1829 / 187 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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1 MNutzen, welchen dieselben heutiges Tages im Kriege stifteten, ’in keinem Verhaͤltnisse staͤnden. Nach einigen Gegenbemer⸗

kungen des Grafen Sebastiani wurde das Kapitel uͤber das

Material des Ingenieur⸗Corps unverkuͤrzt bewilligt. Die 8te Section handelt von den Militair⸗Schulen, dem Kriegs⸗

Depot und dem St. Ludwigs⸗Orden, wofuͤr 2 Millionen

Fr. ausgesetzt sind. Die Berathungen daruͤber konnten aber

nicht geschlossen werden, da die Versammlung nicht mehr

zahlreich genug war.

Paris, 1. Juli. Die Herzogin von Berry hat sich voorgestern nach Rosny begeben, woselbst J. K. H. die Woche uͤber zubringen werden.

em Journal du Commerce zufolge wuͤrde der Be⸗ richt uͤber den neuen Zoll⸗Gesetz⸗Entwurf noch im Laufe die⸗ Woche abgestattet werden, obgleich sich voraussehen laͤßt, daß derselbe in der diesjährigen Sitzung nicht mehr zur Be⸗ rathung kommen kann. Der Constitutionnel köoͤmmt abermals auf die be⸗ kannte Angelegenheit des Hrn. v. Bully zuruͤck, welcher, wie man sich erinnern wird, vor einigen Tagen von dem

22 bena hrichtigt worden ist, daß die mit der

einer Wahlfaͤhigkeit beauftragte Commission von jeder Schuld freigesprochen habe. „Da die Kammer“, meint das gedachte Blatt, „die Beschwerde⸗ schrift der Waͤhler zu Lille dem Justiz⸗Minister uͤberwie⸗ sen hatte, so mußte dieser auch der Kammer daruͤber Bericht erstatten. Letzteres ist aber nicht geschehen. Herr v. Bully ist von dem Ausgange seines Prozesses unterrichtet woorden, die Waͤhler von Lille aber wissen nicht, aus welchem Grunde sie diesen Prozeß verloren haben. Wir bleiben daher dabei, daß der Großsiegelbewahrer hieruͤber der Deputirten⸗ Kammer noch naͤhere Auskunft geben muͤsse.“ 8 Die Gazette de France enthaͤlt unter der Ueberschrift: „Von dem liberalen Geiste und von dem Geschaͤfts⸗Geiste““ einen von jenen Aufsatzen, wie man sie schon seit geraumer Zeit fast raͤglich in diesem Blatte liest. Wir entnehmen daraus Folgendes: „Der in Frankreich herrschende Geist ist zweierlei Art: der Geschaͤfts⸗Geist und der liberale Geist. Jener ist der Geist der Pruͤfung und des Nachdenkens; er ist ruhig und schweigsam, sörgfaltig und verstaͤndig in der Beurtheilung, ein Freund des Lichtes und der Wahrheit; er schreitet vorsichtig und nach bestimmten Regein vor; er ent⸗ scheidet nur nach Thatsachen. Dieser Geist findet sich bei dem Handel treibenden Publikum, in den General⸗Conseils, im Staats⸗Rathe, bei den verschiedenen administrativen und richterlichen Behoͤrden, auch in der Pairs⸗Kammer. Der liberale Geist dagegen ist ein Geist des Lärms und der Bewegung; ein unruhiger, eigenwilliger, blinder, tauber, plau⸗ derhafter, sophistischer, hochfahrender Geist; ein Feind jeder ruͤfung, jeder Wahrheit, jeder Regel; ein Geist der Leiden⸗ chaft, des Tumults und der vier Winde. Dieser Geist be⸗ steht in den Journalen, auf der Tribune der Deputirten⸗ Kammer und im Ministerium. Noch vor wenigen Jahren wurde die Wahl⸗Kammer von dem Geschaͤfts⸗Geiste, jetzt wird sie nur von dem Irrwahne geleitet.“ Auf diesen Eingang folgt eine schoͤne Lobrede auf das vorige Ministerium; dann heißt es weiter: „Aus der Verschiedenheit des Geistes, der die Kammer von 1822 und die von 1828 beseelte, ist auch eine wesent⸗ liche Verschiedenheit in den Handlungen beider Versammlun⸗ gen hervorgegangen. Die erstere, geleitet vom Geschaͤfts⸗Geiste, han Geschaͤfte gemacht; die zweite, geleitet vom Tumult⸗Geiste, hat Tumult hervorgebracht. Wir wollen in wenigen Wor⸗ ten untersuchen, welchen Nutzen die jetzige Kammer gestiftet hat: Verificirung der Vollmachten der Deputirten, Wahl⸗ Chikanen, Verlaͤumdungen gegen die Staats⸗Beamten, Tumult; ein Preß⸗Gesetz, wodurch das Gebiet der Journale erweitert, Hunderte von neuen Provinzial⸗Blaͤttern gestiftet und in Paris die periodischen Schmähschrisften, die Werk⸗ stätten der Verunglimpfung, vermehrt worden sind, Tu⸗ mult; ein Wahl⸗Gesetz, welches die Dazwischenkunft dritter Personen, die leitenden Ausschuͤsse, die Wochen⸗Buͤreaux und das Reich der Advokaten und Raͤnkeschmiede gestiftet hat, Tumult; ein Gesetz uͤber die Auslegung der Gesetze, wodurch alle Gesetze in Zweifel —— worden sind, Tumult; Ver⸗ ordnungen, um den religiösen Unterricht zu verbieten, den Lehrern Gewissens⸗Eide aufzulegen, die Kirche zu plagen, die Bischoͤfe zu tyrannisiren, Tumult; die thoͤrichte Expedition Morea, die Quelle philhellenischer Declamationen, ver⸗ derblich fuͤr unsere Finanzen, leer in ihren Resultaten, Tumult; zwei Versuche zur Anschuldigung der vorigen Mi⸗ nister, Tumult; Berathungen uͤber Municipal⸗Gesetze, welche ohne irgend einen Erfolg Stoͤrungen im ganzen Reiche haben, Tumult; 22 sche Bittschriften 9 W und taͤgliche Üeütditteec gegen

Untersuchung

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Febpredige, die Generalstaͤbe, die Schweizer, orps und die Koͤnigl. Garde, Tumult.“ Gegen das Ende des Aufsatzes finden wir, gleichsam als den Schluͤssel zu der ganzen Diatribe, folgende Worte: „Was hat die Wahl⸗Kammer im Lauf dieser Sitzung vollbracht? nichts; sie hat einen Artikel eines guten und nothwendi⸗ gen Gesetzes verworfen;“*) sie hat die Verwaltung in Unordnung gebracht; sie hat mit einem Worte nichts vor ch gebracht, wohl aber Vieles zerstoͤrt, und eben jene Faͤ⸗ igkeit, etwas vor sich zu bringen, ist es, die man ihr ab⸗ spricht.“

Der Befehlshaber der Franzoͤsischen Seemacht in der Levante, Contre⸗Admiral Rosamel, benachrichtigt die Han⸗ dels⸗Kammer in Marseille, daß er, sobald er die Nachricht erhalten habe, daß zwei Franzoͤsische Schiffe bei der Insel Kandien durch Griechische Kriegsfahrzeuge angehalten wor⸗ den waren, an den Grafen Capodistrias wegen dieser Belei⸗ digung der Franzoͤsischen Flagge geschrieben . der Praͤsi⸗ dent habe erwiedert, daß er den Capitain des Griechischen Schiffes, wegen Uebertretung seiner Instructionen, bestra⸗ fen werde und an alle Commandanten neue Verhaltungs⸗ Befehle erlassen habe, damit ein aͤhnlicher Fall sich nicht wie⸗ der ereigne.

Nachrichten aus Alexandrien loben Ibrahim Pascha wegen der wichtigen Verbesserungen, die er in der innern Verwaltung eingefuͤhrt habe; unter Anderm hat er das fuͤr den Europaͤischen Handelsstand sehr vortheilhafte Princip festgestellt, daß alle schuldigen Summen bei der Verfallzeit gezahlt werden muͤssen; fruͤher hatten die Europaͤischen Glaͤu⸗ biger kein Mittel, ihre muselmaͤnnischen Schuldner zum Zah⸗ len zu zwingen, waͤhrend sie selbst puͤnktlich bezahlen mußten.

Am 26. Juni ist die Fregatte „die neue Louise““ von Vera⸗Cruz das sie am 6. Mai verlassen hatte, in Bordeaux eingelaufen; sie hatte 560,000 schwere Piaster (2,800,000 Fr.) und 106 ausgewanderte Spanier am Vord.

Die Gazette de France behauptet, der Brasilianische Gesandte in London, Vicomte von Itabayana, sey von sei⸗ ner Regierung abberufen worden; sie folgert dies aus einer Rede, welche der Brasilianische Deputirte Clemens Pereira in der Kammer⸗Sitzung vom 6. April in Rio Janeiro ge⸗ halten hat; derselbe sucht in diesem Vortrage die Brasiliani⸗ schen Minister gegen die Angriffe des Deputirten Vascon⸗

Schritte zu einer Interoention in der Portugiesischen Ange⸗ legenheit gethan und fuͤr diesen Zweck die Staatsgelder ver⸗ schleudert haͤtten. Die Stelle dieses Vortrags, auf welche die Gazette de France ihre Behauptung gruͤnden will, heißt: „Der ehrenwerthe Deputirte wuͤnscht, daß die Mini⸗ fuͤr die Schritte der Agenten in Europa, welche ohne

zutorisation gehandelt haben, verantwortlich gemacht wer⸗ den sollen. Ist es der Fehler der Minister, wenn wegen un⸗ serer Entfernung von Europa ihre Mißbilligung nicht mehr zur rechten Zeit in London anlangen konnte? Auch ist be⸗ reits ein Brasilianischer Diplomat wegen seines Benehmens in der Portugiesischen Angelegenheit entlassen worden.“

Die Neapolitanischen Zeitungen bis zum 16ten d. M. schweigen noch immer uͤber das Schicksal Galotti's.

Der Constitutionnel behauptet, bei einer vor Kur⸗ zem statt gefundenen Prozesston in Vincennes sey eine Fahne mit dem Monogramme des Jesuiten⸗Ordens (I. H. S.) dem Allerheiligsten vorgetragen worden.

In verschiedenen Departements haben heftige Gewitter großen Schaden angerichtet.

Großbritanien und Irland.

London, 1. Juli. Die Koͤnigin von Portugal fuhr vorgestern, in Begleitung des Marquls von ——— ihrer Residenz in Laleham nach der Stadt. Ihre Majestät saß darauf dem Sir Thomas Lawrence zu dem Portrait, das dieser Kuͤnstler anfertigt.

Der Herzog und die Herzogin Bernhard von Sachsen⸗ Weimar, begleitet von Ihren Durchlauchtigen Kindern, be⸗ suchten gestern den Tunnel, und bewunderten das außeror⸗ dentliche Unternehmen, zu dessen Beendigung jedoch leider noch immer keine Aussicht vorhanden ist. Die nicht min⸗ der bewundernswerthen St. Katherinen⸗Docks wurden dar⸗ auf von den hohen Gaͤsten ebenfalls in Augenschein genommen.

Folgender Vorfall wird von Englischen Blaättern

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die Gardes du

cellos zu vertheidigen, der ihnen vorgeworfen hatte, daß sie

mit großem Unwillen uͤber die Behandlungsweise, die Briti⸗ sche Unterthanen von den Miguelisten erfahren, berichtet: „Das Englische Schiff „Lonach“, das eben auf der Ruüͤck⸗

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