1829 / 211 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Berlin, 31. Juli. Gestern Nachmittag ereignete es sich hier, daß die gjaͤhrige Tochter eines Arbeitsmannes, Klo⸗ sterstraße Nr. 85, aus dem Dachbodenfenster des vierstoͤckigen Hauses, indem sie sich zu weit hinauslehnte, auf den Hof hinab und dort auf eine Bank fiel, deren Fuͤße brachen, waͤh⸗ rend das Kind selbst, außer unbedeutenden Hautverletzungen, unbeschädigt blieb, wohingegen der daselbst spielenden Gjaͤhri⸗ gen Tochter eines anderen Hausbewohners durch das Herab⸗ fallen des erstgenannten Kindes, und vielleicht durch den Bruch der Bank, der rechte Arm gebrochen wurde. Unter der Ueberschrift: Landwirthschaftliches, giebt die Privilegirte Schlesische Zeitung folgenden mit G l. unterzeichneten Artikel: „Dem Vaterlands⸗Freunde muß es eine hoͤchst erfreuliche Bemerkung seyn, wie die auch von uns in einem fruͤheren Aufsatz dieser Blätter schon geäußerte Ansicht und unumstöͤß⸗ liche Ueberzeugung, daß ein sicher begruͤndeter, dauernder Wohlstand und die Macht eines Landes Banz vornehmlich auf der Landwirthschaft, d. h. auf einer der Bevoͤlkerungs⸗ Menge angemessenen Theilung des Grund und Bodens und der hieraus folgenden bessern Benutzungsweise desselben beruhet, immer allgemeiner anerkannt wird. Diese Wahrheit ist auch wiederum in der neusten Zeit recht einleuchtend geworden seit die laͤndlichen Erzeugnisse einen angemessenern Preis er⸗ langt haben. Wohlunterrichtete und umsichtige Maͤnner be⸗ haupten, daß eine Haupt⸗Ursache tesebger Umsatzes auf den diesjährigen Deutschen Messen und Märkten in der Ver⸗ besserung der Lage des Landmanns liege. Indem dieser die Erzeugnisse des Bodens zu angemessenern Preisen habe ver⸗ kaufen koͤnnen, sey er hierdurch in den Stand 8 wot⸗ den, sein abgenutztes Wirthschafts⸗Geraͤthe und uͤbrigen Be⸗ duͤrfnisse reichlicher und besser zu ersetzen, welches 89 Ge⸗ werbtreibenden der Staͤdte sehr willtommen und vortheilhaft gewesen. Die Angemessenheit des Preises der ländlichen Produkte aber ergiebt sich vornehmlich aus der Erwaͤgung von Dingen: 1stens ist im Allgemeinen zu beruͤcksichtigen die Stufe der Bildung, auf welcher die Landwirthe des Staats im Ganzen und die Anford sche i Hinsicht zum . drän erungen, welche in dieser das Leben auch kostspiel gen, denn hierdurch wird ja 8 dieliger, weil mit einer hoͤheren Bildun zugleich vermehrte und hoͤhere B g en sind. Auf die Civilisatian Beduͤrfnisse unzertrennlich verbun⸗ politische Verfassung einen Volks hat nun besonders seine revpraͤsentativen Einrichtungen oben en fauh —xge Volk und Gemeinde nothwendig ei 68 i sich anzueignen streben muß Seinehöhere Bildung besiten oder Hoͤhe bes Arbeitslohns und all⸗ Muß man insbesondere die 279 erwaͤgen, welche hi nd alle die Umstände und Verhält⸗ Kosten sind nicht huͤr Asaf einwirken. Diese Boden⸗Kultur⸗ Stgats, sondeen sel⸗ i den verschiedenen Provinzen unsers verschieben je nachd st in jeder Provinz und jedem Kreise 3) Sind in Bet em die öͤrtlichen Umstaͤnde beschaffen sind. icher Geld, ant racht zu ziehen, die Menge und Hoͤhe saͤmmt⸗ wirfhe an d. un Natural⸗Abgaben und Leistungen der Land⸗ hin 8 Staat, die Provinz, den Kreis, die Gemeinde u. s. willigen Gauch die zahlreichen An⸗ und Aufforderungen zu frei⸗ geringere 88 enken und Betträͤgen zu rechnen sind. Die tung ist ebenf hoͤhere Kostspieligkeit der —— Verwal⸗ wirkendem Ch alls ein Punkt von hoher Wichtigkeit und stark dernden Wezifünß auf den durch die Landwirthschaft zu foͤr⸗ .Dees⸗ distand der Landwirthe und des Staats. gemessenen Peanse rwaͤhnten hauptsaͤchlichsten Umstaͤnden an⸗ moͤglichst zu saenber laͤndlichen Produkte den Landwirthen gabe der ist daher von jeher eine eas Auf⸗

sich selbst mitregierendes

2 Re 2. aufmerksamer rungetunst und eine nothwendige Fuͤrsorge welcher aus soschen Behoͤrden gewesen; denn der Vortheil, 12 Landes⸗ Pröduker sid 825 echenbar. e taat er unbe⸗ dann zur Landwieth wird und nachst g nur ender Streck ung und zum Anbau noch unbenutzt lie⸗ ierzu vngeßalten werden, und fuͤhlt sich dann 188,8”c wohl von selbst ermuntert, wenn er die Aussicht aug, bas Vanzdie darauf zu verwendenzden Kosten und Muͤhe verden köͤn erkaufe der angebauten Fruͤchte wieder verguͤtiget n seiner Pen. Er wird also bei aahaltend lohnenden Prei⸗ odenflaͤche rodukte gewiß das Mäglichste than, um seine auls Beste zu benutzen und ertragreich zu machen,

und uͤberhaupt seine ganze Wirthschaft zu verbesser durch aber werden unfehlbar eine weit groͤßere Nrn. Feer⸗ schen durch die Landwirthschaft Beschaͤftigung und Nahrun finden und somit dem die Moralitat verpestenden Müßigs gang entzogen werden. In der Landwirthschaft kann man also zugleich das beste Mittel zur Armen,Versorgung finden wenn man ernstlich bedacht ist, erstere bluͤhend zu erhalten 2 . es aber, namentlich auch in unserm Schlesien, noch viele, ja sehr viele Gegenden, Flaͤchen und Stellen Landes giebt, welche bisher wenig oder gar nichts genuͤtzt haben und die doch von muͤhsamen und verstaͤndigen Menschen gat bald in fruchttragendes Feld verwandelt werden wuͤrden, das moͤchte wohl einem Jeden aus selbsteigener Anschauung be⸗ kannt seyn, der nur einige beobachtende Ausfluͤge ins

3 reie nach mannigfachen Richtungen gemacht hat. Die re same fleißigen Hollaͤnder suchen diesen Zweck, näͤmlich bie

Armen zu versorgen, durch Anlage von Armen⸗ Colo⸗ nieen, die recht gut gedeihen, zu foͤrdern, und es wird ihnen durch diese Maaßregel bald gelingen, ihre Ortschaften und Heerstraßen von jenen belaͤstigenden und gest elacben Bettlerbanden zu reinigen, welche aus Arbeitsscheu nicht aus⸗ wandern moͤgen, sondern lieber bettelnd und stehlend das Land durchstreifen. Auch in andern Laͤndern ahmt man die⸗ ses verstaͤndige und nuͤtzliche Unternehmen nach. Man muß es daher recht sehnlichst wuͤnschen, daß die vielen großen Guts⸗ besitzer unserer Provinz, die wohlwollenden Nathschlaͤge eines edlen, hochgeachteten Mannes aus ihrer Mitte, die derselbe in sehr belehrenden staats⸗ und landwirthschaftlichen Abhand⸗ lungen in mehreren Heften der diesjährigen Schlesischen Provinzialblaͤtter zu beliebiger Benutzung niedergelegt hat, geors beachten und dessen erfreulichem Voranschtiten bald⸗ moͤgliche Nachfolge leisten moͤgen, damit ihnen die Ehre und das schoͤne Verdienst nicht entgehen, welche mit so hoch⸗ e. Entschließungen 2ö— verknuͤpft sind. Denn geschaͤhe bei der stets zunehmenden Verarmung der untern Volksklassen, wozu die juͤngst in allen Gegenden unserer stark bevoͤlkerten Provinz Ig Wassers⸗Verheerungen nicht wenig beigetragen haben, von Seiten der Meist⸗Beguͤ⸗ terten auf diese Weise gar nichts, um durch derartige wohl⸗ thaͤtige und zugleich den eigenen Vortheil foͤrdernde Unter⸗ nehmen zur Rettung der armen Landbewohner und zur He⸗ bung des National⸗Wohlstandes kräftig mitzuwirken, so duͤrfte unsere humane Regierung sich doch endlich zur Er⸗ greifung von Maaßregeln genoͤthiger sehen, durch welche so vielfaches Gute und Nüͤtzliche ins Leben gerufen werden köͤnnte. Aber die schoͤne Gelegenheit, als Patriot und Menschenfreund selbsthandelnd auftreten zu koͤnnen, waͤre dann wieder verlo⸗ ren, welches man innigst bedauern muͤßte.

In Baiern ist gesgalich festgestellt: Jede unkultivirte Fläche kann dem Eigenthuͤmer von Einem, der sie anbauen will, aufgekuͤndigt werden; der Besitzer hat sich dann binnen Jahresfrist zu erklaͤren, ob er sie selbst kultiviren will, dies auch binnen einer verhaͤltnißmäßigen Zeit zu bewerkstelligen, außerdem wird sie dem sie anbauen Wollenden um einen Tax⸗ preis uͤbereignet. Dieser Grundsatz, dessen Nuͤtzlichkeit Nie⸗ mand in Zweifel ziehen duͤrfte, lasse man fuͤr privaten wie oͤffentlichen Grundbesitz gelten, und er wird allmäaͤhlig herr⸗ liche Fruͤchte tragen. Auch dadurch duͤrfte dieser Zweck ge⸗ foͤrdert werden, daß dergleichen unangebaute, der Kultur 2 faͤhige Flaͤchen, ebenfalls fuͤr rundsteuerglüchetg erklaäͤrt wuͤr⸗ den, nur notorisches Unvermögen des Eigenthuͤmers machte eine Ausnahme hievon. 8

Bekanntmachu

Es sind gedruckte Tabellen uͤber die hiesige Stadtposte

Einrichtung erschienen, welche in deutlicher Uebersicht säͤmmt⸗ liche Brief⸗Annahmen der Residenz, mit Angabe der Straße und Hausnummer, so wie die Zeit enthalten, zu welcher die Briefe von jeder Briefsammlung taͤglich abgeholt, und inner⸗ halb welcher sie bestellt werden.

Diese Tabellen sind beim im Post⸗Gebaͤude und bei jeder Briefsammlung zu kaufen. Ein auf Pappe gezogenes 6 kostet 3 Sgr., ein unaufgezogenes Exemplar 1 ¾ Sgr.

ugleich wird bekannt gemacht, daß die Briefsammlung Nr. 47, in der Blumenstraße Nr. 47, aufgehoben, und da⸗ gegen unter derselben Nummer eine Briefsammlung in dem ersten Hause vor dem Halleschen Thore errichtet worden ist.

Berlin, den 27. Juli. 1829. 8 8

Stadtpost⸗Expedition.