1829 / 234 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Fuß in Ihren Eroberungen fassend, sind Sie, mit dem Be⸗ ginn der diesjaͤhrigen Campagne, entschlossenen Muthes mit⸗ ten in das feindliche Gebiet eingedrungen, haben, kein Hin⸗ derniß scheuend, binnen vierzehn Tagen zwei hohe schneebe⸗ deckte Bergruͤcken uͤberstiegen, zwei Tuͤrkische Armeen voll⸗ staͤndig geschlagen und zerstreut, einen der Ober⸗Befehlshaber derselben, waͤhrend der Schlacht selbst, gefangen genommen, zwei Feldlager und die wichtige Festung Hassan⸗Kale erobert, dem Feinde seine ganze Artillerie genommen, und, immer weiter vor⸗ ruͤckend, haben Sie am 27. Juni (9. Juli) die siegreiche Fahne Rußlands auf den Mauern von Erzerum, dem Mit⸗ telpunkte der Macht des Feindes im Orient, aufgepflanzt, den Seraskier von Erzerum selbst, den Ober⸗Befehlshaber der Tuͤrkischen Armee und der ganzen Astiatischen Tuͤrkei, mit dessen vier angesehensten Pascha's, zu Gefangenen gemacht.“

„Dieser neue glaͤnzende Sieg, die Frucht Ihrer ausge⸗ eichneten militairischen Berechnungen, Ihrer Entschlossen⸗

eit und musterhaften Schnelligkeit in der Ausfuͤhrung, ha⸗ ben Ihnen Unser Allerhoͤchstes Wohlwollen und Unsere be⸗ sondere Kaiserliche Erkenntlichkeit erworben; zum Zeichen dessen ernennen Wir Sie zum Ritter vom St. Georgen⸗Or⸗ den erster Klasse, dessen hierbei folgende Insignien Wir Ih⸗ nen besehlen anzulegen und den Statuten gemäaͤß zu tragen.“

„Wir sind uͤberzeugt, daß eine so glaͤnzende Belohnung Ihren Eifer zur Fortsetzung Ihres ausgezeichneten, dem Va⸗ kerlande so nuͤtzlichen Dienstes noch erhoͤhen, und die unter Ihrem Commando stehenden Truppen mit neuem Helden⸗ Feuer erfuͤllen und sie in der Beharrlichkeit staͤrken wird, in die Fußstapfen ihres wuͤrdigen Anfuͤhrers zu treten.“

„Verbleiben Ihnen mit Unserer Kaiserlichen Gnade stets aufrichtig wohlgeneigt.“

Alexandria bei Peterhof, 27. Juli (8. Aug.) 1829.

(gez.) Nikolas.“

Der Stabs⸗Rittmeister der Garde zu Pferde und Ad⸗ jutant des Grafen Paskewitsch von Eriwan, von Vöͤlker⸗ sahm, der die Nachricht von der Einnahme von Erzerum hieher brachre, 28 vom Kaiser zum Rittmeister und zum Fluͤ⸗ gel⸗Adjutanten Sr. Maj. ernannt worden.

Der bevollmaͤchtigte Praͤsident der Divane der Moldau und Wallachei, General⸗Lieutenant Scheltuchin II., hat den St. Alexander⸗Newsky⸗Orden erhalten.

Unsere Zeitung enthaͤlt ein zahlreiches Verzeichniß von Ordens⸗Verleihungen, welche Se. Maj. der Kaiser, zur Be⸗ lohnung ausgezeichneter Tapferkeit bei der Belagerung von Silistria, vorzunehmen geruhet haben. 1

Se. Majestaͤt haben den Beschluß des Minister⸗Comité Allerhoͤchst zu bestaͤtigen geruht, daß den mit Pension verab⸗ schiedeten Aeorzten, die bei Militairposten eine Anstellung be⸗ kommen, neben der zu beziehenden Gage auch die Pension, nach wie vor, ausgezahlt werden solle; so wie diese Verord⸗ nung schon durch den am 30. December 1816 Allerhoͤchst be⸗ stätigten Beschluß des Minister⸗Comité zu Gunsten solcher Aerzte besteht, die nach ihrer Verabschiedung aufs Neue bei Civil⸗Behoͤrden angestellt werden.

Durch die in Warschau am 22. Mai erfolgte Allerhoͤchste Bestaͤtigung des En zu einer Reorganisation und einem neuen Erat der St. Petersburgischen Theaterschule, haben Majestaͤt dieser Anstalt eine zweckmäͤßigere Richtung gegeben.

Das Gesetz erlaubt den Russischen Kaufleuten zweiter Gilde eine felc⸗ Ein⸗ und Ausfuhr fuͤr den Betrag von 300,000 Rubeln. Diesem Gesetz ist jetzt, laut der hiesigen auf Antrag des Finanz⸗Ministers durch die

Kinister⸗Comitat die Erlaͤuterung hinzugefuͤgt weorden, daß sich dieser festgesetzte Betrag nur auf ein⸗ und auszufuͤh⸗ rende Waaren bezieht, nicht aber auf die Einfuhr von Gold und Silber, in Barren sowohl als gemuͤnzt.

Am 26sten d. M. starb auf seinem, im Tichwinschen Kreise belegenen Gute im 3lsten Jahre seines Alters einer unserer vorzuͤglichsten Dichter, Alexander Kruͤloff (der jedoch nicht mit dem bekannten Fabeldichter gleichen Namens zu verwechseln ist), in Folge einer langwierigen Krankheit; er zeichnete sich besonders durch seine Elegieen aus. Seiner koͤrperlichen Leiden ungeachtet, zu denen sich in den letzten Jahren voͤllige Blindheit gesellte, beschaͤftigte er sich bis in den letzten Augenblicken seines Lebens auf das Thäͤtigste mit Wissenschaften und Literatur.

8 8* 5. Aug. Die Direktion der hiesigen Wohlthäͤ⸗ tigkeits⸗Anstalten hat ihren 22sten Jahres⸗Bericht abgestattet. Im Mai des vorigen Jahres hatte man den Grundstein zu einem neuen Hospital in der Vorstadt fuͤr 250 Arme gelegt, das zu Ende desselben Jahres beinahe beendigt war; es de⸗ stet 28,500 Rubel. In den bereits bestehenden vier Armen⸗ haͤusern und Hospitaͤlern im Laufe des Jahres 1828 sind

uͤberhaupt

1017 Personen aufgenommen worden, von denen

471 sich beim Schlusse des Jahres noch dort befanden; 841 Personen haben in ihren Wohnungen Medicin und aͤrztliche Huͤlfe empfangen. In der Anstalt fuͤr Woͤchnerinnen wur⸗ 1 den 66 Frauen aufgenommen; vaccinirt wurden 301 Kinder; unterstuͤtzt 877 Individuen und Familien; 17 Waisen erhiel⸗ ten Obdach, Nahrung, Kleidung und Unterricht.

Frankreich. Paris, 16. Aug. Gestern, als am Tage der Himmel⸗

fahrt Maria, kam der Hof von St. Cloud nach der Stadt,

um der Prozesston beizuwohnen. Der Koͤnig arbeitete eine Stunde lang mit dem Fuͤrsten von Polignac, dem Grafen von Chabrol und dem Grafen von la Bourdonnaye. Um 2 ½ Uhr Nachmittags fuhr der Koͤnig mit dem Dauphin und der Dauphine nach der Kirche zu U. L. F., wo er von dem Erzbischof und der Geistlichkeit empfangen wurde. Die Pro⸗ zession, welcher der Koͤnig, der Dauphin, die Dauphine und die Herzogin von Berry zu Fuß folgten, trat hierauf aus der Kirche und nahm ihren Weg durch die Notre⸗Dame⸗ Straße uͤber den neuen Markt, den Blumen⸗Quay und so⸗ fort nach der Kirche zuruͤck. Die Garden und Linien⸗Trup⸗

pen bildeten in der Kirche und in den Straßen, durch welche

Obgleich ein zahlreiches Publikum roͤßte Ruhe und errn von Bel⸗

der Zug ging, Spaliere. herbeigestroͤmt war, so herrschte dennoch die Ordnung. Im Zuge bemerkte man auch leyme in der Uniform des Polizei⸗Praͤfekten. Heute sind nur die Opposttions⸗Blaͤtter erschienen. Der Moniteur, die Gazette de France und die Quotidienne sind wegen des gestrigen Feiertags nicht ausgegeben worden. Mehrere der hiesigen Journale erklaͤren die von dem Londoner Courier gegebene Nachricht, daß Graf von la Fer⸗ ronnays den Posten eines Botschafters am Großbritanischen gofs erhalten werde, fuͤr hoͤchst unwahrscheinlich, da sein zesundheitszustand das nebligte Klima Englands nicht er⸗ Der Courrier frangais findet es wahr⸗ scheinlicher, daß der jetzige Botschafter am Wiener Hofe, Herzog von Laval⸗Montmorency, nach London gehen, und Hrn. von Rayneval zum Nachfolger in Wien erhalten werde. Saͤmmtliche ,1e dhiac, Slesten melden als bestimmt, daß der Admiral von Rigny das Portefeuille der Marine ausgeschlagen habe. Das Journal des Dobats ent⸗ haͤlt daruͤber Folgendes: „Wir meldeten, daß Graf Rigny das See⸗Ministerium ablehnen wuͤrde; dies war Anfangs nur eine Voraussetzung, auf die wir durch den edlen Charakter des Siegers bei Navarin kamen. Wir hielten es fuͤr moralisch unmoͤglich, daß der tapfere Admiral, der durch seinen Muth und seine Talente an dem denkwuͤrdigsten Er⸗ eignisse der Befreiung Griechenlands Theil genommen hat, in demselben Cabinette mit einem Manne sitzen sollte, der das Protokoll unterzeichnet hat, welches die Freiheit Grie⸗ chenlands vernichtet, fuͤr die unser Blut geflossen, unser Gold verschwendet worden ist. Wir wußten ferner, daß der Ad⸗ miral, als treuer Diener des Koͤnigs, mit einem Ministe⸗ rium nichts gemein haben koͤnne, dessen Princivien und erste Handlungen mit den Maximen im Widerspruche stehen, von

tragen wuͤrde.

denen die Dauer des Throns und das Heil der Monar.

chie abhaͤngt. Unsere Vermuthungen sind nunmehr zu einer gluͤcklichen Gewißheit geworden, und wir koͤnnen ver⸗ sichern, daß der beruͤhmte Admiral das ihm angetragene Porte⸗ feuille standhaft abgelehnt hat. Er war vorgestern mit dem Fuͤrsten Polignac in St. Cloud und theilte dem Koͤnige ehr⸗ furchtsvoll seinen unveraͤnderlichen Entschluß mit. Admiral von Rigny wird nach einigen Tagen, die er seiner durch ihre constitutionunellen Principien und durch ausgezeichnete Staats⸗ beamten beruͤhmten Familie widmen will, nach Toulon ab⸗ gehen, um den ihm anvertrauten Oberbefehl zu uͤbernehmen, von dem er neue Lorbeern erwarten darf. Die Lehre ist hart, und so wenig Gefuͤhl auch das Ministerium hat, es wird diese Lehre empfinden.”“

Der Globe will in der Bildung des neuen Ministe⸗ riums einen zweifachen Einfluß erkennen; den Einstuß Eng⸗ lands und den der contre⸗ revolutionairen Parthei, oder was dasselbe ist, der aͤußersten Rechten. „Unser Trost und unsere Hoffnung“, sagt das genannte Blatt, „beruht darauf, daß das Ministerium wie ein Gewitter voruͤber gehen wird, nach welchem der Himmel reiner und heiterer erscheint. Das An⸗ sehen der Gesetze, der Widerstand der oͤffentlichen Meinung und die Mittelmäͤßigkeit seiner Staatsmaͤnner werden es stuͤrzen, ehe es noch Zeit hat, Unheil anzustiften, das sich nicht wieder gut machen ließe. Man kann von einem Volke, welches schwach scheint, weil es weise ist, viel verlangen, viel bei ihm versuchen; man kann aber nichts Entscheidendes thun, nichts Dauerndes zu Stande bringen. Aller Zauber des Ruhms