1829 / 211 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sonders verlangten dies der Oberst⸗Lieutenant Hjerta, Graf 8 Forn, Freiherr Anckarswaͤrd und Herr Rosenquist, und zwar

als das einzige Mittel zur Veraͤnderung der seit dem Jahre 1812 herrschenden Grundsaͤtze in dem Staats⸗Rathe. Die duͤsteren Farben, womit diese Redner den Zustand des Lan⸗ des schilderten, indem sie behaupteten, daß die sichtbare Ab⸗ nahme des Wohlstandes im Lande von keiner weisen Ver⸗ waltung zeuge, wurden von Herrn Rosenblad bestritten, der durch Aufzaͤhlung einer Menge von Thatsachen den Geist und die Uigenschaften der Regierung in einem guͤnstigeren Lichte darzustellen suchte. Freiherr Boje gedachte auch des bekannten Schiffs⸗Handels, den er eine verdrießliche Sache nannte, und weder vertheidigen koͤnne noch wolle. Nachdem noch mehrere Redner gesprochen und Herr Tham auf die Lossprechung der Staats⸗Raͤthe angetragen hatte, entstand ein heftiger Wortwechsel zwischen den Grafen Platen und Horn uͤber die Aeußerung des Ersteren, daß ein jedes Mit⸗ glied des Hauses bei der gegenwaͤrtigen Debatte seiner Pflich⸗ ten eingedenk seyn muͤsse. Graf Horn war hieruͤber sehr entruͤstet, und erinnerte den Grafen Platen daran, daß er sich auf dem Schwedischen Ritterhause befaͤnde, und zu Schwe⸗ dischen Rittern spreche. Das Plenum dauerte bis 3 Uhr Morgens, und es ward beschlossen, uͤber die verschiedenen Punkte des Gutachtens einzeln, und nicht uͤber das Gesammte

desselben zu berathschlagen. 111 vrnenak"’”"“

Kopenhagen, 25. Juli. Naͤchsten Mittwoch, den 29sten d. M., begeben sich J. J. M. M. nach Ihrer Som⸗ mer⸗Residenz auf dem Frederiksberger Schlosse.

Unterm 18ten d. M. ist, in Anlaß der bevorstehenden Vermahlung J. K. H. der Prinzessin Karoline und. Sr. K. H. des Prinzen Frederik Ferdinand, ein K. Patent er⸗ schienen, in welchem es heißt: „Wir Frederik vI. ꝛc. Gleich⸗ wie Wir durch Unser Patent vom 18. Oct. 1823 aus Kö⸗ nigl. und landesvaͤterlicher Gnade und Fuͤrsorge die Prinzes⸗ sin⸗Steuer, welche derzeit sonst zu erlegen gewesen waͤre, er⸗ lassen haben, also haben Wir, um auch jetzt Unsere geliebten und getreuen Unterthanen mit einer solchen außerordentlichen Ausschreibung zu verschonen, beschlossen, auch fuͤr dierrnal sie von der Entrichtung der Prinzessin⸗Steuer zu besreien, so daß desfalls uͤberall keine Ausschreibung start siüden wird.“

Ein Verein, an dessen Spitze der Ober⸗Ceremontenmei⸗ ster, General⸗Major von Holstein, steht, hat, in Anlaß der nahe bevorstehenden Vermaͤhlung J. K. H. der Kronprin⸗ essin mit Sr. K. H. dem Prinzen Ferdinand, eine Sub⸗ Hepcion zur Errichtung eines buͤrgerlichen Stifts fuͤr Witt⸗ wen von Beamten, Kuͤnstlern ꝛc, eroͤffnet.

Es ist hieselbst eine Subscriptions⸗Einladung zur Bil⸗ einer Central⸗Kasse in hiesiger Stadt, nach dem Bei⸗ spiele der Hamburgischen, erschienen, als deren vorzuüͤglichster Zweck hezeichnet wird, auf Waaren und andere Handels⸗Ge⸗ genstaͤnde Vorschuͤsse zu leisten. Einigen Angaben zufolge soll die in der Aufloͤsung begriffene in eine Central⸗Kasse verwandelt werden. „8*

Portugal. 8˙S

Ein Englisches Blatt enthaͤlt ein Privat⸗Schreiden aus Lissabon vom 4. Juli, worin es heißt: „Der Zustand der Finanzen ist so schlecht, daß die Regierung sich genbthigt sieht, ihre Zuflucht zu den Einkuͤnften des naͤchsten Jahres zu nehmen. Die Hauptzweige der Staats⸗Einnahmen sind in Händen von Personen, die ein Privilegium haben, sie 3 Jahre lan zu beziehen, w Ien sie in verschiedenen Ter⸗ minen 88 bare Scheine 2 ten. Mit solchen Scheinen, die auf Monat März 1830 lauten, bezahlt die Regierung ihre Beamten, den ihnen fuͤr Juli, August und September vorigen Jahres schuldigen Gehalt. Man kann sich die Lage dieser Beamten denken, die dergleichen Papiere nur mit un⸗ verhaͤltnißmaͤßig großem Verlust an heißhungrige Wu erer los werden koͤnnen.“ c . Uüireee.

Englische Zeitungen theilen noch aus Privat⸗Vrie⸗ fen folgende Nachrichten uͤber die Aufnahme der Gesandten in Konstanttnopel mit: „Der Pallast des Franzoösischen Bot⸗ schafters in der Vorstadt von Pera bietet einen schr eigen⸗ thuͤmlichen und lebendigen Anblick dar. Alle vermöͤgende und ausgezeichnete Bewohner der Hauptstadt und zwar nicht blos Europaͤische Diplomaten, sondern auch Tüͤrkische Beam⸗ ten jedes Ranges beeilen sich, Se. Excellenz bei seiner Ruͤckkunft zu 25 In der That gewäͤhrt es einen sehr seltsamen Anblick, die „Milmaires à calotte rouger sie tra⸗ gen näͤmlich statt des abgeschafften Turbans jeht ro

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tairische Kappen) zu sehen, wie sie die Haͤnde der Franzoͤsi⸗

schen Officiere mit groͤßter Zaͤrtlichkeit druͤcken, und ihnen die Pfeife, als ein Emblem des Friedens und der schaft, anbieten. In dem Augenblicke, wo das Fahrzeug, welches die beiden Botschafter brachte, im Bosporus sichtbar wurde, begruͤßte man es mit allen Kanonen, die sich auf den Forts befanden. Die beiden Commissarien, welche die Psorte abgeschickt hatte, sie in Scutari zu empfangen, gingen Ihren Excellenzen mit ihren festlich gekleideten Matrosen und mit Musik voran. Auch die Schiffe aller anderen Nationen, die sich zur Zeit im hiesigen Hafen befanden, salutirten und eine zahllose Masse von Zuschauern bedeckte den Quat. Die Botschafter wurden von ihren verschiedenen Freunden, die ihrer Ankunft entgegenge⸗ sehen hatten, nach ihren Hotels begleitet; im Gesolge des Generals Guilleminot besanden sich auch alle Französische Kaufleute. Herr Gordon, der mit seinem Collegen auf dem freundschaftlichsten Fuß zu stehen scheint, wurde auf die⸗ selbe schmeichelhafte Weise empfangen. Er erregte zwar noch mehr Neugterde, aber einer groͤßern Herzlichkeit von Seiten der Tuͤrken hatte sich der Graf Guilleminot, in Folge fruͤher schon bestandener freundlicher Verhaͤltnisse, zu erfreuen. Der General war kaum in seinem Hotel angekommen, als er schon vom Reis⸗Efendi durch seinen ersten Dragoman eine Bot⸗ schaft erhielt. Die Staats⸗Audienz der beiden Ambassa⸗ deure wird in wenigen Tagen stattsinden; man weiß noch nicht, ob vor Sr. Hoheit selbst oder vor dem Kaima⸗ kan, der jetzt die Stelle des Groß⸗Wesirs versiecht. Das La⸗ ger vor Therapia wird wahrscheinlich der Qrt des Empfan⸗ ges seyn. Viele Zuschauer werden dazu erwartet, doch ist aller Kleider⸗ Luxus dabei untersagt, indem die Ce⸗ remonie eine ganz militairische seyn soll. Die Unterhandlungen sollen dann auch sogleich eroͤffnet werden, und zwar nicht blos wegen der Emancipation Griechenlands, sondern auch wegen der Wiederherstellung des Friedens mit der Pforte. Die gegenwaͤrtige Zeit ist inzwischen den Unterhandlungen nicht mehr so günftigg als es der vorige Monat war; der Türkische National⸗Stolz fuͤhlt sich durch den dem General Diebitsch vom Russischen Cabinet gespendeten Beifall, we⸗ gen sjeiner Thaten am 11. Juni, sehr beleidigt. Der Be⸗ merkung werth ist es wohl, daß die Pforte, die ihre Nieder⸗ lagen sonst immer vor dem gemeinen Volke geheim zu halten sacht, im gegenwartigen Falle zuerst die scht davon ver⸗ breitete. Zweifeihaft ist es, ob jene Be eit den Erfolg haben wird, welchen die Russen davon anticipirten. Sehr nachdruͤckliche Maaßtegeln sind genommen worden „um Schumla zu decken, und um die Garnison auf denselben Fuß, auf welchem sie sich vor dem 11. Juni befand, wieder zu bringen. Ein Corps von 7000 Mann hat zur unmittel⸗ baren Verstärkung jenes Platzes Befehl erhalten und die neuen Ruͤstungen werden mit groͤßter Thaͤtigkeit betrieben. 4

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 40. Juni. Eine der ausgezeichnetsten be⸗ rathenden Koͤrperschaften, die seit der constituirenden Ver⸗ sammlung der Vereinigten Staaten gesehen ward, ist im Begriss, in Virginia, zur Untersuchung der Verfassung dieses Staates, zusammen zu treten. vier und zwanzig, die den Staat von Virginia bilden, senden 86 Deputirte zu den 95, welche die Versammlung bilden sol⸗ len. Wie es heißt, ist die Mehrzahl derselben fuͤr Verbesse⸗ rung der gegenwärtigen Verfassung. Die Berathung dieser Angelegenheit wird viele, durch Talente und dem Vaterlande geleistete Dienste besonders ausgezeichnete Maͤnner vereini⸗ gen, wie z. B. die 2 fruͤheren Präsidenten, Madison und Monroe, 11 Congreß⸗Mitglieder, 6 Mitglieder des Hauses der Repraͤsentanten u. A. m.

Im Jahre 1787 verkaufte der Staat Massachusetts an 2 Individuen, Phelps und Gorham 6 Millionen Acker Lan⸗ des. Das Jahr darauf drang Herr Phelps bis in die Wild⸗ nisse von Canandaiga und kaufte von den dortigen India⸗ ner ungefaͤhr 2 Millionen Acker und außerdem eine 12 Mei⸗ len lange und 24 Meilen breite Landstrecke am westlichen Ufer des Genesee⸗Stroms, auf welcher jetzt acht Staͤdte und ein bluͤhendes Dorf stehen.

n der Preowjas Oneida besteht ein Institut, in wel⸗ chem die Zoͤglinge nicht nur Unterricht in den Elementar⸗ Wissenschaften empfangen, sondern auch praktische Anweisung im Feld und Gartenbau und in mechanischen Küͤnsten. Was die geuͤbteren Zoͤglinge durch ihre Arbeit verdienen, wird zum b des Instituts verwendet, das aus diesen Arbeiten seine hauptsaͤchlichste Einnahme bezieht; das Fehlende hringt es durch freiwillige Beitraͤge zusammen.

Zwanzig Bezirke aus den