Tessin, und dieser faßte am 6. Juni einen Beschluß fuͤr Be⸗ schlagnahme der Abdruͤcke des Buches und Bedrohung des Buchdruckers. Der zur Ausfuͤhrung abgesandte Commissa⸗ rius eroͤffnete demnach dem Rusgia, die Schrift solle in Beschlag genommen werden, weil sie Maximen enthalte, die der Religion zuwider laufen, und von der geistlichen Behöͤrde gemißbilligt waͤren. Dem Buchdrucker eroͤffne⸗ te er weiter, daß fruͤheren Warnungen unerachtet seine Zeitung (corrieré ticinese) religionswidrige und die Ehr⸗ furcht gegen befreundete Regierungen verletzende Artikel ent⸗ halte. Zum letztenmal werde ihm angedeutet, daß, wenn dies noch einmal geschehe, alsdann unfehlbar und ohne weiteres seine Druckerei auf immer solle geschlossen werden. Herr Joseph Ruggia antwortete: Ihm moͤge, mit aller Hochach⸗ tung fuͤr die Regierung, zu bemerken erlaubt seyn, daß ihm eine solche Weisung so befremdend als unzeitig erscheine. Seine unpartheitsche Zeitung enthalte zuverlaͤsstig nichts, das der katholischen Religion, zu der er sich bekenne, und die er verehre, zuwiderlaufe, eben so wenig etwas, das den befreun⸗ deten Maͤchten anstoͤßig seyn koͤnnte. Aus den Zeitungen ihrer Laͤnder und aus Schweizer⸗Zeitungen werde sein unschul⸗ diges Blatt zusammengesetzt, und er duͤrfe sich Zeugniß ben, dabei mit großer Sorgfalt zu verfahren, um alles An⸗ stoͤßige zu vermeiden. Und was dann das Buch uͤber des Cölibat anbetresse, so koͤnne die bloße Meinung eines Geist⸗ lichen, mit keinerlei Gruͤnden belegt, zu dessen Verurtheilung nicht hinreichen, und wenn ein Verhaͤltniß des Clerus darin angegriffen werde, so sey dies kein Angriff auf die Religion. Uebrigens habe er von den Einsichten, der Maͤßigung und Gerechtigkeitsliebe seiner Regierung zu hohe Begriffe, um die Drohung zu fuͤrchten, daß ohne Gesetz und Recht sein Berufsgewerb ihm sollte eingestellt werden; jedenfalls prote⸗ stire er dagegen und gegen alle Folgen.
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Portugal. 8 Die Times enthält Nachrichten aus Lissabon bis zu
6. Juni. Die dortige Regierung hatte sich wieder Gewalt⸗ thaͤtigkeiten gegen Britische Unterthanen erlaubt. Der Capi⸗ tain eines Englischen Kriegsfahrzeuges hatte nämlich fuͤr ei⸗ nen Lissaboner Kaufmann 4000 Brasilianische Thaler mit⸗ gebracht, und ließ sie durch 4 Matrosen in die Stadt, und da er den Kaufmann nicht zu Hause fand, wieder an Bord seines Fahrzeuges tragen. Ehe er aber dahin gelangte, wur⸗ den seine Leute von Polizei⸗Soldaten angehalten und durch⸗ sucht; das Geld wurde ihnen abgenommen, und sie selbst mußten ins Gefaͤngniß wandern. Der Capitain, dem man seine Freiheit nicht genommen hatte, ohne jedoch seinen, ge⸗ gen die begangene Gewaltthaͤtigkeit gemachten Vorstellungen Gehoͤr zu geben, begab sich zum Englischen General⸗Consul Herrn Mathews, um seine Beschwerden anzubringen. Bis jetzt sind indessen die —ö des Letzteren zur Wieder⸗ erlangung des Geldes und zur Befreiung der Matrosen ver⸗ geblich gewesen; der Capitain mußte unverrichteter Sache
wieder in See Phen. 1 4 Denselben Nachrichten zufolge ist dem Unwesen der Koͤ⸗ gesteuert, und die öͤffentliche Ruhe
niglichen eeen. - theilweise hergestellt worden; mit den Gefangenen geht man Der Gouverneur
indessen noch immer schonungslos um. . Telles Jordao soll unter Andern mit eigener Hand einen ge⸗ sfangenen Oberst⸗Lieutenant getödtet haben, weil dieser auf das Empoͤrendste von dem Sohne des Gouverneurs behandelt und aufs Aeußerste gebracht, Letzteren gepackt und niederge⸗ worfen hatte. — Die nach Terceira bestimmte Expedition ist durch eine Kriegsbrigg vermehrt worden, und besteht jetzt aus 12 Schiffen; die Ausruͤstung wird indessen nicht mehr so beschleunigt wie im Anfange. In St. Michael war das Linienschiff „Johann VI.“ mit der Fregatte „Perola“ an⸗ gekommen, hatte Truppen gelandet, und war nach Terceira gesegelt. Tages darauf folgte ihnen die Euglische Fregatte, die in St. Michael lag. 1 Porto, diese fruͤher so bedeutende Handelsstadt, ist, wenn man Briefen daher bis zum 12ten Juni die in Lon⸗ don eingelaufen sind, Glauben beimessen darf, in Folge des politischen Zustandes von Portugal in eine wahr⸗ haft bedauernswerthe Lage versetzt. Saͤmmtliche Einwohner sind entweder schon, oder fuͤrchten doch stuͤndlich proscribirt zu werden, und die dort wohnenden Engländer lösen selbst ihre
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besten Verbindungen auf, so daß alle Theile darunter leiden. ränzenlos, und die Con⸗
Die Armuth der untern Klassen ist sumtion der Lebensmittel hat in Fo 8 dessen so sehr abge⸗ nommen, daß Korn und andere gewoͤhnliche Nahrungsmittel, obgleich sie nicht im Ueberfluß vorhanden sind, doch kaum
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niger zur Ehre, als die Scenen, die
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“ 2 8 1 8 EE11““ r 15 Konstantinopel, 11. Juni. Die Botschafter Englands und Frankreichs sind noch nicht hier eingetroffen; da man aber ihre am 5ten d. erfolgte Ankunft in Smyrna erfahren hat, so kann man mit jedem Aungenblicke erwarten, sie hieselbst eintreffen zu sehen. Niachrichten aus Livadien zufolge ziehen sich die Tuͤrki⸗ schen Garnisonen aus mehreren Pläͤtzen zuruͤck. Man mißt diesen Umstand hauptsaͤchlich der Unordnung zu, welche un⸗ ter den Albanesern herrscht, die noch ruͤckstaͤndigen Sold zu fordern haben. Es hieß, daß der Pascha von Skutari und der Befehlshaber zu Janina zur Unterstuͤtzung der Tuͤrken nach Livadien marschiren wuͤrden; es scheint aber, daß sie nicht genug disponible Kraͤfte haben, da Reschid Pascha sämmtliche organisirte Truppen nach Bulgarien beordert hat.
Der ehemalige Musselim (Commandant) von Aleppo ist, weil er dem Befehle, sich zur Armee nach Erzerum zu bege⸗ ben, nicht Folge geleistet hat, enthauptet worden; dasselbe Schicksal traf seinen Bruder, welcher den Rang eines Ka⸗ pidschi Baschi bekleidete und Ersteren zur Flucht hatte be⸗ huͤlflich seyn wollen.
Der Sultan faͤhrt in der Organisation seiner Armee eifrig fort; seine Pagen haben großentheils Kriegsdienste nehmen muͤssen.
Der Bostandschi⸗Baschi (Commandeur der Garden), der Topschi⸗ Baschi (Befehlshaber der Artillerie) und einer der Adjutanten des Sultans sind zu Pascha's von 2 Roßschwei⸗ fen ernannt worden.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗ York, 21. Mai. „Nichts,“ heißt es im Geor⸗ gia Journal, „gereicht dem Amerikanischen Charakter we⸗ neulich in Washington stattgefunden haben. Nach allen von dort empfangenen Nach⸗ richten ist die Zahl der Bewerber um Anstellungen außeror⸗ dentlich groß. Das beweiset einen Mangel an Unabhaͤngig⸗ keitssinn und maͤnnlichem Stolz; es beweiset, daß die Ge⸗ brechen der alten Welt angefangen haben, auch bei uns Wur⸗ zel zu fassen, und daß Luxus, Reichthum und Macht groͤße⸗ ren Einfluß gewonnen haben, als es zu Zeiten Washington’s und Jefferson's der Fall war. Man muß glauben, daß Alle, die jetzt um Aemter buhlen, nur aus IIn fuͤr den ge-
genwaͤrtigen Praͤsidenten stimmten, und fuͤr ihre Unterstuͤtzung Zahlung erwarteten. Waͤre nur das Wohl ihres Vaterlan⸗ des ihr Zweck gewesen, so wuͤrden sie nicht wie Sklaven dem General Jackson den Hof machen. Es kleidet die Amerika-⸗ ner schlecht, den Dienern des Praͤsidenten zu schmeicheln, um Eintritt bei ihm zu gewinnen. Um besser als ihre Vor⸗ gaͤnger zu erscheinen, machen die Neuangestellten großen Lär⸗ men, und werden auch Anfangs vielleicht Alles aufbieten, um sich von der besten Seite zu zeigen. Nach Verlauf ei⸗ nes Jahres indessen wird es sich erst zeigen, ob sie besser als ihre Vorgänger sind, und ob sie das ihnen geschenkte Vertrauen wirklich verdienen.“
Ein bisheriger Anhaͤnger des gegenwaͤrtigen —— und erklärter Candidat zur vacanten Stelle eines Congreß⸗ Repräsentanten fuͤr den Bezirk von Tennessee, Herr Miller, hat sich von seiner Bewerbung zuruͤckgezogen, weil er nach den letzten Ernennungen, die der General Jackson in Betreff der Mitglieder seines Cabinets⸗Raths vorgenommen, uͤber den Gang der Politik des Praͤsidenten anderer Meinung or⸗ den, und mithin nicht im Stande sey, ihn in seinen Plaͤnen zu unterstuͤtzen.
Ueber den (gestern unter London gemeldeten) Tod des Herrn Jay heißt es in einem hiesigen Blatte: „Schon wie⸗ der ist ein Held vom Schauplatz abgetreten. Dehn Jay — der Gefaͤhrte und Freund Washington's, der Mitarbeiter Hamilton's und Madison's, der gerechte und gelahrte Rich⸗ eer, der feste, patriotische und geschickte auswärtige Gesandte, das erleuchtete Magistrats⸗Oberhaupt, der ausgezeichnete Se⸗ nator und vortreffliche Mensch — hat den Tribut bezahlt, den wir einst Alle zahlen muͤssen. Er starb am 17ten d. M. im Sästen Jahre seines Alters in Bedford in der Provinz Westchester. Bereite seit mehr als 20 Jahren hatte er keinen Antheil mehr an öͤffentlichen Angelegenheiten genommen, und daher war sein Name schon in der gegenwaͤrtigen Genetation, uͤber allen Neid and Zufall erhaben, rein historisch geworden.“”
Dem Richmond Enquirer zufolge ist Herr Madison das einzige noch lebende Mitglied, sonsoht der Versammlung welche die Verfassung der Vereinigten Staaten, als derzent⸗ gen, welche die Verfassung des Staates Virginien bildete.
Beeilage
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