1829 / 206 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Koͤnigreichs Polen, Franz Paver Potocki, haben den St. Annen⸗Orden 1ster Klasse erhalten. Se. Excellenz der Vice⸗Kanzler, Graf von Nesselrode, ist gestern hier wieder angekommen.

Am 14ten d. M. ist der Koͤniglich Franzoͤsische Botschaf⸗ ter, Ferzos von Mortemart, von hier nach Wiburg abgereist.

ine zu Anfange dieses Monats hier stattgehabte oͤffent⸗ liche Pruͤfung in einer, unter der directen Verwaltung des Mi⸗ nisteriums des Innern stehenden Schule, zeichnete sich durch den Umstand aus, daß die Mongolische Sprache, fuͤr welche eine beson⸗ dere Klasse besteht, einen Theil der Pruͤfung ausmachte, wovon man bis jetzt in Europa noch kein Beispiel hat. Diese Klasse, die erst vor drei Monaten eroͤffnet wurde, zählt 11 Schuͤler, wovon 6 Russen und 5 Kalmuͤcken sind. Bemerkenswerth ist es, daß die Russen das Lesen und Schreiben des Mongo⸗ lischen leichter lernen als die Kalmuͤcken.

Aus Astrachan meldet man, daß Russische Fabrikanten im vorigen Jahre fuͤr 300,000 Rubel an gedruckten Kattu⸗ nen und Nanquin nach dem am Kaspischen Meere belegenen Persischen Hafen Zinzili gesandt, und diese Sendung mit 30 pCt. Vortheil realisirt hatten.

Das Journal de St. Petersbourg enthaͤlt aus⸗ fuͤhrliche Notizen uͤber die in der eroberten Festung Achalzich vorgefundene Bibliothek. 3

Aus Liefland wird gemeldet: „Leider sind die Aus⸗ sichten auf den Ertrag der diesjaͤhrigen Aerndten nicht sehr erfreulich. Der Graswuchs (auch um Riga), durch den kal⸗ ten Mai verzoͤgert, ist gering; der Roggen, der in manchen Gegenden erst in der ersten Haͤlfte des Juni bluͤhte, drohte, nicht sehr ergiebig zu werden; und uͤber die Sommersaaten, zu denen sich die Aecker, wegen des lange dauernden Winter⸗ wetters, nur sehr spaͤt bereiten ließen, laͤßt sich wenigstens noch keine Hoffnung fassen.“

Die hiesige Handels⸗Zeitung berichtet: „Auf der dlessahetzen Leipziger Oster⸗Messe bestand der groͤßte Theil der angebrachten Russischen Waaren aus Pelzwerken, wor⸗ unter gegen 600,000 Hasenfelle, 800,000 Stuck Grauwerk, 186,000 Lämmer⸗ und 2000 Stuck Zobelfelle; letztere bezahlte man mit 4 ¼ bis 20 Rthlr. das Stück; die uͤbrigen wurden gegen voriges Jahr um 10 bis 20 pCt. wohlfeiler verkauft, und dazu groͤßtentheils alle abgesetzt.“

Odessa, 11. Juli. Vom 2ten d. M. an bis zum 7ten sind aus eroberten Haͤfen 8 von der Regierung gemiethete Fahrzeuge hier angekommen.

Die hiesige Gesellschaft zur Verfertigung der kuͤnstlichen Mineral⸗Wasser hat das Gluͤck, Se. Majestaͤt den Kaiser und Se. Kaiserliche Hoheit den Großfuͤrsten Michael zu ih⸗ ren Actionnairen zu zaͤhlen.

Die Maaßregeln der Regierung zur Hemmung der Pest, die sich seit 14 Tagen in unserer Quarantaine⸗Anstalt gezeigt hat, sind von dem besten Erfolg gewesen, so daß bei 400 Personen, deren Gesundheit verdaͤchtig war, sich bis jetzt noch keine Spur von Ansteckung gezeigt hat. Dreißig an⸗ dere Personen, worunter 16 schon angesteckt in die Anstalt gebracht wurden, fielen als Opfer dieser schrecklichen Geißel der Menschheit. Der Gesundheits⸗Zustand der Stadt ist vollkommen gut, und die Sterblichkeit sogar geringer, als im vorigen Jahre um dieselbe Zeit. In der Quarantaine liegen nur noch 3 Pestkranke, so daß, wenn keine neue an⸗ kommen, sie bald ganz gereinigt seyn wird.

Die hiesige Fers. Kuns hat mit Genehmigung Seiner Majestaͤt des Kaisers beschlossen, daß zur Aufmunterung der Pferdezucht jahrlich Pferderennen in den Staͤdten Cherson, Ekatherinoslaff und Simpheropol gehalten werden sollen. Der erste Preis wird eine silberne Vase, 1500 Rubel an Werth, seyn; der zweite eine Summe von 500 Rubel Bank⸗ noten. Auslaͤndische Pferde durfen nicht mitrennen. Die zuruͤckzulegende Strecke ist auf 6 Werst bestimmt worden. Im näaͤchsten October wird das erste Wettrennen in Sim⸗ pheropol statt finden.

In der Mitte des vorigen Monats erfolgte in Sim⸗ pheropol die feierliche Einweihung einer neuen Kathedrale, die zum Andenken ihres Stifters, des verstorbenen Kai⸗ sers Alexander, den Namen der St. Alexander⸗Newsky⸗Kirche erhalten hat. Polen.

Warschau, 21. Juli. Die Aerndte hat bereits in der

vorigen Woche in den Gegenden um Warschau ihren Anfang

genommen. Fast in saͤmmtlichen Gegenden unseres Koͤnig⸗ reichs stehen alle Getreidegattungen so gut, daß dem Anscheine nach eine vorzuͤgliche Aerndte zu erwarten stehet. Einige Landwirthe mwollen indessen behaupten, daß außer dem Weizen die uͤbrigen Getreidegattungen nicht besonders vollkoͤrnig seyn

werden.

tariats begiebt sich heute nach St. Petersburg.

Zu dem vor dem Pallaste der Freunde der Wissen⸗ schaften zu errichtendem Standbilde des Copernicus wird be⸗ reits das Fundament gelegt.

Einer Bestimmung des Finanz⸗Ministers zufolge wird jetzt der 100 Polnische Pfund enthaltende Centner des in⸗ laͤndischen Zinkbleches mit 38 Fl. Poln. verkauft.

Herr Paganini hat den 19ten d. M. unsere Stadt ver⸗ lassen. Die hiesigen Musikfreunde uͤberreichten demselben bei seiner Abreise in dem vor dem Wolaer Thore belegenen Un⸗ ruh'schen Garten eine praͤchtige goldene Tahatiere mit der Polnischen Inschrift: Dem Ritter Nicolaus Paganini, die Verehrer seines Talents in Warschau, den 11. Juni 1829. Zugleich wurde ihm ein Etui uͤbergeben, worin sich das Na⸗ mensverzeichniß derjenigen Personen befindet, welche ihm das obige Andenken verehrt haben. IAen G

E1“ ] Frankreich.

Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 18. Juli. Nach⸗ dem zuvor die erbschaftlichen Anspruͤche des Herzogs von Avaray auf die Pairs⸗Wuͤrde untersucht worden waren, legte der Finanz⸗Minister 3 Gesetz⸗Entwuͤrfe von oͤrtlichem Interesse und das Einnahme⸗Budget fuͤr das Jahr 1830 vor. Dieses wurde einer Commission uͤberwiesen, welche aus dem Vicomte Lainé, dem Grafen von Lapanoze, dem Mar⸗ quis von Maleville, dem Grafen Mollien, den Baronen

Mounier und Portal und dem Grafen von Tocqueville be⸗

steht. Die Kammer vernahm darauf verschiedene Berichte, welche der Marquis von Laplace im Namen der Bittschrif⸗ ten⸗Commisston erstattete, und beschaͤftigte sich zuletzt mit 3 Gesetz Entwuͤrfen in Betreff des Hafens von Courscuilles, des Hafens von Granville und des Canals bei Aire. Die einzelnen Artikel dieser 3 Gesetz⸗Entwuͤrfe wurden nach ein⸗ ander angenommen; das definitive Votum uͤber dieselben

wurde jedoch, da die zum Abstimmen erforderliche Anzahl von

Mitgliedern nicht mehr gegenwaärtig war, bis zur naͤchsten Sitzung verschoben, welche auf Donnerstag den Bsten d. M. anberaumt ist.

Paris, 20. Juli. Vorgestern uͤberreichten der Praͤsi-⸗

dent und die Secretaire der Deputirten⸗Kammer Sr. Ma⸗ jestaät das in der Sitzung vom 15ten d. M. angenommene

Einnahme⸗Budget.

Der Moniteur meldet, in dem letzten Minister⸗Rathe sey beschlossen worden, daß der Koͤnig in diesem Jahre nicht nach Cherbourg Lezen werde. . Reise gegen das Ende des August allein unternehmen.

Dasselbe ¶ꝙ& enthaͤlt Folgendes: „Eine Petition von sechs angeblichen Invaltden, welche mehrere Beschwer⸗ den gegen die Verwaltung der Invaliden⸗Anstalt enthielt, wurde in der Deputirten⸗Kammer am äten d. M. durch die Tages Oednung beseitigt. Die in dieser Hinsicht angestellten Untersuchungen haben ergeben, daß von den sechs Namen, mit denen jene Bittschrift unterzeichnet war, zwei nie auf der Liste des Invalidenhauses gestanden haben, daß der Sol⸗ dat, welcher den dritten Namen fuͤhrt, schon seit mehreren Jahren eine Pension bezieht, men 22 Invaliden angehoͤren, welche groͤßtentheils blind sind und nicht schreiben koͤnnen, endlich, daß Keiner dieser Letz⸗ teren an jener Bitrschraft Antheil hat. Dieser Vorfall koͤnnte zu mehreren wichtigen Betrachtungen Anlaß geben; wir beschraͤnken uns auf die Bemerkung, daß es die Kammern schuldige Achtung verletzen heißt, wenn man mit

falschen Unterschriften versehene Bittschriften bei ihnen ein⸗ reicht, und sie durch Beschwerden gegen erdichtete Mißbraͤuche

taͤuscht. Das Petitions⸗Recht wird dadurch entstellt, und denen, welche gegruͤndete Klagen zu erheben haben moͤgen, Nachtheil gebracht. Es erhellt daraus, wie gut es waͤre, vorher durch die noͤthigen Formalitäͤten die Authenticitaͤt der Bittschriften festzustellen, bevor dieselben zur Eroͤrterung kommen.“ 8 -

Ein Portugiesischer Agent ist mit einem Auftrage Dom

Miguels an die Franzoͤsische Regierung auf der Brigg „die

Zwillinge“ in Havre angekommen, und wird sich zunächst nach Laval und Fougeres begeben, um den Portugtiesischen Fluͤchtlingen daselbst anzuzeigen, daß sie auf keine Ammestie von Seiten Dom Miguels rechnen duͤrfen, wenn sie nicht ihren bisherigen feindseligen Charakter ablegen.

Der Pe zeigt an, daß die General Liste der Waͤhler und der Geschwor⸗

nen seines Departements den 15. August bekannt gemacht, Praͤfektur ein Register

und daß an demselben Tage auf der eroͤffnet werden solle, in welchem alle Beschwerden gegen den

Der Dauphin wird diese

und daß die drei anderen Na-

den

fekt des Seine⸗ Departements, Graf Chabrol,