1829 / 231 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Schuldscheinen laͤßt das Gesuch etwas nach, was eine Folge der weichenden Notirungen an der Berliner Boͤrse ist. Doch ist dieses Effect auch jetzt noch nur selten offerirt, und scheint sich in festen Haͤnden zu befinden. In allen andern Staats⸗ Papieren war der Verkehr nur unbedeutend. Metalliques auf einige Monate Zeit mit Befugniß taͤglicher Kuͤndigung werden 2. pCt. besser als pr. comptant bezahlt. In Zeit⸗ kaͤufen auf fixe Lieferung wird sehr wenig gethan. Bank⸗ Actien auf einen Monat Zeit stehen 1 ½ Fl. pr. Stuͤck, und Partial auf gleiche Lieferungszeit ½ pCt. hoͤher als pr. comp⸗ tant. Staats⸗Papiere als Untsrpfand kann man zu 4 ½ pCt. Zinsen fuͤrs Jahr willig unterbringen. Gegen die Wiener Tourse der Hesterreichischen Effecten sind wir hier ziemlich zuruͤckgeblieben; eines Theils kommt dies daher, weil man auch von Wien her ein durch die Pariser Nachrichten veran⸗ laßtes Fallen der Notirungen erwartet, andern Theils aber ist auch unverkennbar, daß unsere vornehmsten Geschaͤftsleute nicht viel Kauflust zeigen, und der Meinung scheinen, als könnten sich die gegenwärtigen hohen Course in sdie Laͤnge nicht halten. Unsere kleinen Spekulanten operiren ala baisse, und machen haͤufig von Tag zu Tag ihre Versprechungen, haben auch besonderes Vertrauen, daß namentlich die Bank⸗ Actien, nach dem Fall eines bekannten Agioteurs der Wie⸗ ner Boͤrse, vorerst keine weitere Steigerung von daher er⸗ fahren werden. Das baare Geld ist an unserm Platz weder selten, noch in auffallend großem Ueberfluß; der Dis⸗ conto haͤlt sich auf 3 bis 4 pCt. Auch in dieser Woche ging es im Wechselhandel ungemein still zu. Insbesondere waren Amsterdam, Berlin und Wien aller Sichten sehr aus⸗ gehoten. Vorzuͤglich von ersterem zeigten sich, in Folge des neuen Russischen Anlehns, viele Wechsel am Platz. Ham⸗ burg, London und Paris hielten sich etwas angenehmer. Am 10. August reiste der aͤlteste Chef des Banquierhauses v. Rothschild von hier nach Paris ab. Er soll 4 Wochen auszubleiben willens seyn. Ueber die Ursachen dieser Reise verlautet noch nichts an unserer Boͤrse.

uüͤrkei und Griechenland.

Der Hamburger Correspondent giebt in einem Schrei⸗ ben aus Konstantinopel vom 25. Juli solgende zum Theil schon bekannte Nachrichten: „Seit einigen Tagen treffen von allen Seiten beunruhigende Nachrichten fuͤr die Pforte ein. Nach einer bei Erzerum stattgefundenen Schlacht, wo⸗ bei die Tuͤrken großen Verlust erlitten, sind die Russen bis Erzerum vorgeruͤckt, und, einigen Briefen zufolge, dort ein⸗ geruͤckt. Vom Europaͤischen Kriegs⸗Schauplatze ist die Nach⸗ richt eingelaufen, daß die Russen nach einer vierwoͤchentlichen Ruhe ihre Operationen jenseits des Balkan begonnen haben. Der Groß⸗Wesir ist an ihrer Flanke ruhig stehen geblieben, und haͤlt sich in Schumla, das mit Allem wohl versehen ist. Obgleich die Pforte uͤber diese Bewegungen schweigt, so sind sie hier doch schon bekannt. Man sollte glauben, daß solche Ereignisse Bestuͤrzung erregen, allein dem ist nicht so; die Moslemin waͤhnen die Huͤlfe naͤher, als man glauben sollte, und das, was unter unsern Augen vorgeht, . auch zu solchen Muthmaßungen. Die Pforte macht kein Geheim⸗ niß mehr daraus, daß sie auf Englands Schutz und Huͤlfe rechnet. So eben wird verkuͤndet, daß die Aegyptische Es⸗ cadre unter Englischer Convoi hieherkommt. Admiral Mal⸗ colm steht bei den Dardanellen der Russischen Flotte gegen⸗ uͤber, und beobachtet sie genau. Man ist nun sehr begierig, welche Stellung der Franzoͤsische Botschafter und die Fran⸗ zoͤsischen Schiffe, die mit der Englischen Flotte zwischen Te⸗ nedos und den Dardanellen stehen, in einem gewissen Falle annehmen werden. Seit vorgestern sandten der Englische und der Französische Botschafter vier Couriere an ihre Ad⸗ mirale im Archipelagus, und man glaubt noch ummer, daß ein Theil der Englischen Flotte unverzuͤglich hier eintreffen werde.“

Correspondenten, so wie auch von anderen Deutschen Bläͤttern fast gleichlautend mitgetheilten) Schreiben aus Kon⸗ stantinopel, vom 26. Juli, heißt es unter Anderm; „Der Sultan scheint die jetzigen Operationen des Generals Die⸗ bitsch vorausgesehen zu haben, da er schon seit 14 Tagen Kirk⸗Klissi zwischen Adrianopel und Konstantinopel stark be⸗ festigen lauͤßt. Bis heute ist uͤber einen Ausmarsch des Sultans von Therapia noch nichts Sicheres bekannt; allein als er Freitags nach Verrichtung des Gebets aus der Mo⸗ schee trat, sprach er mit lauter Stimme zu den ihn umge⸗ benden Großen: „„Mein Entschluß ist gefaßt; dem unge⸗ rechten Angriff muß mit Gottes Huͤlfe so lange als moͤglich begegnet werden. Bis vor den Thoren der Sophieen⸗Mo⸗ schee werde ich mich vertheidigen, und, wenn es beschlossen

Dieser

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In einem zweiten (ebenfalls von dem Hamburger

[land nicht lange mehr gleichguͤltiger Zuschauer bleiben werde

heroische Entschluß geht

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unter den Moslemin von Mund zu Munde und erhaͤlt den oͤffentlichen Geist aufrecht. Es herrscht die groͤßte Ruhe, obgleich die Hauptstadt von dem Getoͤse der Waffen ertoͤnt. Unterdessen erhaͤlt sich fortwaͤhrend die Hoffnung, daß Eng⸗

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oder koͤnne. Admiral Malcolm liegt seit dem 8ten d. M. bei Wurla, von wo er, wie man behauptet, eine Abtheilug seiner Flotte auf Befehl des Herrn Gordon nach den Dar⸗ danellen gesandt hat. Die Russische Flotte bei den Darda-⸗ nellen soll hierauf, Briefen aus Smyrna vom 20sten d. M. ufolge, ihre Station verlassen und sich nach Poros gezogen haban *) Die zu Sataglia (Antalia, in Karamanien an der Klein⸗Astatischen Kuͤste) eingelaufene Aegyptische Escadre duͤrfte demnach bald hier einereffen, da ihrer Herfahrt laͤngs den Kuͤsten nichts im Wege liegt. Es geht zwar das Ge⸗ ruͤcht, daß sie von Englischen Schiffen begleitet werde, allein dies scheint noch zu voreilig. Der Courier⸗Wechsel ist un-⸗ ter den jetzigen Umstaͤnden sehr lebhaft. Graf Guilleminot sandte am 22sten d. M. eine Corvette mit Depeschen an den Admiral Rosamel, der sich bei Tenedos befinden soll.”

Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schrei⸗ ben aus Triest vom 7. August: „Der Kaiserl. Russische Bevoll⸗ mäͤchtigte bei der Griechischen Regierung, Graf Bulgari, hat Griechenland verlassen, und soll bereits in Neapel angekom⸗ men seyn. Man sagt, daß er sich nach Rußland begebe, um seine Gattin zu besuchen, die sehr krank seyn soll. Die Grie⸗ chen sollen in Livadien ein großes Truppen⸗Corps zusammen ziehen, um eine wichtige Operation auszufuͤhren, und man duͤrfte in Kurzem von einem großen Gefechte hoͤren. Man schreibt aus Korfu, daß Graf Augustin Capodistrias, Bru⸗ der des Praͤsidenten, daselbst erwartet werde.“

Inland.

Berlin, 20. Aug. Aus Achen wird unterm 15. d. gemel⸗ det: „Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr sind J. Maj. die Kaiserin von Brasilien mit Ihrem Gefolge in einem 6spaͤnnigen und eilf 4spaͤnnigen Wagen hier eingetroffen, haben Pferde gewech⸗ selt und sind uͤber Luͤttich nach Bruͤssel und Ostende abge⸗ reist; nur ein Theil des Gefolges nahm den naͤhern Weg uͤber Mastricht. Wir sehen in der diesjaͤhrigen Badezett einen viel zahlreicheren Zusammenfluß Fremder, als wir seit mehreren Jahren hier zu sehen gewohnt waren.“

Fortsetzung des gestern abgebrochenen statistischen 4 Artikels. b8

Ordnet man die Regierungsbezirke nach der Zahl des Rindviehstammes auf der Quadratmeile: so stellt sich eine ganz andere Reihefolge dar, als vorstehend die verschiedne Dichtheit der Besetzung mit Pferden ergab. Es hatten naͤmlich

8 die Regierungs⸗ 8 8 2 5I1 Bezirke S E8 2* 5 SSEPS88 S25 8 5 [SaS 8=. ass. e⸗ FüIn. 8109141 8105 403151 130720111776 Duͤsseldorf. 1021 6383⁄ 106256=°¶ꝙ38968° 152628 888 Koblenz. 1194] 3173571 )858071 49115· 16785111534 Achen.. 818]⁄ 57641% 23232] 350771 11489171504 Mänster. 2343]1 2558⁄ 108974 ß730781% 1869531415 Minden. 1122] 2833] 81272 38516° 123743]11325 Arnsberg 2222 7800] 113523= y54720] 178265 1285 Breslau. 4950] 34801 185151 61819] 286721 11173 Trier. 1142]° 25981] 78051 36680 14185411172 Stralsund. 1798] 6752] 58154 18457] 85161[1128 Merseburg. 3327] 17167 120311 49639]¹ 19044411022 Liegnitz. 33781 42454]1 1461641 y54941] 246937] 983 Erfurt 7931 53791 418641 142431 62279 9699 Oppeln . 2099]1 29759 134031 573891 223278]1 902 Stettin. 3553] 26404 105349= y45163] 180 469 774 Gumbinnen 3862° 63097] 105291¹ 55730]° 227980 767 Magsdeburg 1258]1 15695 y96449] 40252] 156654 765 Frankfurt 3816† 59036]s 132523 72413] 267788 760 Posen 2643] 63754] 113214 58051 2376621 726 Königsberg. 5105= 77211] 135933¹¼ 66804] 283053]/ 703 e 8 3380] 39492 1465661† 48761] 238199 643 Bromberg. 1601]1 362381 58755 33128 129722]° 615 Danzig. 19981 16433¹ 48416† y16866 ß83713r 555 Marlenwerder] 2312] 44120 y77130/ 33499] 1573611 499 Köslin 16561 195961 707411 301591 122152]1)s473 Fer ganze Staarsö1228s001656250 12621112381311377959,859

*) Vergl. die in Nr. 227. der Staats⸗Zeitung mitgetheilten Sachrichten aus Konstantinopel.