1829 / 238 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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An. 1““ b““ Irland. 1.

London, 21. Aug. Heute geht das Dampfschiff „Su⸗

perb“ ab, um die Kaiserin von Brasilien abzuholen.

„unsere Correspondenz von Lissabon,“ heißt es in der Times, „so voll sie auch jedesmal von Meldungen neuer arbitrairer Maaßregeln, Handlungen der Rachgier und der Strenge ist, hat doch seit einiger Zeit durch die Unthaͤtigkeit oder gänzliche Unterwerfung der Constitutionnellen, als einer Parthei, von ihrem Interesse sehr viel verloren. So lange noch begruͤndete Hoffnungen vorhanden waren, daß einem ge⸗ haͤssigen und erniedrigenden Despotismus ein erfolgreicher Widerstand geleistet werden koͤnne, erregte auch jede lokale Bewegung oder Aufwallung, wie sie sich hin und wieder zeigte, unsere Neugierde und unser Mitgefuͤhl. Dies muß jedoch jetzt aufhoͤren, da wir eine so allgemeine Unterwerfung und ruhige Hingebung vor uns sehen, und Portugal in sei⸗ ner jetzigen Gestalt wird nicht mehr Aufmerksamkeit erfördern oder verdienen, als einer der Barbaresken⸗Staaten. Wer wuͤrde wohl auch auf den Einfall kommen, mittelst eines woͤchentlichen Packet⸗Bootes die Grausamkeiten und brutalen Ausschweifungen des Deys von Algier oder des Sultans von Marocco registriren zu wollen?

Mit dem Schiffe „Maria Isabel“, das aus Brastlien gekommen ist, sind auch der Marquis und die Marquise von Palma angelangt, welche Ihre Majestaͤten, die Kaiserin von Brasilien und die Donna Maria da Gloria, nach Rio⸗Janeiro begleiten sollen. Der Marquis v. Palmella soll inzwischen den Wunsch geaͤußert haben, daß die junge Koͤnigin noch nicht abreise, weil dadurch die Conservation Terceira's und die Wiedergewinnung der uͤbrigen Azoren schwieriger werden duͤrfte.

„Des Sturmes ungeachtet“, liest man im gestrigen Blatte der Times, „der sich in Paris gegen das neue Mi⸗ nisterium erhoben hat, glauben wir doch nicht, daß die Hef⸗ tigkeit desselben den beabsichtigten Zweck erreichen wird. Die Dinge selbst sind zu einer Art von Krisis gekommen. Von der Politik, die Sachen so weit zu treiben, falls keine abso⸗ lute Nothwendigkeit dazu vorhanden war, wollen wir hier nicht reden, weil wir zu einer vollständigen Discussion dar⸗ uͤber die noͤthigen Data nicht alle besitzen; da nun aber der 892311 einmal begonnen hat, so ist es ganz was Ande⸗ res, daruͤber sprechen zu wollen, ob es jetzt wohl recht sey, wieder nachzugeben. Hier haben wir nun guten Grund, zu glauben, daß das Franzoͤsische Ministerium nicht wieder vom Ruder gebracht werden wird, ohne daß es die unge⸗ 1221 Anstrengungen machen werde, sich in seiner Stel⸗ ung zu behaupten. Die jetzigen Minister sehen diese Frage unbezweifelt als eine solche an, die nicht blos ihre eigene amtliche Existenz, sondern noch viel hoͤhere Interessen betrifft, und werden darum auch, ohne auf irgend einer Seite ein Schwanken zu zeigen, ihre Posten mit aller Macht verthei⸗ digen. Die Krisis, wir wiederholen es, kann, in Folge falscher Beurtheilungen, auf eine zu uͤbereilte Weise herbei⸗ gefuͤhrt worden seyn; Zeit und Umstaͤnde sind vielleicht, eben so wie die Personen, nicht ganz richtig gewaͤhlt worden doch jetzt ist es zu spaͤt, uͤber diesen Punkt noch zu deliberi⸗ ren. Der Sturm ist leider einmal erhoben, und diejenigen, die ihn erhoben, duͤrften es, wie man glaubt, gefaͤhrlicher er⸗ 9 jetzt wieder nachzugeben, als dem Sturme Trotz zu ieten.“

Man lieset in demselben Blatte: „Obgleich wir keinen Antheil an der Heftigkeit nehmen, womit die Franzoͤ⸗ sischen liberalen Zeitungen die Minister angreifen, muͤssen wir doch unsern Widerwillen gegen eine alberne Unwahrheit in einigen in unsern Abendzeitungen enthaltenen —2 Briefen aussprechen, daß naͤmlich die Eigenthuͤmer der libe⸗ ralen Zeitungen eine Zusammenkunft gehalten und uͤberein⸗ gekommen waͤren, die ihnen gehaäͤssige Administration durch Mißhandlung Englands, aus dessen Rathschlaͤgen sie sie her⸗ vorgegangen glaubten, zu stuͤrzen.“

Die Times widerspricht auch der Behauptung in Franzöͤsi⸗ schen Bläaͤttern, daß der Herzog von Wellington in vertrau⸗ tem Briefwechsel mit dem Koͤnige von Frankreich stehe. Sie glaubten nicht, daß der Herzog auch nur eine Sylbe an Se. Majestaͤt seit dessen Throndesteigung geschrieben.

Bekanntlich ist der Englische Kaufmann Miller in Car⸗ in Columbien wegen Gold⸗Legirung zum Tode ver⸗ urtheilt worden. Die Columbischen Goldschmiede, welche die Arbeit fuͤr ihn verrichtet, wurden freigesprochen. Unser Con⸗ sul Hr. Watts bewirkte die Aufschiebung der Hinrichtung des Hrn. Miller, bis er auf seine Verwendung fuͤr ihn bei Bolivar Antwort haben wuͤrde. Aus Bogota war in Carthagena ein Befehl eingegangen und gleich in Kraft ge⸗

Schild ohne Saͤulen zu sehen ist, um 25 pCt. im Werth 22 wie es schon ein Jahr fruͤher auf Jamaica ge- ehen ist.

Die Spanische Regierung hat unterm 4. d. verfuͤgt, daß fremde Schiffe, die in einem Spanischen Hafen einlau- fen, nicht wie bisher genoͤthigt seyn sollen, das Tonnengeld, wenn sie es schon in einem andern Spanischen Hafen, aus welchem sie zunaͤchst kommen, entrichtet, noch einmal zu er⸗ legen; außer, wenn sie Guͤter zu loͤschen beabsichtigen.

Ein Schreiben aus Mexiko sagt, die Vereinigten Staa⸗ ten haͤtten ein Darlehn von 10 Millionen Psd. Sterling angeboten, um die Republik zur Abwehr des Spanischen Angriffs in Stand zu setzen, jedoch gegen Verpfaͤndung von Tejas und Kalifornien, die den Nord⸗Amerikanern bleiben wuͤrden, wenn Merrtko sie nicht nach einer bestimmten Zeit wieder einloͤsen wuͤrde. 1

Die, in Buenos⸗Ayres herauskommende Englische Zei⸗ tung British Packet erschien am 25. Mai nicht, weil nach einem Artikel der Uebereinkunft der Regierung mit dem Vicomte von Venancourt keine, fuͤr den Franzoͤsischen Cha⸗ rakter kraͤnkende Bemerkungen in die dortigen Blaͤtter auf⸗ genommen werden durften.

Die Kapitalisten klagen hier, sie haͤtten nicht gewußt, daß so wenig Schatzkammerscheine, um ihr Geld anzulegen, in Umlauf seyen. Sie fangen wieder an, wiewohl mit gro⸗ ßer Vorsicht, sich auf Waaren⸗Spekulationen zu legen. Heute hat ein, nach Mauritius handelndes Haus mit einem Passivum von 45,000 Pfund fallirt.

Noch ist das Wetter fortwaͤhrend so schlecht, daß man den Berichten von einer ungunstigen Aerndte immer mehr Glauben beizumessen anfaͤngt.

Nachrichten aus Calcutta vom 18. Maͤrz zufolge wird die Dampfschiffahrt zwischen Großbritanien und Ostindien naͤchstens eroͤffnet werden. Am 28. Februar sollte das Schiff Thetis von Bombay nach dem rothen Meere abgesegelt seyn, um den Prinzen von Delhi als Pilger nach Mekka zu brin⸗ gen. Unterwegs wird es 600 Tonnen englischer Steinkohlen auf vier Stationen an's Land setzen, näͤmlich in Aden, Dschudda, Kosseir und Suez. Auch nach Mokka ist eine große Ladung Steinkohlen gebracht worden. Wenn sich zu der Zeit, wo das Dampfboot aus Bombay zu Suez einmrisße ein anderes zu Alexandrien befindet, so koͤnnen wir in 50 Tagen Nachrichten aus Calcutta erhalten. Das Wei⸗ chen der Brasilianischen Fonds wird den außerordentlichen Ausgaben fuͤr die Vermaͤhlung des Kaisers und den Unter⸗ halt der Koͤnigin von Portugal zugeschrieben. Portugiesische dagegen sind gestiegen, weil naͤchste Woche eine Ver⸗ von Inhabern dieser Obligationen gehalten wer⸗ den soll.

Die Zahl der zur Deportation nach Neu⸗Suͤd⸗Wales Verurtheilten wird sich, wie es heißt, in diesem Jahre auf 4000 belaufen. Ein Schiff in Portsmouth hat bereits 200 derselben an Bord genommen; vier andere mit derselben Bestimmung werden noch ausgeruͤstet.

Daànemark.

Kopenhagen, 20. August. Vorgestern um 3 ¾ Uhr 8*

Nachmittags wurde in der ganzen Hauptstadt ein ziemlich

starker Stoß, angeblich in nordwestlicher Richtung, verspuͤrt,

welcher einige Sekunden woͤhrte Die Meisten glaubten ein ohles Donnern, wie das Rollen eines Wagens durch ein hor, zu vernehmen, worauf mittelbar ein eben erfolgte, als wenn ein schwerer Gegenstand umfsiele. An mehreren Stellen wankten die Mauern, und die Moͤbeln in den Zim⸗ mern zitterten merklich, Fenster klirrten, Buͤcher sielen von den Brettern ꝛc. Anfangs verbreitete sich das durchaus un⸗ gegruͤndete Geruͤcht, ein Pulverthurm sey zu Frederiksvaärk, 7 Meilen von hier, in die Luft gesprungen: hoͤchst wahrschein⸗ lich war es die Nachwirkung eines entfernten Eröͤbebens. Seit dem Erdbeben von Lissabon, welches ebenfalls hier ver⸗ spuͤrt wurde (den 1. Nov. 1755), hat an hiesigem Orte kein ähnliches Natur⸗Ereigniß stattgefunden. Das Barometer, welches gegen 12 Uhr um 3 Linien gestiegen war, aͤnderte seinen Stand im Augenblicke des Stoßes nicht im Mindesten.

Deutschland.

Tegernsee. Am verflossenen Sonntag Abends ist die Frau Erzherzogin Sophie von Oesterreich in Begleitung des Fuͤrsten Zizka und Gefolges in 3 Wagen allhier zur großen Freude der Koͤniglichen Mutter und Schwester angekommen. Ihr Gemahl hat sich in der Zwischenzeit auf seine Besitzun⸗ gen in Boͤhmey begeben. Bis 4. Oct. werden Beide wieder in Wien eintreffen.

Bei günstiger Witterung machen die

setzt, die Silbermuͤnze (die s. g. Macaroni), auf welcher ein

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