stuͤrzt und entehrt hat. Noch behaftet mit der Schmach der Wahl⸗Unterschleife, durch welche jene Cotterie sich in der Kam⸗ mer von 1824 eine dienstergebene Majoritaͤt — hatte, verfolgt sie jetzt mit Haß die Freiheit der Wahlen unter dem Namen leitender Ausschuͤsse. Unter einem Volke, welches schon den bloßen Namen der Jesuiten verabscheut, blickt sie diesen mit Thraͤnen der Sehnsucht nach, und nimmt dabei die Freiheit des Unterrichts zu ihrem Aushaͤngeschilde. Wir wissen aber zu gut, daß sie, wenn sie jemals wieder die Ge⸗ walt in ihre Haͤnde bekaͤme, dieselbe benutzen würde, um alle Elementar⸗Schulen und unabhaͤngigen Lehrstuͤhle zu vernichten. Wir wollen ihr verzeihen, sie weiß nicht, was sie thut. An wen wendet sie sich denn in Frank⸗ reich? Welches Echo antwortet ihrem Nothgeschrei? Wo wird sie Schutz und Unterstuͤtzung finden? In Erman⸗ gelung großherziger Gesinnungen waͤre ihr wenigstens Ge⸗ schicklichkeit noͤthig; aber es Fblt ihr an Allem. Wir be⸗ dauern den Marquis von Villefranche, aber wir koͤnnen nicht verhehlen, daß wir zu obigen Betrachtungen durch seinen Vortrag gefuͤhrt worden sind, den er vor Kurzem in der Pairs⸗Kammer hielt, und den er besser in seinem Schreib⸗ tische bewahrt haͤtte. Man kann es fuͤr ein Gluͤck halten, wenn man auf einen solchen Vortrag und solche Vorwuͤrfe u antworten hat, und Niemand weiß eine gute Gelegenheit besfer zu benutzen, als unser Minister des Innern. Es moöͤchte scchwer halten, eine feine Ironie und scharfen Verstand mit
mmehr Anmuth und Urbanttaͤt zu vereinen, als der Vicomte v. Martignac dies gethan hat. Moͤchte doch das Ministe⸗ riznum bei jeder Gelegenheit die wahren Principien der Frei⸗ heit mit eben so viel Krast und Verstand vertheidigen. Wir gllauben nicht zu uͤbertreiben, wenn wir besonders den Theil der Rede, wo der Minister sich gezwungen sieht, von sich selbst und von dem Urtheil zu sprechen, welches die Geschichte einst uͤber seine Verwaltung faͤllen werde, das Muster einer edeln und bescheidenen Beredsamkeit nennen.“
Der Koͤnigl. Sicilianische Botschafter am hiesigen Hose . Fuͤrst von Castelcicala macht im Moniteur bekannt, daß am 30. Junt d. J. von der Neapolitanischen Rente 36,195 Du⸗ aten durch die dazu niedergesetzte Commission getilgt wor⸗ den seyen. Die bis zum 31. Decbr. v. J. getilgte Summe
belaufe sich auf 138,047 Ducaten; es seyen also bis jetzt im Ganzen getilgt worden 174,269 Ducaten; die noch zu til⸗ gende Summe der Neapolitanischen Rente betrage demnach 3,596,581 Ducaten.
Morgen wird endlich die lang erwartete Darstellung der neuen Rossinischen Oper „Wilhelm Tell“ statt finden; sie wurde seit mehreren Wochen immer von einem Tage auf den andern verschoben. Der Globe beklagt bei dieser Gelegenheit, daß der Eigensinn und die Anforderungen der ersten Ballet⸗ Taänzerinnen, welche, allem Geschmacke und aller Kunst zum
Trotze, ihre Entrechats und Pirouetten gerade an den unpas⸗ sendsten Stellen anbringen wollen, die Auffuͤhrung jener Oper so lange verzoͤgert habe.
Durch einen Polizei⸗Befehl sind die Brodpreise um zwei Liards herabgesetzt worden; der Preis des 4pfündigen Brod⸗ tes bester Qualität ist nämlich für die erste Hälfte d. M.
auf 92 ½ Centimen festgesetzt.
— Durch eine Verordnung vom 22. Juli ist die Stadt Paris ermaͤchtigt worden, von dem oͤffentlichen Fuhrwerk, welches unter dem Namen Omnibus u. s. w. im Innern der Stadt an bestimmten Plätzen hält, eine jäͤhrliche Abgabe von 120 Fr. fuͤr den zweispäͤnnigen und 150 Fr. fuͤr den dreispaͤnnigen Wagen zu erheben.
Großbritanien und Irland.
9 London, 1. August. Der Ankunft Ihrer Koͤnigl. Ho⸗ heiten der Herzogin von Cumberland und des Prinzen George sieht man binnen einigen Tagen entgegen.
Der Marquis von Chandos, degleitet von einer Depu⸗ tation von Kaufleuten, die nach Westindien handeln, hatte —2 eine Conferenz mit Sir G. Murray im Colo⸗ versichert, daß der Herzog von Wel
as Hof⸗Journal versichert, daß der Herzog von 2 lington dem Marquis von Chandos Antraͤge gemacht habe, in die Administration zu treten; auch dem Herzoge von Cumberland die Befehlshaber⸗Stelle der Artillerie angetra⸗ 2 habe. Der Herzog, fuͤgt dieses Blatt hinzu, habe ver⸗ prochen, sich hieruͤber mit seiner arthei zu besprechen.
S— Herr Peel, der Vetter des Ninisters, ist nun mit den Vorbereitungen zu der Pbrt nach seiner neuen Colonie am Schwanenflusse fertig. Das Schiff „Gilmore“ hat von den St. Catharinen⸗Docks nach Piymouth ausgelegt, woselbst 8 Herr Peel mit seiner Gefellschaft an Bord gehen wird
2 haben das Schiff vor der Abreise besucht. 5
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nem zweiten Noah hat Herr Peel Sorge dafuͤr getragen,
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daß seine Arche, nach dem zweiten Berge Ararat, alles Er⸗ forderliche mit sich fuͤhre. Maͤnner, Frauen und Kinder zur Bevoͤlkerung, besonders von beiden Geschlechtern viele der letzteren, befinden sich am Vord. Das Verdeck ist mit Pfer⸗ den, Rindvieh, Lämmern, Gaͤnsen, Huͤhnern, Enten u. s. w. bedeckt; so wie der Bauch des Schiffes mit sonstigen Be⸗ duͤrfnissen — ist. Das Ganze gewaͤhrt einen erfreu⸗ lichen Anblick, um so mehr, da die Colonisten, welche sich ein neues Vaterland suchen, einer sorgenlosen Lage, also ei⸗ nem Eldorado, entgegen zu schwimmen scheinen.
Seit dem 1. d. M. sind nicht weniger als 891,816 Un⸗ zen Gold und Silber zur Exportation im hiesigen Zollhause entrirt worden, darunter 535,716 Unzen fremde Gold⸗ und Silbermuͤnzen und Barren nach Hamburg, 20,000 Unzen Gold⸗- und Silbermuͤnzen nach Malta, 2600 Unzen Gold⸗ und Silbermuͤnzen nach Calais, 16,500 Unzen Gold und 10,000 Unzen fremde Silbermuͤnzen und Barren nach Ant⸗ werpen, und 206,000 Unzen fremde Silbermuͤnzen und Bar⸗ ren nach Havre. Die Exportation in diesem Monat ist daher groͤßer gewesen als in irgend einem fruͤheren Monat des gegenwaͤrtigen Jahres.
Ein hiesiger Sattler in Cornhill hat eine Bestellung des Sultans auf 30 Säattel ausgefuͤhrt. 10 derselben si sehr prachtvoll von gruͤner, rother und gelber Farbe, und vortrefflicher Arbeit. Die Farben und Muster in wurden ihm von Konstantinopel aus zugesandt.
Ein Brief aus Vera Cruz meldet, daß der Congreß am 22. Mai ein Decret erlassen hat, welches indessen erst nach Verlauf von 6 Monaten in Kraft treten soll, durch welches die Einfuhr von ordinairen Wollenwaaren, Casimir, leinene und baumwollene Baͤnder, baumwollene Shawls, weiße und graue Kattune, fremden Brandtwein und Wallrath⸗Lichte, in die Mexikanische Republik verboten ist. Man haͤlt indessen dieses Decret fuͤr eine List der Regierung, die bei ihrer Ar⸗ muth bedeutende Summen fuͤr Zoll einzunehmen wuͤnscht, und diesen Zweck innerhalb der 6 Monate, waͤhrend welcher sie glaubt, daß große Quantitaͤten dieser Waaren werden eingefuüͤhrt werden, zu erreichen hofft.
Durch Decret des Praͤsidenten Bolivar, vom 23. cember 1828, wird der auf fremde Waaren gelegte Eingang
27 von 6 pCt. des Werths wieder zuruͤckgegeben, wenn igenthuͤmer eben so viel an gemuͤnztem Gold und
ausfuͤhren, als der Werth der Waaren betraͤgt. 8 Auf die Utensilien des Theaters Covent⸗Garden Beschlag gelegt und es scheint Zahlungs⸗ Unfähigkeit handen. Aus Paris hat sich schon Herr Laurent, Un nehmer der dortigen Italienischen Oper, eingefunden, un sich zu einer Pacht von 8000 Pfd. erboten. - Unter dem Titel: „Liebesgeschichten der Dichter“ ist ein interessantes Werk erschienen. Der erste Theil enth unter Mehrerem die Geschichte der Herzens⸗Angelegenheiten Dante’s, Petrarca's, Lorenz von Medici's, Aristo’'s und Tast so's; ferner der Englischen Dichter Chaucer, Surrey, Shakespeart; Sydney, Milton und anderer beruͤhmten Maänner aus deit Zeitalter der Koͤnigin Elisabeth. Der zweite Band fuͤ uns von auslaͤndischen Dichtern Klopstock und Monti vor⸗ von Englischen: Swift, Pope, Lady Montague, Mart Blount und Andere. üaʒ
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 31. Juli. Schon seit dem 15. v. war, durch das Fahrwasser von Soͤdertelje, das von K. krona abgegangene Geschwader von Kanonen⸗Jollen, 30 der Zahl, hier angekommen, um in diesem Sommer Ru⸗ Evolutionen in den Stockholmer Scheren vorzunehmen wie angenommen wurde, den Zweifelnden dadurch die U zeugung von der Vorzuͤglichkeit der Vertheidigung fuͤr durch die kleine Florte, vor der durch die große beizubri⸗ Weiterhin wurde unter Anderm bestimmt, daß dieses schwader am morgenden 1. Angust nebst der Köoͤnigl. „Amphion“ unter dem unmittelbaren Befehle des Kronpr⸗ zu See⸗Uebungen auf der Kuͤste von hier auslaufen un Tage ausdleiben solle. Oberstlieutenant Kreuger wuͤrde ter Sr. Koͤnigl. Hoheit commandiren.
Der Koönig hat einen Beitrag von 44,500 S 2g. für die abgebrannte Kirche in Friedrichsha geben.
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Deutschland.
Mainz, vom 4. Aug. Der Jahrestag des Gebuktt sestes Sr. Araz. des Künigs von Preußen watde 9067