genden und Verdienste des Nestors der Franzoͤsischen Magi⸗ stratur, Henrion de Pansey, erinnerte, den neuen Praͤsiden⸗ ten auf, von seinem Stuhle Besitz zu nehmen. Graf Por⸗ talis beruͤhrte in seiner Antwort die Wichtigkeit der Func⸗ tionen des hohen Gerichtshofes, zu dessen erstem Vor⸗ sitzer ihn die Koͤnigliche Gnade berufen habe, und sprach von den hohen Verdiensten Öund dem Ruhme seiner beiden Vorgͤnger: des Grafen de Séze, des muthigen Ver⸗ theidigers Ludwigs XVI., und des Barons Henrion de Pan⸗ sey. Mit Bezug auf den Letzteren sagte er am Schlusse Fol⸗ gendes: „Lassen Sie uns, wie er, unsern Pflichten treu und der geheiligten Person des Monarchen stets ergeben seyn; lassen Sie uns als eifrige Vertheidiger der Koͤnigl. Praͤro⸗ gativen, so wie der Gesetze, welche die oͤffentlichen Freiheiten schuͤtzen, als gewissenhafte Beobachter der constitutionnellen Charte, und durch thaͤtige Amtsfuͤhrung die große Verpflich⸗ tung erfuͤllen, welche wir gegen uns selbst, gegen den Koͤnig und gegen das Land eingegangen sind.“ Hierauf wurde die feierliche Sitzung aufgehoben und Graf Portalis praͤsidirte in der Civil⸗Kammer.
Der neue Polizei⸗Praͤfekt von Paris, Herr Mangin, welcher heute von seinem Posten Besitz nahm, hielt an das versammelte Beamten⸗Personal eine Anrede, in welcher er versicherte, daß er dem ehrenvollen Beispiele seines Vorgaͤn⸗ gers folgen wolle; die von diesem festgestellte Ordnung in den Buͤreaux werde er beibehalten, und alle Beamten sollten im Besitz ihrer Posten bleiben; er wuͤrde sich ungluͤcklich fuh⸗ len, wenn er durch seinen Eintritt das Gluͤck eines Polizei⸗ Beamten stoͤren sollte.
Die Gazette de France aͤußert: „Die Minister des Koͤnigs sind genoͤthigt, mitten unter dem Toden der Stuͤrme, dem Gebruͤll der Loͤwen, dem Heulen der Woͤlfe und dem Zischen der Schlangen vorwaͤrts zu gehen. Wenn sie dieses Geschrei zu verachten scheinen, so zeigt sich eine große Feuers⸗ brunst, die Alles zu verschlingen droht. Viele sind bis jetzt aus Furcht zuruͤckgewichen; aber das Alles sind nur Taͤu⸗ Die e wird die Blicke
„ nerschrocken ins Au⸗ e Minister des Koͤnigs, schreitet ö88 Seepsea
Dasselbe Journal bemerkt uüͤber die Oppositions⸗Blaͤt⸗ ter: „Die Sprache derselben verstöͤßt nicht nur gegen alle Regeln der Billigkeit, der Gerechtigkeit und gegen die par⸗ lamentarischen Formen, sie verstoͤßt auch gegen alle Ideen der Gesittung; es ist die Sprache der revolutionairen Furien; das ganze Jahr 1793 sindet sich in diesem Style wieder.“
Der Messager des Chambres meldet als ein Geruͤcht, daß zwei einflußreichen Deputirten des rechten Centrums von dem Ministerium sehr lockende Antraͤge gemacht wor⸗ den seyen.
Der Courrier frangais nennt den Baron von Vi⸗ trolles als wahrscheinlichen Finanz⸗Minister, waͤhrend der Graf Chabrol das Marine⸗Portefeuille erhalten werde, die Gazette zaͤhlt jedoch diese Nachricht unter die Irrthuͤmer der Journale.
Die in Amiens erscheinende Sentinelle Picarde, der Propagateur von Arras, so wie die Blaäͤtter France⸗Meri⸗ dionale und Courrier de la Haute⸗Marne, von denen das Erstere in Toulouse, das letztere in Chaumont erscheint, op⸗ poniren gleichfalls heftig gegen die neuen Minister.
Der Courrier frangais behauptet, das Englische Ministerium wuͤnsche zwar den Fuͤrsten von Polignac zum Franzoͤsischen Premier⸗Minister, mißbillige aber die Collegen, die er erhalten habe. Die Maͤßigung des neuen Ministe⸗ riums sey eine Folge der Vorstellungen Englands.
Das Journal des Déebats sagt: „Wir muͤssen uns schon die Muͤhe geben, die Enthuͤllung der Plaäͤne unsers Mi⸗ nisteriums in den Englischen Blaͤttern zu suchen; denn sein Moniteur ist in London. Fuͤr heute wollen wir unsern Le⸗ sern die Lobpreisungen des Fuͤrsten Polignac und seiner Colle⸗ gen schenken, mit welchen die Times vom 14. Aug. ihre Betrach⸗ tungen uͤber die Bestimmungen unsers neuen Cabinets begleitet. Wir koͤnnen es nur bedauern, daß ein so angesehenes Blatt sich zu einer Mystification hergiebt, welche entweder eine schmaͤhliche Willfaͤhrigkeit oder eine gaͤnzliche Unkenntniß des Zustandes von Frankreich verraͤth. Die Times wuͤnscht, die Wahlfaͤhigkeit zum Deputirten auf das Alter von 30 Jahren berabgesetzt zu sehen, und fuͤgt dann hinzu: „ „Es ist sehr wahrscheinlich, daß das neue Ministerum nichts versaͤumen wird, sich durch diese Maaßregel populair zu machen. Auf diese Weise wird ein großer Zweck erreicht werden, und dann koͤnnte man 160 Mitglieder der Departemental⸗Wahl⸗Colle⸗ gien binfufaͤgen, um als Gegengewicht gegen die Bezirks⸗ Wahl⸗Collegien zu dienen; diese Maaßregel wird Beifall fin⸗
stern
den und Erfolg haben.“ Die Times vergißt nur eine Sache,
naͤmlich uns zu sagen, wie eine Kammer sich jemals zu einer
solchen Combination hergeben wuͤrde. Die Wahl unserer
neuen Minister konnte in England geschehen; aber mit der
2s Deputirten ist dies, Gott sey Dank, noch nicht der all.“
Dasselbe Blatt meldet und die Gazette de France bestaͤtigt es, daß der erste Praͤsident an dem Koͤniglichen Gerichtshofe von Limoges, Herr Gaujal, sich geweigert hat, seinen Platz dem vorigen Großsiegelbewah⸗ rer Hrn. Bourdeau abzutreten, und dafuͤr die Stelle eines Raths am Cassationshofe zu uͤbernehmen. In Folge dieser Weigerung habe Herr Bourdeau das Groß⸗Officierkreuz der Ehren⸗Legion erhalten.
Das Journal des Dobats erklaͤrt die gestrige Be⸗ hauptung der Gazette de France in Betreff der dem Hrn. Victor Hugo angebotenen Pension fuͤr falsch, und sagt, die in den Haͤnden des Hrn. Victor Hugo befindlichen beiden Documente, naͤmlich der Brief des Hrn. von la Bourdon⸗ naye an ihn und die Antwort des Dichters, dessen edle That die Gazette zu verkleinern suche, wuͤrden dieses Blatt uͤber⸗ fuͤhren, und, wenn es moͤglich waͤre, zum Erroͤthen bringen. Die Gazette erwiedert nichts hierauf.
Gestern fand in der hiesigen Universitaͤt, unter dem Vor⸗ sitze des Kanzlers Baron Cuvier, die große Preisvertheilung statt. Die sonst uͤbliche lateinische Rede wurde diesmal nicht gehalten. Nach einer Eroͤffnungs⸗Rede des Kanzlers an die versammelten Schuͤler der hiesigen Gymnasien verlas der Ge⸗ neral⸗Inspektor der Universitäͤt, Abbé Thibault, die Liste der Preise, deren Vertheilung sodann mit den philosophischen, physikalischen und mathematischen Preisen begann. Am mei⸗ sten haben sich dabei die Gymnasten Heinrichs IV, Karls des Großen und das Gymnasium Bourben ausgezeichnet; das Erste hat 15 Preise, 43 Accessits, und die andern beiden 13 Preise und 42 und 51 Accessits davon getragen.
Nach der Preis⸗Vertheilung begaben sich mehr als 60 Professoren der Koͤnigl. Gymnasien nach Auteuil zu Herrn v. wo sie mit Herrn Royer⸗Collard zusammen trafen.
Der Eigenthuͤmer und der Drucker des hier erscheinen⸗ den Journals „l'Apostolique“ sind wegen eines im Blatte vom I4ten d. M. enthaltenen Artikels, betitelt: „Wunder der Vorsehung“ von dem Koͤnigl. Procurator auf den 26sten d. M. vor das Zuchtpolizei⸗Gericht des Seine⸗Departements geladen. In dem angeschuldigten Artikel wird gesagt, daß die weinende, seit vierzig Jahren verfolgte Religion eine neue Ordnung der Dinge erfordere, und daß die Auelle des Uebels in der Charte und in einigen Tausend Gesetzen liege, — Urheber Menschen ohne Glauben und ohne Religion eyen.
In einer hiesigen Buchhandlung sind die Lebensbeschrei⸗ bungen der neuen Minister unter dem Titel: „die Omnibus des neuen Ministeriums oder die Sechs den dreißig Millio⸗ nen gegenuͤber,“ erschienen; das Buch kostet 75 Centimen.
Der Contre⸗Admiral, Baron Milius, fruͤherer Gouver⸗ neur auf der Insel Bourbon und in Cayenne, ist in den Baͤdern von Bourbonne gestorben.
Toulon ist am 12ten d. M. die Brigg „Actaͤon“ mit Depeschen von dem General⸗Consul Drovetti angekom⸗ men, der sich gegenwärtig in Livorno befindet. Am 12. Aug. lief in denselben Hafen die Goelette „Estaffette“ von Na⸗ varin mit wichtigen Depeschen ein, welche sogleich nach Pa⸗ ris geschickt wurden.
Am 13ten d. M. hat eine große Feuersbrunst ein gan⸗ zes Stadt⸗Viertel von Lyon in Asche gelegt.
Das Theatre frangais studirt jetzt die Shakespearesche Tragoͤdie „der Mohr von Venedig“ ein.
Großbritanien und Irland.
London, 19. August. Die Hof⸗Zeitung meldet nun officiell, daß das Parlament neuerdings bis zum 15. Octbr. prorogirt worden sey.
Vorgestern Adend kam der Legations⸗Secretair Temple mit Depeschen von unserem Botschafter am Russischen Hofe an. — Fuͤrst Liewen und der Franzoͤsische Geschaͤftsträger hatten gestern mit dem Grafen von Aberdeen eine Conferenz, die laͤnger als eine Stunde dauerte. Es wurden darauf ge⸗
bend Depeschen aus dem auswaͤrtigen Amte an un⸗ sern Gesandten in Konstantinopel, an unsere Residenten in Griechenland, so wie aus dem Colonial⸗Amte an den Lord⸗ Ober⸗Commissair der Jonischen Inseln, gesandt. 8
Der Erzieher des Prinzen George von Cumberland, Herr Jelf, hatte am vergangenen Sonntage die Auszeichnung, in der Privat⸗Kapelle Sr. Maj. zu Windsor, wo der Koͤnig und die Koͤnigl. Familie anwesend waren, den Gottesdtienst
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