1829 / 230 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Berlin, 19. Aug. Gleich nach der (gestern kunft Ihrer Maj. der Kaiserin von Brasilien in Koͤln hatten die dMasigen Civil⸗ und Militair⸗Behoͤrden die Ehre, Hoͤchstdersel⸗

ben ihre Aufwartung zu machen. Am Abende fuͤhrte das 1 Masetschor des 28sten Regiments vor der Wohnung Ihrer

Majestaͤt, unter großem Zustroͤmen der Menge, eine Abend⸗

Musik aus. Am folgende Tage (14. August) in der 10ten Vormittags⸗Stunde hat Ihre Majestaͤt die Reise uͤber Luͤt⸗ rcich nach Ostende fortgesetzt.

In Bonn ist man mit der Auffuͤhrung neuer, zweck⸗ maäͤßiger Gebaͤude zu einer Maͤdchen; und Armen⸗Schule, im Kosten⸗Betrag von 18,000 Rthlr., beschaͤftigt; eben so sind in vielen Land⸗Gemeinden neue Schulhaͤuser im Bau begriffen. 5 Die Gemeinde Zuzella, im Oppelnschen Kreise, hatte den Wunsch gehegt, eine eigene Schule zu haben, weil sie vpon ber Schule zu Bragetz, im Neustaͤdter Kreise, zu wel⸗ cher sie gehoͤrte, eine halbe Meile entfernt ist. Sie beschloß ddeshalb, ein im Dorfe befindliches Dominial⸗Gebaͤude nebst 8 zwei Morgen Gartenland zu kaufen, und zur Schule einzu⸗ richten, zu welchem Behufe ihr auch von Sr. Majestaͤt dem Konig ein Gnadengeschenk bewilligt ward. Das Gebaͤude ist jetzt angekauft, zum Schulhause eingerichtet und eingeweiht worden. 2. Im verwichenen Fruͤhjahre ist zu Wundersleben im FKFKreise Weißensee (Erfurter Regierungs⸗Bezirk) auf einem dder dasigen Gemeinde zugehoͤrigen Huͤtungs⸗Rasen eine Mine⸗ ral⸗Quelle entdeckt worden, welche, nach der vorgenommenen Analyse des Wassers, als Bade⸗Quelle Aufmerksamkeit ver⸗ ddient, indem sie besonders in Haut⸗Krankheiten, Skropheln 8 u. dergl. heilsame Wirkungen erwarten laͤßt.

Ein großer Theil des Reichthums der Voͤlker besteht in ihren Heerden. Es bedarf keiner Erinnerung daran, daß Fleisch und Milch bei der Ernährung, Wolle und Leder bei

der Bekleidung, die Kraͤste des Zugviehes bei den Arbeiten der Menschen in unserm Kulturstande ganz unentbehrlich ge⸗ worden sind; und daß selbst die Fruchtbarkeit unsrer Aecker von dem Duͤnger abhaͤngt, den unsre Heerden erzeugen: aber das Verlangen erscheint wohl gerechtfertigt, die schwankenden Begriffe von dem Betrage dieser Nutzungen in ein gruͤnd⸗ liches Wissen zu verwandeln.

Bei Summen von dieser Groͤße und dieser Veraͤnder⸗ lichkeit kann es nur auf Schaͤtzungen ankommen, die inner⸗ halb bekannter Graͤnzen sicher sind. Es fehlt aber noch sehr viel daran, daß dieses Ziel erreicht waͤre; und die folgenden Betrachtungen enthalten nur Versuche, zu brauchbaren Schaͤtzun⸗ 3 8 gen zu gelangen, die noch sehr unzureichende, obwohl in Er⸗ 4 mangelung eines Bessern nicht ganz unnuͤtze Erfolge gewaͤhren.

Der Viehstamm wird seit 1822 im ganzen preußischen Staate am Ende jedes dritten Kalendersahres gezaͤhlt: die neueste dieser Zaͤhlungen faͤllt daher auf das Ende des Jah⸗ res 1828. Fruͤher wurde jaͤhrlich gezaͤhlt: es ist indessen be⸗ denklich, Vergleichungen mit entfernten Jahren anzustellen, sa die Zaͤhlungen iminer unsichrer werden, je weiter sie ruͤck⸗ warts liegen. Daher sind nachstehend nur die Ergebnisse der Zählungen am Ende der Jahre 1828 und 1820 mit einander verglichen worden.

8 Ueberhaupt aber sind die Zaͤhlungen des Viehstammes sseehr viel unzuverlaͤssiger, als die Zaͤhlungen der Menschen oder Gebaͤude; weil es sehr viel schwerer ist, die Richtigkeit dder Angaben zu pruͤfen, und weil der Gegenstand im Ein⸗ zelnen zu unerheblich scheint, um besondern Fleiß darauf zu verwenden. Wahrscheinlich ist der Viehstamm im Allgemei⸗ nen betraͤchtlich groͤßer, als ihn die Zaͤhlungen ergeben: da dieser Fehler hoffentlich im Abnehmen ist, so steht man in Gefahr, eine schnellere Vermehrung des Viehstammes anzu⸗ nehmen, als in der That statt gefunden hat, indem auch das als Zuwachs erscheint, was bei fruͤhern Zaͤhlungen schon vor⸗ handen war, und nur uͤbersehen wurde.

Die wuͤrklichen Zaͤhlungen haben fuͤr die saͤmmtlichen

12 vIEe zusammengenommen folgende Summen eergeben.

-

Der ganze Staat hatte zu Ende der Jahre 1828. 1820.

SPeeeeeb 1,201,986 1,118,300 öee--˙8 183,045 228,326 LZ1e 61,228 55,498 Oooo11153152 691,656 766,079 Kude. 2,501,262 2,321,134

8 Inngveebz ..“— 1,123,813 1,121,451

Der Rindviehstamm betrug also uͤberhaupt 4,377,959 4,264,162

2 8

ZI11 8 Schaafvieh an Widdern, Hammeln, Schaafen und Laͤmmern zusammen, und zwar:

Merinos und ganz veredelte Schaafe 2,378,717 902,446 Halbveredelte Schaae. 5,186,849 3,119,638 Unveredelte Landschaafe ... .. 5,045,971 5,321,443 Der Schaafstamm betrug also uͤberhaupt 12,611,537 9,343,527 Böocke und Ziegen .. . . . . .. .. 198,740 163,694 Seahiahm bee 1,667,219 1,524,985

Unter dem Pferdestamme sind saͤmmtliche Militaͤrpferde nicht begriffen. Der Rindviehstamm enthaͤlt nur, was zur Milch⸗ nutzung, zur Arbeit, oder zur Zucht gehalten wird; das auf⸗ gestallte Mastvieh, die zum Schlachten bestimmten Kaͤlber sind hier nicht mitgezaͤhlt. Die Zaͤhlung geschieht zu Ende des Kalenderjahres, also eben in der Lammzeit: die saͤugen⸗ den Lämmer sollen in der Zaͤhlung noch nicht begriffen sein. Auch bei den Schweinen sind nur diejenigen Thiere gezaͤhlt, welche zur Zucht gehalten werden.

Der Pferdestamm hat den vorstehenden Zaͤhlungen zu⸗

ffolge waͤhrend der letzten acht Jahre in den ausgewachsnen

Pferden um 7 ½ Prozent zugenommon: obwohl sich nun da⸗ gegen die Füͤllen betraͤchtlich und zwar um 19 ⅔⅜ Prozent ver⸗ mindert haben: so ergiebt sich im Ganzen doch noch ein, ob⸗ wohl nur geringer, Zuwachs, naäͤmlich von 2,852 auf jede 100,000, oder von nahe 2 Prozent.

Indessen kommt es sehr viel weniger auf eine Vermeh⸗ rung der Zahl, als auf eine Verbesserung der Beschaffenheit an. Der Zahl nach hat der preußische Staat wahrscheinlich soviel, und vielleicht selbst mehr Pferde, als er bedarf. Es kommen naͤmlich an Pferden und Fuͤllen zusammengenommen auf die geographische Quadratmeile durchschnittlich 275 Stuͤck, oder u 100,000 Menschen 10,883; das ist, wenn man die wahrscheinliche Anzahl der Militairpferde zurechnet, auf neun Menschen durchschnittlich ein Pferd.

Aus der Verminderung der Fuͤllen insbesondre duͤrfte auch auf eine Abnahme der Pferdezucht nicht unbedingt zu schließen seyn; da es immer sehr zweifelhaft bleibt, welchen Begriff die aufnehmenden Behoͤrden mit der Benennung „Füuͤllen“ verbunden haben; und ob hierin bei der Zaͤhlung im Jahre 1828 von eben den Ansichten ausgegangen wurde, wornach im Jahre 1820 ist gezaͤhlt worden. Nach sonst be⸗ kannten Nachrichten scheint die Verbesserung der Pferdezucht im Allgemeinen Fortschritte zu machen.

In den einzelnen Gegenden des Staats sind die Pferde sehr verschieden vertheilt, wie folgende Uebersicht nach den einzelnen Regierungsbezirken naͤher ergiebt. Es hatten naͤm⸗ lich nach der Zaͤhlung zu Ende des Jahres 1828

7 2 8 Ueberhaupt also auf b.

die Regierungsbe f Pferde Fuͤllen Pferdestamm g. —. M⸗ dur

Gumbinnen 124,321 25,489 149,810 5 Minden... 34,857 5,253 40,110 Koͤnigsberg ..... 147,833 23,555 171,388 Wülnmster . 41,914 6,632 48,546 Stralsund .. 20,835 6,419 27,254 Duͤsseldorf... 30,967 4,116 35,083 Magdeburg.... 59,427 10,835 70,262 Panzag . 39,932 6,655 46,587 Merseburg... . 47,308 6,130 53,438 Arnsberg..... 34,685 4,400 39,085 Breslau... 60,596 7,986 68,582 Ersiut ... 15,930 4,948 17,878 Potsdam mit Berlin 86,471 12,213 98,684 Söm 17,887 2,285 20,172 Oppeln 50,843 9,910 60,753 Trier 25,538 3,778 29,316 Sasx. 46,8905 8,884 55,689 Marienwerder 60,676 6,963 67,639 Pesen.... 60,122 8,758 68,880 EEE1 14,182 1,385 15,567 Bromberg... 34,452 6,241 40,693

ranksurt..... 61,807 6,322 68,129

38,217 4,257 42,474 Aeguihß . 33,927 1,492 35,419 Koblenz . 12,454 1,139 13,593

Zusammen 1,201,986 183,045 1,385,031

Gumbinnen hat also vier, Muͤnster drei, Oppein zwei Pferde auf demselben Raume, worauf Koblenz nur eins un⸗ terhäͤft. Ein Pferd bedarf einer großen Flaͤche zu seiner Er⸗ nährung: während das Pferd des Frachtfuhrmanns taͤglich

ein Viertel, jährlich also 91 preußische Scheffel Haber ver⸗

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