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8 1g. Allgemeinen Preußischen Staats⸗
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Zeitun g Nr. 245.
en beginnen wollte, wurde das Gedraͤnge und der Laͤrm so Zdaß eine Verstärkung von Gensdarmen herbeigeholt werden mußte, um das Publikum, das die Thuͤr des Ge⸗ richtssaales gesprengt hatte, wieder zur Ruhe zu bringen. Nachdem Herr Bertin der Aeltere erklaͤrt, daß er die ganze Verantwortlichkeit des angeschuldigten Artikels auf sich nehme, den er zwar nicht verfaßt, aber doch an 8 Stellen umgearbeitet habe, unterstuͤtzte der Koͤnigl. Advo 85 Hr. Levavasseur, die Anklage in einer Rede, aus en 9 folgende Stellen entnehmen: „Die Sache, welche st ge genwaͤrtig beschaͤftigt, meine Herren“, begann d. ioc keit trauriges Beispiel der Fortschritte, welche die 3 gellosig * der Presse unter uns macht! Bisher hatten die Bee. so heftig sie auch die Minister angreifen mochten, doch die Person des Koͤnigs geehrt. Sie erkannten, daß diese in einer uͤber den Leiben schaften der uͤbrigen Menschen erhabe⸗ nen Sphaͤre stehen, und deshalb ihren Anklagen unzugaͤng⸗ lich sey; sie erkannten, daß die oͤffentliche Dankbarkeit dem Könige zwar Alles von ihm ausgehende Gute zuschreihen muͤsse, daß ihm aber niemals etwas Uebles vorgeworfen wer⸗ den köͤnne. Es läßt sich bezweifeln, daß diese Versicherungen der Blaͤtter immer aufrichtig gewesen seyen; sie waren aber wenigstens eine der Ordnung und Schjicklichkeit gebrachte Huldigung. Jetzt, meine Herren, ist es anders; die Zeit der Vorsicht und Schonung scheint voruͤber und die Achtung vor dem Königthume nicht mehr Sitte zu senn. Nicht nur ge⸗ gen die Minister, sondern auch gegen den Fuͤrsten selbst wendet man sich; ihn, fuͤr den es keine Richter auf Erden giebt, weil es sei⸗ nes Gleichen nicht giebt, fuͤhrt man vor das Gericht der oͤffent⸗ lichen e Die unabhaͤngigsten Acte seiner Praͤroga⸗ tive werden mit aͤußerster Bitterkeit getadelt, und man scheut sich nicht, zu verstehen zu geben, daß zwischen ihm und sei⸗ nem Volke nur noch die Bande der Furcht hetrschen, weil die der Liebe und des Vertrauens zerrissen seyen. Sie wissen, welche Vorfaͤlle dieser Unordnung vorangegangen sind; der König glaubt, sein Ministerium oͤndern zu muͤssen, und be⸗ ruft Männer in seinen Rath, deren Ergebenheit und Treue er kennt. (Hier entstand unter den Zuhoͤrern ein mißbilli⸗ — Gemurmel, welches der Praͤsident mit der Bemerkung ischwichtigte, daß der Gerichtshof jede Aeußerung der Miß⸗ billigung oder Billigung durch energische Maaßregeln hemmen werde.) Der Koͤnig beruft Maͤnner, deren Ergebenheit und Treue enens ges Sräsmtfend eatts egehg se Lehe 2 en si ie unguͤn e 2 sagungen vernehmen, und Be lehncün 2 aller Art werden gegen die neuen Minister gerichtet. Diesen Ausschweifun⸗
gen gegenuͤber schwieg die 5 — man sich daruͤber gewundere del che eer 18
sie es that, denn es noch Maͤnner, welche sich nicht koͤnnen, daß so⸗ bald das Vertrauen des Königs sich zu einem seiner Unter⸗
thanen herabgelassen hat, dieser halb des allgemeinen Gesetzes gestellt een n. eus 4 den der Thron dem niedrigsten Burger bewilligt, de⸗ nen verweigert werde, welche den Thron umgeben, daß die Verlaͤumdung und Beleidigung in Bezug auf sie ploͤtzlich zu rechtmaͤßigen Waffen werden, und baß man von em Tage an, wo sie die Stufen des Thrones besteigen, sie mmg ea als Boͤsartige und Ehrlose behandeln könne. Doch abgesehen von unsrer persoͤnlichen Meinung üͤber diesen Ge⸗ genstand, die pöͤffentliche Behoͤrde hat geschwiegen, so lange die Angriffe nur gegen die neuen Minister gingen, sobald wir aber diese Angriffe gegen den Monarchen selbst gerichtet, her; Rechte verkannt, seine Praͤrogatide compromittirt sa⸗ gekommen, Zußten wir das Stillschweigen brechen und sind jetzt andal eum eine glänzende Genugthuunng fuͤr einen neuen Skandal zu erst glanze 9
nal des Débats voenrsuchen. Diesen Skandal hat das Jour⸗ ist es denn noch —2 August Frankreich gegeben. „„So „ „dieses Band der Lieh zerrissen““, sagt der Redacteur, sk unt M ee und des Vertrauens, welches das Volk mit dem Monarchen verknuͤpfte 2727 Diese Worte, meine Herren, lassen sich auf zweifrete vas AA aber gleich gehaͤssig und für die geheiligte Person des Königs beleidigend sind. Entweder liebt der Köͤnig sein Volk nicht
mehr, und 2 das Vertrauen sei
oder das Volk liebt seinen Koöͤnig Vertrauen mehr zu ihm. Aber noch
J sich der Köͤnig bei einer religiösen Feieritagen Tagen zeigte
Feierlichkeit ohne Miß⸗
schönste Attribut des Koͤnigthums,
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fuͤrchten soll.
1 ben so heiter,
lreich wie fruͤher. Hecbhe⸗
oder Verdacht an. Wird
beduͤrfen, zum hier das Ver⸗
Ist die Liebe des Volkes nicht das und ist nicht der erhaa-
benste Charakter desselben die Tugend eines guten Königs?
Ist nicht die Vermuthung einer entgegengesetzten Gesinnung
selbst bei einem Tyrannen die furchtbarste Beleidigung,
und veraͤndern diese Beschuldigungen ihren Charakter, wenn
ste an den Nachkommen Ludwigs NXII., Heinrichs 11. und
Ludwigs XVI. gerichtet werden? Der Verfasser des ange.
schuldigten Artikels faͤhrt fort: „„Noch einmal wirft sich
der Hof mit seinem alten Groll, die Emigration mit ihren
trauten mitten unter dem Volke, welches er Seine Stirn war eben so ruhig, sein Blick e seine Wache eben so wenig za zeigte von seiner Seite Furcht es großer Anstrengungen jehen darzuthun?
. 8 Vorurtheilen, das Priesterthum mit seinem Freiheitshasse
zwischen Frankreich und seinen Koͤnig. Was es durch 430 Jahre der Arbeit und der Leiden erobert hat, das nimmt 8 man ihm; was es mit der ganzen Macht seines Willens und 8
mit aller Energie seiner Wuͤnsche zuruͤckstoͤßt, das dringt man ihm gewaltsam auf.““ Lassen Sie uns hier einige Betrach⸗ trachtungen machen. Von welcher Eroberung wird hier ge⸗ sprochen? Offenbar nicht von den Eroberungen der Franzoͤsi-.— schen Waffen, denn diese hat nicht der Koͤnig Frankreich ge⸗ raubt. Es ist also von unseren Institutionen die Rede, und
hier muͤssen wir laut behaupten, daß Frankreich nichts erobert
hat, sondern Alles hat der Koͤnig in seiner souverainen Macht⸗ vollkommenheit gegeben. Es waͤre undankbar, unsre jezigen Institutionen als Zugestaͤndnisse darzustellen, die man der Schwaͤche einer Fhfessen Macht abgedrungen haͤtte. Man spricht von Gewaltthaͤtigkeiten; wo sind sie? Wer hat sich von der constitutionnellen Linie entfernt? Wir forbdern Euch auf, zu antworten; aber Ihr habt Euch ja selbst widerlegt, indem Ihr anerkanntet, daß Gewalt unmöglich sey, daß die Bajonnette Hent sa Tage Intelligenz befäßen, und das Gesetz ehrten. Vielleicht wird man sagen, der An. griff gehe nicht gegen den Koͤnig, sondern gegen den Hof, gegen die Emigration und das Priesterthum. Dies sind aber Worte, die unter einer constitutionnellen Regierung keine Kraft haben. Diese Dinge kennen wir nicht mehr; es giebt keinen Hof, keine Emigration mehr, und das Priesterthum steht unter den Gesetzen. Es giebt keine andere Macht mehr, als die des Koͤnigs, und die Ernennung der Minister ist ciin Act seiner souverainen Macht. Dieses Recht also ist es, welches man angreift. „„Und welche treulosen Rathschlaͤge,“7 fuͤgt der Verfasser des Artikels hinzu, „„haben die Weis⸗ heit Karls X. so irre leiten, und ihn in einem Alter, wo Ruhe um sich her die erste e gng des Gluͤckes ist, auf b eine neue g2 der Zwietracht fuͤhren koͤnnen? Und war⸗ um? Was haben wir gethan, daß unser Koͤnig sich so von uns trennt?““ Wir wiederholen es, dies heißt die con⸗ . stitutionnelle Autoritaͤt des Koͤnigs angreifen. M. H,; abe das Meinige gethan, thun Sie jetzt das Ihrige! . andelt sich um die Entscheidung uͤber die kostbarsten In⸗ teressen des Staates, um die Befestigung der Grundlagen unserer Gesellschaft; es handelt sich darum, zu entscheiden, ob S die Monarchie unter uns nur noch eine leere Theorie, und ob der Fuͤrst in welchem unsre Vaͤter den Repraäsentan⸗ * ten Gottes, den Vater des Vaterlandes und den Aus nu“] der Gnade und Gerechtigkeit sahen, nur noch ein Thea⸗ * ter⸗König ohne Macht und Kraft seyn soll; ob er, der
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einen großen Theil seiner souverainen Rechte hochherzig 8 gezpfer⸗ bh⸗ nicht wenigstens diejenigen frei ausuͤben he welche er sich vorbehalten hat, und ob er sein Vertrauen I nicht verschenken kann, ohne sich durch das Journal des De⸗ 1. bats seiner Rechte auf die Liebe der Franzosen verlustig et⸗ 8 klaͤrt Dies, m. H., sind die Fragen, deren üung 1
u sehen. D. vom . dieses Prozesses abhaͤngt. gesagt, um darzuthun, daß derselbe nicht ft seyn kann.“ Der Anwald des Koͤnigs trug zum Schlusse auf die Anwendung der gesetzlichen Strafen gegen Herrn Bertin an, 98 und ließ die Sache in Betreff des Hrn. Becquet dem erleuch⸗ c. teten Ermessen des Trihunals anheimgestellt. Nachdem Herr
Dupin der Aeltere einen langen Vorkrag zur Vertheidigung 1
Dies ist genug
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des Journal des Débats (aus welchem wir uns einen
ug auf morgen vorbehalten muͤssen) gehalten, zog sich das Bericht in das Raths⸗Zimmer zuruͤck, und faͤllte nach einer *
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