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die dies gewahrte, stuͤrzte sich ihr auf der Stelle nach, allein leider konnte sie das Kind nicht mehr erreichen. Ein Ma⸗ trose, der diesem Ungluͤck vom Ufer aus zusah, sprang vom Werfte hinab in den Fluß, tauchte unter, und war so gluͤck⸗ lich, das gerettete Kind den Haͤnden der Mutter, die sich an einem Balken außerhalb des Schiffes angeklammert hielt, uͤbergeben zu koͤnnen.
— Aus Duͤsseldorf wird gemeldet: „Die Leipziger Messe ist in ihren Folgen sehr wohlthäͤrig fuͤr Elberfeld und Kreseld geworden, da die gefaͤrbten Garne und besonders die Seidenwaaren aller Art dort einen sehr erwuͤnschten Absatz fanden. Hierdurch ist neues Leben in Fabrikation und Han⸗ del gekommen, und namentlich hat in Elberfeld die Druckerei fuͤr Seiden und Halb⸗Seidentuͤcher, fuͤr die man vor Kur⸗ zem einen ganzen Stillstand befuͤrchtete, in der letzteren Zeit und meistens in neuerfundenen Mustern zugenommen.
Die Londoner Literary⸗Gazette giebt folgende Nach⸗ richten uͤber ein, fruͤher in Aegypten aufgefundenes, inter⸗ essantes Denkmal des Alterthums:
„Briefe, die von Herrn James Burton aus Kairo vom 17. April eingegangen sind, bringen die Nachricht, daß der trilinquistische Stein, welchen er im Jahre 1826 unter den Ruinen einer zum Theil verfallenen Moschee ent⸗ deckte, den Franzosen ausgeliesert worden ist, nachdem man ihn wiederholentlich den Herren Salt, Barker und dem Ober⸗ sten Cradock, welche darauf im Namen und auf den Wunsch der Englischen Regierung recht dringend antrugen, abgeschla⸗ gen hatte. Als Grund aller abschlaäͤgigen Antworten wurde immer die Heiligkeit des Ortes rt, an welchem der Stein sich befand; lesen wir jedoch den vom 1. Maͤrz 1828 datirten Brief des Obersten Cradock an Herrn Abro, so scheint uns dieser Grund nicht der wahre gewesen zu seyn. Herr Burton war immer der Meinung, daß es die bücar. suͤchtige Dazwischenkunft einer Franzoͤsischen Parthei sey, welche unserm Begehren im Wege stehe; da er sedoch immer noch hoffte, durch einen Zufall einmal beguͤnstigt zu werden, so hielt er, bis ganz vor Kurzem, den Ort, wo er seine Ent⸗ deckung gemacht hatte, so geheim als möglich. Inzwischen kam Hr. Champollion in Aegypten an; die Achtung, die er fuͤr einen so ausgezeichneten Gelehrten hegte, bewog Hrn. Burton, in Ruͤck⸗ sicht auf Herrn Champollion seine bisherige Vorsicht aufzu⸗ geben, und auf den Wunsch des Lord Prudhoe fuͤhrte er ihn nach der Moschee, wo er ihm Gelegenheit gab, den Stein zu untersuchen, was der Franzoͤstsche Gelehrte mit scheinba⸗ rer Gleichguͤlrigkeit that. Bald darauf erhielt Herr Linant, ein Franzoͤsischer Kuͤnstler, der früher fuͤr Herrn Bankes und alsdann fuͤr die Afrikanische Gesellschaft arbeitete, einen Brief von dem Franzoͤsischen Consul, Hrn. Drovetti, worin dieser ihn, auf Veranlassung des Herrn Champollion, auf⸗ forderte, sie in ihrem Bemuͤhen, es zu verhindern, daß jenes Denkmal des Alterthums nicht eben so, wie der Stein von Rosetta, in die Hände der Engländer falle, so wie darin, es wo moͤglich an Frankreich zu verschaffen, zu unterstuͤtzen. Herr Linant, ungehalten uͤber einen solchen Vorschlag, und wohl wissend, daß, dem Landes⸗Gebrauche gemäß, derjenige, der eine Antiquität zuerst entdeckt hat, Eigenthuͤmer dersel⸗ ben wird, machte von jenem Plane sogleich dem Hrn. Bur⸗ ton eine Anzeige. In Folge dieser Mittheilung fand eine Unterredung zwischen diesem ern und Herrn Drovetti —2 Letzterer versicherte bei dieser Gelegenheit, sein Einfluß
i Ibrahim⸗Pascha sey so groß, daß der Stein, wenn nur erst der fruͤhere Anspruch darauf beseitigt wäre, ihm unbe⸗ weifelt üͤberlassen werden duͤrfte; er bat demnach auch Hrn. —— recht ernstlich, seinen Auspruch auf einen Stein, der ihm (Hru. Droveir!), aus Freundschaft zuerkann werden wüͤrde, fahren zu lassen. Hr. Burton lehnte jedo die Bitte ab; ganz abgesehen, sagte er, von persoͤnlichen Ruͤck⸗ sichten, habe er Pflichten gegen die Englische e. 1n erfaͤllen Hr. Drovetti dat⸗ darauf, ihn mindestens mit dem Inr, we der Stein sich besinde, dekannt zu machen, doch wurde auch diesem Wunsche kein Genuge geleistet. Nach die⸗ ser Unterredung hielt es Hr. Burton inzwischen fuͤr ange⸗ messen, neuerdings einige Schritte beim Vler⸗Konig; Steines wegen, zu thun, doch — es war schon zu spaͤt, Ibra⸗
him Pascha, der von Allem, was, in Bezug d
vorgefallen war, durchaus nichts wuße.⸗ e 1— Drovetti, auf sein Begehren, den Stein sogleich bewilligt Als Hr. Burton diese Nachricht erhielt, entschloß er sich 8 dem Wagniß, den Stein aus der Moschee hinweg zu tragen und — mochte auch daraus entstehen, was da will, — ihn im Englischen Consulat⸗Gebaͤude niederzulegen, wo er auch wirklich zwei Tage unentdeckt blieb, welche Zeit Hr. B dazu benutzte, die In chriften zu copiren. Der Stein wurde als⸗ dann herausgefordert und abgeliefert, denn der Vice⸗Koͤni hatte, ungeachtet Hr. Barker Vorstellungen dagegen machtes die Schenkung Ibrahims bestaͤtigt — inzwischen befahl et doch noch, daß, in Ruͤcksicht auf die mit diesem Falle verbundenen Umstaͤnde, Herrn Burton die Benutzung des Steines ehe er fuͤr imme in den Besitz des Herrn Drovetti kam, noch vier Tage zustehen soll. Den eigentlichen Werth des Stei⸗ nes hatte man fruͤher, ehe man ihn von dem Orte, wo er gelegen, weggenommen, noch nicht genau bestimmen koͤnnen; bei der nun erfolgten Untersuchung ergab es sich, daß der Werth nicht so bedeutend war, als man fruͤher geglaubt hatte, denn der Stein erweist sich nur als das Fragment eines groͤßeren, von dem er etwa die Haͤlfte darstellt. Es findet sich darauf eine Prozession in Bas⸗Relief abgebildet; darunter erblickt man 29 oder 30 Zeilen in hieroglyphischen Charakteren, 27 in denen der alten Landes⸗Sprachen und 47 in Griechischer Schrift — wegen der eben erwaͤhnten Verstuͤmmelung findet sich jedoch von jeder Zeile nur die Haͤlfte, wozu noch kommt, daß einige Cheratdene ganz ver⸗ wischt sind und andere nur sichtbar werden, wenn man sie entweder beseuchtet, wodurch sie etwas dunkler erscheinen, als die uͤbrige glatte Flache, oder wenn man sie in ein solches
Licht stellt, das dazu geeignet ist, die Zuͤge etwas hervorzu-
heben. — Wiewohl ihm nur eine kurze Zeit gestattet und die Aufgahe eine sehr schwierige war, 8 ist es doch Herrn
Burton gelungen, mit Hulfe des Herrn Wilkinson eine 8
Copie zu Stande zu bringen, und hat er seitdem auch den Griechischen und den hieroglyphischen Theil lithogra- phiren lassen. Zwei Abdruͤcke sind bereits hier angelangt; man war damit so eilig zu Werke gegangen, daß der Theil, der sich in Charakteren der alten Landes⸗Sprache darauf be⸗ findet, und welcher der am wenigsten verstuͤmmelte ist, noch nicht fertig war, als man jene schon absandte. zem erwarten wir jedoch auch diesen Theil, so wie eine groö⸗ ßere Copie der ganzen Darstellung und einen Abguß in Gips. Der Gegenstand scheint sich auf die Tochter des Auletes zu beziehen; der Name Berenica kommt in dem hieroglyphischen Theile mehrere Male vor.“
Die Literary⸗Gazette macht zu diesem Berichte noch folgende Anmerkung: „Allen Literaten Europa's ist die hohe Wichtigkeit des Rosetta⸗Steines bekannt, der sich im Bri⸗ tischen Museum befindet; es wird derselbe als ein Schluͤssel zu den dunkeln Denkmalen angesehen, die uns unter der Form Aegyptischer Hieroglyphen aus dem Alterthume geblieben sind. Aus dem Obigen geht hervor, daß es eine aͤhnliche Antiquitat war, die einen Gegenstand des Streites zwischen den Englischen und Franzoͤsischen Archaͤologen ausmachte; die Letzteren haben durch die hier beschriebenen Mittel in Besitz einer Juschrift zu setzen gewußt, die in dreien Sprachen abgefaßt ist, wobei das Griechische einen Wegweiser fuͤr die beiden anderen Schrift⸗ Arten: die alte des Landes ('zoeum) und die hieroglyphische abgiebt. So verstuͤmmelt und unvollkommen er auch ist, muß doch der Moschee⸗Stein von großem archaͤologischen Werthe seyn und koͤnnen wir nur unser großes Bedauern deshalb zu erkennen geben, daß er fuͤr England und zwar durch Kunstgriffe, verloren e.⸗ ist, die den dabei Be⸗ theiligten keinesweges zur Ehre gereichen, und in der That das Ansehen haben, als seyen sie aus der Schule Napo⸗ leongs, nicht aber aus dem befreundeten und freisinnigen Verhäͤltnisse hervorgegangen, in welchem wir zu der — bonischen Regierung Frankreichs uns beanden. Wir geben die 2 genau so, wie sie uns zugekommen ist, indem wir die Thatsachen der Beurtheilung der gelehrten und scien⸗ tivischen Welt, ihre Widerlegung aber, wenn eine solche näm⸗ lich moͤglich ist, den Herren Champollion und Drovetti üͤber⸗ lassen. Sobald eine vollstaͤndige Abschrift angekommen ist, werden wir, wenn sich selbige wird lithographiren und in die Form der Literary⸗Gazette hineinbringen lassen, die
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