1829 / 177 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

legenheiten war; jetzt aber ist dies nicht mehr der Fall. ich auf das, im Osten Europa’'s durch uns voll⸗ bracht wurde, auf unser Verfahren im Tajo und auf unser Einschreiten in Terceira, so scheint mir, daß wir jetzt eine ganz andere Politik, als fruͤher, befolgen. Das Princip, von dem wir uns jetzt leiten lassen, ist das des Nicht⸗Einschreitens. Doch aus welchem Rechte, ich wuͤnschte es wohl zu wissen, feuerten wir auf die nach Terceira gehenden Fahrzeuge? Man sagte uns, sie haͤtten falsche larirungen gehabt kann das aber wohl ein Vorwand eyn, die Unterthanen der Donna Maria zu toͤdten? Der schluͤssel zu der Politik, die wir gegenwaͤrtig befolgen, duͤrfte sscch in einer Rede finden, die der edle Graf (v. Aberdeen) in der vorigen Session gehalten und worin er Dom Miguel, als unserm Interesse zugethan, geschildert hat. Zu⸗ wissen wouͤnsche ich aber, welcher Beschimpfungen wir noch von Dom Miguel gewartig seyn muͤssen welche Beleidigungen 8158 Regierung dem absoluten Koͤnige ferner noch wird hingehen lassen? Man hat mir fruͤher gesagt, daß einer meiner enten Verwandten (Lord Strangford) Instructionen 818. en „habe, den Kasser Dom Pedro dahin zu vermoͤgen, daß er

zu der Vermaͤhlung seiner Tochter mit dem sanperer. Perr. 2 CThrones, mit dem Moͤrder seiner Freunde, 14* * 2 gung ertheile. Ich hoffe, daß dieses Geruͤcht ge b hat; st es aber wahr gewesen, so glaube ich, daß memecg zuvor Instructionen so niedriger und empöͤrender Art Jemand b rtheilt worden seyen. Zu gleicher Zeit hoffe ich, daß üns der edie Graf (von Aberdeen) Aufschluͤsse uͤber den 8 Stand unserer Angelegenheiten im oöͤstlichen Europa, so wie

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wie weit er in der Ausfuͤhrung des Lon⸗ 8 Juli zu gehen denkt. Es wurde uns in der vorigen Session von dem edlen Grafen versi⸗ LKeert, daß der Kaiser von Rußland auf die ihm, als krieg⸗ fͤäuͤhrender Macht, im Mittelläͤndischen Meere zustehenden Rechte verzichtet habe; doch mir scheint dies nicht immer der Fall gewesen zu seyn, wiewohl ich hoffe, daß uns der edle Braf die beruhigendsten Aufschluͤsse daruͤber ertheilen werde. In Meorea, das muͤssen wir zugeben, ist der Friede hergestellt worden, aber nicht durch England; Frankreich hat sich das Verdienst erworben. Uns jedoch muß es ein Gegenstand des Bedauerns seyn, daß England seine

hohe Stetlung und, wiewohl es bei der Abschließung jenes am wirksamsten gewesen, auch allen Einfluß ver⸗

daruͤber geben wird,

4 vwoner Tractats vom 6.

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lboren hat. Frankreich hat uns in dieser ruͤhmlichen Lauf⸗ beahn den Vorrang abgewonnen, und uns blieb nichts uͤbrig, lals seine Thaten zu bewundern oder zu beneiden. Noch einer andern Hauptsache muß ich gedenken: unserer Verhaͤlt⸗ nisse u den neuen Staaten Suͤd⸗Amerika's. Viele Briti⸗ ssche Capitalien sind dorthiun gewandert, und wenn jetzt die Gefahr vorhanden ist, daß wir sie nie wieder bekommen, so hat 8 nulcht sowohl unsere fruͤhzeitige freundschaftliche Verbindung mit ddiesen Läͤndern, als unsere späͤtere Vernachlaͤssigung derselben, die Sczhuld zu tragen. Die Rezierung sollte sich bemuͤhen, den Frie⸗ den unter diesen Laͤndern herzustellen, statt sie ihrer gegen⸗ wärtigen Anarchie als Beute zu uͤberlassen. Nicht läͤnger will ich Ew. Herrlichkeiten behelligen; da aber kein Feschickterer Pair es fuͤr gut befunden hat, so habe ich es 1 5— meine Pflicht gehalten, diese Vemerkungen Ihrer Deli⸗ beration zu empfehlen.“ Graf v. erdeen antwor⸗ ete, daß er, so ungern er sich auch mit seinen Bemerkungen üufbräͤnge, doch schon beim Beginn dieser Sesston erklärt hebe, er sey bereit, jeden Aufschluß, der nur gewünscht werde un ertheilen und auch, wo es noͤthig scheine, das Verfahren der Regierung, in Bezug auf Portugal, zu rechtfertigen Wenn eine Discusston daruͤber bis jetzt noch nicht - 3 gen. funden habe, so sey es nicht seine Schuld; die Heke 888 ddie er jetzt vorlege, duͤrsten wohl alle Discussionen abher nüfsi⸗ machen, und aufsie verweise er auch den edlen Lord. Fce eft 18 etwa mit geizender Hand ertheilt worden, und sollten 1 vFal gewuͤnscht werden, so sey er ebenfalls nicht will n. weigern. „De g. falsdaen nsie 1“ ver⸗

4 „Der edle Lord,“ fuhr er alsdann fort t jeboch das, woruͤber er sich zu beklagen hat, nicht ,e genug ausgedruͤckt. Er beschwert sich zuerst daruͤber dat ich 8 ser Politik gegen den jetzigen Beherrscher Portu 9 g8 freundliche sey, alsdann beruͤhrt er gewisse * 5 8 cheint den Gegenstand seiner Anklage besonders aten, und zusdruck zu gruͤnden den ich in der vorigen wauf einen braucht habe. Was seine Bemerkungen über d I des gegenwͤrtigen Portugiesischen 6 en Charokter 8 8 giesisch Gouvernements betrifft so gehöͤren sie nicht zur Sache; die eigentliche F e uns zu betrachten bleibt, ist die, ob wir d echt od⸗ 82 b heaben, wenn wir in der streitigen Successions⸗Angele enheit 6 ortugals die strengste Neutralitäͤt beobachten? Then wir recht daran, neutral zu bleiben, so muͤssen wir es auch voll⸗

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ständig und ehrlich seyn, nicht aber blos eine 5 8

tralitaͤt affectiren, von der wir abweichen, wenn es uns ge, rade conpenirt. Ich glaube nicht, daß wir weise handelten, 1 wenn wir von dem Wege, den wir eingeschlagen, abwichen, oder wenn wir die schwache Regierung Portugals die Staärke eines maͤchtigen Reiches fuͤhlen ließen, blos um einen eben aufgekommenen Wunsch zu befriedigen, oder noch vierl 3 weniger, um etwa eine hohle Popularitaͤt bei einem Theiie des Volkes hier oder in Portugal zu gewinnen. Ich glaube, daß der Weg, den wir eingeschlagen, nicht blos unserer Wuͤrde mehr angemessen, sondern auch weiser sey, als der, den der edle Marquis uns anrathen moͤchte. Wir haben Tractate 8 mit Portugal und diese sind immer noch in Kraft; wir ha

ben bis zu dieser Stunde die Erfuͤllung der Tractate von

der Regierung Portugals streng gefordert und noch in der vorigen Woche haben wir die Umstoßung eines Urtheils uͤber einen Britischen Unterthan erlangt, blos weil wir es als eine Verletzung der destehenden Tractaten ansahen Wi 8 aber koͤnnten wir ihre strenge Erfuͤllung fordern, wenn wir nicht auch die Neutralitaͤt, zu der wir uns bekennen, beob⸗ achteten? Der edle Lord hat ferner behauptet, daß dieses Land seenen fruͤheren Einfluß in Europa verloren habe; doch dem widerspreche ich auf das Bestimmteste. Zu keiner fruͤ⸗ heren Z it ist England von den Regierungen Europa’ s mehr geachtet worden, als jetzt. Wir moͤgen vielleicht den Beifa jener aufgeregten und ruhelosen Geister, die sogleich immer gern gewaltsam einschreiten moͤchten, verloren haben, doch von allen Freunden der Ruhe und des Friedens in ganz Eu⸗ ropa, von allen Freunden der Ordnung wird dieses Land jetzt mehr geachtet, als zu irgend einer bühee Zeit, und niemels auch hat England so, wie jetzt, das Vertrauen al⸗ ler Regierungen Europa's besessen. Ueber den Gegenstand, so weit er Terceira betrifft, lasse ich mich nur ungern in eine Erklaͤrung ein, denn man wird in den vorliegenden Papieren jeden gewuͤnschten Aufschluß daruͤber finden. Der edle Lord hat unser Verfahren mißverstanden, wenn er es als hart gegen die Unterthanen der Donna Maria und als zu befreundet gegen Dom Miguel schildert. Wir sind bei diesem Verfahren immer nur von den Grundsäͤtzen strenger Neutralitaͤt ausgegangen. Wir mußten gegen die in Portu⸗ gal bestehende Regierung gerecht seyn, wenn wir dasselbe auch von ihr erwarten sollten.“ Der edle Lord, sagte er weiterhin, habe mit Abscheu von Instructionen gesprochen, die dem Koͤniglichen Gesandten in Rio⸗Janeiro wegen der Vermaͤhlung der Donna Maria mit Dom Miguel ertheilt worden seyn sollen. Wie man sich leicht denken koͤnne, wuͤrde jeder edle Lord in diesem Hause mit Widerwillen und Ab⸗ scheu auf eine solche Vereinigung blicken. Niemals würde auch die Regierung Seiner Majestäͤt an einen Vorschlag der Art nur gedacht haben, wenn er nicht eben fruͤher von Dom Pedro selbst angeregt worden waͤre. Solche Vereinigungen seyen uͤbrigens nichts Unge⸗ woͤhnliches in der Geschichte Portugals, und dies spreche ei⸗ nigermaaßen dafuͤr. Die Prinzessin sey von ihrer Geburt an dazu bestimmt worden; der verstorbene Koͤnig von Po⸗ tugal habe die Verbindung gewuͤnscht, und Dom Pedro sey auf diesen Wunsch eingegangen. Nicht England habe erst den Rath dazu ertheilt, und wuͤrde sie auch von den Ministern vorgeschlagen worden seyn, so hätte man sie gewiß nicht als eine Britische Sache vorgeschlagen. Wenn der Vater der Donna Maria uͤber die Hand seiner Tochter verfuͤgen wolle, so duͤrfe England nicht allein nichts dagegen einwen⸗ den, sondern muͤsse auch das Vorhaben, als ein Mittel, den Frieden wieder herzustellen, unterstuͤtzen. Keinesweges aber sey ein solcher Vorschlag aus den Principien der Bri⸗ tischen Regierung hervorgegangen. (Fernere Mittheilun⸗ gen aus der Rede des Grafen von Aberdeen, so wie aus den Debatten, die sich dieser Discussion noch anschlossen, muͤssen wir uns auf morgen vorbehalten.

London, 20. Juni. In Brighton schmeichelt man sich mit der Hoffnung, daß Se. Majestaͤt diese Stadt im naͤchsten November mit Hoͤchstihrer Gegenwart beehren werden.

Im Globe heißt es: „Die Insel Terceira ist endlich von dem Portugiesischen Geschwader blokirt. Von St. Mi⸗ chael eingelaufene Nachrichten melden, daß das Kauffahrtei⸗ Schiff „Briton“ durch die blokirende Flotte von Terceira zuruͤckgewiesen worden, und in St. Michael angekommen war.

Demselben Blatte zufolge ist es 50 Constitution⸗ nellen, unter denen sich viele befinden, die von den Agenten Dom Miguel's verfolgt wurden, gelungen, aus Porto zu entfliehen und an unserer Kuͤste zu landen.

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