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Petersburg, begleitet von einem zahlreichen Gefolge, und mit ihm der General⸗Major Rennenkampf von der Suite Seiner Kaiserl. Majestaͤt, nebst andern Russischen Beamten, in der Festung Wladikawkask angelangt. Einige Stunden vor seinem Austritt aus dem Hohlwege der Grusinischen
eerstraße, die durch die Gebirge des Kaukasus fuͤhrt, wurde ihm eine Ehrenwache entgegengesandt, die ihn 12 Werst von Wladikawkask empfing. Außerhalb der Festung ward Seine Hoheit von dem Commandanten, General⸗Major Skworzow, bewillkommnet, der, zugleich mit dem Platz⸗Major, dem Prin⸗ zen bis zur Bruͤckenschanze entgegen geritten war, und ihn von dort in die zur Aufnahme des hohen Reisenden bereitete Wohnung begleitete, vor welcher eine Ehrenwache stand, die ihm, als er aus dem Wagen stieg, die gebuͤhrenden militairi⸗ schen Honneurs machte. Am folgenden Morgen benutzte Chosrew⸗Mirza das schoͤne Wetter, um im Festungs⸗Garten zu lustwandeln, und von den Anhoͤhen die pittoresken Gegen⸗
den in Augenschein zu nehmen, die diesen Vorhof des Kau⸗ kasus umgeben. Am 12. Junt, als dem eintretenden Kur⸗
ban⸗Bairamfeste der Perser, empfing Chosrew⸗Mirza die Gluͤckwuͤnsche seines Gefolges, der Generale Skworzow und Rennenkampf und saͤmmtlicher Officiere. Hernach stellte ihm der Commandant die Aeltesten von Tagaur vor. Während des Aufenthaltes Sr. Hoheit hieselbst spielte jeden Abend die Regiments⸗Musik vor seinen Fenstern. Am 14. Juni um 8 ÜUhr Morgens trat der Prinz seine weitere Reise an, nachdem er dem Commandanten in den schmeichelhaftesten Ausdruͤcken seine Erkenntlichkeit fuͤr die gastliche Aufnahme bezeugt hatte.
Seine Majestät der Kaiser haben folgenden Beschluß des Minister⸗Comité Allerhoͤchst zu bestaͤtigen geruht: 1) Rus⸗ sische Unterthanen, die, außer ihrer Muttersprache, die Latei⸗ nische grammatikalisch erlernt haben und verstehen, sollen, wenn sie in Dienst zu treten wuͤnschen, zum Examen in den Pharmaceutischen Krantnissen sowohl in der Kaiserlichen Medico⸗Chirurgischen Akademie und in der Moskowischen Abtheilung derselben, als auch in den Universitaͤten angenom⸗ men werden, ohne sie einer Pruͤfung in andern Sprachen zu unterwerfen. 2) Pharmaceuten, die von der Medicini⸗ schen Schule zu Warschau und von der Universität des Großherzogthums Finnland Attestate uͤber ihre Kenntnisse in diesem Fache erhalten haben, sollen in Russische Dienste aufgenommen werden, ohne sie einem neuen Examen in Ruß⸗ land zu unterwerfen. 3) Dagegen sollen diejenigen Apothe⸗ ker und Provisoren, die nach uͤberstandenem Examen fuͤr die⸗ ses Fach tuͤchtig befunden worden sind und freie Apotheken zu besitzen oder sie zu dirigiren wuͤnschen, dem am 5. (17.) Februar 1816 an den gewesenen Minister der Volksaufklaͤ⸗ rung gerichteten Ukase gemäͤß, gepruͤft und, außer der Russi⸗ schen und Lateinischen Sprache, auch in einer der gebraͤuch⸗ lichsten, als der Deutschen, Franzoͤsischen u. s. w. examinirt werden.
In dem, von Sr. Majestät dem Kaiser an den Finanz⸗ Minister erlassenen, die neuerdings in Holland geschlossene Anleihe betreffenden Ukas, heißt es unter Anderm: „Die gro⸗ ßen Huͤlfsquellen, welche der Reichsschatz besitzt, und der Wunsch zur Wiederherstellung des Friedens, der Uns fort⸗ während heseelt, ließen uns hoffen, daß sich die Anleihe auf die maͤßige Summe von 18 Millionen Gulden wuͤrde be⸗ schraͤnken lassen. Der hartnaͤckige Widerstand des Feindes aber, und die Fortsetzung des Krieges, die eine unvermeidlich Folge desselben war, haben es noͤthig gemacht, neue Maaß⸗ regeln zur Vermehrung des Schatzes zu ergreifen, um die in Folge des Krieges verminderten Geldmittel zu ergaͤnzen. Aus diesen Bewegungsgruͤnden haben Wir es fuͤr angemessen ge⸗ funden, der fruͤheren Anleihe noch 4 neue Serien, jede von 6 Millionen Hollaͤndischer Gulden, hinzuzufuͤgen, und damit die ganze Anleihe zu schließen.“
Die hiesige Handels⸗Zeitung enthaͤlt eine ausfuͤhr⸗ liche mit erläͤuternden Bemerkungen versehene Liste aller Waa⸗ ren, deren Einfuhr in Rußland verboten ist; am Schlusse derselben heißt es: „Aus dieser unpartheiischen Auseinander⸗ setzung wird sich jeder Billige und Unbefangene uͤberzeugen, daß die Zahl der verbotenen, wirklich bedeutenden Artlkel, gar nicht groß ist, und daß die Hauptgegenstände derselben Categorien, z. B. bei Wolle, Baumwolle und Seide, erlaubt bleiben, und in Menge eingefuüͤhrt werden, unter andern an Baumwollen⸗Maschinengespinnst fuͤr mehr als 30 Millionen Rubel. Sind einige Artikel ganz verboten, die dem Aus⸗ lande wehe thun, so bedenke man, wie viele Hauptartikel der Russischen Ausfuhr, als: Getreide, Vrandtwein, Metalle, Leder, Seegeltuch u. s. w. in andern Ländern entweder ganz verboten, oder sehr hoch besteuert, oder da erlaubt sind, wo
kein bedeutender Absatz zu erwarten steht. Ein Aehnliches ist auch bei Talg, Hanf, Flachs, und mehreren namhaften Ar⸗ tikeln der Fall, wobei besonders zu hemerken ist, daß viele die⸗ ser Artikel fruͤher verboten oder hoch besteuert wurden, ehe Rußland an eine Schaͤrfung seines Schutzsystems dachte. Ein solches System besteht uͤbrigens schon seit sehr langer Zeit, und nur der kurzdauernde Tarif von 1819, der alle Russische Industrie niederwarf, machte auf kurze Zeit eine Ausnahme, und hatte den geschaͤrften Tarif von 1822 zur Folge. Noch
ist zu bemerken, daß in Rußland das Reciprocitaͤtssystem
schon lange eingefuͤhrt ist, indem eigene Schiffe keine Vor⸗ rechte vor fremden haben.“ . Der an die Stelle des Grafen von Zichy zum Kaiser⸗ lich Oesterreichischen Botschafter am hiesigen Hofe ernannte General, Graf von Fiquelmont, ist vor 3 Tagen mit sei⸗ ner Gemahlin hier eingetroffen. 2 . An eben dem Tage ist der Ober⸗Stallmeister Graf Ku⸗ taissow nach Moskau und der College des Chefs vom Gene⸗ ralstabe Seiner Kaiserlichen Majestaͤt, General⸗Adjutant Graf Tschernyschew, so wie auch der Senator Vice⸗Admiral Pustoschkin nach Nowgorod von hier ahgegangen; nach der Station Beschanitz der Senator General⸗Lieutenant Knäͤshnin. Am 10. d. M. ist der General⸗Quartiermeister des Ge⸗-. neralstabes Seiner Kaiserlichen Majestaͤt, Graf v. Suchtelen II., aus Warschaulin dieser Residenz eingetroffen. Unsere heutigen Zeitungen enthalten einen Kriegs⸗Bericht aus dem Lager von Zendscht⸗Kis vor Schumla vom 24.
Juni. (Sieche. Nr. 197 der Staats⸗Zeitung.) Polen.
Warschau, 20. Juli. Einer Bekanntmachung der hie⸗ sigen General⸗Post⸗Direktion zufolge ist nunmehr auch eine Schnellpost⸗Verbindung auf der Straße nach Breslau zwie schen Warschau und Kalisch und auf der Straße nach Po⸗ sen zwischen Kolo und Slupce eingerichtet worden. Der in Federn haängende, auf Englische Art gebaute Personen⸗Wagen jegt die Meile in 40 Minuten zuruͤck. Zum Umspannen sind 10 Minuten bestimmt. Die Meile wird mit 1 Fl. Pol. Person entrichtet. Die Effeeten der Reisenden werden mit⸗
telst besonderer Postwagen, welche dem Personen⸗Wagen fol⸗ gen, befoͤrdert. 1
Das Wasser auf der Weichsel ist seit einigen Tagen um 3 ½ . bestigen 1% 8G
Der Roggen gilt hier 7 Fl. Der Weizen 20 Fl. Ger 6 Fl. und Hafer 6 Fl. 8 8 ste
Frankreich.
Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 15. Juli. An der -, war die Fortsetzung der Berathun⸗ gen uͤber den zweiten Artikel des Einnahme Budgets, durch welchen die directen Steuern auf dem bisherigen Fuße bestaͤ⸗ tigt werden. Herr Sappey und Herr von Cordone schlu⸗ gen 2 Amendements vor, welche eine gleichmäaͤßigere Verthei⸗ sung der Steuer⸗Erhebungs⸗Kosten unter die Gemeinden be⸗ zweckten, nahmen dieselben aber auf einige Gegenbemerkun⸗ gen des Finanz⸗Mintsters zuruͤck, worauf der weste, so wie der dritte Artikel, durch welchen die Summe von 1,453,111 Fr. für Verwaltungs⸗Kosten der Communal⸗Forsten zu der Grund⸗ steuer hinzugefuͤgt wird, angenommen wurde. Der ùäte Ar⸗ tikel, welcher die von den General⸗Conseils fuͤr die Anferti⸗ gung des Grund⸗Katasters zu erhebende Abgabe von 3 auf 5 Centimen erhöͤht und auf dessen Vermerhan⸗ die Herren Pelet und Verbis antrugen, ging nur mit einer schwachen Mehrheit durch. Der 5te Artikel, zu welchem jetzt üͤberge⸗ gangen wurde, stellt das Einnahme⸗Budget fuͤr das Jahr 1830 auf 979,352,224 Fr. fest; die Commission schlaͤgt vor, dieser Summe 540,000 Fr. als die Haͤlfte der fuͤr die Kasse der Marine⸗ Invaliden gemachten Gehalts⸗Abzuͤge hinzuzufügen. Hr. Crig⸗ non de Bonvalet erhob sich gegen die strenge Ausfüͤhrung der Gesetze uͤber die verpfaͤndeten Domainen, worauf der General⸗ Direktor der Domainen, Herr v. Calmon, der Kammer umstaͤndliche Aufschluͤsse uͤber diesen Gegenstand gab, und die Maaßregeln der Regierung in dieser Beziehung als gerecht darstellte. Nach einigen Eröoͤrterungen, welche sich zwischen Herrn Dupin dem Aelt., Hrn. Marchal und dem Finanz⸗Minister uͤber die öͤstlichen Salinen erhob, verlas der Praͤsidenz den 6ten Artikel, welcher verschiedene Einnahmen und unter andern auch die Interessen von der Spanischen Staatsschuld im Betrage von 2,349,277 Fr. auffuͤhrt. Hr. Cas. Perier zußerte sich uͤber den letztern Gegenstand in folgender Art: „M. H., eine Forderung von