der Eide erlangter Besitz eine von Grund aus ungerechte Sache heiligen koͤnne? Oder verlangt man etwa das Einge⸗ staͤndniß, daß die ganze Welt sich getaͤuscht und der Infant Dom Miguel ein Recht gehabt habe, seine Eide zu verletzen?“ In einem Aufsatze des Herrn von Pradt üͤber die dies⸗ jaͤhrige Kammer⸗Sitzung, welchen der Courrier frangais mittheilt, heißt es unter Anderm: „Die Kammer geht un⸗ zufrieden mit den Ministern auseinander, die Minister un⸗ zufrieden mit der Kammer, die rechte Seite unzufrieden mit der linken, die linke unzufrieden mit der rechten und den bei⸗ den Centris, viele Deputirte unzufrieden mit sich selbst, und Frankreich unzufrieden mit der rechten wie mit der linken Seite.“ 1 Der Globe aͤußert uͤber die diesjaͤhrigen Arbeiten der Pairs⸗Kammer: „Die Angelegenheit des Eßsaales im Justiz⸗ Pallaste ist im Grunde die einzige politische Frage, welche die Kammer in diesem Jahre verhandelt hat. In der uͤbrigen Zeit beschaͤftigte sie sich mit der Gesetzgebung, und diese Art der Arbeit ist vielleicht die angemessenste fuͤr sie. Die große Anzahl erfahrner Geschaͤftsmaͤnner, welche sie enthaͤlt, macht die Verhandlungen gruͤndlich und belehrend In denjenigen Materien, wobei der Staat nicht betheiligt ist, zeigt sie sich den neuen Ideen und dem Geiste der Vervollkomm⸗ nung weniger abgeneigt. Bekanntlich fehlt es ihr auch nicht an Rednern, von denen der groͤßte Theil der Nation bekannt ist, da sie fruͤher nicht ohne Glanz auf der weit gefahrvolle⸗ ren Rednerbuͤhne der Deputirten⸗Kammer standen. Andere, denen dieser Vortheil abgeht, haben sich durch ausgezeichnete Schriften einen Namen gemacht, und endlich giebt es de⸗ ren, die zwar dem Publikum wenig bekannt sind, die aber ein besseres Loos verdienen. Wir nennen, nicht seiner Mei⸗ nung, sondern seiner Talente wegen den Baron Mounier, welcher uͤberhaupt selten, aber nie uͤber die polltischen Fra⸗ gen spricht; ferner den Grafen von Argout, welcher die Kunst, eine Sache zu entwickeln und ihrer Aufloösung entgegen zu fuͤhren, im ausgezeichneten Grade besitzt. Die Gerechtigkeit gebietet auch einen in anderer Hinsicht beruͤhmten Staats⸗ mann zu nennen, wir meinen den Herzog Decazes, welcher sich bei den legislativen Verhandlungen durch Scharfsinn und durch ein thaͤtiges Streben nach ervollkommnung aus⸗ zeichnet. Drei Gesetz⸗Entwuͤrfe haben in diesem Jahre die Kammer beschaͤftigt, der mittelmäßigste unter ihnen, näͤm⸗ lich der uͤber das Duell, ist auch am mittelmäßigsten discutirt worden. Man ist allgemein der Ansicht, daß ein gutes Gesetz uͤber diesen Gegenstand unmöglich sey. Uebrigens ist diese Angelegenheit nicht dringend, und interes⸗ sirt mehr die Theorie, als die buͤrgerliche Gesellschaft. Der Gesetz⸗Entwurf wegen Verhaftung der Schuldner ist gut, und enthaält nur Verbesserungen. Das Militair⸗Gesetzbuch ist die bedeutendste Arbeit der Sitzung. Der von den Mini⸗ stern vorgelegte Gesetz⸗Entwurf zeigte die vortrefflichsten Ab⸗ sichten. Er hat durch die Discusston nicht viel gewonnen. Militair⸗Personen sind in der Regel die abgesagtesten Feinde der Neuerungen, und es giebt ihrer viele und einflußreiche in der Kammer. Durch sie sind auch manche Verbesserungen, welche das Ministerium bewilligte, ja sogar wuͤnschte, ver⸗ worfen worden. Dennoch wird das Militair⸗Strafgesetzbuch, im Ganzen genommen, und wenn es in demselben Geiste de⸗ endet wird, in dem es begonnen worden ist, das beste in
Europa seyn.
8 Nachrichten aus Madrid vom 25. Juli zufolge herrscht gwietracht zwischen dem, die Expeditions⸗Armee gegen Meriko befehligenden Brigadier Barradas und dem General⸗Capitain von Cuba, General Vives. Der Letztere h- bei dem Köͤ⸗ nige eine Protestation eingereicht, worin er sich beklagt, daß ein so schwieriges Unternehmen einem Militair anvertraut worden sey, den er in Amerika fuͤr gefährlich gehalten und deshalb mehreremale nach Europa zuruckgeschickt habe, von wo derselbe aber stets mit einer hoͤhern Würde nach Havana zuruͤckgekehrt sey. Der General⸗Capitain entwickelt dem Könige die Gruͤnde, aus denen die Expedition scheitern werde, und bittet, um nicht die Verantwortlichkeit dafuͤr uͤbernehmen zu dürfen, um seine Entlassung, indem ein solches Ereigniß auch nothwendig auf Cuba zuruͤck wirken muͤsse.
Einem Schreiben aus Barcelona vom 21. Juli zu⸗ folge sind 251 Gefangene, welche auf der Citadelle saßen, und Pehrsnthells Familien aus der Stadt angehoͤrten, auf einer
b euta eingeschi 1 Bags gebracht en en worden, um in das dortige
Briefen aus Bayonne ufolge i dieses 8n 28828 588 — Senen⸗ r nie auszudehnen, welche der 8 arschall Su errichten liß. si
Der Constitutionnel meldet, daß der Königl. Sici
schlägen 2 Gehoͤr geben kann.“ — Der Courier
1
lianische Botschafter, Fuͤrst von Castelcicala, üh. an⸗ 3
einige andre Journale einen Pe⸗ eß wegen Verläͤumdung anhaͤngig gemacht habe. Der Fuͤrst habe sich zuerst an den Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten gewendet, sey aber von diesem an die Gerichtshöfe verwiesen worden. „Wir werden mit Vertrauen vor Gericht erscheinen,“ sagt der Con⸗ stitutionnel, „werden die in unsern Händen befindlichen Be⸗ weisstuͤcke vorzeigen, das Zeugniß ehrenwerther und glaub⸗ wuͤrdiger Maͤnner beibringen, und hoffen daher, daß die Wahrheit und die Gerechtigkeit siegen werden.“
Gestern fand die erste Vorstellung der Rossinischen Oper „Wilhelm Tell“ unter großem Beifall statt. Herr Rossini wurde gerufen, erschien aber nicht.
Unter den hiesigen Theatern hat im vorigen Monat die komische Oper am meisten, naͤmlich 63,000 Fr. eingenommen; nach ihr kommt der Olympische Circus mit 61,000 Fr., dann folgen das Theater am Thore St. Martin mit 56,000 Fr., die große Oper mit 40,000 Fr., die Variétés mit 31,000 Fr., die Nouveautes mit 32,000 Fr., das Theéatre francais mit 26,000 Fr., das Theater von Madame mit 25,000 Fr. u. s. f.
Großbritanien und Irland.
London, 5. August. Der Herzog und die Herzogin von Clarence gaben der jungen Koͤnigin von Portugal am vergangenen Donnerstage ein großes Diner, bei dem auch die Herren und⸗Damen aus dem Gefolge Ihrer Majestaͤt 1 zugegen waren.
Der Herzog von Cumberland stattet haͤufige Besuche bei Seiner Majestät ab. Am Sonntage speiste Se. K. H. in zu Mirtage und kehrte erst Abends nach der Stadt zuruͤck. 2 Der Markgraf von Baden besuchte am Sonntage die Köͤnigl. Gaͤrten von Kew und sprach sich sehr beifällig uͤber die großartigen Anlagen aus. In seinem Gefolge befanden sich Sir G. Quentin und Herr Frost. ₰4
Von unserm Gesandten beim Deutschen Bundestag, Herrn Addington, sind Depeschen eingegangen; eben so auch wieder von Hrn. Dawkins, unserm Residenten in Griechen⸗ land; von Sir Pultney Malcolm, dem Befehlshaber unserer Flotte im Mittellaͤndischen Meere, und von Sir F. Adams, dem Lord⸗Ober⸗Commissair der Jonischen Inseln.
Zu einem großen Cabinets? Rathe, der am 2ten d. ge⸗ halten wurde, kamen saͤmmtliche Minister von ihren Land⸗
sitzen in die Stadt. 4 Die Morning⸗Chroniele, die fruͤher ebenfalls alle Geruͤchte von Minister⸗Wechseln als unbegruͤndet zu wider⸗ legen suchte, bringt jetzt selbst solche Geruͤchte, denen zufolge die Tory⸗Parthei verlangt habe, daß zwei Mitalieder des Cabinets sowohl als des Unterhauses (Herr Peel und der Kanzler der Schatzkammer, Herr Goulburn) ausscheiden sol⸗ len, und damit dies mit Ehren geschehe, solle man den Einen zum Pair erheben und dem Andern die höͤchste Stelle über⸗ tragen, die ein Mitglied des Unterhauses erlangen kann. In Folge dieses Ausscheidens sollte alsdann der gegenwaͤr⸗ tige Praͤstdent der Handelskammer (Herr V. Fitzgerald) so⸗ wohl die Kanzleistegel der Schagkammer, als die Leitung des Unterhauses uͤbernehmen. „Wir brauchen wohl nicht hinzu⸗ zufuͤgen,“ sagt das genannte Blatt, „daß man diesen Vor⸗
1
ist jedoch ungehalten daruͤber, daß sich die Morning⸗Chro nicle dazu hergiebt, auch nur das Vehikel solcher Geruͤchte
zu seyn.
In der Morning⸗Chroniele liest man: „Die uner⸗ wartete Erscheinung des Fuͤrsten von Polignac in Paris, verbunden mit einem Geruͤchte, das bereits allgemeinen Glaus⸗ ben gefunden hatte und das in der Zusammensetzung des Franzoͤsischen Cabinets eine große Veroͤnderung vertuͤndete, hat natuͤrlich allerlei Erzählungen veranlaßt, die in Pariser Jeournalen erschienen sind und diesseits des Canals einen Wiederhall gefunden haben. Derjenigen dieser Erzählunger, welche man am positivsten zu behaupten sucht und die den Fürsten die Vertretung seines Souverains in St. James gegen die thaͤrigere und imposantere Stelle eines Pedmier, Ministers in den Tuilerieen vertauschen läßt — koöͤnnen wir auf das Bestimmteste widersprechen. Seine Excellenz nimmt diejenigen Functionen wieder in Anspruch — wenn wir naͤmlich dieses Ausdrucks uns bedienen düͤrfen, da vom einer Stellung die Rede ist, die er noch gar nicht verlassen hat — welche er so lange und zu so allgemeiner Zufriedenheit bekleidet hat. Man darf daher seiner Ruͤckkehr nach London sehr bald entgegen sehen.“ .
In Dublin wird ein Italienisches Opern⸗Theater ein⸗ gerichtet, dessen Leitung Herr de Begnis uͤbernommen hat. — Bei dem Musik⸗Feste in Birmingham, zu dem bereits meh⸗
un“] 8 1ö.“