st, als es im Jahre 1826 war, so muß das der schwanken⸗ dden Politik Victoria's zugeschrieben werden, die ihren ge⸗ woͤhnlichen verderblichen Einfluß auch auf die Angelegenhei⸗ 8 ten Mexiko's ausuͤbte. Ist, wie es zu erwarten steht, Guer⸗ rero fest entschlossen, einem bestimmten System zu folgen, so muß sich die Union nach Verlauf von vier Jahren in einer und sich immer mehr bessernden F.. befinden. ictoria zieht sich auf einen Landsitz in Vera⸗ ruz zuruͤck, und hat sich in einem Schreiben an Guerrero verbindlich ge⸗ macht, den Gesetzen gehorsam als Privatmann zu leben. Seine geringe Popularitaͤt duͤrfte indessen wohl der beste Buͤürge fuͤr sein kuͤnftiges gutes Betragen seyn. An der Spitze der Parthei Guerrero's stehen General Santa⸗Ana und der Dr. Zavala, welcher Letztere fuͤr den talentvollsten und aufgeklaͤrtesten Mann in der Union gehalten wird. Was die Staats⸗Finanzen betrifft, so sind wohlunterrichtete Personen der Meinung, daß, so schlecht sie auch fuͤr den Augenblick seyn mögen, ein kraftvoller und geschickter Minister, bei den großen uͤlfs⸗ mitteln des Landes, sie bald wieder in Ordnung bringen oͤnne. Zu diesem Zwecke duͤrfte ein großer Theil der Kirchenguͤter, ohne den Ansichten und Vorurtheilen des Volks zu nahe zu treten, mit vielem Vortheil anzuwenden seyn. Die Zahl der Moͤnche ist sehr beschraͤnkt worden, und bei weitem nicht mehr im Verhaͤltniß zu ihren ausgedehnten Besitzungen, die aus Mangel an Vorsorge oder an Kapital nur sehr schlecht angebaut werden. Viele Moͤnche wuͤnschen nichts mehr, als säͤcularisirt zu werden, und vielleicht haͤtte ein Minister nichts Besseres zu thun, als die zahlreichen geistlichen in den Kirchspielen mit diesen Moͤnchen zu besetzen, den ebrig⸗ bleibenden Jahrgehalte zu bewilligen und ihre Besitzungen zum Besten des Staates zu benutzen.“
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8 2 Berlin, 13. Juli. Se. Koöͤnigl. Hoheit der Pelem 1 ugust von Preußen sind den 5ten Abends im erwuͤn schten 8 Wohlseyn in Koͤnigsberg in Pr. zur Abnahme der Revue
uͤber die dort zusammengezogene erste Artillerie⸗Brigade an⸗ gekommen.
— Aus Colberg wird gemeldet: „Am zweiten Juli fand hier die feierliche EEI zu dem neu zu er⸗ bauenden Rathhause statt, dessen bisherige Ruine uns seit 22 Jahren an die mannigfaltigen Zerstoͤrungen erinnerte, welche diese Stadt in der so schweren Belagerung des Jah⸗ res 1807 erlitten hat. Um mit dieser Feier eine kirchliche Andacht zu vereinigen, wurde zu derselben der Tag ausge⸗ waͤhlt, an welchem hier jaͤhrlich Gott an heiliger Stäͤtte ge⸗ dankt wird. Schon um 6 Uhr Hr bereitete ein feier⸗ liches, von allen Kirchthuͤrmen erschallendes Glocken⸗Geläaͤute
8 und der Eereisgesang; Lobe den Herren, den mäͤchtigen Köͤ⸗ nig der Ehren, die Gemuͤther zu einer frommen Stimmung 1 vor. Um 10 Uhr begaben sich der Magistrat und die Stadt⸗ verordneten mit den uͤbrigen hiesigen Militair⸗ und Civil⸗ Behoͤrden, begleitet von saͤmmtlichen anwesenden Officieren der hiesigen Garnison, im feierlichen Zuge in die St. Marien⸗Kirche, von wo sich der Zug nach vollendeter kirchlicher Andacht in feierlicher Prozession zur Baustelle begab, welche durch Blu⸗ men⸗ und Laubgewinde, die sich an eine im intergrunde nach altdentscher Bauart errichtete Pforte anschlossen, sehr sinnreich und geschmackvoll verziert war. Der Buͤrgermeister hielt nun mit freudiger Begeisterung eine Rede, in welcher er diesen Bau dem leitenden Bau⸗Conducteur uͤbergab, auf die kuͤnftige Bestimmung des Hauses hinwies, und es, so wie die Ordner und Arbeiter bei demselben, dem Schutze des Aller⸗ hoͤchsten empfahl, auch im Namen der Buͤrgerschaft mit Enthu⸗ siasmus das Geluͤbde ablegte, daß wir uns, wenn Colberg dereinst wieder, was Gott verhuͤten wolle, durch Feindes Macht sollte bela⸗ gert werden, lieber unter den Truͤmmern dieses Baues wuͤr⸗ den begraben lassen, als zugeben, daß je der Fuß des Fein⸗ des ihn betrete. Der Bau⸗Conducteur versprach nunmehr in seiner Beantwortung dieser mit unermuüͤdeter Sorgfalt diesen Bau zu leiten und zu foͤrdern, wies auf die Wichi keit desselben hin, und bemerkte, daß das Ganze der⸗ einst als ein Denkmal, welches sich an die alte Zeit knuͤ⸗ pfe, dastehen werde, wie denn auch auf hoͤhern Besehl ein Theil der alten Mauern ihrer geschichtlichen Bedeutung und des hohen Alterthumes wegen e bleibe, und der Neubau dem Style gemaͤß aufgefuͤhrt wuͤrde.
Heerauß begann die Vermauerung des Grundsteins, nach⸗ dem zuvor zwei Platten mit Inschriften, mehrere Geldmün⸗ en, auch eine zu der Feier des Tages besonders geprägte ilberne Medaille von Seiten der hiesigen Schuͤtzengilde in
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denselben gelegt waren, und die W“ Koͤnig⸗ lichen Regierung und der einzelnen heesgen Behoͤrden vollzo⸗ gen hiebei die uͤbliche Ceremonie. uf das Lebehoch, was nun dem Koͤnige, dem Thron⸗Erben und dem ganzen Koͤ⸗ niglichen Hause dargebracht wurde, ertoͤnte endlich noch un⸗ ter Posaunen⸗ und Pauken⸗Schall und begleitet vom feier⸗ lichen Glocken⸗Gelaͤute und der, an dieser Feierlichkeit eben⸗ falls Theil nehmenden Schuljugend, der Preisgesang: Nun danket alle Gott. — Der Inhalt der ersten Platte ist folgender: „Am zweiten Tage des siebenten Monats im Jahre 1829 n. Chr. unsers — Geburt wurde der Grundstein zu dem an eben diesem Tage im Jahr 1807 in der unter dem damali⸗ gen Major, jetzigen General⸗Feldmarschall Grafen von Gn. senau, so tapfer geleiteten Vertheidigung zerstoͤrten Rathhause gelegt. Durch ein Gnadengeschenk Sr. Majestaͤt des Kö⸗ nigs, zum Betrage von 20,000 Rthlr., unter hoher Verwe dung Sr. Koͤniglichen Hoheit des Kronprinzen bewilligt, wurde die Stadt in den Stand gesetzt, unter -uhuͤlfenah staͤdtischer Mittel, den Bau zu beginnen.“ — Ferner enthaͤlt die Platte die Namen des jetzigen Commandanten und der Magistrats⸗Mitglieder. — Das auf dem Kreuzberge belegene, den Herren Ge⸗ bruͤder Gericke gehoͤrige Etablissement unter dem Namen „Tivoli“ (S. Nr. 180 der —— wurde gestern zum ersten Male dem großen Publikum eröͤffnet. Des sehr unbestaͤndigen Wetters unerachtet hatte sich doch ein zahlrei⸗ cher Besuch aus der Stadt eingefunden; man fand in dem Etablissement selbst, bei der Kreis⸗Fahrbahn, im Restaurations⸗ Pavillon, vor dem Kaffee⸗Hause, der Conditorei u. s. w. ein zahlreiches Publikum aus den gebildeteren Staͤnden; außer⸗ halb der Umzaͤunung hatten sich die bunten Massen auf dem Kreuzberge, vor dem Monumente, zwischen den dort zer⸗ streuten neuen Landhaͤusern und vor dem darunter befindli⸗ chen Wein⸗ und Kaffee⸗Hause gelagert. Wie wohl sehr viele Anlagen noch unvollendet, die meisten erst im Entstehen sind, so hoͤrte man doch von allen Seiten die Meinung ausspre⸗ chen, daß ein so großartiges, Vielerlei in sich begreifendes Etablissement der Residenz bisher noch gefehlt habe. Die Kreis⸗Fahrbahn, die vielleicht in mancher Hinsicht sachgemͤ⸗ ßer, als irgend eine in anderen Hauptstaͤdten befindliche, ein⸗ gerichtet ist, scheint, so wie dort, auch hier ein Lieblings⸗Vergnuͤ⸗ gen des Publikums werden zu wollen; der Andrang dazu —
waͤhrend sehr groß, es ist daher au u wuͤnschen, daß die Maschinerie zum Wieder⸗Au 81.59 — wänsch 9. 2
und verbessert werde, damit durch dieselbe nicht, wie es gester zuweilen der Fall war, Verzoͤgerungen entstehen koͤnnen. roße Musik⸗Choͤre unterhielten die unter den jungen Garten⸗ nlagen zerstreuten Gaͤste; bei einbrechender Dunkelheit wurde ein brillantes Feuerwerk abgebrannt, das, gleichzeitig mit dem Wetterleuchten des Himmels, von der Spitze des Pavillons aus, ein imposantes Schauspiel gewaäͤhrte. Einige Transpa⸗ rente bei der Illumination deuteten den festlichen Tag an, dessen Vorabend zu der heutigen Feier benutzt wurde; es ist zu hoffen, daß die Unternehmer die festlichen Tage, welche wir im August und October zu erwarten haben, ebenfalls dazu benutzen werden, ihr Etablissement dem großen Publi⸗ kum zu oͤffnen; so wie auch zu wuͤnschen ist, daß die Anla⸗ gen, von denen abgesehen werden kann, daß sie mit jedem Jahre sich verschoͤnern werden, der Theilnahme des Publi⸗ kums sich immer mehr erfreuen möͤgen.
ichten von dem Fortgange der 9 Nachrich e Werlse Gewerbsam⸗
(Eingesandt.)
Die neue Fabrik von feuerfesten Thonsteinen Se 8 Herrn Wilhelm recht. 1 Die Fabrikation von Thonwaaren in Berlin zeichne sich durch eine eigene Vielartigkeit aus, die steigend zunimmt. Berlin besitzt zuerst die große Koͤnigl. Porzellan⸗Fabrik, aus welcher das ganze Land mit dem schoͤnsten und dauerhaftesten Porzellan versorgt wird, welches es giebt. An diese schließt sich die Fabrik des sogenannten Gesundheits⸗Geschirrs, wel⸗ ches bei einem sehr schoͤnen 75 und einer seßs weißen Glasur die vortreffliche Eigenschaft einer großen auerhaf⸗ tigkeit hat, und dem ploͤtzlichen Wechsel sehr hoher und nie⸗ driger Temperaturen ausgesetzt werden kann, ohne zu sprin⸗ gen, daher hat es einen ganz besondern Werth fuͤr den Che⸗ miker, Pharmaceuten und viele andere Fabrikanten; und fin⸗ det auch immer mehr und mehr Anwendung, sowohl in der Gestalt chemischer Apparate, als in der von Gefaͤßen fuͤr den
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