1829 / 163 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

habe. Der Herzog v. Wellington erwiederte, daß, nach⸗ edeem einer der Moͤrder, durch die Aussage eines Mitschuldi⸗ E. uͤberfuͤhrt und hingerichtet worden, es nun un⸗ moͤglich sey, diesen Mitschuldigen auf dem Wege des Gesetzes selber zu verfolgen. Mehr, als geschehen sey, connte nicht gethan werden, und gebe er dem Hause 8 die Versicherung, daß die Gerichts⸗Beamten in Schott⸗ land alles Moͤgliche gethan haben, um die Untersuchung so meeit, als es nur anging, zu fuͤhren. Naͤchstdem trug nun er Herzog von Wellington auf die zweite Lesung der Sondoner Polizei⸗Bill an. Er entwickelte seinen Antrag, in⸗ dem er zuvoͤrderst auf die gegenwaͤrtige Mangelhaftigkeit des 81 E aufmerksam machte eine Mangelhaftigkeit, die, wie er sagte, den edlen Lords schon auffallen muͤßte, wenn sie nur die Straßen London's betraͤten. Wie fuͤrchter⸗ litch die Zahl der Verbrechen sich vermehrt habe, gehe aus ö Vergleichung des Jahres 1826 mit dem Jahre 1822 bervor. Es wurden naͤmlich in dem letztgenannten Jahre 2539 und in dem ersten 3509 Verbrechen in der Haupt⸗ stadt begangen. Dabei habe nicht etwa eine besondere Art von Verbrechen mehr zugenommen, als die andere, sondern aalle häaͤtten sich auf gleiche Weise vermehrt. Um so wichtiger sseey es aber, die Verminderung der Verbrechen durch eine gute öPolizet zu bewirken, als man mit dem Wunsch umgehe, die Capital⸗Strafen, so wie uͤberhaupt die Strenge der Strafen⸗ in allen ihren Gradationen, so viel als moͤglich verringern uͤa koͤnnen. (Hoͤrt, hoͤrt! Unter den Rednern, die sich ükber den Antrag vernehmen ließen, befanden sich auch die Lords Holland und Eldon. Es wurde jedoch hauptsaͤchlich nnur der Einwand vorgebracht, daß man die Bill dem Hause ee’est so spaͤt, da die Sesston schon fast beendigt sey, vorgelegt habe. Lord Durham sprach sogar den Wunsch aus, daß in Zu⸗ kunft Arrangements mit dem Unterhause getroffen werden sollen, wodurch festgesetzt wird, daß viele Bills, die jetzt in der Regel bei den Gemeinen zuerst vorkommen, in Zu⸗ Auunft den Lords fruͤher vorgelegt werden sollen. Es wuͤrde dadurch der Uebelstand vermieden werden, daß gegen Ende der Sesston so vielerlei Bills im Oberhause zusammentreffen und sich hier anhaͤufen. Nachdem darauf die zweite Le⸗ smung der Polizei⸗Bill erfolgt war, ging selbige auch sogleich durch den Ausschuß, ohne Widerstand zu finden. Die dritte Lesung wurde auf den 10. Juni festgesetzt, London, 6. Juni. Der Herzog von Cumberland speiste gestern Mittag bei Sr. Maj. dem Koͤnige. 1 Es sind eine große Anzahl Einladungs⸗Karten zu einem Maj. der Koͤnig

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MMiittagsmahle erlassen worden, das Se. 8 . 10ten d. M. geben werden.

Gestern, als an seinem Geburtstage, empfing der Herzog Cumberland die Gluͤckwuͤnsche des Herzogs von Welling⸗ und vieler Personen des hohen und niedern Adels.

Herr von Sarmento, der im letzten October als einer Commissaire nach Brasilien gereist war, die den Auftrag hatten, mit Dom Pedro wegen Portugal zu unterhandeln, 328 8 ist vorgestern wieder hier eingetroffen. Die von ihm mit⸗

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ZFzgeebrachten Depeschen sollen von einiger Wichtigkeit seyn; auaauch sagt man, daß in Folge derselben der Aufenthalt der fungen Koͤnigin in England verlaͤngert werden düͤrfte. 11“ 8 Dem Vice⸗Rektor der Universitaͤt von Cvimbra, J. M. 8 de Andrade, einem Manne von ausgezeichneten Kenntnissen, 4 der in Portugal eine große Achtung genießt, ist es gelungen, sich den Verfolgungen der Regierung zu entziehen, und vor einigen Tagen in England zu landen. . . Wie es heißt, wird Sir Robert Wilson in Kurzem sei⸗ nen Rang in der Armee wieder erhalten. Die Stadt Gravesand und ihre Umgebungen wurden voor einiger Zeit in große Unruhen dadurch versetzt, daß ploͤtz⸗ lich und zwar an demselben Tage und auch fast zu derselben Stunde, die Frauen sehr vieler respectabeln Maͤnner ver⸗ schwunden waren. Sie ließen zum Theil sehr ansehnliche Familien zuruͤck, und kein Mensch wußte anzugeben, aus wel⸗ chem Grunde und wohin sie eigentlich sich entfernt haͤtten. Erst mehrere Tage nachher, da einer der verlassenen Ehe⸗ maͤnner seine Schwiegermutter in Herfortshire aufsuchte, um vpoon dieser, wo moͤglich, uͤber den Aufenthalt seiner Liehsten Etwas zu erfahren, hoͤrte er, zu seinem nicht geringen r⸗ staunen, von jhr, daß ihre Tochter so wie die uͤbrigen Da⸗ men, deren plo6ͤtzliches Verschwinden die froͤhlichen Bewoh⸗ ner von Gravesand in so tiefe Betruͤbniß versetzt hatte, auf einer Wallfahrt nach Ashton sich befaͤnden, um dort die Ankunft des jungen „Schiloh”“ (Messias) zu erwarten, den die Anhaͤnger der bekannten Feerzeeh und Stifterin einer Religions⸗Secte, Johauna Southcote, fuͤr Iainen bevorstehenden Tag verkündet hatten. Nachdem nun

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büsteen Aufschluß erhalten und

die armen Stroh⸗Wittwer uͤber das Schicksal ihrer Ehe⸗

etwas Weiteres nachgeforscht daß es nicht blos der zu beklagen hatten:

um den jungen Schi⸗

atten, fanden sie zu ihrem Schrecken,

Verlust ihrer Gattinnen sey, den sie denn die frommen Frauen hatten sich, loh durch wohlgefaͤllige Geschenke zu empfangen, das Schoͤnste und das Beste von Hause mitgenommen; eine Dame nicht weniger als 500 Pfd. Sterling in baarem Gelde. Es steht nun dahin, ob die verlassenen Ehemaͤnner darin eine Schad⸗ loshaltung finden werden, daß sie jetzt die Wirthschaft und die kleinen Angehoͤrigen, die ihre Frauen zuruͤckgelassen, sel⸗ ber versehen und versorgen muͤssen.

Da der Durchschnitts⸗Preis des Weizens in dieser Woche sich wieder um einen Shilling gehoben hat, so erwartet man, daß der Zoll in naͤchster Woche auf 10 Sh. 8 P. herunter⸗ gehen werde. 1

Deutschland.

Wuͤrzburg, 6. Juni. Gestern Abends um 8 Uhr sind JJ. KK. HH. der Kronprinz und der Prinz Luitpold hier eingetroffen. In Ihrem Gefolge befinden Sich der Graf v. Paumgarten, Fluͤgel⸗Adjutant; der Frhr. v. Redwitz; der Graf v. Fugger; Herr v. Hagens; und der Professor Er⸗ hard. Heute fruͤh nach 8 Uhr sind IJJ. KK. HH. von hier nach Bruͤckenau abgereist. Am 7ten treffen hier ein IJ. KK. HH. die Prinzessinnen Mathilde, Adelgunde, Hilde⸗ hne⸗ Alexandra und der Prinz Adalbert. In Ihrem Ge⸗ olge werden Sich befinden die Frelin v. Rottenhof, die Freifrau v. Redwitz, und Frau v. Livio. Am 14ten kommen

J. MM. der König und die Koͤnigin wieder hier an, und begeben Sich am 15ten nach Bruͤckenau.

Frankfurt, 8. Juni. Nachdem Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfuͤrstin Helena den gestrigen Tag hier mit Ihren Durchlauchten dem Herzoge und der Herzogin von Nassau zugebracht hatten, sind Hoͤchstdieselben zusammen heute Morgen von hier abgereist, und werden Sich nach einem zu Biebrich bei Sr. Herzoglichen Durchlaucht einge⸗ nommenen Fruͤhstuͤck nach Bad Ems begeben.

Tuͤrkei.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgendes Schrei⸗ ben von der Servischen Graͤnze, vom 26. Mai: „Nach Handelsbriefen aus Konstantinopel soll der Franzoͤsische Ge⸗ neral Hullot, der vor Kurzem daselbst in der Absicht ankam bei den Tuͤrken Dienste zu nehmen, von dem Großherrn als Chef des Generalstabs angestellt werden. Die Tuͤrken setzen viel Werth auf diese Acquisition, da man ihnen den General Hullot als einen sehr ausgezeichneten Militair geschildert, und er das Versprechen gegeben hat, durch seine Verbindungen in Frankreich noch mehrere Officiere fuͤr den Dienst der Pforte zu gewinnen. Der Sultan hat die neuen regulairen Trup⸗ pen in Gegenwart des Generals mandͤuvriren lassen, der seine Verwunderung uͤüber ihre Geschicklichkeit und treffliche Hal⸗ tung zu erkennen gab. Ueberhaupt stimmen alle Nachrichten darin uͤberein, daß sich die Tuͤrkische regulaire Infanterie im Laufe dieses Winters sehr ausgebildet hat. Es hieß zu Konstantinopel, daß der Unter⸗Chef des Tuͤrkischen General⸗ stabes Julius v. Bolle nach Erzerum geschickt werden solle, um die Leitung der dortigen regulairen Truppen zu uͤberneh⸗ men. Die Pfore⸗ hat dem Pascha von Smyrna den Auf⸗ trag ertheilt, durch dortige Englische Handlungshaͤuser den Ankauf von mehrern Dampfboͤten zu veranstalten. An den Pascha von Belgrad ist Anzeige gekommen, daß der neue Pascha von Rumelien das allgemeine Aufgebot mit großer Thaͤtigkeit organisire, und daß in den Umgebungen von Adria⸗ nopel taͤglich Tausende von dieser Miliz eintreffen, wovon die Meisten nach dem Balkan und gegen Sistpolis geschickt werden. Der Großherr soll gemessenen Befehl ertheilt haben, die Europaͤische Kuͤste des Schwarzen Meeres um jeden Preis vom Feinde zu befreien. Auch die 10,000 Albaneser, welche unlaͤngst von Thessalien in Adrianopel ankamen, wurden ge⸗ gen Sisipolis beordert.“

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 30. April- Der Richmond⸗Enquirer enthaͤlt einen Artikel, der im gegenwaͤrtigen Augenblick nicht ohne Interesse ist. Er widerspricht naͤmlich der Behauptung, welche die Zeitung der Vereinigten Staaten in Philadelphia aufgenommen hatte, daß man den Praͤsidenten mit Gesuchen um Anstellungen sehr beläaͤstige, daß man ihm selbst in sei⸗ nen Mußestunden keine Ruhe ließe und sich in seine Zim⸗ mer draͤnge, um seiner habhaft zu werden. Der Enqutrer führt unter Anderm als besten Beweis gegen die Grundlo⸗

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