keiner Art zu Gute gekommen sind. on im Jahre 1820 sah ich die Folgen dieses Systems voraus, und ich über⸗ zeuge mich jetzt, mit mehr Schmerz als Spugrhnansg daß meine damalige Prophezeihung nur allzu sehr in Erfuͤllung gegangen ist. Hätte unser jetziger Handels⸗Minister nur im mindesten Ruͤcksicht darauf genommen, so wuͤrde er gar nicht noͤthig gehabt haben, eine Handels⸗Untersuchun s⸗Commission, welche dem Lande nicht den kleinsten Vortheil gebracht hat, niederzusetzen. Nicht, daß ich die Mitglieder dieser Com⸗ misston oder die Maänner, die sie zu Rathe gezogen hat, im seringsten tadeln will; mir scheint aber, daß es eesser gewe⸗ ten wäre, wenn die R serung zuvor die verschiedenen Han⸗
dels⸗Interessen zu verschmelzen gesucht, und sodann einsichts⸗
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Berlin, Sonnabend den 13ten Junij
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volle Maͤnner nach den Provinzen geschickt haͤtte, an Ort und Stelle mit den Landwirthen, den Fabrik⸗ und Manufactur⸗Inhabern zu besprechen. Gern moͤchte ich dem Se eiecer, von dem ich persoͤnlich nur Zeichen des ohlwollens empfangen habe, nichts als Lob spenden; aber auf dieser Rednerbuͤhne, im Angesichte eines großen Volkes, welches von seinem Koͤnige und uns die Abstellung so vielet Uebel erwartet, darf ich nur der Wahrheit huldigen. Bit⸗ tere Ironie oder allzu strenger Tadel sey daher fern von mir; ich will nur die nachtheiligen Folgen bezeichnen, welche die Sorglosigkeit des vorigen Ministeriums herbei efuͤhrt hat. Die unmaͤßige Abgabe von der Spanischen Wolle (33 pCt.) ist schuld daran, daß der Koͤnig von Spanien den Ein⸗ gangszoll von Franzoͤsischen Tuchen vervierfacht hat, und es ist im Allgemeinen erwiesen, daß unsere Ausfuhr an wolle⸗ nen Stoffen, welche vor mehreren Jahren 50 bis 60 Mill. Fr. jaͤhrlich betrug, sich jetzt, ungeachtet der unglaublichen Vervollkommnung derselben, kaum noch auf 20 Millionen erhebt. Zu diesem schlagenden Beweise der schlechten Ver⸗ waltung des vorigen Ministeriums kommen noch die man⸗ cherlei politischen Fehler, die dasselbe sich hat zu Schulden kommen lassen; ihm muͤssen wir es beimessen, daß wir von dem Handel nach Suͤd⸗Amerika gänzlich ausgeschlossen sind, und daß England, die Riederlande und Preußen uns in dieser Hinsicht ausgestochen haben. Wie haͤtte man aber auch an ein so fern liegendes Interesse denken koͤnnen; da von unseren Gesandten bei den verschiedenen Europaͤischen Hoͤfen nicht einmal gegen die Prohibitiv⸗Maaßregeln, die diese allmaͤhlig gegen Frankreich ergriffen haben, in irgend einer Art protestirt worden ist, wie solches doch England bei äͤhnlichen Gelegenheiten mehr als einmal gethau hat. Man sollte meinen, wir hielten blos deshalb diplomatische Agenten im Auslande, um fuͤr nichts und wieder nichts Mil⸗ lionen auszugeben und mit einem Glanze aufzutveten, wel⸗ cher gegen unsere politische und commerclelle Unbedeutsamkeit seltsam absticht. Waͤre unsere ersastans in unsere Herzen eben so tief eingegraben, als ste klar und deutlich auf dem Papiere steht, so wuͤrden die Minister uns alle Documente, die dazu dienen koͤnnten, die obigen Thatsachen aufzuklaͤren, vorlegen. Hieran ist aber nicht zu denken, so lange die Ver⸗ antwortlichkeit nur ein leeres Wort ist; mittlerweile nehmen aber die Lasten des Volkes taͤglich zu, waͤhrend die Macht und Wohlfahrt des Landes täͤglich mehr in Verfall geraͤth. Nie haben es die Minister der Muͤhe werth gehalten, auf meine Reden, die ich uͤber diesen Gegenstand schon vor Jah⸗ ren gehalten habe, zu antworten. Wollen die jetzigen es eben⸗ falls nicht, so moͤgen sie sich nur diejenigen meiner Vortraͤge, die auf Befehl der Kammer gedruckt worden sind, vorlegen lassen; sie werden alsdann finden, daß ich mich nicht geirrt habe. Vor Allem sollten sie jenen Hofleuten ent egentreten, welche Frankreich nur in den Pariser Salons erblicken, welche die wohlwollenden Absichten des Monarchen vereiteln, die wah⸗ ren Organe des Volkes verlaͤumden und das Ministerium bestaͤndig in die Nothwendigkeit zu versetzen suchen, entwe⸗ der abzutreten oder ihren Leidenschaften zu dienen. Sie moͤgen sich ja nicht von unserer anscheinenden Ruhe taͤuschen 8 lassen; diese Ruhe gleicht der Windstille, die dem Sturme 8 vorangeht. So lange die Charte durch das Gesetz der Sie; benjährigkeit der Kammer verletzt und die National⸗ Garde 5 een ist, so lange das Sacrilegiums⸗Gesetz und das doppelte Votum besteht, kann ich, meinem Gewissen und mei⸗ 2 nem Eide nach, fuͤr das Budget nicht stimmen. Wenn all Deputirten diesem Beispiele folgten, so wuͤrden die Minister ein bestimmteres und verfassungsmaͤßigeres System als das jetzige annehmen muͤssen. In dieser Absicht stimme ich ge⸗ . en das Budget. Man wird mich vielleicht fragen, ob ich auch dde 8 Fölgen einer solchen Weigerung berechnet habe? Ja, meine Her⸗ ren, ich weiß, daß wenn das Budger mehrere Jahrehinter einan⸗ “ EI-—— r8
um sich