1829 / 245 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

anderthalbstuͤndigen Berathung das oben angegebene Urtheil gegen Herrn Bertin; der Verfasser des angeschuldigten Ar⸗ tikels, Herr Becquet, wurde freigesprochen. Saͤmmtliche Oppositions⸗Blaͤtter sprechen ihre Unzufrie⸗ denheit uͤber die Verurtheilung des Journal des Debats aus. Die Redacteure des Propaggteur de Bordeaux und des Messager de Marseille sind wegen Preßvergehen, Ersterer zu eainmonatlicher Haft und 600 Fr. Geldstrafe, Letzterer zu drei⸗ mmonatlichem Gefaͤngniß und einer gleichen Geldsumme, verur⸗ theilt worden. Die Gazette de France giebt Folgendes als irrige An⸗

gaben der Journale: Aus dem Courrier francgais. „Ei⸗ ner der Redarcteure der Times ist in Paris angekommen, um

⸗eeine Correspondenz zwischen den Buͤreaux des Ministeriums und der Redaction jenes Blattes zu organistren.“ Aus

8* dem Journal des Debats: „Man spricht von der Er⸗

nennung des Staatsraths Ferdinand v. Berthier zum Un⸗ ter⸗Staats⸗Secretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten.“ Die mit der Aufsuchung eines interimistischen Lokals

fuͤr die Sitzungen der Deputirten⸗Kammer beauftragte Com⸗

misston soll kein dazu geeignetes Gebaͤude gefunden haben. Die Bauten in den besichtigten Lokalen wuͤrden wenigstens 800,000 Fr. kosten, da außer dem Sitzungs⸗Saale auch Zim⸗ mer fuͤr die Buͤreaux und Commissionen, fuͤr die Biblio⸗ thek und das Archiv nothwendig sind. Ein Saal im Hofe des Palais Bourbon wuͤrde dagegen mit 100,000 Fr. erbaut werden koͤnnen, und den Vortheil darbieten, daß die fuͤr die Beduͤrf⸗ nisse der Kammer noͤthigen Lokale alle bei der Hand waͤren.

Graf la Bourdonnaye soll zu einem der Commissaire gesagt haben, die Kammer werde nicht vor dem 1. Febr. zusammen⸗

derufen werden. Aus Gibraltar schreibt man vom 11. Aug.: „Durch ein von Merxiko hier eingelaufenes Schiff, das in den ersten Tagen des Iuni von dort abgesegelt ist, erfahren wir, daß in der Republik die vollkkommenste Ruhe herrscht, daß der Praͤsident Guerrero energische Maaßregeln füͤr die Einziehung der Staatseinkuͤnfte traf und daß Allles zu einem kräftigen Widerstand gegen die Spanische Expedition vorbereitet war.“⸗

Nachrichten aus Madrid vom 17. Aug. zufolge war dort die Freude der Apostolischen uͤber die Ministerial⸗Ver⸗ aͤnderung in Frankreich sehr groß.

Der Angriff der Franzoͤsischen Schiffs⸗Division gegen die Flottille von Buenos⸗Ayres ist in der Nacht vom 21. auf den 22. Mai geschehen. Man erwartet bald die Be⸗ kanntmachung des amtlichen Berichts des Commandanten der Fregatte „Magicienne“, Grafen Venancourt,

Großbritanien und Irland.

London, 27. August. Der neue Pallast von Pimlico soll, auf des Koͤnigs persoͤnlichen Wunsch, sehr bald in fer⸗

8 tigen Stand gesetzt werden; es sind demnach jetzt nahe an

1000 Arbeiter bei diesem Baue beschaͤftigt. Der Sun⸗

8 day⸗Times zufolge sind fruͤher 10,000 Pfd. woͤchentlich fuͤr

den Bau dieses Pallastes verausgabt worden; seltdem wurde 8 die Summe beschraͤnkt, doch belaͤuft sie sich noch immer auf 3060,000 Pfs;. vierteljaͤhrlich. Sobald der Pallast von Pim⸗ lico vollendet seyn wird, soll das alte Schloß von St. Ja⸗ mes niedergerissen werden.

8 Die Ultra⸗Tory⸗Blaͤtter, Morning⸗Journal, Standard und Age, geben sich viele Muͤhe, zu beweisen, daß dem Cou⸗ rier alle officielle Mittheilungen entzogen worden, weil die

Riedacrtion desselben wichtige Neuigkeiten voreilig den HH.

Rothschild und Montefiore ausgeplaudert und wohl gar zur

1 8 Stock⸗Jobberei gemißbraucht habe. Der Courier erkläͤrt diese Behauptung fuͤr eine freche Luͤge, und duͤrfte, falls kein Wi⸗ derruf statt faͤnde, die Sache vor Gericht bringen.

b In der Times liest man: „Die hiesigen Lobredner Dom Miguels, die jetzt mit der Liberalitaͤt seiner Agenten nicht zufrieden sind, drohen, falls die Erfuͤllung früͤher ge⸗

mmachter Versprechungen ihnen ferner vorenthalten bleibt, mit

merkwuͤrdigen Aufschluͤssen hervorzutreten.“

Am Geldmarkte haben heute die Staatspapiere neuer⸗ dings eine Steigerung erfahren und zwar, wie es heißt, in Folge des nun gbgeschlossenen 4p Ctigen Anlehns von Einer Million Pfund Sterling, welches die Bank von die Stadt London macht.

Niederlande. 1“ Bruͤssel, 29. August. Der kurze Aufenthalt der Kai⸗ serin von Brastlien in Ostende hatte dort eine große Menge

vpon Fremden herbeigezogen. Mehrere von den, Ihrer Ma⸗

jestaͤt vorgestellten gefluͤchteten Portugiesischen Officieren uͤber⸗ reichten Bittschriften. Ueber alle Beschreibung ruͤhrend war

1“ der Abschied der Monarchin von den zuruͤckbleibenden Perso⸗

mit sich bringen.

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nen ihres Gefolges. Wie man versichert, wird Ihre Ma⸗ jestaͤt, nach Ihrer Ankunft in Portsmouth, sich, ohne ans Land zu steigen, gleich an Bord der Sie erwartenden Fre⸗ gatte begeben, um auf derselben mit der Koͤnigin Maria da

Gloria nach Brastlien zu segeln.

Der Minister des Innern hat unterm 4ten dieses Mo⸗ nats ein Reglement erlassen, welches Verfuͤgungen zur Er⸗ haltung der Archive des Koͤnigreiches, der Provinzen und der Gemeinden, und die Bedingungen enthält, unter welchen Pri⸗ vatleute zu selbigen hinzugelassen werden duͤrfen, deren Ab⸗ sicht es ist, im Interesse der Niederlaͤndischen Geschichte, die 1ae e Documente zu untersuchen und zu Tage zu be⸗

rdern.

In Seraing, nahe bei Luͤttich, fand am 26sten in der dortigen Steinkohlengrube eine schreckliche Explosion statt, wodurch von 56 Arbeitern, die sich gerade dort n. 36 auf der Stelle getoͤdtet und mehrere der uͤbrigen halbtodt her⸗ ausgezogen wurden; außerdem kamen noch 7 Pferde um’'s Leben. Bei dieser Gelegenheit zeichnete sich der dortige Pfar⸗ rer in seinen Anstrengungen, alle nur moͤgliche Huͤlfe zu leisten, auf eine hoͤchst lobenswerthe Weise aus.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 25. August. Es ist entschieden, daß der Staatsrath Graf v. Rosenblad das Justiz⸗Portefeuille statt des verstorbenen Grafen v. Gyllenborg (der diesen ersten Posten im Koͤnigreiche seit 1809 bekleidet hatte) erhaͤlt.

Am 19ten d., zwei Tage vor der Kroͤnung J. Maj., war im Adelsstande Debatte uͤber einen Antrag des Hrn. v. Rosenqwist af Ackershult, daß die Reichsstaͤnde durch eine große Deputation die Koͤnigin ersuchen sollten, zur evange⸗ lisch⸗lutherischen Religion uͤberzugehen. Frhr. von Anckar⸗ swäͤrd (C. H.) bestritt denselben als unziemlich, da die Con⸗ fesston der Koͤnigin nie ein Gegenstand der Besorgniß fuͤr die Schweden werden, noch ihren Religionsfrieden stoͤren koͤnne. Er verlangte, unter allgemeinen Beifalls⸗Bezeigun⸗ gen der Versammlung, daß der Landmarschall gar keine Kenntniß von demselben nehmen solle. Graf de la Gardie und andre v stimmten ihm bei, worauf denn auch der Landmarschall den Vorschlag des Antrages an den Stand zu machen verweigerte, der mithin ganz verworfen ward.

Das Storthing in Norwegen versammelt sich im Fe⸗ bruar, und Se. Maj. gedenken im Maͤrz dorthin abzugehen.

Deutschland.

Dresden, 30. Aug. Durch das am heutigen Mor⸗ gen erfolgte Ableben des Conferenz⸗Ministers, wirklichen Geheimen Raths und Kanzlers, Ernst Friedrich Karl Aemi⸗ lius Freiherrn von Werthern, Großkreuz des Seagc Saͤchsi⸗ schen Civil⸗Verdienst⸗Ordens, des Koͤnigl. Preußischen Jo⸗ hanniter⸗Ordens Ritter und Domherrn des Domstifts Mer⸗ seburg, hat Sachsen einen seiner ersten und verdientesten Staatsbeamten verloren.

Frankfurt a. M., 30. Aug. Zu Anfang dieser Woche zeigte sich in dem Handel mit Oesterreichischen Staats⸗Effec⸗ ten ein bemerkliches Aufleben. Die nächste Veranlassung dazu fand sich in dem bedeutenden Stelgen ber Franzöfischen Rente, welche nach und nach wieder auf den Punkt kam, wor⸗ auf sie das neue Ministerium bei seinem Auftreten gefunden hatte. Dann wirkten auch die guͤnstigen Nachrichten aus Wien, von woher zwar eben keine hoͤhern Course, aber beru⸗ higende Notizen uͤber den Stand der politischen Angelegen⸗ heiten im Orlent gemeldet wurden. Dazu kam, daß ein hie⸗ siges großes Haus ansehnliche Einkaͤufe von Bant Aetien und Metalliques machte. Diese verschiedenen Umstände zusam⸗ mengenommen bewirkten, daß Metalliques im Laufe der Woche von 98 auf 98 ¾ ½, Bank⸗Actien von 1342 auf 1369, Partial von 125 auf 126 ½, und 100 Fl. Loose von 165 ¾ auf 165 gegen Baar in die Höhe gingen. In allen diesen Paptersorten fand ein namhafter Umsatz statt, obschon die Spekulationslust einige Hemmung in der Besorgniß fand, der nahende Monats⸗Abschluß duͤrfe wohl einige Geldklemme Man bot daher auch fuͤr Metalliq. pCt., fuͤr Bank⸗Actien 1 Fl. pr. Stück, und fuͤr Partial ½ pCt. mehr an, auf ein Monat taͤglich zu kuͤndigende Lieferung, als pr. comptant bezahlt wurde. Daß der Cours der Preußischen Staatsschuldscheine an der Berliner Boͤrse eine ruͤckgaͤngige Bewegung erfuhr, konnte nicht ohne Einfluß auf unsern Platz bleiben; doch hielt sich dieses Effect in willigem Begehr und war selten offerirt. Die 4 proc. Darmst. und Baierischen Oblig., Darmst. und Badische Loose, 5proc. Preuß. Engl⸗ Obligationen und Oesterreichische Bethmannische Obligationen, waren eher ausgeboten als gefragt, auch ging darin im Gan⸗ zen nur wenig um. Uebrigens laͤßt sich bemerken, wie un⸗

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