1829 / 196 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Insel vorhanden, und namentlich unter der Geistlichkeit, so daß man wahrscheinlich noch zu strengen Maaßregeln wird schreiten muͤssen. Drei Schiffe hielten Terceira blokirt sie waren voll Truppen, die aber noch keine Landung ver⸗ sucht hatten, wovon sie, wie man glaubte, durch das Fehl⸗ sscchlagen der letzten, von Dom Miguels Anhaͤngern angezet⸗ rtelten Verschwörung abgehalten worden sind. Man erwar⸗ tet indessen diese Landung, sobald neue Verstaͤrkung aus Lissa⸗ bon angelangt seyn wird, und hofft, sich ihr mit Erfolg zu widersetzen, wenn nicht neue Verraͤtherei statt findet. Der Graf Villa Flor hatte einen Tagesbefehl und eine Procla⸗ mation erlassen. In dem erstern kuͤndigt er an, daß er das Amt eines Gouverneurs und General⸗Capitains der Azori⸗ schen Inseln im Namen Ihrer Allergetreuesten Majestaͤt Donna Maria II. uͤbernommen habe, und in der Erfuͤllung seiner hiedurch uͤbernommenen Pflichten von der tapfern Be⸗ satzung unterstuͤtzt zu werden hoffe. Die Proclamation lau⸗ tet wie folgt: „Bewohner der Azorischen Inseln! Ihre Ma⸗ jestaͤt die Koͤnigin ist fuͤr Eure Sicherheit besorgt; in der Absicht, in die Vertheidigung der Insel Terceira, und in alle Operationen, deren Basis sie ist, die Einheit und Schnelligkeit der Ausfuͤhrung zu bringen, die unter den bestehenden kritischen Umstaͤnden

unumgaͤnglich noͤthig sind, hat Sie mir den Befehl ertheilt, Terceira gegen alle Angriffe von Seiten der Usurpation zu vertheidigen, und den Rechten der Koͤnigin und den Vorschriften der Charte zufolge, alle uͤbrigen Inseln, welche diese Provinz bilden, mit einander zu vereintgen. Die Tapferkeit und Treueihrer Vertheidiger, sowohl der Portugiesen des festen Landes, als der Eingebornen dieser Inselgruppe, laͤßt mich auf die Sicherheit der Insel Tevceira rechnen, und die⸗ selbe Tapferkeit, im Verein mit dem guten Geiste, der unter den unterdruͤckten Bewohnern der uͤbrigen Inseln heerscht, wird gewiß in Kurzem die ganze Provinz von dem Joche des Usurpators befreien, das leider noch auf einem Theil der „Insel lastet. Obgleich unsere gerechten Hoffnungen noch nicht erfuͤllt sind, und der Augenblick noch nicht da ist, wo wir unsere rechtmäßige Koͤnigin auf ihrem Throne sehen, obgleich die ganze Nation noch nicht das Gluͤck hat, unter ihrem Scepter und der constitutionnellen Charte, die wir Alle be⸗ schworen haben, zu leben, so erfreut sich dennoch die Insel Terceira dieser hohen und koͤstlichen Wohlthaten. Moͤge je⸗ der innere Zwist von Euch entfernt bleiben Euch soll die unparthetischste Gerechtigkeit werden; militairische Disciplin soll Euch vor jeder Art von Gewaltthaͤtigkeit schuͤtzen, und, gehorsam den Befehlen Ihrer Majestaͤt, werde ich mein gan⸗ zes Vestreben dahin richten, Euch die schwierige Lage, in welche die Usurpation Euch versetzt hat, so wenig druͤückend als moͤglich zu machen. Volk von Terceira! die Vorsehung, welche den Gerechten beschuͤtzt, wird das Erscheinen des Ta⸗ ges beschleunigen, wo die ganze Monarchie, von ihren Fes⸗ jeln befreit, Kurem Betragen den verdienten Beifall zollen, und es anerkennen wird, daß, waͤhrend die Köͤnigin sich Ih⸗ rer Regierung durch den gehaͤssigsten Verrath beraubt sah, die Insel Terceira als ein Pfeiler der Ehre, der Pflicht und der Treue dagestanden hat.“

Pariser Blaͤtter berichten aus Lissabon vom 24. Juni: „Die verwittwete Königin huüͤtet noch immer das Bett, empfaͤngt aber demungeachtet haͤufige Besuche von dem 1 Spanischen Gesandten Herrn von Acosta Montealegre, wel⸗ cher auch oft Unterredungen mit Dom Miguel hat. Die Regierung hat verboten, den auf den Pontons befindlichen Spaniern Unterstuͤtzungen zu schicken, da sie selbst fuͤr alle Beduͤrsnisse derselben sorge. Der Hof hat wegen des Able⸗ bens der Koͤnigin von Spanien die Trauer angelegt. Die gestrige Zeitung enthaͤlt die Nachricht, daß die Tripolitani⸗ sche Brigg „Massaut“ aus dem Hafen von Tripolis nach den Kuͤsten von Portugal und Spanten eessegelt sey, um ge⸗ gen deutsche Kauffahrer zu kreuzen. Aus Porto wird un⸗ term ästen gemeldet, daß vier achthare, wegen ihrer politi⸗ schen Gesinnungen zu den Galeeren verurtheilte Einwohner dieser Stadt oͤffentlich von Henkershand fast zwei Stunden lang gegeißelt und dann halbtodt in das Gefaͤngniß zuruͤck⸗ gebracht worden seyen. Das Volk gab seinen Abscheu über diese grausame Behandlung offen zu erkennen, wurde aber darc die unter den Waffen stehende Garnison im Zaume gehalten.“

Tuüͤrkei.

In öffentlichen Blaͤttern liest man Folgendes: „Konstantinopel, 23. Junt. Schon am Felge ver⸗ Freiteten sich Geruͤchte von der Armee, nach welcher der Groß⸗

Weser eine große moͤrderische Schlacht bestanden und bedeu⸗ tenden Verlust erlitten haben sollte, sie erhlelten auch ihre

wvolle Bestaͤtigung und man erfuhr daruͤber Folgendes: Der

Wesir hatte sich bekanntlich auf das Corps des Generals Roth bei Pravodi geworfen, und demselben 2⸗ Verlust beigebracht; der Russische Ober⸗Feldherr eilte, sobald er von dem Stand der Dinge unterrichtet war, von Silistria gegen Schumla heran, wodurch der Groß⸗Wesir gezwungen wurde, eine Schlacht mit der Russifchen Haupt⸗Armee anzunehmen; sie begann am 10ten und endigte am 11ten mit einem all⸗ gemeinen Morden und Niedermetzeln, da kein Pardon auf dem Schlachtfelde gegeben wurde; der beiderseitige Verlust 2 9 bedeutend gewesen seyn; der Groß⸗Wesir zog sich ierauf nach Schumla zuruͤck, wo er nach authentischen An⸗ gaben mit 6000 Mann Cavallerie und etwas Infanterie wie⸗ der eingetroffen ist. Diese Nachrichten verbrelteten sich bald in der Stadt, machten aber keinen betruͤbenden Eindruck un⸗ ter den Moslims, weil sie den Groß⸗Wesir mit der Haupt⸗ macht wieder in Schumla wußten, und den Verlust der Rus⸗ sen als sehr bedeutend annahmen. So standen die Ange⸗ legenheiten, als am 18ten die Botschafter von England und Frankreich, welche am 17ten bei den Dardanellen erschienen waren, hier eintrafen, und durch ihr Erscheinen einen so freu⸗ digen Eindruck unter dem Volke machten, daß selbst bei den furchtsamsten Gemuͤthern der Eindruck uͤber die fruͤhern Er⸗ eignisse verwischt wurde; eine Wiederherstellung der Freund⸗ schafts⸗Verhaͤltnisse mit England und Frankreich wird als der Vorbote besserer Tage angesehen. Die Tuͤrken geben dies auch auf alle erdenkliche Art zu erkennen. Man behauptet, daß der Reis⸗Efendi, der, vielleicht eingedenk der fruͤheren Vorfäalle, den Franzoͤsischen Botschafter mit einiger Zuruͤck. haltung begruͤßt haben soll, seit dem Eintreffen der Botschaf⸗ ter friedliche Wuͤnsche ausgedruͤckt haͤtte, und zweifelt nicht, daß ihre Griechenland betreffende Antraͤge ein geneigtes Ge⸗ hoͤr finden werden. Seeit letzter Post sind weniger Zufuhren eingetroffen. Der Abmarsch des Pascha von Skutari zur Armee an der Donau ist um so wichtiger, weil er einen Be⸗ weis liefert, daß die Pforte keine weiteren Angriffe der Grie⸗ chen vom Peloponnes aus zu befuͤrchten hat, indem sie sonst wohl diese Armee, worunter 6000 Albaneser seyn sollen, nicht

wegziehen koͤnnte.“

Die Allgemeine Zeitu 9. enthaͤlt folgendes Schrei⸗ ben von der Servischen Gr nze, vom 28. Juni: „Zu Belgrad hat man die Niederlage des Groß Wesirs bei Schumla zuerst durch die Deutschen Zeitungen erfahren. Die Nachricht machte einen großen Eindruck, und stimmte die Kriegslust der Tuͤrken sehr herab. Anfangs wollten Viele das ganze Ereigniß in Zweifel stellen, oder hielten das Russische Bulletin fuͤr uͤbe trieben, weil der Groß⸗Wesir noch vor Kurzem Rundschreibe an alle Pascha's hatte ergehen lassen, worin er sie von einem über die Unglaͤubigen (am 17. Mai) erfochtenen Siege benach⸗ richtigte. Ja, er hatte an seinen Sohn nach Thessalien geschrie⸗ ben, und ihm Kunde von seinem Krie sgluͤcke gegeben, um ihn zur Nacheiferung anzuspornen. Der ascha von Belgrad selbst scheint jedoch die ganze 43— der Niederlage vom 11 Juni 8 einzusehen, und sehr fuͤr den Ausgang des diesjährigen Feldzu- ges besorgt zu seyn. Außerdem beunruhigt ihn auch sehr der Verlust von Rachova, welches General Geismar besetzt haäͤlt, dadurch die Donauschifffahrt unterbricht, und das Land am rech⸗ ten Donau Ufer bedroht. Man ist in Belgrad der Meinung, die Servier wuͤrden die Näͤhe der Russischen Truppen zu einer Insurrection gegen die Pforte benutzen, und General Geismar habe im Einverständnisse mit den uptlingen dieser Nation gehandelt, als er Rachova besetzte. Dieses Einverständniß laͤßt . sich jedoch noch bezweifeln, da die Tuͤrkischen Behoͤrden jeden Schritt des Fuͤrsten Milosch und seiner Anhaͤnger mit der groöͤß. ten Aufmerksamkeit bewachen, und sie bei dem geringsten Ver⸗ dachte zur Rechenschaft ziehen wuͤrden. Der Pascha von Bel⸗

rad trifft indessen alle Anstalten, um die Ruhe aufrecht zu er⸗

und seine Communikationen mit Widdin und Travnik sind sehr haͤufig. Vor Pfen Tagen ging auch ein großer Getreide Trausport von Belgrad nach Widdin ab.“

Konstantinopei, 26. Juni. Am 14ten 5. M. . kam der zweite Dragoman der Englischen Gesandtschaft, der bis jenseits des Bosporus zu Lande gereist war, als Courier von Smyrna hier an. Durch ihn erfuhr man, daß die Ambassadeure von England und rankreich von Smyrna ab⸗ gesegelt seyen, und sich allem Vermuthen nach vor den Dar⸗ 8 danellen befaͤnden. Da ein fortwährender Nordwind die Eirn⸗, fahrt unmöͤglich machte, sandte die Pforte ein an demselben Tage von einem Engländer erkauftes Dampfboot nach den Dardanellen, um die Botschafter herein zu bugsiren. Beide langten in der Nacht vom 18. zum 19. Juni mit Huͤlfe des Dampfbootes hier an, und zwar der General Guilleminot * auf der Fregatte „Armide“, und Hr. R. Gordon auf der

Fregatte „Blonde. . Nachdem am 22. Secretair der Englischen

der erste

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